HAP Grieshaber

February 5, 2014

Der als HAP Grieshaber bekannt gewordene Künstler und Grafiker wurde 1909 im oberschwäbischen Rot an der Rot im Landkreis Biberach (heute Baden-Württemberg) geboren. Wie der Name schon sagt, stammen seine väterlichen Vorfahren aus Kriegshaber, das bis weit ins 19. Jahrhundert hinein auch deutsch häufig als “Grieshaber” geschrieben wurde. Die gängige hebräische Schreibweise des österreichischen “Judendorfes” lautete ohnehin גריסהבר was sich auch in der Abkürzung des Drei-Gemeinden-Bundes פג”ש wiederfindet.

2009 wurde Helmut Andreas Paul Grieshaber seitens der Deutschen Post mit einer Briefmarke geehrt, die seinen berühmten “Feuervogel” zeigte:

HAP Grieshaber Feuervogel 1909 - 1981 Postmarke 2009

Zu HAP Grieshaber:

http://de.wikipedia.org/wiki/HAP_Grieshaber

http://www.freundeskreis-hap-grieshaber.de/

The family name of German artist HAP Grieshaber derives from the older spelling of the name which comes from Gries = Grieß = semolina, the coarse middlings from other varieties of grains, such as wheat, rice, etc. – not from Krieg = war. Haber derives from Hafer = avena, better known as oats – not from old “haber” = “holder”, one who has (haben). Nearby there are a lot of similar names which refer to grains, etc.: Gerst-Hofen / Gerste = barley; Dinkelsbühl and Dinkelscherben / Dinkel = spelt; Emersacker / Emer = emmer wheat; etc.


Repainting Fleinhausen

November 22, 2013

Fleinhausen

פליינהאוזן ליד אוגסבורג

painting Fleinhausen Dinkelscherben Augsburg   Fleinhausen /Dinkelscherben near Augsburg

Fleinhausen ist ein kleiner Ort und mit etwa 350 Einwohnern in Dinkelscherben (c. 6500 Einwohner) eingemeindet, etwa 25 km westlich von Augsburg.  Die eigene Webseite www.fleinhausen.de verrät nicht viel mehr, als dass es, wie an zahllosen anderen Orten der Region eine Freiwillige Feuerwehr und einen Schützenverein gibt. Auf Bildern kann man noch sehen, dass unterhalb der Kirche vor der „Touristik-Oase“ ein mit bayrischem Rautenmuster beschnitzter  „Maibaum“ aufgestellt wurde, das war Ende April. Bald darauf gab es ein Schützenfest am Ort, bei dem auch „auch ungeübten Schützen eine Gewinnchance“ eingeräumt wurde, und im Juli gab es ein „Dorffest“ für Jung + Alt. Wenn  nun selbst auf der Webseite der „SPD-Augsburg-Land“ schon seit eineinhalb Jahren zu lesen steht „Fleinhausen ist (fast) nur schön“, und neben der Unfallgefahr an der Hauptstraße allenfalls der Zustand der „großen Treppe“ am Friedhof beanstandet wird, wird klar: Hier ist Provinz.

Richtig, Fleinhausen ist kein Ort den man kennen muss, obwohl er nach Angaben auf der Webseite der Marktgemeinde Dinkelscherben www.dinkelscherben.dehier abgeblich schon eine „1304 bezeugte Gerichtsstätte, die sicherlich schon bis in die Karolingerzeit zurückgeht“ (wenn  nicht gar auf Troja, wie Augsburg gemäß der Angeberei frühneuzeitlicher Humanisten – Gelehrter) und – weil auf der Straße von Augsburg nach Ulm gelegen – auch eine „Zollstätte“ bestanden haben soll. Aus dem späteren 15. Jahrhundert stammt die Kirche und 1941 wurde demnach das benachbarte Pfarrhaus renoviert. In einer Zeit sodann, in der andernorts bekanntlich recht viel zerstört wurde … 

Fleinhausen Kirche Friedhof DinkelscherbenFleinhauser Dorfkirche

Jesus hinter Gittern in Fleinhausen Dinkelscherben bei Augsburggefangen in Fleinhausen: Jesus hinter Gittern

Fleinhausen nun war, was vor Ort nirgendwo thematisiert wird, (meist als „bei Augsburg“ umschriebener) Geburtsort von Julius Streicher, der zu den prominentesten und einflussreichsten Nazi-Führern in Deutschland gehörte und als Herausgeber seiner pornografisch untermalten Hetzblatts „Der Stürmer“ das weitgehend erfolgreiche Ziel gesetzt hatte, „das deutsche Volk zu fanatischen Antisemiten zu erziehen.“ Im Oktober 1946 wurde der Nazi-Führer als einer der Hauptkriegsverbrecher vom Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg zum Tode verurteilt. Zweifellos gab es in der Menschheitsgeschichte wohl keinen markanteren Judenhasser als jenen 1885 als unehelichen Sohn eines Volkschullehrers geborenen Julius Sebastian Streicher, dessen Einfluss von vielen auch heute noch unterschätzt wird, obwohl oder weil recht viele der von ihm und seinem Hetzblatt propagierten Stereotypen über angeblich typische Merkmale „der Juden“ auch in den Köpfen der Nazi-Enkel und Urenkel noch geläufig – mancherorts auch verankert sind.

Engel von Fleinhausen Angel of Fleinhausen

Fleinhausen Priester

Der selbstgestrickten Legende nach sei über ihn – als eine Art „Todgeburt“ – bereits die Messe gelesen worden, ehe er in der Fleinhausen Dorfkirche auf wundersame Weise zum Leben erwachte und solcherart zu Höherem berufen war. Die selbst attestierte Besonderheit ließ aber auf sich warten, weshalb der junge Streicher sich in Augsburg zunächst als sog. „Einjährig Freiwilliger“ seinen Militärdienst absolvierte. Das war wenig spektakulär und anders als man beim späteren Image Streichers vermuten könnte, machte er keine weitere militärische Karriere. Lediglich die später für den selbstherrlich umher stolzierenden Nazi-Fürst typische Requisite der Reitpeitsche gibt Aufschluss über seine Zugehörigkeit zum bayerischen Feldartillerie-Regiment. Während sich zahlreiche Angehörige des Regiments u.a. für den Dienst in den deutschen Kolonien meldeten, schien Streicher vorerst genug zu haben und absolvierte am „Augsburger Lehrerseminar“ eine Ausbildung zum Schullehrer, dann doch dem Vorbild des wenig geliebten Vaters folgend. Streicher wohnte damals in der Augsburger Bahnhofstraße, umgeben von jüdischen Geschäften. Zehn Jahre später sollte, nur knapp 200 m entfernt in der Halderstraße die neue Synagoge eingeweiht werden. In dieser Umgebung  kam der spätere „Juden-Hetzer“ wohl erstmals mit Juden in Berührung. Was Streicher an den Augsburger Juden so erzürnt haben könnte, ist ohne Lektüre seines späteren Hetzblattes kaum zu verstehen. Immer wieder thematisierte „Der Stürmer“ eine angebliche „jüdische Infiltration“, etwa wenn es in Kaufhäusern, die Juden gehörten – zum Kaufhaus Landauer am Augsburger Königsplatz hatte Streicher kaum zwei Minuten Fußweg – Weihnachtsartikel und dergleichen zu kaufen gab. Man vergleiche das mit dem heutigen Vorwurf an muslimische Zuwanderer, dass diese sich nicht anpassten. Noch populärer waren im „Stürmer“ nur noch die sexuellen Anzüglichkeiten, meist dargestellt von Monstern, die schönen blonden Mädchen nachstiegen. 1909 ging Streicher nach Franken, wo er von nun an sein Unwesen trieb und in der Stadt der Nazi-Parteitage zum Führer in der „deutschesten aller deutschen Städte“ bemüht war, alles „Jüdische“ systematisch umzudeuten und auszurotten.

Augsburg Bahnhofstr Hauptbahnhof BürkleinBahnhofstraße in Augsburg (Mitte November 2013)

Sieht man sich die von dem Zeichner Philipp Rupprecht (1900-1975) unter dem Pseudonym „Fips“ geschaffenen Karikaturen an, die meist aufgedunsene, hässliche Rundköpfe mit krummen Nasen und wulstigen Lippen darstellten, kommt man nicht umhin die auffallende Ähnlichkeit zwischen Streichers eigenem Aussehen und dem antisemitischen Klischee-Figuren zu bemerken. Noch eigenartiger ist es natürlich, dass Streicher mit antisemitischen Figuren seines Zeichners Fips, die am meisten ihm selbst ähnelten Erfolg haben konnte. Über Auffassungsgabe und Realitätssinn ihrer Zeitgenossen sagt dies ebenso viel wie über die Wirkung immer wieder wiederholter, unhinterfragter Propaganda. Die Leute werden blind und blöd davon und sehen nicht mal mehr, dass der Wolf im Schafspelz gar keinen Schafspelz trägt. Den tragen die dummen Betrachter, die sich an den niedergemetzelten Schafen bereichert haben, freilich nur in guter Absicht. Und so ist es natürlich vor allem wohl der Neid des kleinen hässlichen Dörflers, der Julius Streicher umtrieb. Er, der Super-“Arier” projezierte seine äußere Hässlichkeit wie innere Unzulänglichkeit auf “die Juden” und vergiftete damit ein bereitwillig folgendes Volk, das den Parolen “Die Juden sind unser Unglück” oder “DIe Juden gefährden den Weltfrieden” Glauben schenken wollten.

Julius StreicherJulius Streicher (1885 – 1946)  יוליוס שטרייכר  מנהיג נאצי

Stürmer Karikatur Streicherpseudo-jüdische “Stürmer”-Karikatur nach dem Spiegelbild Streichers

anti-Jewish a cartoon from “Der Stuermer” –Weekly, which actually looks like Streicher himself

Mit irgendeinem Juden hatte dieser Blödsinn noch weniger zu tun als wie mit Fleinhausen dem Dorf im Norden von Dinkelscherben. Die Tatsache, dass ein geistig Umnachteter aus dem Fenster springt allein ist kein Indiz dafür, dass sich unten auf der Straße ein Flughafen befindet. Eher nicht … 

Bildergebnis für christo fermATO

 Christo si é fermato a Fleinhausen (Touristik Oase)

Totengedenken Fleinhausen Dinkelscherbenkein Wort über den berühmtesten Sohn des OrtesKulturweg Fleinhausen Markt Dinkelscherben

In the small village of Fleinhausen, now incorporated to Dinkelscherben, some 25 km west from Augsburg in 1885 Julius Streicher was born and baptized, where his father was local school teacher. Probably in Augsburg young Streicher first get in contact with “the Jews” he later depicted in his “Stuermer” as monsters, although the cartoons actually equaled more than anyone else.

Since Fleinhausen was just a small village; there never was a Jewish community (at least nothing is known on it), but in the course of the centuries there were many Jews who visited the village or passed it as travelers and traders, as others did. However you can bet there were Jewhaters and maybe still are.