Bürgermeisterwahl in Augsburg 2014

March 14, 2014

Umfrage zur Stadtrat und OB-Wahl in Augsburg am 16. März 2014 am Purim

Wer soll OB in Augsburg sein, Haman oder Mordechai?”OB Wahl Augsburg 2014 RathausOB-Wahl 2014: Unscharfe Prognosen: alles ist möglich

Da der JHVA derzeit damit befasst ist, statistische Erhebungen und Umfragen zu erproben, bot es sich zum Test an, in der Innenstadt und in den Stadteilen (daruner Oberhausen, Kriegshaber, Pfersee, Lechhausen, Göggingen, Hochfeld) Augschburger danach zu fragen, ob sie am Sonntag bei der OB- und Stadtrat-Wahl wählen wollen und wen.

Mit den Methoden der kommerziellen Wissenschaften können wir vom Aufwand schon nicht mithalten, fragten also auch nicht groß herum nach Herkunft, Alter, Religion, Lieblingsfarbe,  auch nicht nach Hoeneß und Putin oder nach dem Grund für die ungewöhnliche Beliebtheit von Bibi Netanjahu unter jungen Deutschen.

Fazit: ein Geheimrezept gibt es nicht, aber zumindest haben wir ein Ergebnis, das vorab veröffentlicht, auf die Genauigkeit hin überprüft werden kann. Und nur so macht es zumindest Spaß. Wir sind keine Experten, die alles behauptet haben und deshalb recht haben.

In der Zeit vom 9. – 13. März 2014 wurden (vormittags und abends) 271 Leute befragt, davon 130 Leuter und 141 Leutinnen. Das entspricht etwa 0.1 % der Augsburger Wohnbevölkerung.

Alle bewerteten Personen gaben an über 18 zu sein und in Augsburg wahlberechtigt. Das wurde in keinem Fall nachgeprüft, aber einige der befragten Leute sind uns aber (auch als Augsburger) bekannt.

Stolperstein Augsburgüberall: Stolpersteine in Augsburg

Zur Stimmung: Nur wenige rechnen mit etwas Spannenden, viele sind genervt von den Bauarbeiten überall, die sich über Jahre hinziehen und gesundheits- und geschäftsschädigend sind. Beklagt wird besonders auch das Aussterben der Innenstadt, der Läden und Lokale, dass beworbene Marken gewachsene Identitäten verdrängen, aber auch Alte und Familien „verschwinden“. Aber das war vor allem Nebenbeigeschimpfe, für das Schwaben ja bekannt sind. Danach gefragt haben wir nicht. Auch nicht nach den angeblich vielen “Ausländern”, die auf den Plakaten wären. Da genügte in der Regel die Gegenfrage: “Was haben Sie gegen Ausländer auf Plakaten?” Auf Jüdisches wurden wir übrigens von exakt niemanden angesprochen.

Die Ergebnisse:

1. Wahlbeteiligung: 185 der Befragten 271 gaben an, dass sie wählen werden oder haben das schon getan, das ergibt 68 Prozent. Recht hoch ist der Anteil derjenigen, die bereits per Briefwahl abgestimmt haben, nämlich 47 (= ¼ der 185)

2. OB-Wahl: Es gibt eine Stichwahl

Den amtierenden OB Kurt Gribl (CSU) wollen „nur“ 42 % (77), Stefan Kiefer (SPD) hingegen 52 (= 28 %), der damit sein Kontrahent in der Stichwahl wird. Auf den folgenden Plätzen finden sich Peter Grab (Pro) und Rainer Erben (Grüne) mit je 7 %, gefolgt von Volker Schafitel (Freie Wähler) mit 5 % der Stimmen. Auf 4 % kommt Süßmaier von der Linkspartei, 2 Wähler nannten auch noch Pettinger von der ÖDP, was 1 % entspricht. Die anderen Kandidaten nannte bei uns niemand.

Favorit für eine Stichwahl wäre wohl Kurt Gribl, zumindest erwarteten 3 von 4 Befragten dass er OB bleiben wird und es nicht zur Stichwahl kommt. Selber wählen wollen sie ihn aber eher nicht. Jedoch gilt sein weitgehend unbekannter Herausforderer von der SPD als „Langweiler“, bzw. wie ein Befragter scherzhaft (?) meinte: „des is bestenfalls a Unterkiefer“. Be it as it may

3. Stadt-Rat: Da es möglich ist, Personen mehrerer Parteien verteilt zu wählen, ließ sich nur nach Partei-Präferenzen fragen. Einzelne Personen sind deutlich bekannter und beliebter als ihre Parteien.

CSU: 35 %, CSM 5 %, PRO 5 %  (= 45 %)

SPD: 30 %, Grüne 10 %, Linke 5 % (= 45 %)

FW: 5 %, AfD 2 %, ÖDP 1 %, FDP 1, WG 1 (= 10 %)

Welche Stadtregierung das ergeben könnte, sollen Experten beurteilen.

Ohnehin: erst am Sonntag-Abend wird sich herausstellen, wie genau unsere erste Wählerbefragung war. Falls es glatt danebenliegt, wäre es kein Malheur, da die Kosten sich auf 8.17 Euro für Verpflegung beliefen.

 Wander-Denkmal Stadtmarkt Augsburg Denkmal für Augsburg, mal dort, mal dort aufgestellt.

There are mayoral elections in Augsburg (and other towns and commnunities in Bavaria). Incumbent mayor Kurt Gribl (the Middle High German term gribl actually means “undertaker”) is favorit against his contender Stefan Kiefer (the term may be understood as “jaw (bone)” or as “pine”(tree) – but it is not known which explanation he leans towards). Well known also is Peter Grab (yes, the name means “grave”), 3rd mayor of the “Pro Augsburg” group (however there is no “contra Augsburg”  party in the race of course). So you may gues whether the undertaker finds a jaw in the grave or so …

Since the local media was reluctant to provide public poll data, the JHVA board decided to do an own study during the week.Our poll of course is no academic study but it surveys 0.1 % of the population of Augsburg and we will see if the findings make sense or not.

Since on election day also is Purim the puzzling question likely was: “WHO you want to be mayor of Augsburg the next SIX years? MORDECHAI or HAMAN ..?” But noone cares for Jewish festivals here, so we did not ask.


Der Paul Ben Haim Weg

January 7, 2014

Pual Frankenburger wurde 1897 in München geboren, wo er auch Musik studierte.

In Augsburg war er von 1924 bis 1931 Kappellmeister am Stadttheater. 1933 wanderte er nach Israel aus und lebte dort bis zu seinem Tod im Jahre 1984. Bereits 1957 wurde er mit dem פרס ישראל ausgezeichnet. Ben Haim zählt zu den bedeutenderen kalssischen Komponisten des 20. Jahrhunderts und prägte Generationen von anderen Komponisten und Musikern. Im Juli 2010 widmete man ihm in Augsburg an der Wertachbrücke vor der Ulmer Straße einen Weg oberhalb des Wertach-Ufers. Auch in Israel wurden Straßen nach ihm benannt, u.a. in Tel Aviv (nahe Ramat HaSharon), aber auch in Beer Schewa und Rischon Le Zion.

Paul Ben Haim Weg Augsburg Oberhausen WertachDer Paul Ben Haim Weg an der Wertach-Brücke bei Oberhausen

 

Drei Lieder ohne Worte / Three Songs Without Words

Paul-Ben-Haim-Weg Oberhausen Augsburg

  


Jumping the shark

January 1, 2014

Oberhausen Shark Hospital JosefinumShark in Hospital Auxburg Oberhausen

Augsburg Oberhausen Josefinum, Kirche, Rathaus, SchuleÜberreste des alten Oberhausen mit dem historischen Rathaus (Mitte vorn)


„Marsch des Lebens“ in Kriegshaber (Augsburg)

October 21, 2013

Marsch des Lebens Kriegshaber AugsburgDemonstrationszug “Marsch des Lebens” in Kriegshaber mit “Motto”

Marsch des Lebens Kriegshaber Synagoge Polizei“Marsch des Lebens”: schweigend in 4er-Reihen, Polizei vorne weg

Synagoge Kriegshaber Marsch des Lebens 2013entlang am künftigen Museum

Am gestrigen Sonntag versammelten sich im Augsburger Stadtteil Kriegshaber vor dem alten Marstaller Hof (heute: Rock-Cafe) etwa 200 überwiegend ältere Personen, um an einem sog. „Marsch des Lebens“ entlang der Ulmer Straße teilzunehmen. Zur Veranstaltung aufgerufen hatten ein „Christliches Integrationszentrum Augsburg e.V.“  (ciz-augsburg.de), sowie der „Israel-Kreis Augsburg/ Christen an der Seite Israels“. Erschienen waren aber auch Vertreter anderer lokaler Organisationen, wie etwa Dr. Harald Munding von der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (vvn-augsburg.de) , Dr. Dieter Münker von der DIG (dig-augsburg.de) oder Dr. Christian Kreikle von der SPD-Kriegshaber (spd-kriegshaber.de). Unter den Teilnehmern befanden sich auch viele russischsprachige Angehörige der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg, darunter auch Marjan Abramovitsch vom Kulturzentrum der IKG (ikg-augsburg.com). Zum besseren Verständnis für die zahlreichen russischsprachigen Teilnehmer wurden die eingehenden Reden und Instruktionen auf Russisch übersetzt. So auch die Anweisung, in Viererreihen schweigend vom Versammlungsort Richtung Oberhausener Bahnhof zu gehen. Einige wenige Teilnehmer trugen Kippot offenbar, um eine jüdische Herkunft anzuzeigen), andere hatten kleine und große Flaggen des Staates Israel und sogar der Stadt Jerusalem mit sich. Der Zug wurde von einem im Schritttempo fahrenden Polizeiwagen (mit Blaulicht, aber ohne Sirene) angeführt und von zahlreichen Ordnern und einigen Polizisten flankiert. Auf diese Weise führte der Zug vorbei an der ehemaligen Synagoge und der früheren Siedlung der österreichischen, später bayerischen Juden, vorbei an den früheren Michel-Werken, deren Zwangsarbeiter man eigentlich gedenken wollte, … bis zu den alten KUKA-Werken, wo der Demonstrationszug endete und im Versammlungssaal der ansässigen Thaddäus-Kirche mündete.

Marsch des Lebens Ansprachen Kriegshaber

Marsch des Lebens Kriegshaber Ulmerstraße

  Demonstration entlang der Häuser der früheren jüdischen Siedlung

Kriegshaber Zollhaus Marsch des Lebensvorbei am ehemaligen Zollhaus Kriegshaber

Marsch des Lebens Michel-Werkeschweigend vorbei an den Michel-Werken (Ulmer Straße 160)

Marsch des Lebens Augsburg Kriegshaber

Reese Park Kriegshaber Marsch des Lebensbeim “Reese Park” Kriegshaber

Marsch des Lebens Kriegshaber KUKA Keller und KnappichMaschinenfabrik Keller und Knappich (KUKA) ehemals Oberhausen

Kriegshaber Marsch des Lebens KUKA BüchereiKUKA; Stadtteilbücherei Kriegshaber

Kriegshaber Bürgerbüro Stadtteilbücherei 2013 Marsch des Lebens KUKANeu in Kriegshaber: Bürgerbüro und Stadtteilbücherei in der Alten KUKA Halle

Marsch des Lebens Kriegshaber St. Thaddäus OrdnerEnde des Demonstrationzugs bei St. Thaddäus Kriegshaber

Marsch des Lebens St Thaddäus Sitzung KriegshaberEntschuldigung im Pfarrsaal des St. Thaddäus, Kriegshaber

Ein kurzer Blick ins Innere zeigte einen fast überfüllten Versammlungssaal und einer Anzahl von Veranstaltern vor einer mit Israel-Fahnen und veranstaltungslogo geschmückten kargen Bühne. Es sprach gerade eine junge Deutsche, die sagte, dass ihr Großvater „bei der SS“ gewesen sei, wofür sie „von ganzem Herzen um Vergebung bitten“ wolle. Das tat sie dann auch, Halbsatz für Halbsatz dramatisch ins Russische übersetzt: „Wir können das nicht ungeschehen machen, … was passiert ist, aber wir können versuchen die Worte zu finden, … die unsere Großväter nicht gefunden haben.“ Das musste aufschlussreich genug sein, da die Ordner dem Schreiber eine eigenständige Anwesenheit im Zugangsbereich nicht ermöglichten, weshalb dieser sich kurzerhand dazu entschloss, es eben dabei zu belassen.

Dachau KZ Außenlager Kriegshaber info

Gegen das Verschweigen: Info des VVN zum KZ Außenlager in der Ulmer Straße 160

Israel Demo Marsch des Lebens Kriegshaber

Marian AbramowitschKulturreferent der der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg Marjan Abramowitsch

Die Idee zu den Märschen stammt offenbar aus den USA, vom rund um dem „Jom ha-Schoa“ Anfang April dieses Jahres in etwa 40 Städten der USA (darunter NYC, Houston, Dallas, aber auch in der Augsburger Partnerstadt Dayton/ Ohio) sog. March of Remembrance  veranstaltet wurden mit der Absicht einerseits dem „Mord an sechs Millionen Juden“ zu gedenken, als auch „ein klares Zeichen zu setzen für Israel“ und „gegen den Antisemitismus unserer Zeit“. Dazu gibt es dann zeitgemäß natürlich auch eine facebook-Seite (mit aktuell 542 „Likes“ und dem Motto „for Zion’s sake I will not be silent, Is. 62:1), auf der man Infos lesen kann, wie z.B. „it was Hugo Boss who made the uniforms oft he Nazis“ oder das Paul McCartney Morddrohungen von Israel-Boykott-Aktivisten erhielt: „They threatened to kill me if I played in Israel. I got death threats, but I am coming anyway.“ Wie er sollen sich auch weitere „Stars“ wie Deep Purple, Rihanna oder Madonna haben einschüchtern lassen.  

Sicherlich ist es bemerkenswert, wenn sich in Augsburg eine größere Zahl von Menschen, vom Kinderwagenkind bis zum Gehstock-Nutzer einem mit Israel-Fahnen geschmückten Zug auf den Weg macht und dabei eine Straße passiert, die einst der ganz überwiegend von Juden gestaltete und bewohnte Ortskern der ehemals österreichischen Dorfs ausmachte. Das ergab wenigstens interessante Foto-Motive. Ansonsten lässt sich über einen Schweigemarsch nicht viel mehr sagen, außer dass er noch sparsamer ist, als die oft bekrittelten Twitter-Tweeds.

Marsch des Lebens Kriegshaber Augsburg Israel

Über die Geschichte der Juden in Kriegshaber gibt es viel zu erzählen. Sie umfasste Jahrhunderte und wirkt bis heute weit über die damaligen und heutigen Grenzen hinaus. Personen, die sich bereitwillig „zweisprachig schweigend“ in Viererkolonnen aufreihen lassen lässt sich das nicht vermitteln. Sie sind offenkundig in erster Linie mit sich selbst beschäftigt, aber zweifellos auch bereit sich die Taten ihrer Ahnen zu verzeihen. Was eigentlich? Der fast übergangene Fakt, dass es mit den Michel-Werken und KUKA entlang der Strecke zwei Firmen gegeben haben soll, die etwa fünfhundert jüdische Zwangsarbeiterinnen aus Ungarn beschäftigten – woran nicht mal eine Tafel erinnert?

Die Kriegshaber Juden, die hier ein halbes Jahrtausend lebten, haben damit so viel zu tun wie mit Israel und Jerusalem-Fahnen. Nichts.

Kriegshaber Marsch des Lebens Ordner Polizei


Rathaus von Oberhausen bei Augsburg aus dem Jahr 1602

July 3, 2013

Geht es darum, das Alter des historischen Rathauses von Oberhausen zu taxieren, so wurde bislang – auch von unserer Seite – eher grob geschätzt. Da am alten Gasthof nebendran (wo heute das “Absolut” beheimatet ist) eine Tafel die Jahreszahl 1720 zu lesen ist, musste man annehmen, dass das Rathaus wohl eben “etwas älter” sein musste. Eine alte Abbildung die etwa auf das Jahr 1650 datiert wird, zeigt das Rathaus in seiner früheren Fassade:

Hauptstraße Oberhausen bei Augsburg um 1650 mit Rathaus

Das Rathaus in der Bildmitte verfügt damals bereits über die heute noch vorhandenen Etagen. Interessant auf der Hauptstraße ist neben dem Abwasserkanal noch die in der Mitte zwischen Rathaus und Hügel direkt beim damaligen Vogthaus befindliche Barriere. die den Zutritt zum Ort markiert und möglicherweise auch zur Markierung als Eruv benutzt werden konnte.

In den 1825 in Augsburg gedruckten “Denkwürdigkeiten des Oberdonau-Kreises” erwähnt der aus dem zu seiner Geburt noch vorderösterreichischen Freiburg im Breisgau stammende Altertumsforscher und Mitbegründer des Römischen Museums in Augsburg und Ideengeber des (späteren) Historischen Vereins in Schwaben Johann Nepomuk Franz Anton von Raiser (1768-1853) beiläufig, dass im (Juli) 1602 eine ehemalige, nun eingetauschte Sölde zum Amtshaus in Oberhausen wurde:

Oberhausen Rathaus 1602 Amtshaus

Johann Nepomuk von Raiser:  Denkwürdigkeiten des Oberdonau-Kreises, Augsburg 1825, S. 101

Aus von Raisers Aussage ergibt sich für die Einrichtung des Amtshauses von Oberhausen an der Wertach der Sommer 1602 als diverse Besitzungen in Oberhausen gegen andere auswärtige getauscht wurden und im Haus an der Sölde das Amtshaus eingerichtet wurde. Daraus ergibt sich abgesehen davon, dass der Kern des Hauses natürlich noch älter ist und es sicher vom Söldhaus zum Amtshaus erweitert worden sein wird, ein Alter von heute wenigstens 411 Jahren. Damit ist das Oberhausener Rathaus übrigens älter als das Augsburger. Interessant ist vielleicht auch, dass dessen Baumeister Elias Holl, der im Vorjahr von seinen Studien aus Italien zurückkehrte 1602 als Baumeister in Augsburg angestellt wurde, als große Teile Oberhausens in den Besitz Augsburge Bürger ging. Ob Elias Holl auch Oberhausener Rathaus tätig war, ist nicht bekannt, aber villeicht nicht auszuschließen. Belegt ist jedoch, dass er 1619 den Kirchturm von Peter Paul gleich neben dem Rathaus errichtete.

Augsburg Oberhausen Altes Rathaus - Chana Tausenfels


Impressions from Augsburg Oberhausen

July 2, 2013

Augsburg Oberhausen Altes Rathaus 2013

400 year old town hall of Oberhausen at Wertach (Augsburg) next to the historical brewery inn from 1720

Augsburg Oberhausen alter Braugasthof neben Rathaus

Augsburg Oberhausen Altes Rathaus TreppengeländerTreppe im Alten Rathaus von Oberhausen

Augsburg Oberhausen Rathaus Rückseite Peter Paul KircheOberhausener Rathaus Rückseite mit Peter Paul Kirche

Das historische, über 400 Jahre alte Oberhausener Rathaus, das in den letzten Jahren wohl absichtlich vernachlässigt wurde, um Denkmalschutzaspekte zu hintertreiben ist nach dem Abriss des Oberhausener Schlosses (heute vom sog. “Josefinum” überbaut) und der Vogtei der letzte Überrest aus der Zeit des alten Oberhausen. Die Kirch in ihrem heutigen Aussehen stammt aus der Zeit um 1700. Nun soll das bedeutende Denkmal doch abgerissen werden, um einer Turnhalle Platz zu machen, die zum einem dem Charakter des historischen Ortskern nicht entsprechen kann. Da man Turnhallen nicht so baut, dass man sie auch in 400 Jahren noch benutzen kann und attraktiv findet, ist es auch klar, dass nach 20 oder 30 Jahren spätestens Sanierungsbedarf besteht und der geplante Neubau altmodisch und schändlich wirkt. Man wird sich später zurecht fragen, welche “Verantwortlichen” das waren, die dafür das alte historische Rathaus und damit die Idendität des Ortes vernichtet haben.

* * *

Oberhausen at Wertach, home of Nathan of Oberhausen, one of the progenitors of the Frankfurt Rothschild family, is going to lose it’s historical identity. The municipality in all seriousness wants to destroy the over four hundred years old stately town hall building – under the rather ridiculous pretext of some mold in the basement, which of course could have been eliminated in 3 years of “discussion” – in order to replace it by a featureless sportshall (although there already are other gymns as well as other building f ground).

There are no special points for guessing that the gym of course will not last 4 centuries as well, but most likely not even 4 decades until it will be in dire need of redevelopment. Then at the latest people will ask who was so stupid and acted without due consideration back then.


Gut gemeint, aber …?

June 28, 2013

Es war schon mit einem gewissen Aufwand verbunden, den Bericht der “Augsburger Allgemeinen” zur gemeinsamen Begehung des jüdischen Friedhofs an der Hooverstraße mit den Lokalpolitikern Dr. Christian Kreikle und Stefan Quarg in der vergangenen Woche, überhaupt zu bekommen. Der von Peter K. Köhler verfasste Artikel in der “Wertachanzeiger”-Ausgabe “AZ vor Ort” vom gestrigen Donnerstag fand sich nämlich nicht in den Exemplaren am Oberhausener Bahnhof, an diversen Tankstellen und Zeitungsläden im Verbreitungsgebiet (Oberhausen, Bärenkeller, Kriegshaber, Pfersee und Innenstadt).

Augsburger Allgemeine Artikel zu Kriegshaber Friedhof Mauer - Juni 2013AZ vor Ort: “Gut gemeint, aber nicht gut gemacht

Eine Rarität der Artikel trotzdem nicht, aber er enthält doch eine überraschend hohe Anzahl an Ungenauigkeiten – wahrscheinlich muss man dem an jenem Tag sichtlich leidenden Autoren des Artikels, die in hießigen Breiten doch eher ungewohnten, fast israelischen Temperaturen von beinahe 40° C als mildernden Umstand zugute halten – doch einige Anmerkungen und Korrekturen bedarf es nun doch, da andernfalls der Eindruck erweckt werden könnte, als stammten diese oder jene Aussagen von unserer Seite. Wer uns kennt oder öfter hier liest, wird das sofort erkennen.

Die meisten Grabsteine in der Ruhestätte sind so verwittert, dass die Inschriften nicht mehr zu lesen sind. Das stört Yehuda Shenef vom Jüdisch Historischen Verein nicht, es entspricht dem natürlichen Lauf der Dinge.“

So wie wir Yehuda Shenef kennen, stört ihn das durchaus, sehr sogar.

Der Friedhof war lange Jahrzehnte ziemlich verwildert…“

Das Gegenteil war der Fall. Das Gelände war bis in 1950er Jahre faktisch baumfrei. Die Verwilderung des Friedhofs machte sich vor allem ab 2005 bis 2007 breit.

Anwohner kommen ebenso wie Ehrenamtlich von St- Thaddhäus, etc.“

Das war in der Vergangenheit durchaus der Fall, gab es aber zuletzt Ende 2009, nicht mehr aber seitdem das bis dato leer stehende Friedhofswächterhaus im Mai 2010 neu vermietet wurde.

Im 17. Jahrhundert wurden die Juden aus der Stadt vertrieben.“

Die sog. „Ausweisung“ aus Augsburg erfolgte mit dem Beschluss von Sommer 1438 (also zu Beginn des 15. Jahrhunderts), wobei den Juden eine Frist von zwei Jahren eingeräumt wurde, ihren Besitz in der Stadt zu verkaufen. Von einer „Vertreibung“ kann und konnte auch keine Rede sein und war unsererseits auch nicht. Nicht nur in den Jahren nach der ominösen 2-Jahres-Frist, sondern eigentlich auch in den fortlaufenden Jahrhunderten gab es mit wenigen Ausnahmen weiterhin Juden die in Augsburg lebten und arbeiteten. Darüber haben wir auch auf diesem Weblog schon des Öfteren berichtet.

„… Dort finden sich Namen mancher in Kriegshaber ehemals bekannter Familie wie Einstein oder Goldstein“.

Die Kriegshaber Familie „Einstein“ ist sicherlich in den letzten Jahren wieder bekannter geworden durch Publikation (etwa von Gernot Römer oder  im Rahmen der „Lebenslinien“-Reihe des Jüdischen Kulturmuseums), von unserer Seite sicherlich nicht. Nicht weil wir etwas gegen die Familie Einstein oder gegen Viehhändler hätten, sondern weil unsere Schwerpunkte andere sind und wir ganz gewiss mehrmals auf verschiedene Personen aus den Familien Ulmo, Wertheimer und Obermayer, aus weiter zurückliegenden Zeiten hingewiesen haben.

Der Name „Goldstein“ ist uns im Zusammenhang mit dem Friedhof an der Hooverstraße noch nie begegnet, jedoch wurden wir schon Dutzende Male nach einem „Metzger Goldstein“ in Kriegshaber gefragt, ob dieser denn jüdisch sei. Nun, wahrscheinlich doch nicht, denn nicht alles was glänzt, ist auch jüdisch … Auch die Goldbären von Haribobo sind ja keine jüdische Erfindung und weder Silber- noch Goldfisch sind koscher. 😉

Gäbe es in der Region einen koscheren Metzger, hätte sich das übrigens auch deutschlandweit und darüber hinaus längst rumgesprochen, denn jüdische Metzger sind heute in Deutschland so selten, dass sie praktisch an einer Hand abzuzählen sind, ohne dass man alle Finger beanspruchen müsste.

 

Grabstätten … werden nicht mit Blumen bepflanzt, sondern mit Rasen bedeckt.“

Das mit dem Blumen stimmt, das mit dem Rasen ergibt sich allenfalls von selbst, geschieht aber nicht gezielt oder absichtlich. Zur Kennzeichnung des Grabes gibt es das Grabdenkmal zu Ehren und zur bleibenden Erinnerung des Verstorbenen.

 

Nach der Beerdigung wird wie auf christlichen Friedhöfen, ein Grabstein oder eine Grabplatte gesetzt, eine intensive Grabpflege ist in der jüdischen Tradition nicht üblich.“

Soweit wir es verstanden haben, werden christliche Gräber an die Angehörigen der Verstorbenen auf Zeit vermietet. Wird diese Pacht nicht verlängert, wird das Grab ausgehoben und der Platz vermietet an Leute die zahlen können. Darin eine „intensive Grabpflege“ zu sehen, käme uns nicht in den Sinn.

Die auf die Dauer der Welt ausgerichteten jüdischen Gräber dürfen und sollen durchaus gepflegt werden und wo es noch Angehörige gibt, findet das auch statt. An der Pflege muss aber nichts „intensiv“ sein, es reicht aus, wenn sie regelmäßig ist und jede Form von Verfall verhindert.  Das gebietet schon das Gebot der Tora: „Ehre Vater und Mutter, damit du selbst lange lebst auf dem Land, dass Gott dir gibt …“ Was die Tora damit sagt ist dies: Wer das Andenken an seine Vorfahren nicht ehrt und pflegt, hat keine Kultur und weder Vergangenheit noch Zukunft.

 

Die Grabsteine oder Platten verwittern im Lauf der Zeit als Symbol der Vergänglichkeit“.

Nein, wenn dem so ist, dann als Indiz mangelnder Pflege.

 

Kriegshaber war lange Zeit ein Zentrum der jüdischen Gemeinde.“

Nicht nur Kriegshaber, sondern in mindestens derselben Weise auch Steppach und vor allem doch Pfersee.

 

Juden errichteten auf den wenigen Grundstücken, die sie erwerben durften…“

Sie unterlagen keinen anderen Bedingungen als Christen die Grund und Boden erwerben konnten, stellten aber für einen größeren Teil der Kriegshaber Geschichte die Bevölkerungsmehrheit im Dorf. Der Ortskern von Kriegshaber an der ehemaligen Hauptstraße war fast ausschließlich von Juden bewohnt. Dort befindet sich auch die ehemalige Synagoge. Der Kirchenbau auf der anderen Straßenseite war auch nur deshalb möglich, weil die jüdische Gemeinde das Grundstück dazu verkaufte. Eigentlich sollte hier um 1846 eine neue, wesentlich größere Synagoge gebaut werden, für die bereits die königliche Baugenehmigung aus München vorlag und u.a. auch Spendengelder von der Bankierfamilie Rothschilds eingetroffen waren, jedoch hatten nun zu viele Juden Kriegshaber in Richtung Großstädte und USA verlassen. Der Neubau hatte sich nicht mehr rentiert und man sanierte stattdessen die alte Synagoge, die jetzt auch wieder renoviert wird, jedoch als „Museum“.

Als letzte Kritik wollen wir schließlich noch darauf verweisen, wie eigenartig es doch ist, dass auch in der Bildunterschrift Dr. Kreikle namentlich nicht erwähnt wird. Das ist insofern eigentümlich, da er den Termin organisert hatte. Unsererseits jedenfalls danken wir ihm dafür ausdrücklich. Wie in der angeschnitteten Kurzmeldung neben dem Artikel zum jüdischen Friedhof noch zu sehen ist (- das alte Rathaus von Oberhausen, welches angeblich kein Denkmal sei und deshalb abgerissen werden könne), hat längst nicht jeder Stadtteil fähige Lokalpolitiker mit einem Gespür für Geschichte und Zusammenhänge. Eigentlich fehlen sie an allen Ecken und Enden.


Das alte Rathaus im heutigen Augsburger Stadtteil Oberhausen

June 27, 2013

Die älteste bekannte Darstellung des stattlichen Gebäudes stammt aus der Zeit um 1650, doch dürfte das Gebäude selbst zumindest noch einige Jahrzehnte älter sein und aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg stammen.

Augsburg Oberhausen Altes Rathaus Hirblinger Str Zollernstraße

Luftbild (Google Earth) des alten Oberhausener Marktplatzes mit dem wuchtigen Rathaus

Augsburg Oberhausen Altes Rathaus - Chana TausenfelsRekonstruktion des Oberhausener Rathauses um 1650 von Chana Tausendfels

Gasthof Fassade Oberhausen Augsburg Zollernstraße Biergartenerhaltene vergleichbare Fassade am Gasthof/Biergarten an der Zollernstraße, gegenüber des Rathauses


Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – die mittelalterliche Ausweisung der Juden aus Augsburg

May 2, 2011

Eine der interessanten, eigenartigen, aber auch weitgehend unbeantworteten Fragen der jüdischen Geschichte Augsburgs ist die wohin die Juden der Reichstadt nach der Ausweisung im Jahre 1440 gezogen waren.

 Der frühere Rabbiner der neuzeitlichen Augsburger Gemeinde Richard Grünfeld schreibt in seinem oft zitierten „Gang durch die Geschichte der Juden in Augsburg“: „Die meisten der im Jahre 1438 aus ihrer Heimat vertriebenen Juden siedelten sich in der Umgebung Augsburgs an und bildeten in Steppach, Kriegshaber, Pfersee (seit 1569), Oberhausen (seit 1555), später auch in Göggingen und Lechhausen, selbständige Gemeinden.“

Hans K. Hirsch hingegen schreibt in seinem Artikel „Juden in Augsburg“ im Augsburger Stadtlexikon http://www.stadtlexikon-augsburg.de/index.php?id=154 : „Die Ausgewiesenen wanderten in andere Städte in Schwaben, Franken und am Mittelrhein ab und zogen nach Polen und Oberitalien, den Zielgebieten jüdischer Emigration im Laufe des späten 15. und des beginnenden 16. Jahrhunderts. Gegen eine Niederlassung in den nahe Augsburg gelegenen Orten Pfersee, Kriegshaber, Steppach und Fischach sprechen die eindeutigen Formulierungen des Vertreibungsbeschlusses.“Etwas später räumt er jedoch ein: „Zu dem vor allem vom Klerus geforderten vollkommenen Ausschluß kam es in der Folgezeit allerdings nicht. Vereinzelt hielten sich Händler und Hausierer in der Stadt auf, doch eine jüdische Gemeinde durfte und konnte sich bis zum 19. Jahrhundert nicht entwickeln.“

Dem Vernehmen nach scheint es klar, dass es in der Zeit zwischen 1440 und 1800 durchaus Juden in Augsburg gab. Dabei handelte es sich aber her um „zufällig“ oder zumindest kurzfristige Aufenthalte. Beispiele dafür sind etwa der jüdische Drucker Chaim Schwarz, der über Jahre hinweg hebräische Bücher in Augsburg druckte oder aber Händler, die nur tagsüber in die Stadt durften und einen städtischen Begleiter haben mussten. Ausnahmen davon bedurften dann schon eines Krieges in welchem Juden in Augsburg geduldet wurden. Das klingt alles in allem vernachlässigbar, weil nur unzusammenhängend und zu kurzfristig, um eine zumindest ansonsten durchgängige Abstinenz von Juden in Augsburg zu bestreiten.

Ganz so sporadisch waren die Aufenthalte von Juden in Augsburg freilich nicht, wie sich aus den Schilderungen des Paul von Stetten (1731 – 1808) ergibt. Stetten war von 1792 bis 1806, als die Reichstadt dem neuen Königreich Bayern einverleibt wurde, der letzte Stadtpfleger Augsburgs und angesehener Verfasser zahlreicher Werke zur Augsburger Familien- und Stadtgeschichte. Im Jahre 1803 nahm er mit seiner eigens zu diesem Zweck verfassten Schrift „Geschichte der Juden in der Reichstadt Augsburg“ zur damaligen Streitfrage Stellung, ob Juden in der Stadt ein festen Wohnsitz einnehmen durften.

Stetten befürwortet die (erneute) Aufnahme und führt seine Leser, deren „Vorurteile“ er aufheben will, zunächst die lange jüdische Geschichte in der Stadt vor Augen, ehe er im zweiten und dritten Teil seiner 77 Seiten umfassenden Abhandlung den eigentlichen Streitgegenstand und das Für und Wider behandelt. Seine „Vorrede“ schließt er französisch:

 « Les vérités se propagent lentement, mais il vient un tems, ou les préjugés sont forces de céder. «  (Wahrheiten verbreiten sich langsam, aber es kommt eine Zeit, in welcher Vorurteile gezwungen sind, zu kapitulieren)

Im Jahre 1438 erfolgte nach langen mühevollen Bestrebungen christlicher Prediger der Beschluss des Rates der Reichstadt Augsburg, die seit Jahrhunderten ansässigen Juden der Stadt zu verweisen. Verhältnismäßig gesittet wurden ihnen eine Frist von zwei Jahren eingeräumt, ihren Hausbesitz zu veräußern und sich nach neuen Wohnorten umzusehen. Da es wohl nicht möglich war, einen Ort zu finden, der die zuletzt etwa 250 Personen umfassende jüdische Gemeinde insgesamt aufzunehmen, wurden gewiss Familien und Freunde auseinandergerissen. Wer entsprechende verwandtschaftliche Beziehungen besaß siedelte in Ulm, Lauingen, Nördlingen, Donauwörth, während andere versuchten in benachbarten Orten unterzukommen. Viele Spuren verlieren sich, da eine Reihe von Dörfern nur einzelne Familien aufnahmen und darüber offenbar keine Urkunden angelegt wurden oder solche nicht erhalten blieben. Andererseits lassen etwa Überführungen von jüdischen Leichnamen aus einer Reihe von Orten aus dem Umkreis erkennen, dass zumindest sie und ihre Angehörigen dort gelebt haben musste. In den meisten Orten sind Juden erst dann „nachweisbar“, wenn sie die Erlaubnis zum Neubau einer Synagoge erhielten, ohne zu berücksichtigen, dass dem in der Regel jedoch die Nutzung des einen oder anderen Gebetsraumes in privaten Häusern vorausging. So erklärt sich, dass zwischen dem Zeitpunkt der festgesetzten Ausweisung im Jahre 1440 bis zu den ersten nachweisbaren Synagogen in Pfersee oder Kriegshaber mehr als hundert Jahre vergingen.

Ob andererseits nun die Weisung zur Ausweisung so unbeirrt umgesetzt wurde, wie landläufig vorausgesetzt, ist durchaus zu bezweifeln. Als Beleg dafür reicht, dass 1438 Juden in den Steuerlisten verzeichnet waren und in den Folgejahren nicht mehr. Trotzdem sprechen dagegen aber bereits sehr früh zwei Kindergrabsteine die im Innenhof des Peutinger Hauses am Augsburger Dom eingemauert sind. Ihrer hebräischen Inschriften gemäß stammen sie aus den Jahren 1445 und 1446, als es schon keine Juden mehr in Augsburg gegeben haben soll. Wer nun aber sollte in einer Stadt, in der er sich nicht aufhalten durfte nun aber seine Angehörigen bestatten, obwohl er offenkundig damit rechnen musste, die Gräber möglicherweise nicht mehr sehen zu dürfen und ohne eine Garantie zu haben, ob sie Bestand haben mochten. Etwa zehn Jahre später, um 1455 wurden (weit) späteren Angaben gemäß die Grabsteine des Friedhofs jedoch entwendet und für bauliche Zwecke innerhalb der Stadt missbraucht. Dazu passen Berichte von etwaigen Funden bei Bauarbeiten in späteren Jahrhunderten, zuletzt im Jahre 2000 beim sog. „Heilig Geist Spital“ (seit 1948 Sitz der berühmten „Augsburger Puppenkiste“) . Andererseits wurden aber auch noch im 19. Jahrhundert Grabsteine auf dem offenbar doch nicht vollständig abgeräumten Gelände des ehemaligen Friedhofs gefunden, auf dem sich heute das Augsburger „Bürgerbüro“ befindet.

Paul von Stetten gemäß sahen die Augsburger Stadtherren schon recht bald nach 1438/40, dass sie die Juden nicht dauerhaft aus der Stadt halten konnten (oder aus finanziellen Gründen wollten) und fanden eine Regelung , auf die sie in der Folgezeit immer wieder zurückgriffen. Diese Regel sah vor, handelnde Juden tagsüber in Begleitung eines (gebührenpflichtigen) Stadtdieners den Zutritt zu gewähren. Bereits aus dem Jahr 1452 stammt eine Anweisung des Augsburger Bischofs (Peter von Schaumberg, im Amt von 1424 bis 1469), dass Juden „einen runden Lappen von gelben Tuch auf der Brust tragen“ sollten. Eine entsprechende Weisung hatte der Rat der Stadt jedoch bereits 1434 für die damals noch ortsansässigen Juden verfügt.  

Warum die folgende Notiz erst aus dem Jahre 1544 stammt ist unklar, freilich ist unstrittig, dass der jüdische Drucker Chaim Schwarz im Jahrzehnt zuvor mit seiner Familie und Schwiegersöhnen in der Stadt lebte und eine Reihe von Buchwerken druckte. Berichten nach wohnte er in einem Haus beim Gögginger Tor, beim heutigen Königsplatz. Das westliche Haupttor galt in der Folgezeit ohnehin als das einzige, durch welche Juden Eintritt in die Stadt gewehrt wurde. Ob dies, wie heute noch angenommen wirklich eine zusätzlich Schikane war, ist freilich zu bezweifeln, wenn man berücksichtigt, dass die heute vom Königsplatz nach Westen, Richtung Hauptbahnhof, führende Straße bis ins 19. Jahrhundert den Beinamen „Pferseer Weg“ hatte, aus dem Grund weil es der kürzeste Weg nach Pfersee war. Dort befand sich zumindest ab dem 17. Jahrhundert das Zentrum der jüdischen Ansiedlung im Westen der Reichstadt.

Am 14. Juni 1544, so berichtet Stetten, wurde Juden der Eingang in die Stadt verwehrt , außer wenn sie einen Gerichtstermin wahrnehmen mussten. Aus der selben Zeit wissen wir, dass Rabbi Josef von Rosheim, selbst Nachkomme Augsburger Juden, in der Stadt weilte. Im Jahr darauf soll auch der Drucker Chaim Schwarz die Stadt verlassen haben. Bereits im Folgejahr 1546 freilich wurde die vorherige Beschränkung wieder modifiziert und der Zutritt erlaubt, wenn die „Handlung“ des Juden „von Nutzen für die Stadt und die Bürgerschaft“ sein sollte. Für diese Vermutung müssen wohl Gründe vorgelegen haben, da andernfalls die Aufweichung des Verbots keine Sinn ergeben würde.

Stetten führt aus, welche Gründe für dieses Wechselspiel vorlagen. Die Juden nämlich waren in die „nächsten Dörfer“ gezogen und wurden dort von ihren neuen Herren unterstützt. Diese nächsten Dörfer waren österreichisch und gehörten zur Marktgrafschaft Burgau. 1574 wurden die in Oberhausen an der Wertach ansässigen Juden vom Augsburger Bischof Johann Eglof von Knörigen des Ortes verwiesen. Der Bischof, der in Ingolstadt studiert hatte und vor allem als Gegner der christlichen Reformation und wegen seiner zunächst milden Position im innerkirchlichen Zinsstreit aber auch wegen eines leiblichen Sohnes in Erinnerung blieb, verstarb jedoch bereits im Folgejahr im jungen Alter von 38 Jahren einer „schleichenden Krankheit“. Die Oberhausener Juden zogen offenbar weiter ins nur ein Kilometer benachbarte Kriegshaber, wo 1565 erstmals ein Haus in jüdischem Besitz nachgewiesen wird. Zumindest ab dem Jahr 1626 ist auf der „Unebene“, einem Gebiet zwischen Pfersee und Kriegshaber der heute noch bestehende jüdische Friedhof (sozusagen im doppelten Wortsinn) belegt.

In den Jahren des Dreißigjährigen Krieges durften Juden wieder in Augsburg leben, doch wurde dies nicht kritiklos hingenommen. Im März 1636 bereits wurde ein erneuter Ausweisungsbeschluss erlassen, offenbar aber nicht umgesetzt, denn im Dezember 1642 wurde der Aufenthalt bestätigt. Drei Jahre später wurden die Juden in Augsburg am 24. Oktober 1645 mit der erneuten Ausweisung bedroht, wenn sie sich nicht bereit erklären sollten, der Kriegskasse der Stadt 5000 Gulden einen zinsfreien Kredit zu gewähren. Der Bitte kamen sie offenbar nach und so wurden sie erst nach dem Westfälischen Frieden im Jahre 1649 erneut der Stadt verwiesen. Ob diese Ausweisung tatsächlich stattfand ist unklar, im Jahre 1680 jedenfalls steht erneut die Ausweisung der Juden aus ihren „Gewölben“ (womit zumindest Ladengeschäfte gemeint sind) zur Debatte mit der Auflage, ihnen wie in früheren Zeiten den Zutritt zur Stadt wieder tagsüber nur gegen Gebühren und in Begleitung eines Stadtdieners zu gewähren.

Zwanzig Jahre später, im Jahr 1700 ging man jedoch wieder zu einem rigorosen Verbot über  und verwehrte den Juden jeglichen Aufenthalt in der Stadt. Genauer gesagt fasten die Augsburger Räte einen entsprechenden Beschluss. Dieser wurde freilich ebenfalls nicht umgesetzt, da die Augsburger Juden sich erfolgreich beim österreichischen Marktgrafen in Burgau beschwerten und dieser zu ihren Gunsten intervenierte. Als es 1704 nun tatsächlich zur erneuten Ausweisung der Juden aus Augsburg kam, „wohnten 62 Judenfamilien hier“, wie Stetten schreibt (S. 23). Bei einer vorsichtigen Schätzung von wenigstens sechs Personen pro Familie können wir davon ausgehen, dass in jener Zeit wohl etwa 300 bis 400 Juden in der Reichstadt lebten. Eine Anzahl die mit den mittelalterlichen Schätzungen der jüdischen Bevölkerung mithält. Bei einer Gesamtbevölkerung von rund 25.000 entsprach dies einem jüdischen Anteil von etwa 1.5 %. Bei einer über Jahre hinweg vorhandenen jüdischen Bevölkerung in dieser Größenordnung kann man sicher ausschließen, dass sie zufällig oder mal eben zustande kam. Denkbar wäre, dass eine früher bis ins 20. Jahrhundert bei St. Stephan verbürgte Straßenbezeichnung „Beim Judenbrunnen“  (siehe: http://www.kulturhauptstadt.augsburg.de/index.php?id=17259) damit in Beziehung stehen könnte.

Von 1704 bis 1718 galt sodann offenbar wieder die Regel, dass die Juden der schwäbisch-österreichischen Nachbarschaft nur tagsüber die Stadt betreten durften. Erneut sammelten sich christliche Prediger des Augsburger Doms und warfen den Juden vor  zu betrügen. Jesus zu lästern, Wucher zu treiben und Kinder zu verführen, während sich Schmiede beschwerten, jüdische Händler würden versuchen ihnen minderwertiges Silber zu verkaufen. Die Folge war am 22. November 1718 ein neuerliches Verbot die Stadt zu betreten. Doch aus dieses hatte keinen Bestand und wurde schon im Januar 1719 auf österreichischen Druck wieder aufgehoben.  Den nächsten Versuch den Juden den Zugang zur Stadt zu verbieten erfolgte im Jahr 1722 als Augsburger Stadtsoldaten auch versuchten den Bau eines Friedhofshauses am jüdischen Friedhof in der Unebene bei Pfersee / Kriegshaber zu verhindern. Zwar konnten sie den Rohbau und auch eine Reihe Grabsteine zerstören, doch rückte bald österreichisches  Militär aus Burgau an und drohte der Reichstadt mit militärischen Maßnahmen und empfindlichen Geldbußen. Die Augsburger zogen sich zurück und das heute noch bestehende Friedhofshaus wurde am Friedhof gebaut. Die Intention Juden den Aufenthalt in Augsburg zu verbieten wurde freilich erst 1732 wieder realisiert, jedoch abermals bald wieder rückgängig gemacht.

1738 fand sich sodann das Arrangement den ohnehin nicht verhinderbaren Zugang zur Stadt mittels Einlassgebühren, Zoll- und Brückengelder zu versilbern. In den Kriegsjahren von 1741 bis 1745 durften Juden freilich wieder fest in der Stadt wohnen, unter der Auflage, dass dies nicht in der Nachbarschaft von Kirchen wäre und die Augsburger Juden an Sonn- und christlichen Feiertagen die öffentliche Ordnung nicht störten. Stetten hält für das Jahr 1742 wieder die stattliche Anzahl von 36 jüdischen Familien fest. Dies entspricht wahrscheinlich einer Zahl von ungefähr 200 Menschen. Der Beschwerde der Priorin des christlichen Katharina-Klosters nach zu urteilen mieteten die jüdischen Familien offenbar Häuser in der Stadt. Die Kirchenfrau nämlich beschwerte sich darüber, dass der benachbarte jüdische Mieter in der Lage sei, von seinem Haus in die Kirche zu sehen, woraufhin der Mietvertrag annulliert wurde. Am 26. Oktober 1745 erfolgte ein neuerlicher Ausweisungsbeschluss, aber auch dieser scheint nicht oder nur unzureichend umgesetzt worden zu sein. Im Jahre 1751 verständigte sich der Rat der Stadt mit den Juden der schwäbischen Gemeinden Pfersee, Kriegshaber und Steppach zu einem „Accord“, der vorsah, dass die Juden dieser Orte gegen eine jährliche Pauschale von 1.100 Gulden freien Zutritt zur Stadt erhielten. Eine Übereinkunft von der Paul von Stetten im September 1803 sagt, dass es „bis heute“ gelte.

In den Jahren bis dahin folgt noch einiges weitere Hin-und-her, worüber Paul von Stetten sich dann auch bereits lustig macht. Im Oktober 1787 und im Juli 1791 erwirkten Augsburger Krämer weitere, freilich wieder nur kurzfristige Restriktionen gegen die Juden vor Ort, ehe in den Jahren der „französischen Kriege“ 1796 und 1800 Juden wieder in der Stadt wohnten. Zuletzt war der Streitgegenstand vor allem die Frage, ob die offenbar immer schon auch in den restriktiven Zeiten eingerichtete jüdische „Garküche“ zur dem religiösen Gesetz der Juden entsprechenden Verpflegung der tagsüber zugelassenen Juden bestehen bleiben dürfe. Für das Jahr 1657 beispielsweise ist in den Amtmannbüchern der Verstorbene Henle Ulman verzeichnet, für dessen Überführung zum Friedhof bei Pfersee und Kriegshaber Wegegeld zu zahlen war. Henles Beiname lautete der bei Louis Lamm zitierten Liste gemäß „Khueherzen Sohn“. Der Begriff verweist freilich nicht auf das Herz einer Kuh, sondern meint einen Kücher oder Küchert, ein aus der Mode gekommenes Wort für Garkoch. Der status quo bei der Abfassung von Stetten‘s Schrift war, dass lediglich der Frau und der Magd des Garkochs zugestanden wurde über Nacht in der Stadt zu bleiben, er selbst jedoch abends in der Dunkelheit nach Hause gehen musste, anscheinend ins 3 Kilometer entfernte Kriegshaber. Stetten bemerkt dazu: „Da man den Juden den Aufenthalt während des Tags gestattet, oder gestatten muß, so ist gewiss Hauptsache mit Nebensache verwechselt, wenn man es von Bedeutung hält, daß sie des nachts nicht hier seyn dürfen.“ (S. 37)

Wie dem nun auch immer sei, ergibt es sich aus wechselvollen Abfolge von mal tolerierten, dann wieder beanstandeten, zeitweilig beschränkten, kurzfristig gänzlich untersagten, dann aber doch wieder zustande kommenden Aufenthalten von zeitweilig jahrelangen mitunter bis zu 30 oder gar über sechzig (und vielleicht ja auch mehr) jüdischen Familien in Augsburg eines ganz zweifelsfrei. Mit der Ausnahme weniger Jahre kann in der Zeit von 1440 bis 1800 von einem „judenfreien“ Augsburg keine Rede sein. Auch in dieser Zeit war die Anwesenheit von Juden in der Reichstadt keineswegs eine seltene Besonderheit, sondern der Regelfall am Rande der Alltäglichkeit. Das war es auch, was Paul von Stetten im September 1803 seinen Lesern mit seiner Schrift eindringlich verdeutlichen wollte, als es darum ging, das Ersuchen der Bankiers Westheimer, Ulman und Obermayer wie auch den entschiedenen Widerstand der Augsburger Kaufleute dazu zu beurteilen.

Stetten führt später eher pragmatisch dazu aus: „Hat man die gänzliche Abhaltung der Juden nicht schon seit mehr als 3 Jahrhunderten gewollt? Die Geschichte zeigt, wie vergebens alle Bemühungen waren. Man hat zehnmal ihre gänzliche Ausweisung statuiert, mit dem besten Willen aber sich niemals manutenieren können . Was in den vorigen Jahrhunderten gegen die Juden mit Effekt nicht hat zu Stand gebracht werden können, wird dies jetzt besser gelingen? Jetzt, wo die meisten Städte Deutschlands Juden in ihren Mauern beherbergen? Bey der jetzigen allgemein gewordenen Toleranz und herrschenden Aufklärung, die keinen Menschen der Religion wegen hintansetzen oder gar zu verfolgen erlaubt? Jetzt, wo selbst das Thema, wie das Schicksal der Juden zu verbessern sey, ganz neuerlich an den deutschen Reichstag gebracht worden ist? Wo in mehreren Ländern die Juden als förmliche Bürger aufgenommen werden?“ (S. 48) 

Widmungstafel an Stelle des früheren Wohnhauses von Paul von Stetten am Obstmarkt in Augsburg, Heute befindet sich dort das “Hotel Augusta” http://www.hotelaugusta.de/ – Von seinem Haus aus musste Stetten bald nur noch über die Straße zum zum Wohnhaus von Jakob Obermayer am Obstmarkt zu gelangen, an dessen Stelle sich heute eine Filiale der Sparda-Bank befindet. 

There is a widespread view that after the expulsion of the Jews from Augsburg in the years 1438/40 there has followed a long period of more than 360 years of sequestration before Jews again were allowed to live in Augsburg. At best, it is said, there possibly had been rather a few exceptions.

In 1803, when three Jewish banking families applied for permanent residence in Augsburg, Paul von Stetten, then City Keeper demonstrated in his “History of the Jews in the Imperial City of Augsburg” that nothing of the sort was true. There was not one expulsion, there were ten and none of them was of any success. Furthermore at times there lived over thirty or even more than sixty Jewish families in the city. It therefore would be somewhat unreasonable to want keep Jews in modern times out of Augsburg.


Ist das Rathaus von Oberhausen an der Wertach (Augsburg) in Gefahr?

December 24, 2010

Oberhausen an der Wertach wurde 1911 Bestandteil von Augsburg und nur noch wenige Leute wissen, dass es eine eigene Geschichte hatte, wozu auch eine eigene jüdische Gemeinde im 16. Jahrhundert gehört, wie auch ein Rathaus, in dessen Obergeschoss es zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch Unterrichtsräume für die jüdischen Schüler des Ortes gab, die Kinder von zugewanderten Arbeitern der in Oberhausen ansässigen Textilfabrik des Moses Landauer waren. Sogar Talmud wurde dort unterrichtet.

Obwohl selbst die ältesten Spuren von Römerlagern, die Augsburg schon lange vor der Eingemeindung Oberhausens, geschickt für sich beanspruchte, ist Oberhausen an der Wertach nicht wirklich geschichtsträchtig. Dies liegt auch am meist lieblosen Umgang mit dem lange Zeit heruntergekommenen, lieblos behandelten Stadtteil, der in manchen Teilen ein gewisses Schmuddel-Image hatte und für manche wohl auch noch hat. Häuser, können hier, wie in der Donauwörther Straße jahrelang bröckeln, ohne dass etwas geschieht. Offenbar lohnt sich das finanziell für irgendwen.

Nun aber wird seitens der Stadt Augsburg allen Ernstes sogar erwogen, das alte Rathaus – im geschichtslosen Oberhausen den meisten ohnehin nur als mitunter eher problematisch empfundenes, weil überwiegend von „Ausländern“ frequentiertes, Jugendzentrum („He, Alter, was geht?! – Schau ned so blöd!“) geläufig – an der Hirblinger Straße bei der Peter Paul Kirche abzureißen, um an seiner Stelle eine angeblich dringend benötigte Turnhalle zu bauen.

Als Grund dafür wurde Schimmel in den Kellerräumen des alten Rathauses vorgegeben, was kaum glaubhaft sein dürfte. Wenn man jedes Haus, in dem Schimmel auftritt mal eben abbrechen würde, würde es bald anders aussehen in der Stadt.  Wahrscheinlich geht es aber eher um kolportierte Fördergelder die für einen Turnhallenbau „fließen“ könnten. Die sind aber zweckgebunden, dürfen also nicht für eine billigere Sanierung des historischen Baus benutzt, sondern nur einem Neubau gewidmet werden. Folglich wird pünktlich zum christlichen Weihnachtsfest also der Knüppel ausgepackt und mit ihm das historische Erbe des (selbst)vergessenen Stadtteils zerschlagen – am besten noch zum Jubiläum der Eingemeindung demnächst – und zugleich wird mit dem Geldbündel gewunken, um scheinbare Geschenke zu verteilen, die es nicht wirklich braucht, zumal sie ja auch keine sind. Eine Turnhalle für die Schule passt besser als die „herumlungernden“ Ausländerjugendlichen. Dass dabei auch noch ein letzter Rest alter Ortsgeschichte zertrümmert wird – wen kümmert es? Fördermittel sind wie Zuckerguss zu Weihnachten. Frohes Fest!

Oberhausen Augsburg Altes Rathaus 2003  Old townhall of Augsburg / Oberhausen (built about 1690)

Übrigens gibt es in Oberhausen keinen Turnhallenmangel. Schon 1883 hatte der Turnverein an der Donauwörther Straße neben dem damaligen Bärenwirt eingeweiht. 1920 wurde sie in den aus Augsburger und Oberhausener Turnvereinen fusionierten „TSV 1871 Augsburg“ integriert. Der Verein existiert noch, die Halle nicht mehr. Sie wurde abgerissen, aber schon 1994 durch einen Neubau am Maierweg in Oberhausen-Nord ersetzt. Nach der Turnhalle riss man an der Donauwörther Straße Ende der 1990er Jahre auch die letzten Reste des alten Brauerei-Gebäudes des Bärenwirts ab. Beide Abrisse hinterlassen bis heute eine große zusammenhängende Baulücke, für die sich offenbar niemand interessiert. Aber wahrscheinlich lohnt sich auch da der Leerstand. Platz für eine neue Halle am historischen Platz wäre vorhanden. Ach was, ein Stadion könnte man dort bauen.