Gestern Nachmittag in Ulm mit einer sog. ULMER SCHACHTEL
historical one way boat used on river Danubel called “Ulm box” (Schachtel)
Gestern Nachmittag in Ulm mit einer sog. ULMER SCHACHTEL
historical one way boat used on river Danubel called “Ulm box” (Schachtel)
eine eigentümlich Installation bot sich letztens den Besuchern des Münsters von Ulm, ein großer pulsierender roter Ball, vielleicht ein roter Riese oder ein roter Zwerg, der aus bestimmten Perspektiven zusammen mit dem wohl permanent dort hängenden “Engel” eine eigentümliche, “apokalyptische” Sichtweise gibt, zumindest meinten das zwei Schüler aus Aspen, die davor standen und die Lichtveränderungen mit ihren smartphones filmten.
red star apocalypse angel in Ulm
whether this is a red giant, dwarf or herring, depends on your ownstandards
The huge pulsating red ball inside the Munster of Ulm caused some attention by visitors (and as us, most quite obviouly were tourists). A group of youngsters from the US speculated whether the installation was a hint to the “Apocalypse of John” or a red giant or dwarf … listening I told them: “Well, maybe it is red herring.” Some minutes later an older German couple compared the vibrating red ball to Pink Floyd, but as they mentioned there was no music, although the accustic probably woud be great as the man told his friend or wife. However, actually there probably are too many Jewish items in the Munster of Ulm which would prevent at least Roger “Abu Kif” Waters to enter the building.
Anyway, our reason to visit the Church, once again was the medieval Hebrew grave marker of Mina, the daughter of Yitzchak haLevi, who died on day 6, 27th of Elul in the year 5048, what is Friday, 27th of August of the year 1288 a. H.
אבן קבר עברית משנת 5048 בהמינסטר של אולם
The grave marker of Mina was misused for the sake of the Christian “noblemen” Hainrich Fischer of Ulm as the exhibitioned stone’s rear reveals:
Fountain at municipal cemetery Neu-Ulm
Neu-Ulm entstand um 1810 nachdem die Donau zum Grenzfluss wurde, die Königreiche Bayern und Baden-Württemberg trennte und Ulm letzterem zugeschlagen wurde. Auch in der bayerischen Neustadt gründete sich eine jüdische Gemeinde, die zur Jahrhundertwende etwa einhundert Menschen umfasste. Im Laufe der Zeit besaß sie verschiedene Bethäuser, jedoch war die Gemeinde, die dem Rabbinat von Ichenhausen zugeordnet war, zu klein, um sich den Bau eines eigenen Synagogengebäude leisten zu können. Der städtische Friedhof an der Reuttier Straße (/Zypressenweg) wurde zwar bereits 1861 eingeweiht, jedoch stammen die ältesten (noch lesbaren) Grabinschriften der jüdischen Abteilung beim Leichenhaus aus den Jahren 1881 und 1882. Das mit Hecken eingegrenzte Areal umfasst mittels Google Earth gemessen etwa 22 mal 15 m, also ca. 330 m². Die letzten drei Begräbnisse stammen aus den Jahren 1995 (Schaja Nowak), 2000 (Oskar Fürsetzer) und 2003 (Chaim Weinberg).
Am Eingang des jüdischen Friedhofs gibt es eine weiße Säule mit der dreizeiligen Inschrift “RUHESTÄTTE JÜDISCHER MITBÜRGER” in Großbuchstaben. Daneben befand sich beim Besuch am 6. Februar, eine wahrscheinlich anlässlich des sog. “Holocaust-Gedenktags” am 27. Januar aufgestellter grüner Kranz mit rötlichen Blumen. Auf dem blau-weißen Band wurden zur Widmung goldfarbene Buchstaben aufgesteckt: „Stadt Neu Um – Der Oberbürgermeister“. Wohl in der Aufregung muss den Machern entgangen sein, dass die Stadt eigentlich „Neu ULM“ heißt, bzw. dass das L ausgelassen wurde. Das bekannte Sprichwort wird damit jedenfalls auch nicht einfacher:
Belegt sind nur etwa zwei Drittel der Fläche, im wesentlichen in fünf Grabreihen, die nordöstlich, bzw. südwestlich nach Dillingen, Prag und Warschau, bzw. Bern und Madrid ausgerichtet sind. Insgesamt gibt es etwa 40 erkennbare Grabstätten, wovon 37 Personen namentlich lesbar sind. Vier oder fünf Grabplatten sind vollständig mit Moos und/oder Gestrüpp überwachsen und konnten bei Schneetreiben und Dauerfrost nicht identifiziert werden.
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts schlossen sich viele Neu-Ulmer Juden der jüdischen Gemeinde in Ulm an. 1933 lebten noch etwa dreißig Juden in Neu-Ulm. Der Grabsteininschrift nach starb Berta Bauland (geb. Levi) im Alter von 74 Jahren am 10. November 1938 – was womöglich kein zufälliges Datum sein wird. Ihr Ehemann Max Bauland war bereits elf Jahre zuvor am 13. Juli 1927 gestorben. Berta Bauland ist wahrscheinlich die letzte Jüdin, die vor dem Weltkrieg hier bestattet wurde. Erst in den letzten Jahrzehnten gab es wieder drei Bestattungen: 1995 (Schaja Nowak), 2000 (Oskar Fürsetzer) und 2003 (Chaim Weinberg).
Jewish Cemetery Neu-Ulm
Abgesehen von der jüdischen Abteilung am städtischen Friedhof erinnert heute nichts an die Geschichte der Juden in Ulm.
Eine ausführlichere Beschreibung des Friedhofs folgt demnächst.
אולם בית ההכנסה החדש
Heute Nachmittag (17. Kislev 5773) wird nach dem Einzug der heiligen Tora am Ulmer Weinhof die neue Synagoge in Ulm in Anwesenheit des Bundespräsidenten Gauck und des Botschafter Israels Hadas-Handelsmann von Rabbi Trebnik eröffnet.
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Am Weinhof stand bereits die alte Vorkriegssynagoge, die 1938 in den frühen Morgenstunden des 10. Novembers zerstört wurde.
Synagogue Ulm (state of construction in May 2012) with tower of Ulm munster
In less than two hours from now at Weinmarkt in Ulm. the new synagogue of Ulm will be inaugurated. It was built in two years next to place where in 1938 the old synagogue was burned and destroyed by local Nazis.
An der Ecke Schlegelgasse, Judenhof stand eine mittelalterliche Synagoge in Ulm, die angeblich im Jahr 1349 zerstört worden sein soll. Jedoch gab es auch danach noch bis etwa 1500 eine jüdische Gemeinde in der Stadt.
In Ulm at the Judenhof near the famous Munster (pictures from year 2000) (Jews court” in medieval times was a synagogue, destroyed in 1349, as it is told. However until 1500 there was a Jewish community in medieval Ulm, which most likely had at least one other synagogue.
Eine neue jüdische Gemeinde in Ulm entstand erst 1856, rund fünfzig Jahre nachdem Juden wieder offiziell in Ulm leben durften. Kurz davor, im Jahr 1854 erhielten die Ulmer Juden vor dem Frauentor am alten städtischen Friedhof eine eigene Abteilung. In den Jahren 1908 bis 1910 wurde direkt neben dem jüdischen Abteil des Friedhofs durch den renommierten Architekten Theodor Fischer (1862-1938) der voluminöse Neubau der evangelischen Garnisonskirche Sankt Paulus ausgeführt. Die Militärkirche mit ihren markanten etwa fünfzig Meter hohen Türmen sollte zweitausend Soldaten Platz bieten.
Heute stehen am Friedhof auf dem „jüdischen Teil“ der von der Mauer von der Kirche und vom Fahrrad- und Fußweg vom christlichen Teil des Friedhofs getrennt ist insgesamt 14 jüdische Grabsteine, von denen manche teilweise hebräische Inschriften aufweisen. Die Mischung aus deutschen und hebräischen Inschriften, bei welchen deutsche bereits dominieren, ist relativ typisch für sog. Reformgemeinden des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
מתה שק ב חשון תרלח לפק
Wilhelmine Dreifuss
geb. Erlanger aus Buchau
Der hebräische Text nennt Mina Frau des Abraham Dreifuss, gestorben am heiligen Schabbes, 2. Cheschvan 638. Das entspricht Dienstag, 9. Oktober 1877
Hier ruht
unsere liebe Gattin und Mutter
Linna Bach, geb. Schwarz
1848-1895
In der Blüte hast Du sie
Neidischer Tod, dir auserlesen
Gute sterben stets zu früh
Ach sie ist zu gut gewesen
(in her bloom you chose her, jealous death, the good always die too early, oh, how good was she!)
Hier ruht
mein geliebter zärtlicher
Gatte
Emanuel Erlanger
geb. in Buchau 8. November 1821
gest. in Ulm 31. August 1886
מת ביום א ראש חודש
אלול תרמו לפק
תנצבה
According to the Hebrew inscription Mr. Emanuel Erlanger passed away on the New Moon of Elul in the year 5646 of the Jewish calendar.
Grabstein ohne verbliebene Inschrift / Grave marker without ramaining inscription
in front: Albert Dreyfus, geb. 2. Oktober 1878, gest. 29. Dezember 1893, Ruhe sanft
Eva Levi, geb. Freund
geb. in Odenheim am 1. Mai 1831
verm. am 18. Jan. 1858
gest. am 22. Jan. 1890
(Eva Levi, nee Freund, born 1831, married 1858, died 1890)
Moritz Hirsch
geb. 30. April 1841, gest. 13. Jan. 1897
Heinrich A. Moos
geb. 10. August 1834, gest. 4. Dezember 1891
האיש בינימן בן משה צבי מאנן
נפטר ביום ו ע’ש’ק’ כ’ז כסליו
תרמו לפק
Benny Mann
Kaufmann
geb. 5. Februar 1845
gest. 24. Dezember 1886
Ruhe sanft
Binyamin ben Moshe Tzvi Mann, died on evening of Holy Shabbes, 27th of Kislev 5646
Der theueren Gattin, der guten Mutter
Sophie Hilb, geb. Schwab
geboren den 22. Juli 1850
verehelicht den 22. November 1870
gestorben den 26. Januar 1885
Johanna Kohn, geb. Ullmann
geb. 1. März 1861, gest. 25. Februar 1897
Karoline Nathan, geb. Steiner
geb. 2. Mai 1820, gest. 23. Mai 1895
Dem Auge fern, dem Herzen ewig nah
Unserm innigst geliebten Gatten und Vater
Arnold Nathan
geb. 3. März 1859, gest. 14. November 1894
(far from the eye, always close to the heart)
Kosman Erlanger
1824 – 1896
Although Jews were allowed to settle in Ulm again at the beginning of the 19th century, when Napoleon conquered the city and it became Bavarian for a decade, only in 1854 a Jewish cemetery was established as a section of the municipal cemetery of Ulm at Frauenstr. The cemetery was used until the end of the 19th century.
Today the old municipal cemetery is a public park. Only a small section (approx. 100 to 10 yards) is left as Jewish part next to St. Paul Lutheranian military church. There only are 14 grave markers, some have a few Hebrew lines.
grave markers at the larger Christian part of the old municipal grave yard of Ulm. A number of the Christian grave markers are protected from environmental influences.
Gedenken an 141 ermordete Ulmer
June 23, 2015Am Platz der neuen Synagoge in Ulm befindet sich ein Denkmal, welches an 141 ermordete Juden aus Ulm erinnert
Memorial for 141 Jews murdered by the Nazi Regime and it helpers
“בזכירה סוד הגאולה“
Dem Denkmal eingegeben ist der Satz „Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“. Dabei soll es sich um ein Zitat handeln, das dem Baal Schem Tow (Rabbi Israel ben Elieser, 1698-1760, dem Neubegründer des osteuropäischen Chassidismus) zugeschrieben wird, der es aber wahrscheinlich eher nicht auf Deutsch gesagt haben wird. Obwohl das (durch Yad Vashem international bekannt gewordene) Zitat bislang nirgends belegt werden konnte, weißen manche Kommentatoren darauf hin, dass es nur unvollständig ist, und komplett „Das Vergessen verlängert das Exil, in der Erinnerung liegt das Geheimnis der Erlösung” geheißen haben soll. Und natürlich soll sich der „BeSCHT“ um die Mitte des 18. Jahrhundert auch nicht auf den „Holocaust“ bezogen haben, sondern auf die Rückkehr nach Israel und die Wiedererrichtung des Tempels in Jerusalem. Das klingt sicher plausibler, beantwortet aber auch nicht die Frage nach der Quelle des zugeschriebenen Zitats, insofern man es hier mit der Erinnerung genau nehmen will. Wie gut also, wenn man sich auf Yad Vashem berufen kann …
Die Tora mahnt uns zu an Schabbes zu erinnern, dem Weggang aus Ägypten, aber auch an Amalek … doch was besagt das im Zeitalter der Zitate und Kurznachrichten? Über Google und Co. wird das Zitat bereits einige Male dem ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker als Autor zugeschrieben, da er es wohl 1985 bei einer Rede im Bundestag zitierte, auf Deutsch freilich. Aber das hält auch englische Webseiten nicht ab, ihn als Quelle für das übersetzte „in remembrance lies the secret of redemption“ (für dass es ab Ende der 1970er publizierte Belege gibt) zu nennen. Vielleicht war der im Januar verstorbene Politiker Weizsäcker eine Art deutscher Balschemtof. Da es auch die Alzheimer-Variante der Erinnerung gibt, sollte man ungeprüfte Zitate auch nicht so genau nehmen, auch wenn es bequem ist, in den Tagen von sms und twitter (wo 140 Zeichen erlaubt sind pro Nachricht)
Für das Ulmer Denkmal ist das alles nicht relevant, verblassen dort doch bereits schon wieder einige der 141 Namen, an die das Denkmal erinnern wollte.
fading names of murdered Jews from the City of ULM (at river Danube)
The memorial has the alleged quote of Baal Shem Tov “in remembrance lies the secret of redemption” on it, which is known from Yad Vashem in Jerusalem. However the actual source so afr has not been varified so far, while in the internet also a number of pages in English refer it to the former German president Weizsacker, who quoted the verse in his 1985 speech at the Bundestag in order to address the 40th anniversary of the end of world war two, where he called it a day of liberation, what caused a lot of discussions ongoing in Germany until today. Of course “most” (<-crucial point) Germans fought until the(ir) bitter end of the Nazi regime and they were defeted not liberated.
אמר הבעש’ט= רק זכירה שיש בה מעשה, תיוניות בה