Die Geschichte der Juden in Emersacker

January 11, 2013

Emersacker Schloss

Castle of Emersacker

Emersacker ist ein kleiner Ort etwa 25 km nordwestlich von Augsburg gelegene Gemeinde mit etwa 1400 Einwohnern. Mit dem Flüsschen Laugna, dem Johannesbach und dem Weiherbach gibt es drei Wasserläufe.

Das Zentrum des Ortes an dem auch drei Wege zusammenlaufen ist durch das Burgschloss geprägt, dessen Anfänge auf das 12. Jahrhundert datiert werden.  Die Reste des ehemaligen Schlosses mit zwei kleinen Rundtürmen, werden von der Gemeinde als Rathaus genutzt  und stammen aus dem frühen 18. Jahrhundert. Nach ihren Bauherren wird es allgemein „Fuggerschloss“ genannt. Andere, teilweise weniger gut gepflegte Teile des nicht mehr geschlossenen Ensembles beherbergen die freiwillige Feuerwehr (FFW) und die offenbar einzige (zudem nur abends geöffnete) Dorfgaststätte „Jonnys Kneipe mit Pfiff – Night Rider“ deren äußerer Fensteraushang auch schon etwas vergilbt ist. Die Bank und Sparkasse, der Bäcker und ein kleines Lebensmittelgeschäft haben nur bis Mittag geöffnet, wenn Schülerlotsen in den fast verkehrsfreien Straßen die kleinen Kinder aus der wenige Meter entfernten Schule sicher über die autofreie Straße bringen. Ansonsten besteht der Ort hauptsächlich aus privaten Wohnhäusern, worunter sich einige Neubauten befinden, die eigentümlichen Kontrast zum Zerfall wertvoller alter Bausubstanz stehen.

Emersacker Jonny's Kneipe mit Pfiff Night Rider

Emersacker Schloss Feuerwehr

Emersacker Castle from the outside: next to the pub is the volunteer fire department

Emersacker Rathaus im Schloss

Amtlichen Angaben gemäß sind neun von zehn Einwohnern Katholiken, es gibt einen Bürgerverein, der sich vor zehn Jahren gründete, um wegen der „Strahlengefährdung“ einen Sendemast für Mobiltelefone zu verhindern (wie man das heute sieht, wo jeder drei Smartphones und zwei Tablets hat?), einen Motorradclub der sich um die Restauration eines Feldkreuzes kümmerte und die besagte Musikkneipe, die der örtlichen Burschenschaft („Vereinszweck: Erhaltung und Förderung von Glaube und Sitte, Berufstüchtigkeit und Heimatliebe, Frohsinn und Scherz.“) die erforderlichen Trinkkrüge spendierte, während sich der örtliche Soldatenverein seit zwei Jahrzehnten für die Wiederbelebung der Emersacker WallfahrtMaria zum Blute“ stark macht.

Emersacker Kirchberg Schloss Bank

Blick vom Kirchberg auf Schloss und Hauptstraße

Emersacker Brunnen

fountain at Emersacker cemetery

Emersacker Kirche

St. Martin Kirche Emersacker

Emersacker Kriegsdenkmal Schloss

“Unseren Helden” War Memorial Emersacker

Schloss Emersacker

Schlossbau im Sumpfland

Kaum zu glauben, dass es auch mal eine jüdische Gemeinde in Emersacker gab, die seinerzeit mit etwa 25 Familien sicher die Mehrheit der Bewohner des Ortes ausmachte. Die Zuwanderer kamen auf Einladung der Augsburger Ortsherren Koch und Langenmantel vorallem aus Binswangen, aber auch sogar auch aus Fürth und Bamberg. Demnach ist es auch kein Wunder, dass den Emersacker Juden die alte Gebetsstube bald nicht mehr ausreichte und sie sich eine eigene  Synagoge bauten. Sogar zu einem eigenen Friedhof brachten sie es in Emersacker, weshalb wir auch Dank des Dorfbachs das unbedingte Tauchbad (Mikwe)voraussetzen dürfen. Die jüdische Blüte währte jedoch nur 15 Jahre.

Sparkasse Emersacker

Sparkassengebäude im Bereich der ehemaligen jüdischen Siedlung in Emersacker,  die um 1695 errichtete Synagoge?

Eine erste Ansiedlung in Emersacker soll bereits um 1580 bestanden haben, jedoch ist darüber sonst nichts bekannt und auch jüdischerseits gibt es dazu keine Quellen.

Die ersten Notizen über die Anwesenheit von Juden in Emersacker datieren in das Frühjahr 1685 als der Jude Moses Levi („Mauschi Leve“) Ende März ein Haus mit Grundstück kauft. Offenbar war er aber nicht der einzige Jude am Ort, denn bereits Mitte Mai, also kaum sechs Wochen später schließt die Gemeinde Emersacker mit der jüdischen Gemeinschaft einen Vertrag über Weiderechte, Wegegelder, Quartier, usw. was dem Ort immerhin jährliche zwanzig Gulden einbringt. Entweder war Moses Levi nicht der erste Jude der sich in jenen Wochen in Emersacker niederließ oder aber ihm folgten sehr rasch eine Reihe weiterer Familien. Im Januar wurde den Juden in Emersacker angetragen, dass sie die leer stehenden Gnadenhäuser übernehmen und ausbauen sollten. Als solche verstand man die von einer Ortsherrschaft für das arme Volk erbauten, meist eher dürftigen Hütten, deren Bewohner dementsprechend als „Gnadenhäusler“ bezeichnet wurde. Diese verdienten in der Regel als Tagelöhner ihr eher karges Brot oder waren auf bettelei angewiesen.

Emersacker Bachgasse

Schon 1658 war Emersacker in den Besitz der Fugger gelangt. Vierzehn Jahre später erwarb der böhmische Adelige Heinrich von Schaumburg durch seine Ehe mit einer Fugger den Ort. Er ließ aus seiner Heimat Klatovy (Klattau) eine Kopie eines Marienbildes fertigen, die sodann in der Kirche in Emersacker aufgehängt wurde. Die Landwirtschaft in Emersacker brachte wegen zahlreicher Überschwemmungen nicht viel ein, zudem war der Winter 1684/5 sehr hart und frostig. Während die Bausubstanz des Schlosses wohl unter Frostschäden litt, kostete die Versorgung der Bettler und Tagelöhner der Herrschaft viel Geld. Schaumburg kam deshalb auf die naheliegende Idee, aus dem nur knapp zehn Kilometer entfernten Binswangen Juden anzuwerben und ihnen gegen Gebühren und Abgaben die Gnadenhäuser unterhalb des Schlossbergs entlang der Hauptstraße und der Bachgasse (bei der heutigen Kreissparkasse) und Weiderecht bis zur Laugna käuflich zu überlassen, wo sie nun ihre Schafe und Rinder halten konnten und als Metzger und Händler den Ort belebten. Die unmittelbare Nähe zum Bach ermöglichte problemlos die Einrichtung einer zwingend erforderlichen Mikwe für die kleine Gemeinde. Der Auf- und Ausbau des jüdischen Emersacker verlief offenbar ganz gut. 1688 jedoch starb der Ortsherr von Schaumburg. Seine Witwe, die als gebürtige Fugger sicher ein besseres Leben gewohnt war, verkaufte den Ort desillusioniert an den Augsburger Patrizier Matthias Koch. Als Lutheraner ließ er Schaumburgs Marienbild, für das auch seine Witwe nichts übrig hatte, aus der Kirche entfernen und vor einem Baum aufhängen, wo es bald zum Anlaufpunkt der Katholiken und zum Gegenstand der Anbetung wurde. Dieses sollte sich nun steigern, weshalb man eine Kapelle für das Bild bauen wollte. Die Marienverehrung war zweifellos auch als Waffe gegen den protestantischen Ortsherren gedacht, vielleicht auch als Instrument gegen die Juden. Um das Jahr 1700 wurde nun für das Bild eine Kapelle gebaut und diese später zur Kirche erweitert. Der Umstand, dass das Bild scheinbar der Witterung trotzte und unbeschädigt blieb (was sollte bei täglicher Pflege durch fromme Pilger aber auch schon passieren?), wurde nun als „Wunder“ erkannt und zur Wallfahrt aufgerufen. Damit sollten nun Pilger angelockt werden, was dem Vernehmen nach aber nur mäßigen Erfolg brachte. Irgendwann schien die „Wallfahrt” auch schon einmal in Vergessenheit geraten zu sein, ehe man sie bereits um 1880 mal wieder aufleben ließ.

Emersacker Bach an der hauptstraße

In einem amtlichen Protokoll vom Mai 1688 sind nun bereits zwölf jüdische Haushaltsvorstände aufgeführt: Samuel, Jakob Levi, Schimmele (Samuel), Abraham, Hitzig (Isaak) mit einem Sohn, Natan Levi, Arele (Ariel) Levi, Schimmeles Sohn Natan, Jakob Sohn des Altmann, Matthes Schechter und Isaak Levi. Wir können davon ausgehen, dass sich bei jeden dieser Steuerzahler eine Familie mit Frau und Kindern, ggf. auch Geschwister und Gehilfen befand, weshalb man üblicherweise von acht bis zehn Personen pro Haushalt ausgehen kann. Die Menschen waren es damals gewohnt beengt zu wohnen, was in der Regel wenig anderes bedeutete, als in der knappen arbeits- oder schlaffreien Zeit in der Stube zu sitzen und sich aufzuwärmen. Trotzdem bedurfte jede Familie gewiss eines eigenen Hauses nebst Stallungen für das Vieh, Gerätschaften, aber auch Kutschen und Wägen mit welchen man in andere Orte zum Handeln fuhr.

Emersacker Pfarrer VerzeichnisAus dem Januar 1689 ist die Beschwerde des Pfarrers von Emersacker über den Christen Hans Kehrer erwähnt, der sich offenbar wohl mit jüdischen Kollegen ordentlich betrunken hatte und anschließend für Radau sorgte. Im Juni veräußert Moses Levi seinen Besitz an seine Söhne Jakob und Isaak Levi, während Natan ein Pferd verkauft. Am 15. Tamus des Jahres 5449 (bzw. Montag 23. Juni 1689) kommt es in Emersacker zur Hochzeit von Abraham Levi, dem Sohn des Ariel Levi mit „Schefe“ der Tochter von Matthes Schechter. Die Jungvermählten wohnten bereits in Emersacker.

Emersacker Kirche

Im August siedelt auch  David Levi aus dem fränkischen Schopfloch mit seiner Familie nach Emersacker. Ihm gleich tut es Moses Polak, der vorgibt, aus Binswangen zu stammen. Da dies aber offenbar nicht stimmt, wird er drei Jahre später, als es aufkommt, des Ortes verwiesen. Am 19. Mai des Jahres 1690 erhalten nach Vorsprache von Moses Polak und Moses Levi beim Ortsherren die Emersacker Juden nun sogar die Erlaubnis am Flurstück „an der kalten Ecke“ (an der Ecke Schmiedgasse und Bachgasse) einen eigenen Begräbnisplatz mit der Fläche eines Viertel Tagwerks (ca. 20 auf 40 m =800 m²). Der Friedhof sollte den Juden auch dann noch zustehen, wenn sie dereinst mal nicht mehr am Ort leben sollten. Ob er überhaupt benutzt wurde ist unklar, aber zumindest für die Zeit von 1690 bis 1696 recht plausibel. Für das Jahr 1690 nämlich finden sich in den Aufzeichnungen des Jakob Blumenstengel, seines Zeichens Vogt zu Biburg, unter den 24 gestorbenen Juden, deren Transport zum jüdischen Friedhof von Pfersee und Kriegshaber er aus steuerlichen Gründen protokollierte – für jeden Leichenzug musste Wegzoll gezahlt werden – auch auswärtige Juden notiert. Sie stammten aus Fischach, „Bünßwangen“, Siegertshofen und Emersacker. Entsprechende Notizen sind erst wieder für das Jahr 1695 erwähnt. Selbiges triff auch auf das 1696 als unter 27 registrierten auswärtigen Juden auch wieder welche aus Emersacker sind, bzw. auf Jahr 1698, als für neun tote Juden aus Kriegshaber, Emersacker und Binswangen Wegzoll entrichtet und protokolliert wird. Falls es sich bei diesen nicht um Fälle handelt, in welchen Familienangehörige zusammengelegt wurden, können wir doch davon ausgehen, dass der Friedhof der den Juden in Emersacker eingeräumt wurde, auch entsprechen genutzt wurde. Spuren finden sich davon heute freilich keine mehr.

Im Spätsommer des Jahres 1690 erwirbt der Pferdehändler Abraham Fromm ein weiteres ehemaliges Gnadenhaus und 300 Mauersteine aus welchen er einen Backofen baut und seiner Frau fortan das Gewerbe der Bäckerin ermöglicht. Am selben Tag an dem Abraham Fromm sein Haus erwirbt kommt es zu einem unerfreulichen Zwischenfall, da Matthias Schächter vom Dorfschmied beleidigt und tätlich angegriffen wird. Die Ursache des Streits ist unbekannt, jedoch wird der Schmied auf die Anzeige Schechters hin mit einer Geldbuße bestraft. Einige Monate später, im Mai 1691 wird Matthes Schechter selbst wegen Körperverletzung („Schlaghandel“) angezeigt, sein Opfer ist Natan Simon (der 1688 als Natan Schimeles Sohn aufgeführt wird). Im November des Jahres wird Schmuel Levi wegen Diebstahls angezeigt. Er hatte offenbar seinen Vetter Jakob Levi bestohlen.

Am 10. Dezember 1691, am vierten Tag des Chanucka-Festes bittet der bereits erwähnte Abraham Fromm mit seinem Bruder Jako Fromm aus Binswangen für dessen Aufenthaltsrecht in Emersacker. Da Jakob Fromm sich aber bereits seit 14 Tagen in Emersacker aufhielt ohne, dass er dafür eine Genehmigung erhalten hatte, musste zunächst eine recht saftige Strafgebühr von einem halben Gulden bezahlt werden.

Urkunde 1692 Emersacker Wertingen Juden Friedhof

Datiert auf den 4. Oktober 1692 betrifft das Schreiben “die Juden-Sepultur” in Binswangen, in welchen dort bestattete Juden auch aus Emersacker erwähnt werden. (“So viel die dem Inhaber Wertingen zu Nachstand aufgesteckte Juden-Sepultur anbelangt, weilen nit allein die Juden sich zu keinem Grund-Zins einverstehen, sondern als so gar von Emersacker all dahin geführter Juden halben gegen einen löblichen Burgauischen Oberamt geklagt worden, eine hönische Antwort erfolgt: Als ist des Herren Barons von Pappenheim verlangen, dass die Juden-Sepultur abgetan, und die Sach in alten Stand integrè gesetzt werden solle“).

Emersacker alte SchuppenReste eines alten Hofes in Emersacker

Im Februar 1692 erhielt Benjamin Levi aus Höchstädt, Bruder des Natan Levi das Aufenthaltsrecht in Emersacker. Im Frühsommer geriet Moses Polak in Streit mit dem Christen Hans Schmied wegen ausstehender Pfandrückzahlungen. Bei der Vorsprache beim Ortsherren Matthias Koch ergibt es sich, dass Polak bezüglich seiner Herkunft gelogen hatte und er nicht aus Binswangen stammte, wie er bei seiner Niederlassung angegeben hatte. Er wurde wie bereits gesagt, des Ortes verwiesen. Ob er wenigstens jetzt nach Binswangen ging, ist leider nicht bekannt.  Etwa zur selben Zeit langte der Emersacker Schmied wieder zu und wird dafür, dass er dem Pferdehändler Samuel Levi beleidigt und an der Gurgel gepackt und geschlagen haben soll, seitens der Ortsherrschaft bestraft. Man darf wohl vermuten, dass es bei einem handgreiflichen Streit zwischen einem Schmied und einem Pferdehändler um die Qualität und den Wert der geleisteten Arbeit ging.

Laugna bei Emersacker

 Bach Laugna bei Emersacker

Am 18. Juli 1692 gibt Abraham Fromm bekannt, dass das Kind seines Bruders in seiner Obhut gestorben ist und dass er bereit ist das „Todfallgeld“ zu bezahlen. Dieses war sicherlich die örtliche Gebühr, die von den Juden verlangt wurde, um ihre Toten auf ihrem örtlichen Friedhof beisetzen zu dürfen. Zweifellos war dies auch der Grund, warum den Juden der Begräbnisplatz gestattet wurde: er war für den Ortsherren eine weitere Einnahmequelle. Eine Woche nach dem Trauertag des 9. Aw war der Tod des Kindes für die Familie Fromm sicherlich ein sehr trauriges Datum. Da für das Jahr 1692 wie bereits gesagt Einträge für Überführungen von Emersacker nach Pfersee und Kriegshaber fehlen, können wir recht sicher davon ausgehen, dass der jüdische Friedhof von Emersacker tatsächlich benutzt wurde. In der Woche darauf gibt Simon Schlang zu Protokoll, dass er seine Tochter „Melam“ mit Maram Weyl aus Steinhart bei Oettingen verheiratete und dass der Bräutigam sich mit seiner verwitweten Mutter ebenfalls in Emersacker niederlassen möchte. Im Oktober erwarb Benjamin Levi nun ein eigenes Haus in Emersacker. Er war im Februar aus Höchstädt zu seinem Bruder gezogen. Maram Weyl hingegen kaufte das Gnadenhaus des Natan Simon, während Simon Schemel eine Sölde erwarb, also ein kleines Stück Wiese, wahrscheinlich für seine Schafe. Natan Levi und Abraham Fromm treten in Wertingen und Modelshausen aus Händler n Erscheinung und verkaufen dort Ochsen und Pferde. Ihnen behilflich sind Jakob Levi und Levi Salomon.

Im Februar 1693 wird das Haus des ausgewiesenen Moses Polak „vergantet“, das zwangsvollstreckt, bzw. versteigert. Im Mai wird dem vorhin genannten Levi Salomon der Zuzug nach Emersacker bewilligt, er stammte aus Fürth. Wenige Tage später starb Aaron Levi, der ebenfalls nicht nach Kriegshaber überführt wird, sondern wohl in Emersacker bestattet wird. Simon Schlang begleicht seine Schuld unter der Anwesenheit von Natan Simon als zeugen, bei der Witwe des Verstorbenen, die damit wohl die Begräbnisgebühr für ihren verstorbenen Gatten bezahlen kann. Im Oktober erwirbt sich der zugezogene Levi Salomon ein Haus. Im Januar 1694 überträgt Simon Schlang seinen Besitz auf seinen Sohn Jakob, der beim Ortsherren eigenartiger Weise geloben muss, zu gehen, so er dazu aufgefordert werden sollte. Im März 1694 kommt es wieder zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung. Salomon Levi verklagt seinen Vetter Benjamin wegen eines tätlichen Angriffs. Benjamin wird zu einer Strafe verurteilt, Salomon Levi wiederum soll seine Schuld von 12 Gulden bezahlen. Dies war offenbar der Anlass des Streits. Im April zieht nun auch Josef Max aus dem fränkischen Bamberg nach Emersacker, wo seit einigen Monaten auch Elias Epstein lebt. Im September folgt Josef Merk, dessen Herkunftsort nicht genannt wird.

Emersacker altes HausRemnants of Rural Architecture in former Austrian Swabia

Am 11. November bitten die Vorstände der Juden zu Emersacker, unter ihnen sind auch der Schächter Natan Schimon und Schmuel, darum auf dem am Vortag bewilligten Gnadenplatz ein neues „Judenhaus“ errichten zu dürfen, da das jetzt genutzte Haus „elend“ sei und man dort die nötigen „Ceremonien“ nicht mehr passend verrichten könne. Die jüdische Gemeinde von Emersacker erreicht nun ihren geschichtlichen Höhepunkt. Dies ruft auch sofort den Pfarrer auf den Plan, der sich jedoch mit den Juden über die Höhe der Stolgebühren einigen kann. Die jüdische Gemeinde verpflichtet sich dazu für nunmehr 22 Familien in Emersacker jährlich sechs Gulden zu zahlen und diesen Betrag zu erhöhen, falls die Gemeinde weiter wachsen sollte. Das neue Gebetshaus wird rasch gebaut und mit Jakob Levi aus Höchstädt und seiner Familie gibt es im März weiteren Zuwachs.

Im September 1695 werden die Schutzgelder für Isaak Levi und Matthes Schechter neu ausgehandelt, da der eine erblindet ist und keinem Gewerbe mehr nachgehen kann, während Schechter in der fertig gestellten und zu Suckot eingeweihten Synagoge nun die Funktion des Rabbiners und Schulmeisters einnimmt. Zwei Monate später stirbt Mosche Levi, der 1685 wahrscheinlich als erster nach Emersacker gekommen war. Mit seinem Tod geht womöglich auch die „gute Zeit“ in Emersacker zu Ende. Natan Levi übernimmt die Vormundschaft für die Waisenkinder. Da für das Jahr 1695 wieder eine Beisetzung aus Emersacker in Kriegshaber verzeichnet wird, kann es sein, dass dies Moses Levi betraf.

emersacker 1550Historical depiction of Emersacker about 1690

Im Januar 1696 bittet Matthes Schechter um Hilfe beim Emersacker Ortsherren, um von dem christlichen Händler Friedrich Rampf aus Binswangen die offenstehende Kreditsumme von 14 Gulden zurückzubekommen. Offenbar von der Forderungssumme eindruckt verlangt Matthias Koch nun eine höhere Abgabe von den Juden in Emersacker. Er teilt ihrem Rabbiner Matthes Schechter und dem Gemeindevorstand Samuel Levi mit, dass die jährliche Abgaben der Gemeinde nunmehr 25 Gulden betragen soll. Samuel Levi entschließt sich offenbar spontan den Ort zu verlassen und geht nach Steppach, weshalb schon wenige Tage danach sein Haus versteigert wird. Von dort kommt jedoch Abraham Eppstein nach Emersacker, der das Haus des Benjamin Levi erwirbt. Im Dezember 1697 verlassen auch Abraham Fromm und Benjamin Levi den Ort. Letzterer bittet ein Jahr später um seine erneute Aufnahme.

jüdische Figuren in Emersacker Kirche

Jewish shepherds as depicted in Emersacker Church St. Martin

Da seine finanziellen Vorstellungen offenbar nicht realisiert werden, verkauft Koch nun seinen Besitz wieder an die Fugger. Im Sommer 1700 mehren sich deshalb bereits die Verkäufe von Sölden und Häuser durch die Juden von Emersacker. Unter den Verkäufern sind Simon Schlang, David Levi, Jakob Levi, der Sohn des verstorbenen Moses Levi, Jakob Levi Höchstätter, Natan Levi, Natan Simon, Abraham Eppstein und Schmuel Levi. Im Jahr darauf ist nur noch Abraham Levi erwähnt, der in Emersacker Handel treibt. Als seinen Herkunftsort nennt man nun Schlipsheim. 1705 verkauft Juda Polak aus Steppach ein Haus, das ihm in Emersacker gehörte. Dieses hatte er offenbar ohne in Emersacker gewesen sein von Schmuel gekauft, der inzwischen nach Buttenwiesen übergesiedelt war. Im Jahr 1710 kommt Benjamin Levi wieder für ein Geschäft nach Emersacker, auch er wohnt inzwischen in Schlipsheim. Ähnlich verhält es sich mit Ber Levi und Isaak Levi, die 1712 gleichfalls zur Abwicklung von Geschäften aus Schlipsheim nach Emersacker kommen. Mit ihnen vor Ort sind auch Mayerle Levi und Feist Bacharach aus Binswangen sowie Lazarus Günzburger aus Kriegshaber (dem Besitzer des dortigen Zollhauses) und Chaim Abraham aus Buttenwiesen.

alte Segmühle am Bach in Emersackerthe old lumber brook mill of Emersacker

In den folgenden Jahrzehnten finden sich nur sporadische Hinweise von jüdischen Händlern in Emersacker, meist stammen sie aus Binswangen oder Buttenwiesen, sehr wahrscheinlich mit abnehmenden Bezug zu Emersacker. Nach dem Abzug der Juden aus Emersacker blieb dieses für zweihundert Jahre in der weiteren Entwicklung stecken, weshalb sich die demographischen Daten der Jahre 1700 und 1900 kaum unterscheiden.

Emersacker beSefer Shaar haChasak

Auszug aus dem hebräischen Buch HaSchaar haChasak (mit kleinen Setzfehlern) , etwa um 1750 in Lublin gedruckt, mit einer kurzen Beschreibung der landwirtschaftlichen Bedingungen von Emersacker und einer Würdigung des Rabbiners:

כפר הקטן בשואבין נקרא עמרסאקר בשם כי יש חיטה טובה אנשים קראים אמר או עמר

בסתיו ואביביש שיטפנות רבים כל ההשנה ותמיד הרס את היובל

חיטה טובה אבל האדמה היא ביצה

זכרונות מורה והראש קהילת ר מתיס שייכטער ב’ר אנשל נולד בעיר פירדא ומת בק’ק שטפאך ליד פרשא

( “… das kleine Dorf in Schwaben genannt Emersacker mit Namen, weil es dort guten Weizen gibt den die Leute Amer oder Emer nennen. Im Herbst und im Frühling gibt es jedes Jahr viele Überschwemmungen, welche immer die Ernten zerstören. Zwar wäre der Weizen gut, doch die Erde ist ein Sumpf.

Gedenken an den Lehrer und Haupt der Gemeinde Rabbi Matis Sohn des Rabbi Anschel, geboren in der Stadt Fürth, gestorben in der heiligen Gemeinde Steppach bei Pfersee.”)

Wie man sich vergewissern kann, ähneln die örtlichen Bedingungen in Emersacker denen in Schlipsheim doch einigermaßen, abgesehen davon, dass es von dort nicht weit zu den FaGaSch-Gemeinden war.

https://jhva.wordpress.com/2011/11/17/uber-die-juden-im-schwabischen-schlipsheim/  

Bocksberg (Laugna) Emersacker Schafe

From about 1685 until 1700 there was a vital Jewish community in Emersacker with an own synagogue and cemetery, although today the Jews of Emersacker are almost forgotten. Almost …

Quellen: Adel: Fugger-Laugna, Lit. 20-22 (Emersacker Amtsprotokolle) in: http://digbib.bibliothek.uni-augsburg.de/1174/1.1_Archivfuehrer.pdf (dort auch Einträge zu Bocksberg, Laugna, Leitersbrunn, etc.)

ספר השער החזק

Koutná-Karg, Emersacker im späten 17. Jahrhundert. Bemerkungen zu der jüdischen Gemeinde, in: JHVD 93 (1991)

www.emersacker.de

www.statistik.bayern.de


Ber Ulmo – Tage des Gerichts

November 12, 2012

Aktuell: Buch-Lesung am Mittwoch 12. November 2012, 18 Uhr im ehemaligen Zollhaus Kriegshaber

Am Abend des 23. September 1803 wurden im heutigen Bayerisch-Schwaben, das damals teilweise noch zu Österreich gehörte, an über einem Dutzend Orten zeitgleich die jüdischen Gemeinden Gegenstand polizeilicher Razzien. In Pfersee, Kriegshaber, Steppach, Fischach, Binswangen, Buttenwiesen, Ichenhausen, Hürben, Fellheim, Altenstadt, Osterberg, Hainsfarth, Pappenheim und wahrscheinlich noch an anderen Orten kam es zum selben Szenario.

Während die Juden an jenem Freitag-Abend in ihren Synagogen waren und zwei Tage vor dem Versöhnungsfest Jom Kippur den Beginn des Schabbat feiern wollten, drangen überall grimmige mit Bajonetten bewaffnete Soldaten ein und hielten Männer, Frauen und Kinder stundenlang fest. Unter massiven Drohungen durfte niemand aufstehen oder reden. Einzelne jüdische Männer, in der Regel Vorstände ihrer Gemeinden oder zumindest angesehene Kaufleute, wurden verhaftet und entweder nach Günzburg oder Donauwörth gebracht. Die Anzahl der Verhafteten kann auf über 60 Personen geschätzt werden. Oft dauerte es aber Wochen oder gar Monate, ehe die Häftlinge in den Eisenhäusern erfuhren, weshalb sie überhaupt verhaftet und angeklagt wurden. Willkürlich und kafkaesk wie die Verhaftungen waren auch die Bedinungen der Haft und der Ermittlungen.

Vor dem Hintergrund europaweit operierender Geldfälscherbanden, die sich besonders darauf spezialisiert hatten sog. Wiener Bankozettel zu fälschen, wurden die Verhafteten beschuldigt, einen jüdischen Fälscherring zu betreiben und an ihren Wohnorten in Dachböden versteckte Druckereien zu betreiben. In Straßburg gab es in den darauffolgenden Jahren eine Serie von Prozessen gegen Geldfälscher, die meist von Frankreich oder dem damals noch nicht unabhängigen Belgien heraus operierten. Sie fälschten insbesondere Wiener Banknoten, aber auch andere Währungen, verteilten sie aber hauptsächlichen in deutschen Gebieten, vor allem an Handelsorten wie Frankfurt und Leipzig, aber auch in Süddeutschland. In der Mehrzahl der Banden arbeiteten Christen und Juden als Fälscher zusammen. Meist waren jedoch die Juden für den Umtausch oder Verkauf der Banknoten zuständig, während ihre christlichen Komplizen Druckplatten gravierten, Papier besorgten, usw. Manche der Fälscherbanden weigerten sich aber auch mit Juden zusammenzuarbeiten. Der Gedanke, im damals österreichischen Schwaben eine rein jüdische Fälscherbande als Drahtzieher der internationalen Geldfälschungen ausfindig zu machen, muss für die Ermittler ein sehr verführerischer Gedanke gewesen sein, weshalb sie den falschen Anschuldigungen eines gleichfalls schwäbischen Denunzianten nur zu bereitwillig Glauben schenkten. Dieser war selbst ein Jude, konvertierte später jedoch zum Katholizismus und wurde Diener eines Kardinals in Rom.

Grabmal des Ber Ulmo am jüdischen Friedhof Pfersee / Kriegshaber (Augsburg)

Einer der unschuldig Verhafteten war Ber Ulmo (1751-1837), auch bekannt als Bernhard Ullmann, der von 1781 bis zu seinem Tod insgesamt 56 Jahre lang Vorsitzender der jüdischen Gemeinde von Pfersee bei Augsburg war, die lang den Sitz des angesehenen und berühmten Rabbinats von Medinat Schwaben innehatte. Ber Ulmo begann noch in der Haft einen Bericht über die Verhaftung und Haftbedingungen zu verfassen und vollendete ihn wenige Wochen nach der Freilassung im Frühjahr oder Sommer des Jahres 1804.

Als im Jahre 1861 in Augsburg die Israelitische Kultusgemeinde formell durch den bayerischen König Maximilian II anerkannt wurde, übersetzte Ber Ulmos Sohn Jonas den Text seines Vaters in jüdisch-deutscher Sprache. 1928 fertigte Jonas Neffe Carl Jonas Ulmann von dieser jiddischen Fassung in New York eine englische Übersetzung und ließ sie als Privatdruck in einer kleinen Auflage von hundert Exemplaren drucken. Diese verschwanden im Laufe der Zeit. Nur einige wenige Exemplare befinden sich in Bibliotheken über den Globus verteilt. Ab und an taucht auch ein Exemplar im Onlineangebot eines Antiquariats auf.

Anhand einer Abschrift der hebräischen Handschrift ist es Yehuda Shenef gelungen, den hebräischen Text erstmals in deutsche Sprache zu übersetzen und dabei die Fehler der englischen Übersetzung zu vermeiden. Damit konnte ihm auch gelingen die wesentlichsten Protagonisten der Handlung zu ermitteln und den historischen Kontext der Handlung herauszuarbeiten. Neben den tatsächlich stattfindenden Fälscherprozessen jener Jahre ist dies insbesondere die parallel verlaufende Geschichte der Ansiedlung jüdischer Bankierfamilien aus Kriegshaber in Augsburg. Sie waren von den Verhaftungen nicht betroffen, beschafften den verschuldeten Augsburgern jedoch horrende Kreditsummen und erhielten als erste Juden seit dem Mittelalter die Garantie eines bleibenden Wohnrechts in der Reichsstadt, während in Pfersee die kostbare Talmudhandschrift abhandenkam, die als älteste fast vollständig erhaltene der Welt gilt und deshalb von zentraler Bedeutung für das Judentum ist. Ihr letzter bekannter jüdischer Besitzer war Ber Ulmo. Heute befindet sich die “Pferseer Handschrift” in der Bayerischen Staatsbibliothek in München.

Ber Ulmos Augenzeugenbericht ist ein authentisches Zeugnis jüdisch-schwäbischer Literatur aus der Umbruchzeit der Napoelonischen Kriege, in welcher unsere heutige moderne Welt ihre Gestalt annahmen. Seine Schilderungen bieten eine Fülle von Informationen aus erster Hand und ermöglichen es die moderne Geschichte der Juden in Augsburg unter anderen Gesichtspunkten zu sehen. Ein Muss für jeden historisch interessierten Leser.

Im Herbst 2012 als Buch mit Begleitkapiteln, Karten und Abbildungen erschienen im Kokavim-Verlag

Yehuda Shenef – Tage des Gerichts, der Bericht des Ber Ulmo

152 S. , 24.50 Euro

ISBN 978-3-944092-00-3

Erhältlich in jeder guten Buchhandlung oder online

bei Amazon, Ebay, Weltbild und Co.


Lammfromm und trotzdem tough

December 16, 2010

Columbia Sportswear mit Sitz in Portland, Oregon ist ein Bekleidungshersteller der sich wesentlich auf Wintermode (Ski, Snowboarding, …), sog. Outdoor – Sport (Fischen, Jagen, Wandern, Bergsteigen, usw.) und entsprechende Schuhe  spezialisiert. Das Sortiment wird weltweit in über 10.000 Einzelhandlungen in 70 Ländern verkauft und ist sowohl modisch als auch technisch innovativ, basierend auf neuen technischen Entwicklungen im Bereich von Isolierstoffen bis hin zu elektrisch beheizbare Schuhen. Die Firma beschäftigt rund 3000 Mitarbeiter und machte im Jahr 2009 einen Umsatz von über 1.2 Milliarden US-Dollar und ist seit 1998 als COLM an der New York Stock Exchange notiert. Seit 2008 tritt Columbia Sportswear bei der Tour de France als Sponsor des „Team Columbia“ als Nachfolger des früheren „Team Telekom“ (für welches der Däne Bjarne Ries 1996 und der Deutsche Jan Ulrich 1997 die Tour gewannen).

1938 wurde die Firma als „Columbia Hat Company“ in Portland gegründet von jüdisch-deutschen Auswanderern. Paul Lammfromm hatte dafür mit geliehenem Geld die kleine „Rosenfeld Hat Company“ aufgekauft und nach dem Columbia – Fluss umbenannt, der zwischen den Staatsgrenzen von Washington und Oregon verläuft.

Die Lammfromm – Familie stammte aus Augsburg. Paul Lammfromm war Teilhaber der „Fa. Lammfromm und Biedermann“ in der Hermannstraße gelegen, unweit des Königplatz und somit nahe der Synagoge. Die erfolgreiche Fabrik für Weiß- und Unterwäsche wurde 1937 unter dem üblichen Druck und weit unter Wert „arisiert“ und von den Fabrikanten Fritz und Karl Oelkrug übernommen, die nunmehr „Wäschefabrik Augsburg F & K Oelkrug“ hieß und für die Waffen-SS auch Unterziehjacken für den Winterkampfanzug schneiderte, abgesteppt, aus „typisch seidigen Glanzersatzmaterial“ Seit der Aufgabe der Fabrik im Jahre 1975 wird das Unternehmen, das sich nun auf die Fertigung von Maßhemden spezialisiert, am Elias-Holl-Platz beim Augsburger Rathaus als „Oelkrug – Maßhemden“ als inzwischen traditionsreiches Familienunternehmen weitergeführt.

Paul Lammfromm (1888-1956) war der Sohn von Bernhard Lammfromm (1848-1932) aus Buttenwiesen, dessen Großvater dort Rabbiner war, und der aus Ichenhausen stammenden Hanna Bissinger (1862-1940), die in Portland verstarb. Pauls älterer Bruder Dr. Friedrich (Fritz) Lammfromm (1887-1918) war als Bataillonsart des 9. Bayerischen Infanterie Regiments am 11. August 1918 beim Vorstoss französischer und amerikanischer Truppen beim Flugfeld zwischen Bertoncourt und Rethel in den Ardennen. Die vierte Etappe der Tour de France 2010 von Cambrai nach Reims führte am 7. Juli im Peloton auch die Fahrer und Trikots des Columbia Teams relativ dicht an der Region vorbei, in der der Bruder des Firmengründers ums Leben kam. Das Ehrenmal für die gefallenen jüdischen Wehrmachtssoldaten am jüdischen Friedhof Hochfeld in Augsburg, erinnert neben vielen anderen Augsburger Juden auch an ihn, ebenso wie an seinen  Cousin den Rechtspraktikanten Fritz Bissinger  (1890-1914), der bereits zu Beginn des Krieges als Einjährig-Gefreiter ums Leben kam.

(Spital im ardennischen Rethel, Postkarte um 1917)

Durch die „Arisierung“ verloren die Lammfromms fast ihr gesamtes Vermögen, konnten aber in dieser Weise ihr Leben retten. Paul konnte gemeinsam mit seiner Frau Marie und ihren drei Töchtern Hildegard, Gertrude und Eva in die USA entkommen. Pauls Tochter Getrud (geb. 1924) heiratete 1948 Neal Boyle, einen Katholiken, der nun auch für das Geschäft seines Schwiegervaters arbeitete, während Gertrud „lammfromm“ als Ehefrau und Mutter dreier Kinder zu Hause, aber auch jüdisch blieb. 1964 starb ihr Vater Paul Lammfromm an Herzversagen, 1970 der Ehemann Neal Boyle und Gertrud, nunmehr Gert Boyle übernahm mit ihrem Sohn Tim die Geschäftsleitung, als die Firma mit rund 40 Angestellten überschuldet war und kurz vor der Pleite stand. Der Rest ist Geschichte, am besten von Gert Boyle selbst erzählt. Die Firma wurde flott gemacht und nicht zuletzt durch Gert Boyle als Apfelkuchen backende „tough mother“ als schlagkräftige, witzige und „kultige“ Werbe-Ikone „Ma Boyle“ zum Weltmarktführer für Outdoor-Bekleidung. Zwar gab sie dem Vernehmen nach bereits 1988 offiziell die Firmenleitung an ihren Sohn Tim ab, aber die rüstige Dame ist noch immer mit von der Partie wenn es um Neuerungen und Strategien in der Firma geht.

(Tough Mother commercial)

Gert Boyle in her own words:

http://www.oregonlive.com/O/index.ssf/2008/09/gert_boyle_columbia_sportswear.html

Empfehlenswert ist auch die packende Lektüre der Autobiographie von Gert Boyle als “One Tough Mother – Success in Life, Business and Apple Pies”, Basic Books 2007, 208 S., bislang leider ohne deutsche Übersetzung.

Gert Boyle – not quite lamb-like in traditional terms, but born to nag …

Vor etwa einem Monat hingen sollte die inzwischen 86jährige Opfer eines Raubes und einer wohl geplanten Entführung, jedoch gelang es der gefesselten Gert heimlich einen Alarmknopf zu drücken. Die drei bulligen Täter, illegale Einwanderer aus Honduras um die 40, konnten verhaftet werden.

http://www.oregonlive.com/west-linn/index.ssf/2010/12/immigration_authorities_remove_holds_on_two_suspects_in_gert_boyle_case.html

Ein Buttenwiesener Verwandter, Israel Lammfromm (1863-1930), wurde erst in diesem Jahr lokal gewürdigt, knapp hundert Jahre nachdem er selbst seinen Geburtsort in der 1911 im Eigenverlag erschienenen „Chronik der Markt-Gemeinde Buttenwiesen“ viele ansonsten verloren gegangene Erinnerungen aus der Ortsgeschichte bewahrt hat.

(Beschädigter Grabstein des Mosche Zwi ben Israel, Hugo Lammfromm, 1902-1938 am jüdsichen Friedhof Buttenwiesen)

The Swabian Lammfromm (lit. lamb-like) family from Buttenwiesen and Augsburg, a story of Rabbis, local historians, innovations, Soldiers, tough Moms and outdoor apple pies … another fine peace of German-Jewish history from the Swabian part of Bavaria.


Die Synagoge von Buttenwiesen

August 1, 2010

Die erste erhaltene Nennung von Juden in Buttenwiesen erfolgt relativ spät im Jahre 1599, was eine deutlich frühere Präsenz am Ort nicht ausschließt. Die jahrhundertelange Anwesendheit von Juden und jüdischen Gemeinden in der gesamten Region im Vorfeld wird kaum Buttenwiesen als Ausnahme fixiert haben. Schließlich sind in mittelalterlichen Urkunden, die ja nun keineswegs vollständig erhalten wären, auch Nachweise über Juden in Orten vorhanden, die man heute nicht mehr oder generell nicht mit Juden in Verbindung bringt.

rear side of Buttenwiesen synagogue

(Rückseite der früheren Synagoge von Buttenweisen, vom jüdischen Friedhof aus gesehen)

Jedenfalls entwickelte sich  Buttenwiesen im unterem Zusamtal bei Dillingen a. Donau, in welchen in der österreichischen Zeit der Markgrafschaft Burgau, als hier Gerichtsort war, rasch zu einem markant, ja stellenweise sehr deutlich mehrheitlich jüdisch besiedelten Ort. Noch 1812, als Buttenweisen bereits bayerisch geworden war, waren fast zwei Drittel der 543 verzeichneten Einwohner des Dorfes Juden. Heute, rund 200 Jahre später hat sich nach vielen Eingemeindungen von Orten wie Almhof, Bartlstockschwaige, Beutmühle, Feldbach, Frauenstetten, Greggenhof, Hinterried, Illemad, Lauterbach, Ludwigsschwaige, Mayerhof, Neuweiler, Oberthürheim, Pfaffenhofen an der Zusam, Stehlesmühle, Unterthürheim, Vorderried und Wortelstetten die Einwohnerzahl auf ca. 5700 verzehnfacht und den Auskünften fachkundiger Einwohner befindet sich darunter “schon lange mehr” kein Jude mehr. Die Frage danach wird bereits als etwas “dumm” aufgefasst, was aber nicht davon abhalten darf, sie trotzdem (immer wieder) zu stellen. Denn wie anderswo in der Region bemüht man sich auch in Buttenwiesen darum, “jüdisches Erbe” zu bewahren, um “Signale für die Zukunft” zu geben. Also ist es auch statthaft zu fragen, ob in diesen Planungen und Überlegungen auch Juden einen Platz haben oder ob sie nur “Inventar” und “Objekte” einer “Museumslandschaft” sind.

Ein jüdisches Museum gibt es in Buttenwiesen zwar noch nicht, da jedoch der größere Teil des früheren Ortes von Juden bewohnt war, kann man den Ort selbst als jüdisches Denkmal betrachten, wenngleich auch hier die Aufmerksamkeit auf besondere “Judenhäuser” gelent wird und werden soll. Dies ist nicht immer reine Phantasie, denn immerhin war Buttenwiesen zeitweilig auch Sitz eines Rabbinats, freilich in nach-napoleonischer Zeit, als Rabbiner nicht mehr Gelehrte im Sinne des überlieferten Judentums waren, sondern mehr in der Weise christlicher Vorgaben (manchmal auch Vorbilder) kleine Bischöfe und Pfarrer. Zu nennen sind hier die Rabbiner Lammfromm und Jonas Sänger. Nach der Auflösung des Rabbinats in Buttenwiesen, gehörte der Ort gemeinderechtlich zum Rabbinat von Ichenhausen.

Eine erste Synagoge soll 1630 erbaut worden sein. Sie wurde 1852 durch ein Feuer (Brandstiftung?) zerstört und bis 1857 durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt. Die feierliche Einweihung nahm Rabbiner Sänger am Freitag 25. Schwat 5617 (vor schabbar schkalim) (= 20. Feb. 1857) vor. 1938 freilich wurde die Einrichtung der Synagoge zerstört und im Sinne des Zeitgeistes als Lagerstäatte missbraucht. In der nun judenfreien Nachkriegszeit nutzte man das Gebäude von 1953 bis 1994 als Schule, was dem ursprünglichen Sinn des Hauses eher entspricht, als einem Konzertsaal. Seit Jahresbeginn 2010 ist der Kindergarten “Bienenkorb” dort untergebracht. Doch auch eine “Evangelische Kirchengemeinde” nutzt das Haus für religiöse Veranstaltungen nach ihrem Ritus. Neben dem inzwischen fast zugewachsenen Hinweisschild am Gebäude erinnern nur noch äußerliche Stilelemente und wieder freigelegte Reste an die frühere jüdische Geschichte des einst maurisch geprägten Hauses. Auf dessen Rückseite hin zum direkt benachbarten Friedhof befinden sich die ehemalige Mikwe, die wie vor zehn Jahren auch heute nicht öffentlich zugänglich war, wie auch das frühere Tahara-Haus, das heute eine privat genutzte Garage ist.

The former synagogue of Buttenwiesen was inaugurated in February 1857 on Shabbes Shaklim. Five years earlier the previous bulding was destroyed by fire (arson?). Although there is no depiction or image of the burnt down predecessing building, it is said that it was the first synagogue built in 1630. The new synagogue was destroyed and desecrated in 1938 and since then used as storage room, public school and prayer hall of a Protestant Christian congregation. Since January this year there also is a kindergarten with the naturally name “beehive” … At the rear side of the synagogue there is the old mikvah building and the former Tahara house which today is used as a private double garage.


Der juedische Friedhof von Buttenwiesen

July 25, 2010

Die frühesten erhaltenen Belege über die Existenz des Friedhofs in Buttenwiesen reichen in das Jahr 1632 zurück, also wie in Pfersee / Kriegshaber in die Zeit des 30 jährigen Krieges.  Aus der folgenden Belegungszeit des Friedhofs bis etwa 1942 sind jedoch nur noch wenige Überreste, insgesamt rund 300 Grabsteine erhalten geblieben. Zerstörungen gab es während der Naziherrschaft auch in Buttenwiesen und wie in Binswangen wurden auch hier einige Grabsteine durch den Nazi-Rat des Ortes an einen Steinmetz verscherbelt und „nach dem Krieg“ auch wieder aufgestellt (was wie immer sicher eher qualitativen als quantitativen Charakter besitzt).

Ein unbelegter Teil des Friedhofs in der Größe von fast 2000 m² wurde 1950 von der JRSO an die politische Gemeinde Buttenwiesen verkauft. Dieser ist nun als gemeindlicher Friedhof mit dem jüdischen durch einen schmalen Durchgang verbunden. Veräußert wurde auch das ehemalige Tahara-Haus, das heute eine vom Friedhof abgetrennte Garage ist. Die Überreste des Friedhofs wurden erst in den 1990er Jahre vermessen, fotografiert und dokumentiert, wobei 286 Grabsteine ermittelt wurden. Den Angaben des fachkundigen Heimatforschers Franz Xaver Neuner gemäß erhielt der in Augsburg verstorbene Viehhändler Sigmund Luchs bemerkenswerter Weise zwei Grabsteine. Diese sind sich neben dem deutschen Namen jedoch nur im Sterbejahr 1934 einig, datieren das Geburtsjahr jedoch einmal auf 1886 im anderen Fall jedoch auf 1869. Der älteste erhaltene Grabstein des Friedhofs hingegen stammt aus dem Jahr 1800, weshalb die ersten 17 Jahrzehnte des Friedhofs heute keine sichtbaren Spuren mehr hinterlassen haben. Freilich ist schwer vorstellbar, dass diese Begräbnisse auf den wenigen freien Flächen des heutigen Geländes Platz gefunden haben sollen, bestand die jüdische Gemeinde von Buttenwiesen doch bereits im zumindest im ausgehenden 16. Jahrhundert und erreichte im Dorf des 19. Jahrhunderts stellenweise bis zu 400 Einwohnern – noch im Jahre 1812 waren es den Angaben gemäß gar fast zwei Drittel der 543 Einwohner. Die Anzahl der verlorenen Grabnachweise kann deshalb auch nur vage geschätzt werden, doch selbst wenn man bei einer über längere Zeit anhaltend stattliche Gemeindegröße einen eher geringen jährlichen Schnitt von zehn Bestattungen ansetzen, beliefe sich dies für die Zeit von 1636 bis 1799 auf wenigstens 1600 Grabplätze, die auf dem Friedhof vorhanden sein müssten. Ausgewiesen sind jedoch nur 286 in der Zeit von 1800 bis 1938. Die weit geringere Anzahl der Bestattungen der letzten 138 Jahre basiert nun freilich auf der enormen Abwanderung der Buttenwiesener aus ihrem Dorf. Schon am Friedhof im Augsburger Stadtteil Hochfeld finden sich eine Reihe von entsprechenden Notizen von Personen, die in Buttenwiesen geboren waren, aber als Augsburger Juden verstarben, wie beispielsweise Alexander Rothschild, 1818 in Buttenwiesen geboren, 1891 in Augsburg verstorben und begraben. Doch Zeugnis darüber legen auch Personen ab, die ihre Abkunft mit dem Familiennamen Buttenwieser dokumentierten (dabei meist aber aus Binswangen stammten), beispielsweise David Buttenwieser (1804-1883) der Sohn des (wohl Buttenwieser) Mohels R. Josef.

grave marker of Friedrich Bauer son of Moritz Bauer from Augsburg (Izchak Beer ben Moshe Bauer).

Grabstein von Salomon ben Isaak Stern, gest. 1926 (Sholomo ben Izchak Stern)

six pointed Star at Buttenwiesen grave marker

* * *

The Jewish Cemetery of Buttenwiesen was established around the year 1632. The oldest remained headstone however is from the year 1800. Beside that the contemporary area of the almost occupied cemetery of 0.19 ha contains 286 grave markers, as a documentation in the 1990s determined. Buttenwiesen though up to the 20th century had an estimable and steady Jewish community, which in the beginning of the 19th cent.  comprised  roughly two third of the 550 people village. A ballpark figure regarding the period from 1636 until 1800 – the year the oldest preserved head stone stems from – amounts to some 1600 to 2500 funerals  (what is an annual average of 10 – 15) that at least must have take place. As is well known the usual and minimum ballpark figure of a grave, presupposing narrow circumstances, is 1.5 m² (some 15 sq feet), so everyone can figure out the required minimum size  …  However, a supposedly “free” part of the Jewish cemetery of half an acre (almost 2000 square meters) in 1950 was sold by the JRSO to the political community of Binswangen which uses the compound as a communal cemetery which is conjunct with the Jewish one.

the former Tahara (mortuary), früheres Leichenhaus, heute eine Garage mit blauer Tonne.

view to the Buttenwiesen Jewish Cemetery from the outside.

wie bereits vor ca. zehn Jahren führte uns Herr Franz Xaver Neuner aus Buttenwiesen kundig und unterhaltsam durch den Ort früherer jüdischer Geschichte und die heutige Friedhofsanlage und zeigte uns hernach seine ebenso umfangreichen und akribischen Materialien zur jüdischen Ortsgeschichte.


Das Schillinghaus in Binswangen

July 21, 2010

Das sog. „Schillinghaus“ an der Hauptstr. 33 in Binswangen, seit langem leer stehend und immer weiter verfallend, soll, restauriert und mit einem Anbau versehen als „Kulturhaus“ für verschiedene Musik-, Gesangs-, Veteranen-, Soldaten- und Kameradenvereine, einer Theatergruppe und einem Singkreis zur Verfügung stehen. Das Haus wurde um 1840 von der ortsansässigen Kaufmannsfamilie Baldauf (offenbar von Elieser Baldauf dem Vater von Nathan Zwi Baldauf dessen Grabstein seit 1953 wieder am jüdischen Friedhof in Binswangen steht) errichtet und müsste deshalb eigentlich Baldauf-Haus heißen, wird nun aber nach der letzten Besitzerin Maria Schilling (nicht identisch mit unserem Vereinsmitglied) benannt, die dort bis in die 1990er Jahre ein Geschäft betrieb und dann das Haus verkaufte. Seitdem stand das „Judenhaus“ leer und war bereits im Jahr 2000, als wir Binswangen schon mal besucht hatten in desolaten Zustand und wurde nun von der politischen Gemeinde Binswangen erworben.

At Binswangen’s main street the Haupstr. there is an old house built in the 1840s by the local mercer family Baldauf. The son of the likely builder Elieser Baldauf was Nathan Zwi Baldauf (1847 – 1900), who was parnas of the Jewish Community of Binswangen and a long time member and representative of the political community of Binswangen. The house currently is in a desolate state but now there are plans to renovate and open it as a cultural center used by choirs, veteran, soldier and comrade clubs as well as by a drama group. And since that is almost a little too much, there also a 165 square meter extension building is scheduled. The future name of the “Judenhaus” building and project despite of the Jewish constructors and past of the Baldauf family however will be “Schilling House”, after the last owner until the 1990s.

Gravemarker of Nathan Zvi bar Elieser Baldauf of Binswangen


Raphael Frank: ein Lehrer aus Ichenhausen entwickelt eine Schrift für das Volk Israel

December 11, 2009

Raphael Frank wurde am 11. März 1867 als drittes von sieben Kindern des Kaufmanns Gerson Frank und seiner Gattin Amalie, née Kramer, in Ichenhausen geboren. Er lernte Klavier, musste aber ein musikalisches Studium in München abbrechen, da es dem Vater – mit sechs weiteren Kindern- an Geld für die Finanzierung fehlte. Offenbar auf eigene Faust wechselte er dann nach Köln wo er sich zum Kantor und Religionslehrer ausbilden ließ. Als solcher wirkte er danach in Simmern, Neuss und Halle, ehe er schließlich nach Leipzig kam. Dort nun entwickelte er 1909 – vor hundert Jahren – auf Anfrage christlicher Theologen einen hebräischen Schrifttypus, der bei der Leipziger Gießerei C.F. Ruehl gegossen wurde. Der entstandene Typ heißt deshalb auch Frank-Ruehl. Rühl hatte sich schon lange auf das Gießen von Schrifttypen in den Standard-Größen spezialisiert. Bekannt geworden sind u.a. Borussia und Germania (beide 1900) , Venetia (1907), die sog. Ruehlsche Fraktur von 1912 oder aber Diadem aus dem selben Jahr.  Daneben gab die Firma auch Sammelhefte heraus  in welchem Schriften, Ornamente, Vignetten, usw. dargestellt wurden. Die weitaus größte und schnellste und gewiss auch nachhaltigste Verbreitung erlangte der hebräische Schriftfont, den Raphael Frank entworfen hatte. Als Frank 1920 in Leipzig im Alter von nur 53 Jahren verstarb hatte sich das Werk, dass ihn unsterblich machte bereits zur Standardschrift der zionistischen Bewegung in Israel und überall in der Welt entwickelt. Gängig ist sie auch heute noch im Zeitalter des Computers.

 Frank Ruehl Hebrew typeface, 1909

In Ichenhausen übernahm sein Bruder Moritz Frank (1871) das Geschäft des Vaters, starb jedoch 1943 als Gefangener im KZ Theresienstadt. Nicht anders erging es ihrem Bruder Salomon Frank, der wie Raphael Lehrer wurde und in Buttenwiesen und Fischach unterrichtete. Salomons Sohn und Raphaels Neffe Gerd Frank (geb. 1912) war der letzte Rabbiner in Ichenhausen und wohnte im 1894 errichteten Rabbinerhaus neben der Synagoge.  Wie weitere Geschwister wurde auch er 1944 von den Nazis ermordet im Alter von nur 32 Jahren.

the exhibition does not mention Raphael Frank as designer of the famous typeface Ichenhausen Synagouge Exhibition

(Quelle: Namen und Schicksale der Juden aus Ichenhausen 1933-1945 – Ein Gedenkbuch)

Raphael Frank (1867 – 1920), the hardly known designer of the most common Hebrew typeface / font Frank Ruehl in 20th century was born in Ichenhausen between Krumbach and Guenzburg, some 60 km west of Augsburg. He was the son of a merchant and was the 3rd of seven siblings. Many members of his Ichenhausen family were killed by the Nazis,among them also Gerd, the son of Raphaels younger brother Salomon, who was until 1938 the last Rabbi of Ichenhausen, where today is no Jewish Community, and resided at the Rabbis House kitty-corner to the Ichenhausen Synagogue. There today is a Museum where also is information on his family, the Ichenhausen Frank family – for instance there is a collection of Hebrew books (mainly) by Moritz Frank, Raphaels brother, who took over the parental local grocery store.

Raphael Frank himself is mentioned as well, but however the exhibition suprisingly does not mention him as the designer of the typeface, known all over the world by the Frank Ruehl, casted in 1909 by the foundry C.F. Ruehl in Leipzig where Raphael Frank was cantor and teacher. That however of course maybe is the formost reason why one should know Ichenhausen.

 אייכנהאוזן

רפאל פרנק

http://he.wikipedia.org/wiki/%D7%A8%D7%A4%D7%90%D7%9C_%D7%A4%D7%A8%D7%A0%D7%A7

פרנק-ריהל

http://he.wikipedia.org/wiki/%D7%A4%D7%A8%D7%A0%D7%A7-%D7%A8%D7%99%D7%94%D7%9C

 


Buttenwiesen

July 18, 2007

Buttenwiesen ehem. SynagogeButtenwiesen Grabstein 2Buttenwiesen Mikwe mit FriedhofButtenwiesen SeitenfensterButtenwiesen FriedhofButtenwiesen Friedhof EingangButtenwiesen Grabstein 1Gedenktafel Buttenwiesenalte Mikwe Buttenwiesenehem. Synagoge Buttenwiesen

Die Gemeinde Buttenwiesen im unteren Zusamtal gehört zum schwäbischen Landkreis Dilligen und zur Region Augsburg. In ihrer heutigen Form besteht sie seit 1978 mit der Zusammenfassung der ehemals selbstständigen Gemeinden Pfaffenhofen a.d. Zusam, Unterthürheim, Frauenstetten, Lauterbach, Oberthürheim, Wortelstetten und Buttenwiesen. Insgesamt leben hier etwa 5800 Menschen. Seit 1993 führt der Ort sein eigenes Wappen.  Die Burg Buttenwiesen war im 13. Jahrhundert im Besitz der Herren von Eberstall-Reisensburg. Von 1270 bis 1805 gehörte der Ort zur österreichischen Markgrafschaft Burgau, seitdem zu Bayern.  Juden lassen sich in Buttenwiesen erstmals im späten 16. Jahrhundert nachweisen. Um 1630 wurde die erste Synagoge erbaut, die 1852 abbrannte. Der Friedhof der Gemeinde besteht seit 1632 und liegt heute geradewegs neben einem christlichen, von dem er nur durch Hecken abgegrenzt wird. Ungewöhnlich ist auch, dass er andererseits an die Synagoge anschließt. Heute sind nur noch jüngere Grabsteine aus dem 19. und früheren 20. Jahrhundert. Auch das frühere Tahara-Haus ist nur noch als Garage vorhanden. In Buttenwiesen, das zeitweise Rabbinatssitz war und wo man noch 1925 von etwa 800 Einwohnern 125 Juden zählte, gibt es seit 1942 keine jüdische Gemeinde mehr. Die ehemalige Synagoge wurde in der Nachkriegszeit jahrzehntelang als Volksschule genutzt und beherbergt nunmehr eine christliche Kirche und dient dabei auch „kulturellen“ Veranstaltungen. Auch der Bau der ehemalige Mikwe ist noch erhalten.  Seit 1995 erinnern Gedenkinschriften an die ehemalige jüdische Gemeinde.