Since the weather in Germany becomes more warm and pleasant meanwhile it is possible to wear the Judenhut (Jews hat) again …
(c) יהודה שנף
Stadtwappen von Monheim am Stadttor: nisi dominus custodiverit urbem, fusta custodient, qui vigilant eam – If the Lord does not protect the city, the sentinels will guard in vain / Wenn der Herr die Stadt nicht hütet, wachen die Wächter vergebens
Im schwäbischen Monheim im Kreis Donau – Ries, bestand in der Zeit von 1697 bis 1741 eine jüdische Gemeinde, die zeitweilig annähernd die Mehrheit der örtlichen Bevölkerung stellte. Auf Proteste christlicher Einwohner, die fürchteten, von den Juden ganz verdrängt zu werden, wurden Restriktionen gegen die jüdische Bevölkerung erlassen, ehe sie schließlich gänzlich aus dem kleinen Städtchen verwiesen wurden.
Obwohl im Grunde ein Großteil des historischen Ortskerns des ursprünglichen Straßendorfes eine jüdische Vergangenheit besitzt, erinnern daran heute vor allem die Stuckdecken der Sitzungsräume des Monheimer Rathauses die mit bildlichen Darstellungen und goldenen hebräischen Zitaten ausgeschmückt sind. Wohl vielleicht eher zufällig dürfte der Umstand sein, dass das erstmals um 1340 bezeugte Wappen Monheims, welches einen Stern und einen Halbmond zeigt, identisch ist mit dem noch älteren Siegel der jüdischen Gemeinde in Regensburg. Ob nach 1520, als die Regensburger Juden aus der Stadt verwiesen wurden, einige auch nach Monheim kamen, ist jedoch zumindest nicht überliefert.
Im Jahre 1697 erlaubte der aus Düsseldorf stammende Wittelsbacher Kurfürst Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1658-1716), an den am Marktplatz seiner Geburtsstadt seit drei Jahrhunderten ein Reiterstandbild erinnert, sechs jüdischen Familien, die zuvor das etwa 30 km östlich gelegene Eichstätt verlassen hatten, sich in Monheim niederzulassen. Der zwischen Augsburg und Nürnberg gelegene schwäbische Ort nahe Treuchtlingen und Harburg hat heute als Verwaltungsgemeinschaft mit neun weiteren Orten etwa 4.800 Einwohner. Vor mehr als dreihundert Jahren, ehe sich Juden hier niederließen, mehrere Häuser und eine Synagoge bauten, war es freilich ein kleines Dorf, das bei etwa 20 Häusern und Höfen über annähernd 100 Einwohner verfügte. Mit der Ansiedlung seiner Juden erlebte Monheim einen rasanten Aufschwung und so lebten Ende der dreißiger Jahre des 18. Jahrhunderts allein etwa zwanzig jüdische Familien und über 150 Juden am Ort, darunter ab 1715 auch ein Rabbiner.
1712 erwarb der Ansbacher Abraham ben Elia Model für rund tausend Gulden den alten Gasthof „Zur Rose“, ließ ihn aber bald darauf abreisen und durch einen stattlichen dreistöckigen barocken Neubau ersetzen, der um 1720 fertig gestellt wurde. Das Gebäude war so eindrucksvoll für das ländliche Monheim und seine Umgebung, dass sich heute darin das Rathaus der Verwaltungsgemeinschaft befindet. Es wurde immer wieder vermutet, dass sich in dem Haus auch die Monheimer Synagoge befand, doch das verneinen lokale Quellen, die die Synagoge an der Stelle des nahegelegenen Gasthofs „Zum Ochsen“ lokalisieren, einem Gebäude, das den Urkunden gemäß dem Juden Simon Goldschmid gehörte. Trotzdem ist es wohl eher wahrscheinlich, dass der Raum im Model-Haus zusätzlich zur Synagoge auch als Versammlungsraum der Gemeinde fungierte.
Abraham Model war kurpfälzischer und Ansbacher “Kabinetts-Faktor” und vor allem im risikoreichen aber auch lukrativen Salzhandel tätig. 1739 wurde er auch zum Kammer-Faktor von Oettingen-Wallerstein ernannt und beteiligte sich an der Gräflich- Oettingischen Fayancen-Manufactur. Jedoch waren diese Unternehmungen nicht von Erfolg gekrönt. Er entstammte einer bekannten Ansbacher Familie, deren Ahnherr Mordechai Model war, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts als Rabbiner von Oettingen starb. Jener Raw Mordechai hatte als Enkel des Burgauer Rabbiners Schimon Ulmo-Günzburg (1505-1585) als erster den Namen Model angenommen. Zu Mordechai Models Nachkommen zählten in vielen Ländern tätige Rabbiner, Gemeindevorsitzende und Hoffaktoren (nicht selten in Personalunion), darunter beispielsweise Abraham Model der kaiserlicher Hoffaktor in Wien war und 1637 in Oettingen starb. Dessen Bruder Schimon war gräflicher Hoffaktor in Oettingen und Großvater von Mordechai Model (gest. 1709), zur besseren Unterscheidung von seinem Ahnen Marx Model genannt, welcher nun in Ansbach eine Druckerei besaß und dort u.a. Talmudim druckte. „Marx“ war Oberhaupt der jüdischen Gemeinde in Ansbach, besaß aber auch eine Privatsynagoge mit eigenem Vorsänger, weshalb es möglich erscheint, dass Abraham Elias in Monheim dem Vorbild seines Seden folgte und ebenfalls eine private Gebetsstube unterhielt.
Air view of Bavarian Swabian town of Monheim from a poster with the distinctive town hall (former house of Abraham Model), along the main street some twenty other houses were in Jewish possession until 1741
Die Models in Ansbach hatten in Elkan Frankel, seines Zeichens Vorsitzender der Gemeinde in Fürth und zugleich auch einflussreicher Hoffaktor, einen bitteren Rivalen, der ihm 1708 vorwarf Gelder unterschlagen zu haben und Papiere zu fälschen. Dies war zumindest geeignet das Ansehen Models erheblich zu beeinträchtigen, was im geringerem Umfang auch der Fall war. Die Vergeltung erfolgte als gegen Frankel ein Prozess wegen „Gotteslästerung“ erwirkt wurde und die Models zu dessen Ungunsten aussagten. Ob sie die Klage gegen ihn initiierten, wie behauptet wurde, ist jedoch eher zweifelhaft. Wie der Nürnberger Gelehrte Andreas Würfel 1754 in seiner zweiteiligen in Prag gedruckten „Historischen Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth“ schrieb, hatte „Der Rabbi … eigenhändig ein Buch von Geister- und anderen Beschwörungen, Segenssprüchen und Lästerungen wider das Christentum zusammengeschrieben. Nachdem er eine Zeitlang in Ansbach im Gefängnis saß, wurde er 1713 … von dort nach Schwabach zum ewigen Gefängnis gebracht.“ Frankel wurde zu lebenslanger Kerkerhaft verurteilt, kam aber nach etwa zehn Jahren frei. Trotzdem es also den Model in Ansbach gelang, den Rivalen auszuschalten, konnten sie ihre eigene Stellung nicht wider erlangen, weshalb Abraham Elias 1712 nun Ansbach verlassen hatte und nach Monheim gekommen war. 1741 musste er wie die anderen Juden Monheim verlassen. 1760 starb er alt und krank und mit nur noch geringem finanziellem Vermögen in Harburg.
babbling brook in Swabian Monheim
Old Jewish houses in Swabian town of Harburg with Harburg castle uphill
Heute erinnert kaum noch etwas an die vielfältige jüdische Geschichte vor Ort. Erhalten und in den letzten Jahrzehnten renoviert sind jedoch die Stuckdecken im zweiten Stock des Gebäudes, das Abraham Model einst erbaut hatte und das lange Zeit als Schulhaus diente. Zu sehen sind biblische Szenen, etwa König David beim Harfenspiel oder Moses mit den Tafeln des Bundes, Abraham der bereit ist seinen gebundenen Sohn Isaak zu opfern oder Jakob der von der Himmelsleiter träumt.
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Eine nur aus Text bestehende Widmungsinschrift legt doch die Vermutung nahe, dass sich unterhalb der Decken um einen Festsaal handelte, der ansonsten gelegentlich wohl auch wegen seiner Ruhe aufgesucht wurde.
אנא אב הרחמים מלכנו
בית זה שבניתי יהי לשמחתינו
רוח המקום יהי נוחה הימנו
השקט ושלוה לבלות בטוב ימינו
מהר בא אלי’ עם בן דוד גואלנו
Die Initialen der fünf Zeilen ergeben von oben nach unten gelesen den Namen Abraham und würdigen so den Erbauer des Hauses, der nun den barmherzigen Vater, unseren König bittet, dass das Haus dass er baute, uns zur Freude werde und die Stimmung des Ortes ihm gefallen möge und wir unsere Tage dort ruhig und friedlich verbringen. Schließlich: „Schnell komme Eli(ahu) mit dem Sohn Davids unserem Erlöser“. Die apostrophierten Buchstaben der Schlusszeile summieren sich als Zahlen gelesen auf den Zahlenwert 484, was als Datum das Jahr 5484 ergibt, bzw. das Jahr 1724 im christlichen Kalender. Wahrscheinlich bezieht sich dies auf die Fertigstellung der Deckengestaltung oder Innenausstattung, da das Haus selbst in den Jahren 1714 bis 1720 erbaut worden sein soll.
Ein weiteres Ornament mit einem aus Buchstaben gebildeten fünfzackigen Stern und einem „שי“ in dessen Mitte, das wegen seiner eigenwilligen Schreibweisen und Kürzeln, sowie überlappender Texte in den Zeilen, unterhalb davon stehend nicht ganz leicht zu entziffern ist. Der Beginn des Textes ist sinngemäß an der absteigenden Zacke links des „שי“ (welches wohl für den Gottesnamen „שדי“ Schadai steht) zu vermuten und eröffnet mit der Feststellung עץ חיים נתונה בירח השלי dem im dritten Mond (Monat) gegebenen Baum des Lebens, als welche das ספר התורה „Buch der Tora“ wie allgemein üblich auch hier bezeichnet wird und von der der Schreiber sagt, dass er sie liebt את שאהב. Es folgt die Hoffnung, dass Gott dies kleine Heiligtum (מקדש) etwas gefallen möge und der Hinweis darauf, dass rechtschaffene Frauen dies erbrachten (נשים צדקניות מביא זה), womit wahrscheinlich Spenden und Sammlungen gemeint waren. Zuletzt folgt die abgekürzte Bitte, dass Gott sein Volk (עמו) erretten möge im sechsten Jahrtausend der Zählung (ספרתי לאלף הש), welches nach christlichem Kalender im Jahr 1240 begann und welches demgemäß im Herbst des Jahres 2240 endet. Aus der anderen Inschrift ergibt sich das Datum 5484 für die Datierung der Hoffnung. Heute schreiben wir das Jahr 5772 und es herrscht Übereinkunft darüber, dass der erwartete Erlöser noch immer nicht erschienen ist. Doch noch bleibt einige Zeit, um den Wunsch den auch das Haus Model in Monheim teilte, sich erfüllen möge.
Wie sich aus der Widmung ergibt, haben die Frauen der jüdischen Gemeinde Monheims für die Ausstattung zumindest der Decke gespendet. Daraus ergibt sich mit einer gewissen Logik, dass zumindest jene Räume doch nicht nur Privaträume des Hausbesitzers waren, sondern auch für die Gemeinde genutzt wurden. Warum sonst hätten die anderen Frauen der Gemeinde dafür spenden wollen?
Wie dem auch sei drückt die Wortwahl eine gewisse Skepsis des Bauherrn aus, der zwar auf Ruhe und Frieden hofft, zugleich aber um Beistand betet und das Kommen des Messias ersehnt, der hier sein Volk erretten möge.
Es folgen nun bildliche Darstellungen mit Szenen aus dem ersten Buch der Tora, die mit effektvoll verkürzten Aussagen aus dem Buch ausgestattet sind.
Beginnen wir mit Abraham, mit dem sich der Bauherr Abraham Model wohl verbunden sah, verließ er doch wie das Vorbild der Tora seine Heimatstadt Ansbach, um in Monheim eine neue Zukunft zu errichten. Die ohne Zweifel auch durch christliche Auffassungen beeinflusste Darstellung zeigt einen Turban tragenden Abraham mit flatternden Umhang und über seinen kleinen gebundenen Sohn Isaak erhobenen Schwert, dem scheinbar aus den Wolken heraus ein geflügelter Engel etwas zuruft.
ויקרא אליו מלאך הש’ם
אל תשלח ידך אל הנער
כי ברך אברכך
„Der Engel (eigentlich: Arbeiter) Gottes rief: Stich nicht mit deiner Hand in den Burschen, denn ich segne dich“ (ספר בראשית כב – יא’, יב’, יז, Genesis 22.11, 12, 17)
Es folgt die Darstellung des Isaak, der nun im Beisein seiner Frau Rebecka (רבקה) unter einem Baldachin sitzend seinen Sohn Jakob segnet. Der Text dazu zitiert aus Genesis 27.29:
הוה גביר לאחיך
ומברכיך ברוך
„Sei der Herr über deine Brüder, und wer dich segne ist gesegnet.“ (ספר בראשית כז’ כט)
Schließlich zeigt eine weitere Abbildung noch Jakob und dessen Traum von der Himmelsleiter mit ab- und aufsteigenden „Engeln“.
Oberhalb der Szene ist zu lesen: והנה י’י נצב עלין ויאמר (Über ihm war Gott und sprach)
והנה אנכי עמך ושמרתיך בכל-אשר תלך
מה נורה המקום הזה
„Hier bin ich mit dir und werde dich schützen wo immer du gehst“, „Was für erschreckender Ort ist dieser?“ (Zitate aus Genesis 28.13, 15 und 17; ספר בראשית כ’ח)
Die Aussage מה נורה המקום הזה geht in der Darstellung von Jakob hervor und ist vorstellbar auch in gewisser Weise auf Monheim „gemünzt“.
Ursprünglich befanden sich im nun abgeteilten Raum, der als Sitzungssaal des Rathauses genutzt wird, noch zwei weitere Darstellungen, eine die König David mit einer Harfe zeigt, eine andere mit Mosche und den Tafeln des Ewigen Bundes.
(David and Moses: wikipedia)
Die Abbildungen des wahrscheinlichen Festsaals im Hause von Abraham Model im schwäbischen Monheim ist so gesehen als eine Art Kurzzusammenfassung von Geschichten der Tora zu verstehen und versammelt die drei Stammväter zusammen mit Moses und König David.
Bliebe am Rande die Frage, ob bildliche Darstellungen dieser Art das Gebot der Tora verletzen? Die Instruktion lautet eindeutig לא תעשה־לך פסל – mache dir kein „Bild“, wobei weniger eindeutig ist, was genau dies heißen mag. Weniger problematisch ist das hebräische Wort פסל (fessel), welches benutzt wird um ein plastische Statue oder Skulptur, also ein räumliches Standbild zu bezeichnen. Demnach würde lediglich eine dreidimensionale Darstellung das Verbot der Tora brechen, nicht jedoch eine Zeichnung. Allerdings ist zumindest nach heutigem Sprachgebrauch die folgende Formulierung etwas zweideutig, da es nun in der Fortsetzung des Textes heißt:
לא תעשה־לך פסל וכל־תמונה אשר בשמים ממעל ואשר בארץ מתחת ואשר במים מתחת לארץ
(„Mach dir kein Standbild und jegliche Abbildung von etwas was oben im Himmel ist und was unten auf der Erde ist und was unterhalb der Erde ist.“ Exodus 20.4 ספר שמות)
Versteht man die Aussage כל־תמונה als jegliche Abbildung – und komplizierter Weise legt der heutige Sprachgebrauch von תמונה, worunter man ein gewöhnliches Bild, aber auch eine Photographie verstehen kann – ein solche Deutung scheinbar nahe – wäre jede Art der Abbildung faktisch durch die Tora verboten. Das könnte natürlich gemeint sein, ist es aber nicht, wie schon aus dem Umstand hervor geht, dass Gott selbst für den Bau der sog. „Bundeslade“ (ארון הברית, wörtlich eher Kiste oder Kasten) die Darstellung von goldenen כרובים Chruwim fordert, welche als geflügelte Wesen erwähnt werden, wobei unklar ist, ob sie einen tier- oder menschenähnlichen Körper hatten, wie es aus im antiken Orient von Ägypten bis Persien in populären Darstellungen zeigten. כל־תמונה meint demnach sinngemäß „jegliche Darstellung“ und zwar, wie zuvor erwähnt als Standbild oder Statue (fessel). Dementsprechend sind Abbildungen wie im Festsaal des Hauses von Abraham Model in Monheim auch kein Verstoß gegen das Verbot der Tora, da es sich dabei nicht um Standbilder handelt, wie etwa bei Brunnen- oder „Heiligenfiguren“.
Die Decken wurden 1978 und nochmals 1994 restauriert und sind in den gewählten zarten Pastellfarben zumindest nicht aufdringlich und könnten durchaus dem originalen Zustand nahekommen.
Unser ausdrücklicher Dank gilt Ralf Rossmeisl für die Empfehlung und Herrn Mayer für die ausgesprochen freundliche Führung im Haus.
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Monheim in the Ries region of Bavarian Swabia is a small town with less than 5000 inhabitants today (although nine other villages were incorporated). Although its coats of arms (a crescent and a star) is the same as the seal of the Jewish community of Regensburg only from 1697 until 1741 there are known reports from the existence of a Jewish community, which comprised of twenty houses and more than 150 people. Among the residents also was Abraham Model (ca. 1685-1760) , an offspring of Simon Ulmo-Ginzburg and from a rich and influential family of scholars and court Jews in Franconian Ansbach, near Rothenburg ob der Tauber. At the marketplace Abraham from 1714 to 1720 built a grand three-story house which after the expulsion from the Jews in Monheim in 1741 for a longer time was used as school house and today is the town hall of Monheim and the administration of the incorporated villages. Today only an artfully stuccoed ceiling with depictions from the Tora which show Abraham, Isaac, Jacob, Rebecca, Moses and King David along with Hebrew quotations and inscriptions, remind of few but formative decades of Jewish life in the very center of Swabian Monheim.
מאָנהעים אין סוואַביש טייל פון באַוואַריאַ צווישן דאָנאַווערט און פּאַפּפּענהעים איז אַ קליין שטאָט מיט אַ ייִדיש געשיכטע
דער בעסטער בייַשפּיל פֿאַר עס איז די שטאָט זאַל פון מאָנהעים וואָס 300 יאר צוריק איז געווען געבויט דורך רבי אברהם בן אליהו מאָדל אַ אָפּשטאַמלינג פון רבי שמעון בן אליעזר אולמו גינצבורג
אברהם מאָדל אין זיין נייַע הויז האט מעבלירט אַ עסצימער פֿאַר סימכע און בייַ די פּלאַפאָנד פון דעם זאַל ער האט בילדער פון אברהם, יצחק, יעקבֿ, דוד המלך און משה רבנו צוזאַמען מיט פילע ציטטה פון די תורה
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general sources and recommended reading:
Cabinetsfactor Abraham Elias Model – Glanz und Elend einer hervorragenden jüdischen Persönlichkeit des 18. Jahrhunderts, recherchiert und erzählt von Rolf Hofmann
http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20Bayern/ABRAHAM-ELIAS-MODEL.htm
http://en.wikipedia.org/wiki/Monheim_Town_Hall
Monheim – Kleine Stadt mit großer Vergangenheit, herausgegeben zur Feier der Stadterhebung vor 650 Jahren, Monheim 1990
Falk Wiesemann, „Model“, in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 595 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/sfz51759501.html
Mordechai Model Oettingen und seine Kinder, in: Monatsschrift für die Geschichte und Wissenschaft des Judenthums 42, 1898, S. 557 ff.
חלוקי תע אבנים – ר׳ מרדכי מאדעל איטינגען מווינא
יש מנחילין – רבי פנחס קאצנלנבויגן
Bernd the Bread, Germany’s authority in performing arts.
In spring he usually is dressed up as Afikoman, although not exactly voluntary
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Einst ersannen die Weisen von Erfurt
Mal eben die Wieder-Geburt
Der längst schon vergessenen Juden
Und aus allen Bretterbuden
Meldete man noch ne Jungfrau’n-Geburt
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In Erfurt feierte man den Geburtstag Israels nicht wie dort üblich nach dem jüdischen Kalender, sondern nach dem christlichen, demnach also am 14. Mai und somit mit der Maus ! שבחים על העכבר
Die Existenz einer Mikwe gilt in Erfurt etwa ab der Mitte des 13. Jahrhundert als gesichert. Da es nicht schwer zu erraten ist, dass man sie in der Nähe des jüdischen Viertels und notwendigerweise auch nahe an einem Fluss oder Bach bauen musste, fand man 2007 bauliche Überreste direkt hinter der berühmten Krämerbrücke. Bemerkenswert daran ist allerdings, dass es sich dabei weniger um einen Zufallsfund handelte, sondern um einen langjährigen Wunsch, der in Erfüllung ging. Irgendwie. Diese Reste der Ausgrabung sind heute überbaut mit einem Schutzbunker und werden präsentiert als Teil des Netzwerkes „Jüdisches Leben Erfurt“. Besonders hingewiesen wird auf die Möglichkeit, die Besichtigung der „Mikwe“ zusammen mit der „Alten Synagoge“ zu buchen.
Die Informationstafel vor dem Neubau erläutert, dass das „jüdische Ritualbad“ aus dem 13. Jahrhundert stammt und erstmals 1248 erwähnt wurde. Weiter heißt es: „Im Mittelalter war die Umgebung der Mikwe dicht bebaut, hier wohnten Juden und Christen Tür an Tür. Eine heute überbaute Gasse war der kürzeste Weg von der Mikwe zur Alten Synagoge, dem ersten Gotteshaus der jüdischen Gemeinde. Diese Gemeinde wurde 1349 in einem Pogrom ausgelöscht. Juden, die sich ab 1354 in Erfurt ansiedelten, nutzten die Mikwe weiter, während die Alte Synagoge bereits in ein Lagerhaus umgebaut worden war. Der Stadtrat verwies 1453 alle Juden aus Erfurt. Spätestens dann endete die jüdische Nutzung der Mikwe. Das Wasserbecken wurde verfüllt, die Mikwe als Keller genutzt.“
Dass frühere Quellen den Standort der mittelalterlichen Mikwe an anderer Stelle angeben, ficht die heutigen Spezialisten nicht an. Grabungen dort ergaben keinen brauchbaren Fund, sondern nur einen großen Keller aus dem 19. Jahrhundert, der alle möglichen Spuren von Vorgängerbauten getilgt haben soll. Die Möglichkeit aber, dass auch jüdische Tauchbäder wie die Mehrzahl an baulicher Infrastruktur mittelalterlicher Städte nach sechs oder sieben Jahrhunderten (aus allen denkbaren Gründen) womöglich einfach nicht mehr vorhanden sind, hat man offenbar ausgeschlossen. Durchaus kreativ, ging man nun davon aus, dass es in den alten Erfurter Freizinsregistern zu „irrtümlichen Grundstückzuordnung“ gekommen sei. Die Register gaben zwar Straßen an, „die einzelnen Häuser jedoch nicht immer eindeutig“, so die Rechtfertigung. Wie diese Behauptung nun aber für den jetzt bezeichneten Standort sprechen soll, bleibt ein Geheimnis (siehe: „Der unerwartete Mikwe-Fund am Breitstrom“, in: Stadt und Geschichte, Erfurt 2008, Sonderheft 9, S. 9 f.).
Der Fund wurde als Keller freigelegt, die Relikte des vermuteten früheren Bades mussten erst rekonstruiert, bzw. interpretiert werden. Das „Wasserbecken“ (ohne Zu- oder Ablauf) hat grob geschätzt etwa eine Fläche von einen auf eineinhalb Meter, was den Anschein erweckt, als sei das בור טבילה sozusagen umgekippt und auf der falschen Seite gelandet. Da wir davon ausgehen können, dass der früher als Lagerraum verwendete Keller gewiss trocken war, ergibt sich andererseits auch wieder, dass das heute, etwa einen halben Meter hoch stehende Wasser, wohl aus Gründen der Dramatisierung zugelassen wurde, wobei sodann Anhaltspunkte für חורים fehlen.
Über dem freigelegten Gelände erstreckte sich nach dem 15. Jahrhundert ein wohl christlicher Friedhof, wo die Ausgräber etwa 80 Leichen-Funde machten. Auf der Webseite der „Alten Synagoge Erfurt“ wird im Kontext mit der ausgestellten Mikwe sogar ein fachgerecht freigelegtes Skelett präsentiert. Die weiteren Überreste der katalogisierten Toten wurden den Angaben gemäß, auf dem städtischen Friedhof vergraben, da, wie es einigermaßen makaber heißt „ihre wissenschaftliche Auswertung kaum brauchbare Ergebnisse erwarten ließe“ (dto.).
http://www.alte-synagoge.erfurt.de
Passend zum Friedhof ist eine eher untypisches Detail des präsentierten Bades: ein in der Seitenwand verbauter Quaderstein mit einem umgedrehten Ecksteinkopf. Der lockige Kopf trägt eine Mütze und erinnert damit deutlich an antike römische Sarkophage. Man spricht hierbei von einem sog. „Akroterion“ (ἀκρωτήριον), also einen oft zugespitzten Eckstein welcher an der Kante des Sarkophags angebracht oder dort speziell herausgearbeitet wurde. Im Erfurter Keller ist offenbar ein taurischer Kopf zu sehen, bei römischen und griechischen Grabmalen schon recht typisch mit gelockten Haaren und phrygischen Mützen dargestellt.
Die Köpfe an den Ecken der oft recht wuchtigen Steinplatten wurden im antiken griechisch-römischen Bestattungskult als Grabwächter aufgefasst. Ihre apotropäische Symbolik sollte „böse Geister“ davon abhalten, die Totenruhe der Verstorbenen zu stören oder sich gar der Leichname zu bemächtigen, was im Fall von Erfurt dann offensichtlich nur zeitlich begrenzt klappte.
Taurische Akroterion Maske an einem Sarkophag im Vatikan
Kopie des Kopfes an der Außenseite des Schutzbunkers
In Erfurt wurde die als Steinplastik allen Ernstes als „König David aus dem Alten Testament“ gedeutet, was abermals den Stellenwert Erfurts unterstreiche und in Bezug auf seine neu gefundene Mikwe deren „besondere Stellung unter den Mikwen Mitteleuropas heraushebt“, denn „erstmals wurde an einem jüdischen Ritualbau figürlicher Schmuck nachgewiesen“.
Keine naheliegender Gedanke, aber die Erklärung ist ebenso einfach wie bestechend: „Die Krone mit Lilienaufsatz ermöglicht eine Interpretation der Plastik als König David. Kunsthistorisch lässt sie sich in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts datieren.“
(http://www.erfurt.de/ef/de/erleben/kunst/aktuelles/2010/print_35565.shtml)
Fehlt nur noch eine Erklärung dafür, warum mittelalterliche Juden sich eine David-Figur in Stein gemeißelt haben sollten, obwohl das Judentum wie auch der Islam Skulpturen als Götzenbilder streng verbieten. Als sie sich über das Verbot erst mal hinweggesetzt hatten, überkam sie dann doch eine Art schlechtes Gewissen, weshalb sie den Kopf dann mit der Kinnspitze nach oben, also verkehrt herum eingesetzt hätten? Eine bizarre Vorstellung.
Akroterion an Steinsarkophag im Römischen Museum Augsburg
Ob es sich bei dem ausgestellten Fund wirklich um eine ehemalige Mikwe handelt ist angesichts des Eckkopfstein wenig plausibel, da es im Judentum ein striktes Verbot für die Herstellung und Verwendung einer Skulptur (פסל) gibt. Da ansonsten an den Begebenheiten und baulicher Substanz mangelt, ist die Präsentation als solche einigermaßen fragwürdig. Selbst wenn tatsächlich Überreste einer mittelalterlichen Mikwe vorhanden, aber dann doch wieder mehrfach überbaut und verändert worden wären, hätte es keine praktischen Nutzen, da keine funktionalen Aspekte vorhanden sind. Schon ein Bruchteil des dafür ausgegebenen Geldes hätte wohl ausgereicht um der heutigen jüdischen Gemeinde am Juri-Gagarin-Ring eine koschere Mikwe zu besorgen, damit Im Wortsinn “Jüdisches Leben in Erfurt” gedeihen könnte. Es wurde lediglich ein ehemaliger unterirdischer Lagerraum unter Wasser gesetzt und überbaut, wofür zudem auch noch in mehreren Dutzend Fällen die Totenruhe Erfurter Ahnen gestört, zerstört wurde. Angesichts des Sarkophags im Mikwen-Museum könnte man dann fast von Sarkasmus sprechen, wäre es nicht eher eine Farce.
Zweifellos am originellsten ist dabei der Wegweiser zur “Mikwe” im benachbarten Biergarten.
Since last fall Erfurt has another landmark of her Jewish history project, the mikveh discovered in 2007 next to the Krämerbrücke (bridge), which was overbuilt by an protective building similar to Regensburg Marktplatz
In 2007 the news from Erfurt was that the medieval mikveh was rediscovered next to the famous Krämerbrücke at river Gera. After lots of excavation, documentation and construction since last fall there is another piece of Erfurt’s Jewish tourist program. Today the remnants of the basement cellar which once was used as storage room is regarded as Jewish immersion bath first mentioned in Erfurt about the year 1248. Medieval deed mention the bath at another place, at Kreuzstr. 4, what actually does not bother the experts since medieval writers had not the same degree of accuracy as they are today. Diggings there also had no convenient result and just unveiled a 19th century basement.
On the site of the finding for half a millennium there a Christian cemetery and so some eighty skeletons needed to be examined and removed from their burial place. Since their remains were regarded of less important academic value the collected bones were buried at the municipal cemetery.
Although the site is promoted as medieval mikveh, it of course is none. Today however the “mikveh” is overbuilt by a kind of protective shelter, similar to the one, which is similar to the arrangements of Neupfarrplatz in Regensburg. You only can visit the basement when joining a guided group.
Sarcophagus at Vatican, Museo Grogoriano profano (drawing by G. Eichler), note the acroterion mask on the top of the depiction. Source: http://av.zrc-sazu.si/pdf/50/AV_50_Kastelic.pdf
In the sidewall of the „mikvah“ there is a head shaped corner stone sculpture until late Roman times known as “acroterion” on the top of sarcophagi. Many head shaped cornerstones – as the Erfurt one – quite typical have Phrygian bonnets and curled hair. In ancient Roman and Greek belief system the acroterion was supposed to protect the tomb from violation of graves or even from stealing the corps. Obviously the period of warranty in 2007 already was expired.
The experts from the local monument protection authority however have interpreted the cornerstone as “King David from the Old Testament” and say it underlines the importance of Erfurts Jewish past. For the first time there is an evidence for figural decoration at a Jewish “ritual construction”, what of course would highlight the mikvah of Erfurt among the other mikvot in Central Europe.
Die Überreste des ersten nachmittelalterlichen, nunmehr alten jüdischen Friedhofs von Erfurt befinden sich am Platz vor dem 1874 abgerissenen Brühler Tor, dass nach der Erfurter Vorstadt Brühl benannt wurde. Gegenüber des gotischen Sibyllen-Türmchens zwischen den heutigen Häusern der Cyriakstraße 3 und 4 sind seit kurzem zwei Reihen von Grabsteinen aufgestellt, die von dem ursprünglich größerem Gelände des Friedhofs stammten. Entlang der Straße die zur gleichnamigen Cyriakburg führt, deren Name sich von dem griechischen, von Orthodoxen wie Katholiken gleichermaßen verehrten Heiligen Kyriakos ableitet , entstanden ab 1935 Siedlerhäuser. Die jüdische Gemeinde Erfurts wurde damals dazu gezwungen, den Friedhof an die Stadt Erfurt zu „verkaufen“.
Beim alten jüdischen Friedhof in Erfurt: Judas-Kuss hinter Gittern
Den Angaben des früheren Erfurter Rabbiners Jaraczewsky gemäß wurde der jüdische Friedhof im Jahr 1811, damals noch außerstädtisch angelegt. Da aber noch im Jahr 1816 die jüdische Gemeinschaft in Erfurt mit nur 15 Personen noch sehr klein war – erst um 1820 wurde die Zahl von hundert erreicht – ist es plausibler der Angabe von Wilhelm Horn Glauben zu schenken, der angibt, der Friedhof sei erst 1832 eingerichtet worden. Unstrittig hingegen ist, dass der Friedhof bereits 1877 belegt war und bei der Thüringer-Halle an der heutigen Werner-Seelenbinder-Straße der neue, heute wieder benutzte Friedhof eingerichtet wurde. Das besagte Türmchen, das neben einer Kreuzigungsszene auch einen sog. „Judas-Kuss“ darstellt, wurde kurz nach der Einrichtung des Friedhofs auf der gegenüberliegenden Straße etabliert. Entlang der heute nicht mehr existierenden Mauern des Friedhofs befanden sich früher über 70 hebräische Grabsteine und Fragmente des mittelalterlichen Judenkirchhofs in der Nähe des ehemaligen Moritz Tors. Von ihnen ist vor Ort nichts erhalten geblieben. Auch der bereits 1926 durch Erfurter Mitglieder des extremen „Wikingerbundes“ massiv angegriffene Friedhof wurde weitgehend zerstört. Von den über 130 Grabsteinen blieb nichts erhalten. Zwar erhielt die jüdische Nachkriegsgemeinde den Friedhof oder Reste des Geländes als Besitz zurück, jedoch wurde sie 1952 abermals, nun von der kommunistischen Regierung zum Verkauf gedrängt. Auf dem restlichen, zuvor noch nicht überbauten oder umgewidmeten Gelände wurden nun Garagen für die örtliche Staatsanwaltschaft ausgeführt. Ein Umstand, der etwaige Einwände wohl von vornherein ausschloss. Die Garagen wurden erst vor einigen Jahren abgerissen. Es folgte die Setzung eines Gedenksteins mit der Inschrift: „Der alte Friedhof der jüdischen Gemeinde Erfurt bestand an dieser Stelle bis 1952. Hier ruhen zahlreiche bedeutende Erfurter Juden. Wir erinnern: Freistaat Thüringen, Landeshauptstaat Erfurt, Jüdische Landesgemeinde Thüringen“.
(based on Google Earth)
Heute sind auf dem schmalen Restgelände neben dem erwähnten Gedenkstein noch etwa zwei Dutzend Grabsteine in zwei Reihen aufgestellt, die sich auf älteren Abbildungen offenbar auf dem neuen Friedhof befanden. Auch ein zweiter, älterer Gedenkstein mit nur noch schwer zu lesenden Inschrift ist in der vorderen Reihe platziert: „Hier stehen die übriggebliebenen Grabsteine vom alten Friedhof in der Cyriakstrasse, der am 9. November, der Kristallnacht zerstört worden ist.“ Wohl richtig gedeutet liegt demnach die Vermutung nahe, dass mit der „Auflösung“ des Friedhofs im Jahr 1952, die verbliebenen Grabsteine von der Cyriakstraße auf den neuen Friedhof gelangten, wo sie – ohne Gräber – neu aufgestellt wurden. Offenbar um davon abzulenken, dass die endgültige Zerstörung des Friedhofs 1952 geschah, behauptet die Inschrift, der Friedhof sei am 9. November 1938 zerstört worden.
Wie auch immer ist nicht damit zu rechnen, dass die heute aufgestellten Grabsteine mit tatsächlichen Grabplätzen übereinstimmen, weshalb von einer verlautbarten „Rekonstruktion“ kaum die Rede sein kann.
Trotzdem wollen wir für einen ersten Eindruck ein paar der Inschriften wiedergeben:
Grabstein des Mädchens Fanni „Fogel“, Tochter des verehrten Herrn Binjamin Seev Wolff, die am heiligen Schabbes dem dritten Tischri im Jahr 629 verstarb. Es war dies der Schabbat Schuwa am dritten Tag des neuen Jahres. Im christlichen Kalender entspricht das Datum Samstag, 10. September 1868.
Grabstein der Fanny Unger, geb. Salzmann aus Frankfurt Oder, Ehefrau des Professors Dr. Ephraim Unger, geboren am 14. November 1804, gestorben am 17. Februar 1832. Ephraim Unger (1789-1870), in Coswig geborener Sohn des ersten neuzeitlichen Bürger Erfurts Salomon David Unger und ersten Vorsitzenden der modernen jüdischen Gemeinde in Erfurt gründete 1820 in Erfurt zusammen mit seinem Bruder David, dem späteren Hofagenten eine mathematische Lehranstalt, aus der später die Realschule hervorging. Wie bereits sein Vater war auch Ephraim Salomon Vorstand der jüdischen Gemeinde von Erfurt. Als 1840 die Synagoge an der Gera von Rabbiner Dr. Ludwig Philipson eingeweiht wurde, war diese noch als privat auf die Namen der Ungers und des späteren Gemeindevorsitzenden Wilhelm Moos eingetragen, da die Gemeinde als solch noch keine “staatliche Anerkennung” hatte.
Weitere Information zu Prfo. Ephraim Salomon Unger nebst Portrait:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ephraim_Salomon_Unger
Gedenkstein für Ludwig Unger, Sohn des Hofagenten D. (vermutlich David) Unger, gestorben am 1. April 1837 (= 25. Adar B 5597).
Denkmal für Luise „Lindl“, Ehefrau des verehrten Jehuda Heilemann, die bezeichnet wird als angesehene, teure Frau und treue Mutter. Sie starb am Neumond, dem ersten Tewet des Jahres 658, dem vorletzten Tag des Chanucka und im christlichen Kalender Sonntag, 26. Dezember 1897.
Pictures: Margit Hummel, Yehuda Shenef
Als große Attraktion und Kernpunkt der Bewerbung Erfurts um eine Auszeichnung als „Weltkultur-Erbe“ der UNESCO präsentiert die Stadt seit einigen Jahren die sog. „Alte Synagoge“ als“ älteste erhaltene Synagoge Europas“, in welchem heute ein jüdisches Museum untergebracht ist. Dort sind die Exponate des sog. „Erfurter Judenschatz“ ausgestellt, die 1998 unweit in der Michalistr. 43 unterhalb einer Kellermauer gefunden wurde, sowie Faksimile mittelalterlicher hebräischer Bücher aus Erfurt, deren Originale sich in der Berliner Staatbibliothek befinden. Im Hof des Museums befinden sich unter Glas drei mittelalterliche Grabsteinfragmente. Mit inbegriffen sind zahlreiche touristische Angebote, etwa eine (sachlich und altersgerechte?) Führung für Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren mit dem vielsagenden Titel „Taharah – von kalten Füßen, nackten Frauen und Geistern“ (http://alte-synagoge.erfurt.de/jle/de/altesynagoge/service/).
Nach allgemeiner Auffassung soll das im Laufe von Jahrhunderten in mehreren Bauphasen immer wieder veränderte Gebäude auf eine auf das Jahr 1094 datierte Synagoge zurückgehen, wovon ein sieben Meter langes und bis zu ca. zwei Meter hohes Mauerstück noch erhalten sein soll. Zu den historischen Begebenheiten nimmt Adolph Jaraczewsky (1829-1911), von 1862 bis 1879 Rabbiner in Erfurt, in seiner 1868 veröffentlichten „Geschichte der Juden in Erfurt“ ausführlicher Bezug. Am 21. März 1349 kam es im Erfurt zum sog. „Judensturm“. Da es andernorts schon zu Ausschreitungen gegen Juden gekommen war, rechneten die Erfurter Juden mit einem Angriff und sollen sich massiv bewaffnet haben: „“Diesen Überfall fürchteten sie in der Zeit, da sie im Gotteshause versammelt waren … und dachten an Gegenwehr. Denn man fand in der Synagoge treffliche Rüstungen an Armbrüsten, Spießen und Pfeilen, so dass man nicht wenig überrascht war, in dem Gotteshaus auch ein Zeughaus zu entdecken.“ (Jaraczewsky, S. 26). In einem an selber Stelle zitierten christlichen Bericht des Petersklosters heißt es: „In Erfurt fiel die Bürgerschaft wie ein ergrimmter Tiger über seinen Raub her. Hundert fielen in ihre Dolche, oder wurden unter ihrem Streithammer zerschmettert. Die Entkommenen retteten sich in ihre Häuser, verriegelten Tür und Fenster, besetzten alle Eingänge und machten sich zur Gegenwehr bereit. Die Wut stieg mit dem Widerstand. Man warf Feuerbrände, und hoch loderte die Flamme über den Opfern der Unschuld. Mehr als 5000, wovon sich ein Teil selbst ins Feuer stürzte, fanden hier, auf eine, die Menschheit empörende Weise den Tod.“
In Wilhelm Horns äußerst interessanten „Charakterisierung der Stadt Erfurt – ein medizinisch-statistischer Beitrag“ aus dem Jahr 1843 (S. 228) liest sich das dort freilich auf 1346 (!) datierte Geschehen kurz gefasst so: „Einige Junker trachteten nicht nur, die Juden zu erschlagen, sondern wollten auch bei einem solchen Tumult das Stadt-Regiment an sich ziehen. Sie vereinigten sich heimlich mit einigen übelgesinnten Ratsherren und irregeleiteten Gewerken. Als dies der Rat erfuhr, schickte er seine Diener den Juden zur Hilfe; allein der Auflauf war schon zu groß, als dass der Rat hätte gehört werden können. Gegentausend Juden wurden erschlagen, die übrigen aber, welche sich verloren glaubten, liefen in einige Häuser zusammen, zündeten sie an, und verbrannten sich mit Allem, was sie bei sich hatten. Es sollen damals 6000, nach Anderen sogar 9000 Juden in Erfurt gewesen sein, welche alle umkamen. Man fand in der Judenschule Rüstungen, Armbrüste, Spieße und Pfeile, deren Zweck man nicht einsah. Der Kurfürst Gerlach war über dieses Benehmen der Bürgerschaft höchlich erzürnt, die Stadt gab als Ursache der Verfolgung den Verdacht der Brunnenvergiftung an; da dieses jedoch keineswegs erwiesen war, und der wahre Grund vielmehr deutlich hervorleuchtete, so wurde die Stadt verurteilt, jährlich 100 Mark Silbers als Strafe zu geben; – eine Strafe die aber nicht lange gezahlt wurde.“
Jaraczewsky zweiter Nachfolger im Amt des Erfurter Rabbiners Theodor Kroner formulierte in seiner Festschrift zur Einweihung der neuen Erfurter Synagoge am 4. September 1884, sich weitgehend auf die Peterschronik stützend: „Mit Dolch und Streithammer tötete man dieselben, stürmte ihre Häuser und als sie sich in den selben zur Wehr setzten, zündete man die Häuser an. In Wirklichkeit wohl nur 100, der Sage nach 5000, nach Anderen 6000 oder gar 9000 Juden, wovon sich ein Teil selbst ins Feuer stürzte, fanden hier auf eine die Menschheit empörende Art ihr Grab.“
Die genannten möglichst hohen Zahlen tausender getöteter Juden in Erfurt sind sicher eine maßlose Übertreibung seitens der christlichen Chronisten (oder Wunschdenken), da die gesamte Einwohnerschaft Erfurts zur Mitte des 14. Jahrhunderts kaum über 10.000 Einwohner hinausgekommen sein wird. Vielleicht werden deshalb allgemein wohl auch die gleichwohl genannte Zahl der “hundert” zitiert. Doch bereits bei der Rückkehr der Juden im Jahr 1350/51 sind 33 Hausbesitzer verzeichnet. Jaraczewsky schätzt die Anzahl der Hausbesitzer auf ein Drittel und deshalb die Anzahl der Juden auf etwas über 500, was sicher eher konservative Werte sein dürften. Die Erfurter Juden waren vor dem „Sturm“ wohl in benachbarte Städte geflüchtet, etwa nach Arnstadt 15 km südlich von Erfurt, oder ins 20 km westlich gelegene Gotha oder ins gleichweit entfernte östliche Weimar.
Wie anderer zurückgelassener Besitz wurde die Synagoge in Abwesenheit beschlagnahmt und gelangte so in „Privatbesitz“. Dazu passt nun offenbar der durch dendro-chronologische Verfahren ermittelte Befund, der erhaltene Holzbalkenreste auf das Jahr 1351 datiert, welche nun aus der Zeit des Umbaus stammen sollen. Daraus folgte dann jedoch, dass die neuen Besitzer sich rasch um einen Umbau bemühten. Sollten tatsächlich Brände gelegt worden sein, müssten in einer eng bebauten mittelalterlichen Altstadt erhebliche Schäden angerichtet worden sein. Kaum vorstellbar, dass ggf. beschädigte oder gar ausgebrannte Häuser hernach einfach so „in Privatbesitz“ übergegangen sein konnten. Den nach Erfurt zurückkehrenden Juden soll 1357 auf städtische Kosten der Bau einer neuen Synagoge bewilligt worden sein, welche später in der handschriftlichen Chronik von Samuel Fritz abgebildet wurde. Die Überreste dieser neuen mittelalterlichen Synagoge wurden nach dem großen Brand von 1736 abgetragen.
Ob es sich wirklich um eine ganz neue Synagoge handelte oder ob der durch Feuer oder anderweitig Zerstörungen beeinträchtigte alte Bau erneuert wurde, ist etwas unklar. Einer Variante der Geschichte gemäß, wurde tatsächlich keine neue Synagoge gebaut, sondern bisherige wieder von den zurückgekehrten Juden genutzt. Demnach kamen im Jahr 1357 Abraham von Fulda, Cassel von Arnstadt, Adelkind von Dornburg mit Rabbi Feudlin und anderen nach Erfurt zurück und „mieteten vom Rat die Judenschule welche dieser in den Sturmjahren an sich gebracht hatte und die jetzt wüst lag, um etliche Mark.“ (Jaraczewsky, S. 33). Demnach wurde die Synagoge beim sog. „Judensturm“ wohl stärker beschädigt und lag noch acht Jahre später „wüst“. Dies widerspricht natürlich einer zwischenzeitlichen „privaten“ Nutzung und hinterfragt ein wenig auch die Datierung von Holzstücken auf den Winter 1350/51. Berichten gemäß wurde die „neue“ Synagoge 1479 zur Kirche geweiht, rund zwanzig Jahre nachdem 1458 die mittelalterliche Geschichte der Juden in Erfurt mit der Ausweisung endet. Das ehemalige Synagogengebäude soll 1736 beim Stadtbrand völlig ausgebrannt sein.
Es ist nun fraglich, ob jener Bau, der als „Alte Synagoge“ rekonstruiert oder gar nur konstruiert wurde tatsächlich auf eine mittelalterliche Synagoge zurückgeht.
Die „Entdeckung“ der Synagoge vor etwa zwanzig Jahren wurde als „Wunder“ aufgefasst, da man angeblich nicht ahnen konnte, um was für einen Bau es sich handelte. Die Unklarheit darüber ist jedoch eigenartig da schon im Jahre 1862 der Erfurter Lokalhistoriker Bernhard Hartung im selben Gebäude „die alte Synagoge der ehemals berühmten Erfurter Judengemeinde“ vermutete und dies nicht geheim hielt. Ausführlicher noch setzte sich der Erfurter Jaraczewsky in seinem 1868 publizierten Buch zur Geschichte der Juden in Erfurt damit auseinander, wobei er verständlicher Weise bereits geläufige Auffassungen aufgriff:
„Ihre Hauptsynagoge (denn eine zweite lag auf ihrem Friedhof), welche noch jetzt in ihren Umfassungsmauern vorhanden ist, scheint mit ihrer Fronte nicht an der Straße gelegen zu haben und bildet gegenwärtig das Hintergebäude eines öffentlichen Lokals (eines sog. Kaffeehauses) Hausnummer 2545. Es ist ein mächtiges, beinahe viereckiges, drei Stock hohes Gebäude, in dessen oberen Geschoss, an der Ost- und Westseite, sich größere Fenster im ältesten Spitzbogenstil, und neben diesen Fenstern am westlichen Giebel noch zwei runde Fenster befinden. Leider haben die mannigfachen Bauten, welche im Laufe von Jahrhunderten im Innern des Gebäudes vorgenommen wurden, dasselbe so verändert, dass sich nicht mehr erkennen lässt, welche Einteilung es damals gehabt haben mag, als es gottesdienstlichen Zwecken diente.“
Auch die modernen Interpreten des Baus kommen nicht umhin, einzugestehen: „Der Grundriss (der Synagoge) in Erfurt weicht jedoch in ungewöhnlicher Weise von den übrigen (zeitgenössischen) Synagogen ab“ und „Der Grund für diese Abweichung … ist bisher unklar“ (Alte Synagoge und Mikwe zu Erfurt, S. 38/39). Trotz aller Rekonstruktionsversuche in den letzten zwanzig Jahren deutet kaum etwas auf eine frühere Synagoge hin.
Der Grundriss des heutigen Baus hat eine Fläche von ca. 18 auf 12 m. Die Orientierung der Längsseite ist einigermaßen südöstlich, ist dabei jedoch anders als erforderlich und zu erwarten nicht nach Jerusalem ausgerichtet, sondern nach Laibach, Brindisi in Süditalien, Ost-Libyen, schließlich Sudan und Kampala in Uganda. Auch wenn neuzeitliche Reformgemeinden es in der Regel bei einer vereinfachten Ost-Ausrichtung belassen, die der Talmud in Vermeidung einer vorstellbaren Sonnenanbetung untersagt, nahmen antike und mittelalterliche Juden die genaue Ausrichtung nach Jerusalem in aller Regel doch sehr genau. Dies gilt umso mehr, wenn Gelegenheit dazu bestand, einen Neubau vorzunehmen. Wie auch immer, wäre beim Erfurter Bau der Aron Kodesch an der schmalen etwa 12 m langen Südost-Mauer zu erwarten gewesen, jedoch deutet heute nichts auf eine entsprechende Nische hin. Die Hauptfassaden verlaufen entlang der ca. 18 m langen Seiten mit eigenartigen Fensteranordnungen auf mehreren Etagen, die zum einem erst wieder freigelegt, ein möglichst hohes Alter anzeigen, andererseits aber kaum besagen können, dass die mittelalterliche Synagoge bereits entsprechend eingeteilt war und über vier (unterschiedlich belegte) Fenster-Etagen verfügt haben soll.
Die überlieferte Abbildung der alten Synagoge in Erfurt, die wahrscheinlich irrtümlich einem Neubau zugeschrieben wird, zeigt keine wesentlichen Übereinstimmungen mit dem heutigen Museumsbau. Auch das für das äußere Erscheinungsbild der freigelegten Südwest-Fassade charakteristische asymmetrische hölzerne Giebeldreieck der Synagoge ist keineswegs einmalig in Erfurt, sondern findet sich in Varianten im Bereich der Erfurter Altstadt, beispielsweise an der Barfüßer Kirche oder weit weniger hochragend an einem Haus in der Marstallstraße / Lange Brücke.
Die auf einer alten Karte zu sehende zugespitzte Form findet sich wieder auf der restaurierten Fassade der Synagoge:
Zusammengefasst deutet trotz aller Rekonstruktionsversuche in den letzten zwanzig Jahren nichts darauf hin, dass es sich bei der beworbenen „Alten Synagoge“ in Erfurt tatsächlich um den auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Synagoge errichteten Nachfolgebau oder gar um die älteste erhaltene Synagoge, ob nun der Stadt, Deutschlands oder Europas handelt.
Dass es bis ins 15. Jahrhundert eine bedeutende mittelalterliche jüdische Gemeinde gab, steht außer Zweifel ebenso wie die Notwendigkeit diese im Kontext der Fakten zur Stadtgeschichte angemessen zu würdigen. Ohne Zweifel wäre es durchaus wünschenswert, könnte man möglichst viele originale Zeugnisse mittelalterlichen Judentums entdecken und bewahren.
Im Abstand von 660 Jahren ist es fragwürdig, ein ohne Zweifel mehrfach erheblich umgebautes Gebäude, das nur phasenweise originale Bausubstanz, dafür aber jede Menge Spuren seiner weiteren Geschichte enthält, „pars pro toto“ umzudeuten, als gelte es im Sinne von Aristoteles ein „Ergon“ zu finden, um auf „auf gut Glück“ an eine Ortsgeschichte zu erinnern, die nun aber am gezeigten Schauplatz in dieser Form sehr wahrscheinlich nie bestanden hat.
Auch wenn die Intention anhand der eigenen Stadtgeschichte mehr als nur Allgemeinplätze des Judentums (das 1350 ein anderes ist als heute) zu vermitteln (wozu eine Edition „Erfurter“ hebräischer Schriften durchaus geeigneter wäre)„positiv“ zu werten ist, ist dies im Grunde doch bloße Science Fiction. Daran ändert weder die (mehrfach) ausgezeichnete Präsentation (etwa eine Auszeichnung für das einheitliche Design der Bücher und Prospekte zu den jüdischen Orten der Stadt oder ein „European Tourism Award“ der British Guild of Travel Writers, …), noch eine Bewerbung als „Weltkulturerbe“.
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Although the British Guild of Travel Writers in 2011 has awarded the Old Synagogue of Erfurt with its “European Tourism Award” it most likely rather refers to a successful tourism concept than to historical facts. The building is regarded and promoted as “oldest synagogue of Europe”, but of course was not used as synagogue during the last 663 years and is no synagogue today. Furthermore there hardly is anything what may indicate that it was an ancient synagogue at all. The orientation of an ancient synagogue in medieval times was toward Jerusalem. Only in more recent times, mistaken by a North African “Mizrakh”, a mere eastern orientation was regarded as sufficient, altough it made no sense in Central or Northern Europe. The building in Erfurt however only to some degree orientates towards south-eastern direction, but clearly not towards Jerusalem, but only towards Laibach, south Italian Brindisi or finally towards East Libya, Sudan and finally Kampala, capital of Uganda. Although the building unquestionable is pretty old it also was converted, rebuilt and reconstructed time and again, so that already in 1868 Mr. Adolph Jaraczewsky, rabbi of Erfurt from 1862 until 1879, said in his “History of the Jews in Erfurt”: “unfortunately the manifold constructions at the interior of the building in the course of centuries have varied so much so that it is not possible to see which sections it may had in the times it was used for (religious) services. Also the new promoters of the building as synagogue admit that the outline (of the building) in Erfurt differs exceptionally from all other known (contemporary) synagogue buildings and that the reason for this until now is still “unclear”. According to the law of parsimony one rather simple reason to answer the question maybe was that it never was a synagogue.
Local tradition examined more closely shows a number of contradictions. The popular version has it that in spring 1349 a mob attacked the Jews in Erfurt and killed all or at least most of them. With that the old synagogue ceased to be the center of Erfurt’s Jewry. When a couple of years later they returned to Erfurt the municipality financed a new synagogue for the Jews, while the old one passed into “private” ownership, whatever this could have meant in mid-fourteenth century. However, the newly built second synagogue was depicted in a handwritten chronicle and was used by the Jewish community of Erfurt until their expulsion from the city in 1458. Some twenty years later, the building was converted into a church. After the conflagration of 1736 the remnants of the church were pulled down, so that there is no leftover from the second synagogue.
Another version says that the Jews resisted the attackers so that they set the Jewish houses on fire. However in 1357 a number of Jewish leaders returned to Erfurt from neighboring towns like Arnstadt and rehired their former property within the city, thus also the old synagogue which laid waste for some years. The synagogue in this version was refurbished.
Since there is no reasonable indication for a synagogue in this building, it is entirely possible that the old synagogue of Erfurt damaged in 1349 and afterwards was used until 1458 and converted into a church in 1479 was a quite different building than the one which today is promoted as “oldest synagogue” of Europe. Since the building however wasn’t used as a synagogue for 660 years anyway it would not matter anyway, but if the intention is to provide some pieces of genuine history it of course is appropriate to go better without science fiction or wishful thinking.
בארפורט יש בית הכנסת העתיק ביותר באירופה. זה מה שהם אומרים
אבל יש רק הוכחה קטנה והרבה וחשיבה חיובית
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A Erfurt, nella capitale est-tedesca della Turingia, si trova la più antica sinagoga europea. Questo è ciò che si dice. Anche se vi è solo una prova molto poco, hanno un sacco di pensiero positivo e concetti di marketing buoni. Forse sufficienti per guadagnare Patrimonio dell’umanità premio di UNESCO …
Zu den herausragenden authentischen Zeugnissen über die mittelalterliche jüdische Gemeinde im thüringischen Erfurt gehört die offenbar nur wenig beachtete „Judensau“ im Erfurter Dom.
Sogenannte „Judensäue“ sind eine hauptsächlich deutsche Eigenart (Beitrag zum Exemplar in Regensburg: https://jhva.wordpress.com/2011/09/06/die-judensau-in-regensburg ) . Sie stellen meist am sog. Judenhut zu erkennende Juden dar, die auf einem weiblich Schwein sitzen oder von unten an dessen Zitzen schlecken und dergleichen. Allgemein wird vermutet, dass die Darstellung von Juden mit Schweinen eine Art Schande für Juden sei, da das Schwein gemäß den Bestimmungen der Tora „besonders unrein“ sei. Zwar ist es zutreffend, dass Schweinefleisch nach den Geboten vom Sinai nicht für den Verzehr geeignet und im Judentum verboten sind, jedoch trifft dies in der genau selben Weise auch auf Delfine, Pferde, Adler, Löwen, Hunde, Elefanten, Insekten, Katzen oder Pandabären zu, die ebenfalls nicht gegessen werden dürfen. Es gibt nichts, was ein Schwein „unreiner“ machen könnte als ein Krokodil, einen Wellensittich oder Kamele. Es gibt hier keinen Superlativ und nicht koscher ist nicht koscher.
Die Fixierung auf das Schwein ist nichts was im Judentum besondere Relevanz hätte, sondern ist vielmehr der eigenartigen Ambivalenz des Schweins im Christentum zu sehen. Während Jesus im Evangelium noch Dämonen in Schweine zaubert und diese sodann in einen Abgrund stürzen lässt, ist auch dem frommsten Christen das Essen von Schweinen selbstverständlich erlaubt. Sehr ausgeprägt ist dies gerade in Deutschland, wo ungezählte kulinarische „Spezialitäten“ zubereitet werden, wie Bratwürste, Schinken, Schnitzel, Schweinshaxen, Saumagen, und vieles andere mehr, was in vielen Regionen geradezu identitätsstiftend zur „echten Tradition“ dazu gehören soll. Offenbar recht leckere „Schweinereien“ sind demgemäß gerade in Deutschland fast sprichwörtlich in aller Munde. Auch, weil andererseits das wohl ganz gerne genossene Schwein auch wieder ein Schimpfwort ist: du Schwein, du Sau, du Dreckschwein, du Ferkel, usw. wecken in christlich-deutschen Ohren Assoziationen, die es so kaum in anderen Sprachen gibt. Im Gegensatz dazu wäre es eher eigenartig ein hebräisches חזיר als Schimpfwort zu gebrauchen, zumal die Wortwurzel „zurückkehren“ (חזר) bedeutet, was wenigstens linguistisch das Schwein zu einem „Rückkehrer“ macht. Andererseits ist im Deutschen das Schwein Ausdruck in ungezählten Wortkombinationen, die sich auch in der stets wandelnden Jugendsprache halten, wie beispielsweise „saugeil“, „saubillig“, „schweineteuer“, „sauertopf“, oder „saublöd“ … die je nach Kontext mal eher positiv, mal eher gegenteilig verstanden werden. Einen solchen Stellenwert hat „das Schwein“ nur in der deutschen Sprache.
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Die „Judensau von Erfurt“ befindet sich am Chorgestühl im Marien-Dom (beatae mariae virginis). Anders als die meisten Judensäue ist die Erfurter keine Steinskulptur. Es handelt sich vielmehr um ein geschnitztes Flachrelief aus Eichenholz, das etwa aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammen soll. Dargestellt ist ein Jude, der auf einer Sau reitet, wobei sein Fuß in einem Steigbügel steckt. Wie anderswo, sind auch hier die Proportionen der insgesamt äußerst aufwendigen und detailreichen Darstellungen völlig unrealistisch, da der Jude kaum größer ist als das Schwein, das in Natura kaum mehr als 80 cm Schulterhöhe erreicht. Das Schwein ist durch die Zitzen eindeutig als weibliches Tier, als Sau erkenntlich. Dem jüdischen „Schweinsteiger“ oder „-reiter“ gegenübergestellt ist nun ein Ritter, der mit einem Pferd auf den Juden zureitet und in einer Hand eine Lanze hält, wie man sie von Rittern kennt, während er in der anderen Hand ein Schild hält, auf welchem ein Fisch abgebildet ist. Im Schweinereiter trägt der Pferdereiter keine Kopfbedeckung, auch keinen für einen Ritter sodann typischen Helm. Beide Reiter sind von einem Weinstock umgeben, wobei der Jude sich mit einer Hand an einem gebogenen Strang festhält, an welchem einige Reben und Blätter hängen. Vielleicht wird dieser dem Pferdereiter entgegen schnalzen, so der Jude loslässt.
Über den beiden Reitern befinden sich eingekreist zwei musizierende geflügelte Personen („Engel“). Der eine spielt eine Art Geige, der andere offenbar eine Art Harfe. Unterhalb der Reiter befinden sich zwei tierische Figuren: offensichtlich jagt der Hund unter dem Pferd den Hasen unterhalb des Schweines. Letzteres ist eine im mittelalterlichen Judentum durchaus geläufige Darstellung aus zahlreichen illustrierten Pessach-Erzählungen, wobei der verfolgte Hase die Juden darstellt. Insbesondere in der späteren Augsburger Druck-Variante ist das „“Jag den Has‘“-Motiv von besonderer Bedeutung. Die Tatsache aber, dass Hasen genauso wenig koscher sind wie Schweine und gleichfalls nicht gegessen werden dürfen hat jüdische Maler nicht davon abgehalten Hasen als ein Symbol für das Judentum darzustellen, so wie bereits in der Antike Löwen immer wieder das jüdische Volk darstellen.
Es wird angenommen, dass die Darstellung in einem Zusammenhang stehen könnte mit dem „Pogrom“ an den Erfurter Juden im Jahre 1349, bei dem die jüdische Bevölkerung getötet und vertrieben worden sein soll. Die Darstellung ist von handwerklich herausragender Qualität und man möchte kaum glauben, dass sie bereits über sechseinhalb Jahrhunderte alt sein soll. Jedoch ist es ungleich schwieriger dieses eigenartige Detail im Rahmen einer Serie zahlreicher weiterer bildlicher Motive angemessen zu deuten. So kontrastiert die Disproportionalität der Figuren eigenwillig mit der sehr genauen Darstellung ihrer Details. Während also das Pferd und das Schwein, auf dem die beiden Reiter sitzen, in ganz grotesker Weise etwa gleich groß sind, hatte der Künstler andererseits dann doch Faltenwürfe der Gewänder, Gesichtszüge, Ausstülpungen von Weinblättern, usw. recht genau herausgearbeitet.
Schnitzerei am Chorgestühl im Erfurter Dom: die Darstellung der Judensau befindet sich zwischen den roten Markierungen unten
Die Szene stellt einen mit einer Lanze bewaffneten Reiter auf einem Pferd dar, der einen Mann mit Judenhut, der auf einem Schwein sitzt angreift. Der nach damaligen Maßstäben bestens ausgebildete Elitesoldat attackiert demnach einen unbewaffneten Zivilisten, was nun sicher keine Großtat ist. Eigenartig ist demnach die Geisteshaltung der Christen, die eine solche, recht feige Schandtat ganz offensichtlich heroisieren will. Andererseits mildert die Tatsache, dass der bewaffnete Angreifer auf einem Pferdchen sitzt, das gerade mal so groß ist wie ein weibliches Schwein, die Szenerie gewiss ins Lächerliche, woran auch die musizierenden Engel über ihnen nichts mehr ändern können. Man ahnt fast, dass sie leicht variiert ein Kinderlied anstimmen mochten: „Hopp, hopp, hopp, Pferdchen, lauf Galopp! Über Stock und über Schweine …“
Erfurt “Braugold” Maibock at Biergarten next to the Cathedral (Domplatz), worth a try other than the normal beer
Among the outstanding authentic testimonies about a medieval Jewish community in Erfurt, is the so called “Judensau” (Jews sow) depiction at the choir stalls of Erfurt Cathedral, which however apparently gets only very little attention in the capital of Thuringia which otherwise for a number of years in noticeable extents tries to rediscover its mediaeval Jewish past.
Die alte Rothenburger Judengasse hat in größerem Umfang ihre mittelalterliche Bausubstanz erhalten und zählt damit zu den wenigen Orten in Deutschland, die diesbezüglich mehr als Rekonstruktionen, Erinnerungstafeln oder bloße Namenschilder vorzuweisen haben. Hat man das Glück ein paar autofreie Passagen oder Momente zu erhaschen, kann man sich einigermaßen ein Bild über einen Teil des jüdischen Viertels in der Stadt machen.
The Judengasse (Jewish lane) in Rothenburg ob der Tauber, one of Europe’s most beautiful cities, has some twenty houses from the time, when Jews lived there until half a millennium earlier. So if you are lucky to see at least parts of it without cars, you might imagine how life then was like.
Hebrew German inscription, Hebräisch-deutsche Inschrift in Judengasse Rothenburg marks הרובע היהודי, das “Jüdische Wohnviertel”, (quartier juif, еврейский квартал, barrio judío) the Jewish quarter- ca. 1371 to 1520, altough Jews lived in Rothenburg much earlier as well as in other streets.
Die Dreiachteljüdin
May 29, 2012Ab und an kann man heute noch lesen, was in früheren Zeiten mitunter ganz wissenschaftlich daher kam, in Deutschland wenigstens, nämlich eine quotierte Dosis an Jüdischem in einem Menschen. So wie ein Glas halbvoll oder halbleer sein kann, so kann demnach ein Mann oder eine Frau Halbjude sein oder Halbnichtjude. Das gibt nicht unbedingt Aufschluss darüber, ob der- oder diejenige oben oder unten, vorne oder hinten, rechts oder links, kreuz oder quer jüdisch … oder nichtjüdisch ist. Jedenfalls richtete sich das “irgendwie” nach den Eltern, die man hatte. Nachdem früher nun auch die Großeltern in die Analyse miteinbezogen wurde, konnte man neben drei “jüdischen” Großeltern einen “nichtjüdischen” Großelter oder Großelterin haben. Wenn man dies dann entsprechend zusammenrechnet, konnte jemand, wie mir mal zu lesen kam, entsprechend als Dreiachteljüdin bezeichnet werden. Neulich nun, ich meine es war in Nördlingen, fand ich erstmals einen entsprechenden Beleg für die Existenz. Es war in einem Keller, da wo manche zu Lachen hingehen.
What is a three-eight Jewess? Something Nazi used to figure in order to take all Jewish and non-Jewish ancestors on had into account. Most popular until today are so called half-Jews, altough in many cases it is unclear whether the left or right half is Jewish, bottom or top, back or front. To figure out a three-eights Jewess however is even harder. But fortunately there now are guide markers or indicating labels in Germany, as seen recently in Nördlingen (probably), which may indicate the right door.