Ansbach Synagogue

July 25, 2016

Former Synagogue of Ansbach (Franconia, near Nuremberg)

Ansbach (17)בתוך בית הכנסת לשעבר באנסבך


Gedenken Synagoge Schopfloch

July 20, 2016

Gedenktafel zur Erinnerung an die Synagoge im mittelfränkischen Schopfloch:

schopfloch-memorial-plate-gedenktafel-synagogueMemorial plate Schopfloch synagogue


Remembering Joel Fred Dottenheimer (1913-1986)

July 5, 2016

Heute vor 30 Jahren, am 5. Juli 1986 starb Fred J Dottheim im Alter von 73 Jahren in seiner amerikanischen Heimat. Geboren wurde er 1913 als Sohn des Weinhändlers Sigmund Dottenheim im mittelfränkischen Gunzenhausen (30 km südlich von Ansbach). 1929 zog es ihn im Alter von 16 Jahren nach Augsburg, wo er eine Kaufmannslehre absolvierte und zeitweilig in der Schaezlerstraße wohnte. Im Juni 1936 finden wir in einem Spielbericht als Mitglied der Fußballmannschaft der PTG Augsburg.

Die Private Tennisgesellschaft wurde nach dem Amtsantritt der Nazi in Deutschland Ausweichpunkt einer Anzahl von jüdischen Augsburgern, die zuvor bei allgemeinen Vereinen spielten, wie dem BCA, dem Vorläufer des FC Augsburg, beim TSV Oberhausen oder bei Schwaben Augsburg. Im Juni 1936, also vor rund 80 Jahren spielte Joel Fred Dottenheimer, wie er damals hieß um die Zeit des christlichen Pfingstfestes in Stuttgart als Mittelfeld-Regisseur der PTG bei zwei Matches gegen einheimische, also Stuttgarter Teams, zum einem gegen das örtliche Hakoach Team, zum anderen gegen die Herren des RJF Stuttgart, des Reichsbund jüdischer Frontsoldaten. Das eine Spiel wurde gewonnen, das andere verloren, Joel Dottenheimer hatte dabei für das Augsburger Team getroffen.

Im Sommer 1936 war Nazi-Deutschland geprägt von den anstehenden olympischen Spielen in Berlin und das Regime war zähneknirschend geneigt, sich etwas zurückhaltender zu sein, als es die im vergangenen Herbst beschlossenen „Nürnberger Gesetze“ bereits angekündigt hatten.

joel fred dotteinheimerJoel Dottenheimer / Fred J Dottheim

(gunzenhausen.de)

Während Joel Dottenheimer bereits im Mai 1937 Augsburg verließ und über Hamburg und Southampton nach St. Louis gelangte, überlebte der Rest seiner Familie den Nazi-Horror nicht. Sein Großvater der Weinhändler Heinrich Dottenheimer kam im Alter von 88 Jahren in Terezin ums Leben. Heute nun jährt sich wie gesagt zum dreißigsten mal sein Todestag. Grund genug für den Jüdisch Historischen Verein Augsburg uns während der Fußball-Europameisterschaft seiner zu gedenken.

Today marks the 30th anniversary of the dead of Fred Dottenheim, who in 1913 was born in the Middle Franconian town of Gunzenhausen as son and grandson of renowned vintners. In 1929 at age 16 he left his home and moved to Augsburg to absolve a merchantile apprentice. In 1936, 80 years ago we find his name in the line up of the football team of the PTG Augsburg, the “private tennis club” where a number of football players of different Augsburg teams were recieved after ordinary clubs  such as Schwaben Augsburg or BC Augsburg (the forerunner of todays FCA) excluded them because they were Jews. Just one year later, in May 1937 Joel left Augsburg and Germayn and emigrate to the US. His granfather, parents and sibling did not survive the Nazi crimes. We have no idea what exactly is the historical significance of a long forgotten Jewish football team and its players in the midst of the European Championship in France, but we guess Joel Fred Dottheimer would be interisted in watching the games. Bet? So we will remember him, who once scored for us.


שתה מים מבורך ונזלים מתוך בארך

May 15, 2016

Waschbecken Synagoge Nürnberg

basin at Nuremberg Synagogue

שתה מים מבורך ונזלים מתוך בארך

drink water from your own cistern, flowing water from your own well

proverbs 5.15


Nuremberg Synagogue place 1915 and 2015

December 29, 2015

At the shore of river Pegnitz until 1938 was the Great Synagogue of Nuremberg. As landmark it was one of the most often depicted synagogue sites in Europe on dozens of different postcards, photographed as well as painted – quite different from synagogues in other towns in the very region, such as Munich with just one or two synagogue postcards or Augsburg, with no prewar postcard.

Nuremberg Synagogue place at Pegnitz river 1915 and 2015

The very same perspective today has no indication to the synagogue. How there is a memorial site at the bridge, suggesting the synagogue was exactly there .. and way smaller (“An dieser Stelle stand …”) …:

Nürnberg Synagoge Denkmal Pegnitz

  לזכור את בית הכנסת לשעבר נירנברג

Die Nürnberger Straße der Menschenrechte

September 16, 2015

Nuremberg Straße Menschenrecht Nicht töten Hebräisch

Seit Ende 1993 gibt es in Nürnberg die „Straße der Menschenrechte“, die ihren eigentlichen Namen Kartäusergasse offiziell freilich noch immer behalten hat und vom Kornmarkt zur Frauentormauer verläuft. Entlang des „Germanischen Nationalmuseums“ (als solches ab den 1850ern um ein ehemaliges Kloster herum errichtet) sind 27 hochaufragende Säulen aneinandergereiht die je einen Artikel (in der Regel jedoch nur  Auszüge des Wortlauts) der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ (UN-Doc. 217/A-(III) zitieren, zunächst immer auf Deutsch, dann jeweils übersetzt in eine andere Sprache, … von Armenisch bis Zulu.

Nürnberg Straße der Menschenrechte Artikel Germanisches Nationalmuseum Artikel Sprachen languages Human rights artcile Nuremberg Dani Karawan

Betritt man die Straße vom Kornmarkt Richtung Süden, passiert man zunächst ein weißes Tor in welchem Rahmen das (punktierte) hebräische Zitat „לא תרצח“, „töte nicht (morde nicht)“, im christlichen Jargon auch als „du sollst nicht töten“ (thou shalt not kill“) bekannt. Das Zitat stammt nicht aus der Erklärung der „United Nations“, sondern aus der Tora, dem Gesetzbuch des Judentums.

Die erste Säule zitiert auf deutscher Sprache den Beginn des ersten Artikel der Menschenrechtserklärung „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“ und als erste zugeordnete Übersetzung wählte man Jiddisch:

אלע מענטשן זענען געבוירן פריי און גלייך אין רעכט און אין כבוד

Yiddish inscription Nuremberg Way of Human Rights article 1Human Rights article 1 in Yiddish language

Für Artikel 15 „Jeder hat das Recht auf eine Staatsangehörigkeit“  (Everyone has the right to a nationality)

Ist wiedergegeben: … לכל אדם הזכות לבית

heißen sollte es aber eigentlich wohl כל אדם זכאי לאזרחות

Nuremberg Hebrew article Way of Human rights לכל אדם

Ob die Zuordnungen einen auf die jeweiligen Länder oder Sprachen-Sprecher gemünzten Hintersinn hat, kann man nur vermuten. Ist es eine Besonderheit gerade auf Hebräisch das Recht auf eine Staatsangehörigkeit zu betonen? Vielleicht, wenn man sieht, dass auch heute gewisse Menschen nicht müde werden, die Legitimation des jüdischen Staates in Abrede zu stellen. Dem steht auf Arabisch gefasst das Recht auf Eigentum gegenüber, das in zahlreichen arabischsprachigen Ländern der Welt freilich gibt, wenn auch eher für wenige Herrschende. Zum Ausgleich dafür haben 45 muslimische Staaten 1990 mit der Kairo-Erklärung (‏إعلان القاهرة حول حقوق الإنسان في الإسلام‎) eine eigene Variante der Menschenrechte verfasst, die nicht “universell” ist aber sich strikt nach den Maximen der sog. “Scharia” hält. Gleich ob körperliche Unversehrtheit, Frauenrechte, Meinungsfreiheit, etc. alles ist unter dem Blickwinkel der Scharia gesehen, die zugleich auch die einzige legitime Quelle ist, um die einzelnen Bestimmungen zu beurteilen. Im Prinzip nichts verstanden.

Das Recht auf Versammlungsfreiheit, übersetzte man in Nürnberg tibetisch, den Schutz vor Vertreibung in der Sprache der Roma. Das aktuell gerade in allen Medien diskutierte Asylrecht hingegen begegnet einem in der Straße der Menschenrechte in Nürnberg freilich auf Armenisch.

Nürnberg Straße der Menschenrechte 30 Artikel Erklärung


Simon Schlossberger (1858-1935), Crailsheim

April 9, 2015

Vor recht genau 80 Jahren, am Donnerstag, den 11. April 1935, bzw. 8. Nisan 5695 wurde am jüdischen Friedhof an der Hummelstr. (heute Hooverstr) bei Kriegshaber Herr Simon Schlossberger bestattet. Das war insofern ungewöhnlich, da er bereits am 3. März, also 40 Tage vorher an seinem Wohnort Crailsheim verstorben war.

Simon Schlossberger wurde 1858 im fränkischen Unterdeufstetten (heute Teil von Fichtenau im württembergischen Landkreis Schwäbisch Hall) und war Rinderzüchter. 1884 heiratete er die aus Aufhausen stammende Ernestine (Ester) Neumetzger und übersiedelte mit ihr ins nahe Crailsheim. Das Paar hatte sieben Kinder, wovon drei ihre Kindheit nicht überlebten. 1916 starb ihr Sohn Sigmund im Alter von 22 Jahren als deutscher Frontsoldat in Frankreich. Die 1890 geborene Tochter Ida heiratete nach Kriegshaber in die Viehhändler-Familie Einstein, die einen Betrieb an der Ulmer Straße besaß.  

Nach Simons Tod zog seine Witwe nun Kriegshaber zur Tochter ins Haus der Familie ihres Schwiegersohns Isaak Einstein, weshalb es nun auch dazu kam, dass der Leichnam exhumiert und nach Kriegshaber überführt wurde, wo am 11. April 1935 eben die Besetzung stattfand. Der Grabstein wurde bald darauf gesetzt und stammte wahrscheinlich von der renommierten Nördlinger Steinmetz Familie Koppel.

simon schlossberger grabstein kriegshaber 1858-1935 gravemarker

Grabstein Simon Schlossberger (Foto: yehuda shenef / jhva, 2007)

ש’ץ היה לעדתו וקהילתו

בימי הנוראים עד יום מותו

Die hebräische Grabinschrift besagt, dass der Verstorbene ein שליח ציבור war, also eine Art Gemeindevertreter und Kantor und zwar wie es wörtlich heißt: “in schrecklichen Tagen bis zum Tag seines Todes“. 

Simon Schlossberger 1858 - 1935 jüdischer Friedhof Kriegshaber

Anzeige aus der "Gemeinde-Zeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 12.3.35

1942 wurde Ernestine Schlossberger fast 80jährig verhaftet und „deportiert“. Sie “verstarb” 1943 im KZ Theresienstadt. Auch ihre Tochter Ida und ihr 1887 geborener Sohn Siegfried wurden wie viele weitere Mitglieder der Familie als Zivilisten ermordet. Wie andere Ermordete aus Kriegshaber haben sie bis heute keine Widmung erfahren.

Crailsheimer Synagoge 1783 - 1938

Synagogue of Crailsheim (1783-1938), source: Alemannia Judaica

80 years ago Simon Schlossberger a cattle breeder from Franconian town Crailsheim (today Wuerttemberg) was buried at the cemetery of Kriegshaber, where a month after his death his widow Ernestine had moved to Kriegshaber (since 1916 a part of Augsburg) in order to live with her daughter who was married to the local Einstein family who where butchers. Five weeks after the first burial Simon Schlossbergers corpse was exhumed at the cemetery of Schopfloch and on April 11, what this exactly 80 years this weekend, he found his final resting place at the cemetery near Kriegshaber. His widow Ernestine and his daughter Ida however where deported and killed by the Nazi-Germans. Until today they as well as others in Kriegshaber have no dedication.

 

Further Info:

http://www.crailsheim.de/1742.0.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=2717&cHash=299cecddb523cd870c81d4764ae87614

http://www.swp.de/crailsheim/lokales/landkreis_schwaebisch_hall/Die-Familie-Schlossberger-Kind-im-Krieg-verloren;art5722,1721104

Infos zur (ehemaligen) Synagoge und Gemeinde von Unterneufstetten im Landkreis Schwäbisch Schall (Fichtenau): http://www.alemannia-judaica.de/unterdeufstetten_synagoge.htm


Ehemalige Synagoge als “Fundgrube für Weihnachtsgeschenke mit Anspruch”

December 8, 2013

So berichtet “In Franken.de” aus dem oberfränkischen Kronach:

Synagoge Kronach WeihnachtenEhemalige Synagoge als “… Fundgrube für Weihnachtsgeschenke mit Anspruch”.

http://www.infranken.de/regional/kronach/Synagoge-Kunstmesse-Madonna-Sandsteinwerke-Faelscher-Kunstmesse-in-der-Kronacher-Synagoge;art219,585545

איזה שימוש בתי כנסת ישנות לגרמנים

תיבת אוצר מתנות לחג המולד

A report of the portal “www.infranken.de” says the former synagogue in Franconian town Kronach now is a “treasury chest for high-class Christmas presents”. Lookit!

 


Arno Hamburger

October 1, 2013

ברוך דין האמת

Arno Hamburger Arno Hamburger (frankenwiki)

Zum Tode des langjährigen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde von Nürnberg und einem engagierten und furchtlosen Kämpfer für Anstand (wer gibt sonst schon einen Staatsorden zurück aus Protest ?) gilt an diesem Morgen unser Beileid den Angehörigen und seinen zahlreichen Freunden in aller Welt.

* * *

Dass die meisten deutschen Juden in der Zeit des Nazi-Regimes ermordet, enteignet oder vertrieben wurden, ist weithin bekannt. Weniger, dass die Großzahl der Juden die nachher im dann geteilten, schließlich wieder vereinigten Deutschland lebten, nicht hier geboren wurden und in der Regel auch nicht von deutschen Eltern oder Großeltern abstammten. Die meisten Juden, die das Leben der Nachkriegsgemeinden prägten, wurden oft als Jugendliche von den Nazis verschleppt, meist aus Polen und Ungarn oder aus anderen osteuropäischen Ländern. Als Zwangsarbeiter schufteten sie unter brutaler Ausbeutung ihrer schwindenden Kräfte in der Rüstungsindustrie in einem irrsinnigen Netz von KZ-Außenlagern, das über ganz Deutschland gespannt war und beinahe jedes Kaff zu Mittätern machte.  

Arno Siegfried Hamburger, der am 26. September im Alter von 90 Jahren in seiner Geburtsstadt Nürnberg verstarb, war einer der wenigen deutschen, besser gesagt heimischen Juden, dem man seine heimatliche Verbundenheit auch anhörte. Damit unterschied er sich von der jüdischen Nachkriegsgemeinde. Zwar wurden die Zuwanderer im Lauf der Jahrzehnte heimischer in „seiner“ Geburtsstadt, doch viele der Nachkommenden emigrierten in die USA oder nach Israel, so auch Hamburgers Tochter Ursula, die in Tel Aviv für die deutsche Botschaft arbeitet. Ihm selbst, dem Nürnberger Metzgersohn aus der Schwabacher Straße gelang 1939 die Ausreise dorthin. Nachdem in der sog. „Kristallnacht“ auch sein Ausbildungsbetrieb ruiniert wurde, gab es dort für den damals 15jährigen Lehrling keine Arbeit mehr. Da die Repressalien der Nazis gegenüber den bereits stark benachteiligten Juden sich weiter zuspitzten, beschloss die Familie den Jungen „nach Palästina“ zu schicken, was so einfach aber auch nicht war. Zunächst musste er ein „Vorbereitungslager“ der Jewish Agency in Blankenese in Hamburg besuchen, das damals noch von den Nazis geduldet wurde, hatte es ja doch das Ziel Juden aus Deutschland rauszubringen. In dem Lager wurden monatlich etwa 80 Jugendliche aus verschiedenen Teilen Deutschlands auf ihre landwirtschaftliche Verwendung in „Eretz Jisrael“ geprüft. Damals im April 1939, während des Pessach-Festes war Arno Hamburger von seiner Familie in Nürnberg getrennt, trotzdem aber nur einer von 17 Jugendlichen aus Nürnberg. Da die verfügbaren Plätze begrenzt waren, konnte nur etwa jeder siebte Teilnehmer des Lehrgangs (heute könnte man von einer „Casting-Show“ sprechen) berücksichtigt werden und der 16jährige Arno Hamburger zählte zu den glücklichen Gewinnern. Die anderen 16 aus Nürnberg konnte man dann im „Schoa-Buch“ der Stadt Nürnberg finden, wie er später oft erzählte.

Nach der Kapitulation des Nazi-Regimes kehrte Hamburger, der zwischenzeitlich für die britische Armee gekämpft hatte, nach Nürnberg zurück und fand dort eine Anstellung als Übersetzer bei den sog. „Nürnberger Nachfolgeprozessen“. Arnos Vater Adolf Hamburger wurde Vorsitzender der neugegründeten jüdischen Gemeinde in Nürnberg. Als er 1966 aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder kandidierte, wurde sein Sohn Stellvertreter des neuen Vorsitzenden Paul Baruch (1896 – 1988), der in der Vorkriegszeit bereits Friedhofsverwalter in Nürnberg war. Im Jahr darauf setzte sich Hamburger dafür ein, dass die dreihundert Jahre zuvor von mittelalterlichen Friedhof der Reichsstadt geraubten Grabsteine der Nürnberger Juden, die im Südturm der Lorenzkirche als zugeschnittene Stufen einer steinernen Wendeltreppe missbraucht wurden, der jüdischen Gemeinde übergegeben wurden. Seit 1970 hängen die Steine im Tahara-Haus des neuen jüdischen Friedhofs.

1972 wurde Arno Hamburger selbst erster Vorsitzender der jüdischen Gemeinde. Seine größte Leistung war im September 1984 die Einweihung des neuen Gemeindezentrums mit Synagoge und Altenheim an der Johann-Priem-Straße. Mit der Zuwanderung sog. „Kontingentflüchtlinge“ aus der ehemaligen UdSSR nach 1990 stieg im Laufe der Jahre die Zahl der fast schon wieder aussterbenden Gemeinde von kaum 300 immer weiter auf zwischenzeitlich etwa 2000 an. Selbstverständlich war die schrumpfende Gemeinde auf den „Ansturm“ nicht vorbereitet und ist bei „hinten und vorne nicht“ ausreichender Infrastruktur bis heute überfordert. Bis zuletzt setzte sich Hamburger immer wieder für einen längst überfälligen Erweiterungsbau ein. Doch wenn nur die Hälfte derer, die nun schöne Reden auf ihn halten etwas dafür tun, käme er bald zustande.

Im Olympia-Jahr 1972 wurde Arno Hamburger auch als Mitglied der SPD-Fraktion erstmals in den Nürnberger Stadtrat gewählt, dem er bis zuletzt angehörte. Bei der letzten Stadtratswahl im Frühjahr 2008 erhielt der damals auch bereits 85jährige Hamburger immerhin 82.779 Erststimmen als Stadtrat der SPD. Nur sechs andere Kandidaten erhielten etwas mehr Zuspruch, davon lediglich der Oberbürgermeister deutlich mehr. Für die anstehende Neuwahl des Stadtrats im Frühjahr 2014 hatte der nunmehr 90jährige Hamburger im Juni dieses Jahres jedoch auf eine weitere Kandidatur verzichtet. Von 1976 bis 1992 war Hamburger auch Vorsitzender des Turn- und Sportvereins Nürnberg, der es in seiner Amtszeit immerhin in Handball-Bundesliga schaffte.

Allgemein gewürdigt wurde Arno S. Hamburger seit langem für sein unermüdliches Engagement das durch die Nazis in den Müll getretene Ansehen seiner Heimatstadt zu rehabilitieren, freilich ohne in die allgemein gewünschte Amnesie zu verfallen. Hamburger, der nie verlegen war, seine klaren Standpunkte deutlich zum Ausdruck zu bringen, stand Pate dafür, dass Nürnberg als selbsternannte „Stadt der Menschenrechte“ aber nicht in die Geschichtslosigkeit abhob. Bis zuletzt setzte er sich deshalb für ein Verbot der extremistischen NPD ein, deren Umfeld er weder über-, noch unterschätzte. Eine Position die auch deshalb umso glaubwürdiger geblieben ist, weil er anders als viele andere, die er selbst als „nützliche Idioten“ bezeichnete, seine Lebensgeschichte, wie auch die des „Holocausts“ nicht missbrauchen ließ, um Stimmung gegen den Staat Israel und seine Politik zu machen. Arno Hamburger stand stets aufrecht zum jüdischen Staat, auch in Zeiten, als die deutsche Öffentlichkeit dazu übergegangen war, sog. „Antizionisten“ mit „Lametta“ zu behängen.

Als ein halbes Jahr nach dem sog. „Gaza-Krieg“, der vor allem in Deutschland für massive Kritik gegen Israel sorgte, die frühere Rechtsanwältin und kommunistische Aktivistin Felicia Langer im Juli 2009 mit dem „Bundesverdienstkreuz erster Klasse“ ausgezeichnet werden sollte, drohte Arno Hamburger damit, das seinige, dass er zuvor für seine „Verdienste um die Aussöhnung zwischen Deutschen und Juden“ erhalten hatte, zurückzugeben. Langer, die Jahre zuvor bereits die umstrittenen Aussagen über „israelischen Staatsterror“ des früheren FDP-Politikers Möllemann verteidigt hatte, hatte dem Judenstaat nun selbst „Apartheid“ und „Völkermord“ vorgeworfen, weshalb es für Hamburger „ganz und gar unerträglich“ war, eine Auszeichnung bekommen zu haben, mit der man „so jemanden“ auch auszeichnen konnte. Einen solchen „Lügenpreis“ wollte er nicht behalten. Die Proteste halfen nichts. Angesichts der damals sehr verbreiteten „bloß anti-zionistischen, nicht antisemitischen“ Stimmung im Lande, fand die Anwältin genug Zuspruch. Doch anders als der nur um einen Monat jüngere Hamburger Publizist und Schriftsteller Ralph Giordano etwa hatte Hamburger nicht nur mit der Rückgabe gedroht, sondern gab die Auszeichnung tatsächlich zurück. Damit sorgte er dann sogar für weltweite Schlagzeilen, weshalb es auch nicht verwundert, dass man ihm auch heute, in der Nachricht seines Todes internationale Aufmerksamkeit widmet, und ihn auch israelische Medien als einen „unwavering supporter of Israel“ oder „חבר נאמן של מדינת ישראל“ (d.h. als „treuen Freund des Staates Israel“)  bewundert und betrauert, auch wegen der Tatsache, dass er als einziger, der zahlreichen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichneten Juden in Deutschland und der Welt, den Mut hatte, seine Auszeichnung zurückzusenden. Er hatte nicht vergessen, dass er einst als einziger aus seiner Gruppe überlebt hatte. Möge sein Andenken und seine Aufrichtigkeit unvergessen bleiben und Nachfolger finden.

(Nachruf für das “Euro-Journal pro Management”)


Zu Besuch am Trachtenmarkt in Greding

September 3, 2013

Stadttor GredingStadttor

Stadtwappen Greding coat of arms

Coat of Arms City of Greding

Greding ist ein kleines Städtchen im mittelfränkischen Landkreis Roth, an der Schwarzach im Altmühltal, zwischen Ingolstadt, Regensburg, Oettingen und Nürnberg. Wie an vielen Orten der Region mangelt es auch in Greding nicht an sagenhaften Vorgeschichten, u.a. soll der Ortsname auf einen Personennamen “Grado” zurückgehen, was angeblich der Hungrige, Gierige” heißen soll, aber auch Spuren “keltischer” Besiedelung will man gefunden haben, … die konkretere Stadtgeschichte (mit Stadtrecht, Stadtsiegel, Stadtmauer mit 3 Toren und 20 Türmen) reicht aber immerhin auch ins 13./14. Jahrhundert zurück. Eine jüdische Gemeinde wurde 1298 von den Überfällen in Franken heimgesucht, wovon eine Erwähnung im Nürnberger Jiskor zeugt. Ansonsten ist nicht viel bekannt über Juden in Greding, obwohl es einzlene Hinweise immer wieder gibt. Zu Beginn der 1860er Jahre sind in amtlichen Büchern von 928 Einwohnern des Ortes 24 Portestanten und 17 Juden notiert. Im Bezirk um Greding sollen gar 272 Juden gelebt haben. Wesentliche Impulse gingen von hier aber wohl nicht aus. Bis zur Zeit Napoleons blieb Greding im Besitz der Bischöfe von Eichstätt, dann gehörte es einige jahre zu Salzburg und seit rund zweinhundert Jahren zu Bayern, was man anders als in den meisten anderen Gegenden Frankens auch sprachlich merkt.

Gredinger HeldenGreding gedenkt seinen “toten Helden von 1870 – 1871, 1914- 1918 und 1939 – 1945″

Squirrel Greding

1964 wurde am Kalvarienberg die Erprobungsstelle für Fernmeldegeräte und Elektronik der Bundeswehr, die sog. Wehrtechnische Dienststelle WTD 81 eingerichtet, die seit 2012 unter dem Namen Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAWBw) firmiert und für die nachrichtendienstliche Ausstattung der deutschen Armee zuständig ist.

Karner GredingSkulls & Bones im “Karner” am Kirchberg von Greding (ossuary)

Altstadt Turm Greding Hauben GredingTraditionelle Hauben

Seit 1994 gibt es in Greding einen Trachtenmagd, der inzwischen zu den größten seiner Art in Deutschland gehört und bei dem amtliche und private Anbieter Stoffen, Schnittmuster, Lederhosen, Dirndl, Hüte, Hauben, Gürtel, aber auch Bücher, Kurse, Techniken und vieles andere mehr anbieten. Seit einigen Jahren widmet lädt man auch Gastgruppen ein, die ihre Trachten vorstellen, wie etwa aus Böhmen, Südtirol, Elsass oder Spanien. In diesem Jahr stellten sich Muslime vor, die farbenfrohe Gewänder aus der Türkei, dem Balkan oder Turkmenistan darboten. Die Emrhzahl der Models stammten freilich aus der direkten Nachbarschaft und wurden mitunter auch augenzwinkernd als fränkische Turkmenen präsentiert. Sie boten einen eigenwilligen Kontrast zu den eher oberbayerisch geprägten Dirndl und Lederhosen-Trägern im Publikum, das eher zurückhaltend auf die durchaus gelungene Präsentation reagierte.

Rathaus Greding Türkische Trachten

 

Islamische Trachten Rathaus Greding

Turkmenische Trachten Rathaus Greding

Greding Turkmenistan TurbanTurkmenian flag and turban at Greding Rathaus

Greding Trachtenmarkt türkische Frauen Fladenbrot backenTürkische Frauen backen Lahmacun لحم بعجين am Gredinger Trachtenmarkt

Greding Grabrekonstruktion Archäologisches MuseumRekonstruiertes Bajuwarengrab im archäologischen Museum von Greding

Greding Grabrekonstruktion Archäologisches Museum Greding Bajuwarengrab Rekonstruktion

Bajuwaren Therapie Greding MuseumEigenartige “Bajuwaren-Therapie” der Fürstentor-Apotheke im Gredinger Museum

Demikamente Bayern Therapie GredingWohl analog zu den oben beschriebenen Mängeln befinden sich direkt neben den Figuren des rekonstruierten Bajuwaren-Grabes im Gredinger Museum eine Kiste mit Medikamenten-Packungen, wobei nicht ganz klar, ob es sich um gleichfalls rekonstruierte Grabbeigaben handelte.

 Medikament Voltaflex als Grabbeigabe Greding Archäologisches Museum

Greding Bajuwarengrab MuseumMöglicherweise echte Überreste der oben gezeigten rekonstruierten Bajuwaren-Gräber.

 Im archäologischen Museum gab es auch eine aktuelle Ausstellung über “Unterwäsche”, wozu auch “Kondome aus Schafsblinddarm” gerechnet wurden:

Kondome Schafsblinddarm Museum GredingLassen Sie Ihrer Phantasie ruhig freien Lauf

Ochsenbraten Trachtenmarkt GredingGebrillter Kuhüberrest am Trachtenmarkt Greding

Hutmacher Trachtenmarkt GredingHutmacher (“Hütler”)

Trachtenmarkt Greding RadhaubeRadhaube

Kirschenkönigindie “Kirschkönigin”, Karte und höchstselbst

Trachtenmarkt Greding AttraktionGredinger Blickfang neben der Uniformfabrik

Bayrisches Madl in GredingBayrisches Madl am Trachtenmarkt Greding

Musiker Trachtenmarkt GredingMusiker

Oberbayrische Trachten GredingKlassisch Oberbayerische Trachten

Klöppeln Greding Trachtenmarkt SterneKlöppel Sterne

Trachtenmarkt GredingZu Besuch in Greding

Greding Trachtenmarkt BänderBänder

Händler trachtenmarkt Greding

Stoff Trachtenmarkt GredingStoff

Knöpfe Greding TrachtenmarktKnöpfe

Trachtenmarkt Greding BesucherBesucher am Trachtenmarkt in Greding

Greding

Stempel Greding TrachtenmarktStoffstempel

Turm GredingStadtturm

Stadtbach GredingAm Stadtbach

Greding Dietfurt Elvis in BayernElvis Presley auf Manövern in Bayern

Greding Maul und KlauenseucheMaul-und Klauenseuche Greding (hoof and mouth desease, hmd)

Greding HütchenspielHütchenspiel ..?

Kinder Greding Trachtenmarkt