כי האדם עץ השדה
September 28, 2011Auf den frühen Spuren der Juden in Harburg (Schwaben, Donau-Ries)
September 28, 2011In den mittelalterlichen Augsburger Steuerbüchern sind auch Juden aus dem rund 60 km nördlicher gelegenen „horpurch“, d.h. aus dem schwäbischen Harburg an der Wörnitz verzeichnet. Der Ortsname wird von einem angeblichen ahd. Wort „horo“ für „Sumpf“ abgeleitet, freilich steht die Burg vernünftiger Weise keineswegs im Sumpf, sondern den Ort steil überragend auf einem Berg.
Das hebräische Wort für Berg wäre übrigens הר was „har“ oder „hor“ gesprochen wird. Der Begriff „Burg“ ist bereits im Talmud geläufig und hängt mit dem im Griechischen belegten πύργος zusammen, welches Turmhaus, Rasthaus, Wachposten, etc. bedeutet. Im Talmud ist über diesen Kontext hinaus das Wort בורג „burg“ (Plural: „burgin“) vorallem auch noch als womöglich ursprünglichere Bezeichnung für ein Depot oder Lager geläufig, das durch die Bewachung dann wohl auch zum Wachposten und -turm wurde, etc. Insbesondere auf Hügeln sollten hier, so empfiehlt das beliebte Weisheitsbuch, Getreide und sonstige Ernten vor etwaigen Fluten gesichert werden, wie sie auch in Harburg an der Wörnitz bestens bekannt sind.
Für das Jahr 1355 und 1356 findet sich „Alt Pendit“ in den Folgejahren bis 1365 seine Witwe, die dann bis zum Erreichen der Geschäftsfähigkeit des Sohnes als Steuerzahlerin verzeichnet war. Nach mittelalterlichem Augsburger Recht, waren Frauen freilich allgemein nicht geschäftsfähig, weshalb sie nur als Witwen gelegentlich auftauchen. In einer hebräischen „Response“ aus dem späten 17. Jahrhundert wird ein „Baruch Pendit miharpurk ben wert venerdlingen“ für die Zeit um das jüdische Jahr 5100 (ca. 1340) erwähnt, über den es heißt, er sei ein „sofer mefursam vebaal otiot“, also ein berühmter Schreiber und Meister der Buchstaben. Da die Ortsangabe der Lage Harburgs zwischen (Donau)Woert und Nördlingen auch heute noch zutrifft und zudem die zeitliche Zuteilung passt, könnte der Schreiber (und Drucker?) Baruch Pendit durchaus mit dem in Augsburg als aus Harburg stammend genannten Alt Pendit übereinstimmen. Aus der Zeit des frühen 14. Jahrhunderts ist in der schönen Kleinstadt freilich nichts erhalten. Denkbar wäre freilich, dass sich die Ortsangabe in jener Zeit auch direkt auf die Burg bezog, die seit ca. 1300 bereits im Besitz des Hauses Oettingen war (1347 durch Kaiser Karl IV. bestätigt).
Impression from old Judengasse (above) and former synagogue of Harburg /Schwaben (below)
Reinhard Jakob erwähnt in seinem 1988 erschienenen Buch über “Die jüdische Gemeinde von Harburg 1671 – 1871″, die offenbare Schwierigkeit Primärquellen für eine jüdische Geschichte in Harburg vor 1671 zu finden. Vereinzelte “Nachrichten” über Juden in Harburg im 15. Jahrhundert bleiben deshalb ohne erkennbaren Kontext wohl sporadisch. Im wesentlichen wird es sich in Bezug auf die große Mehrheit der christlichen Harburger aber kaum anders verhalten.
Medieval Augsburg records in mid 14th century list Old Pendit from Harburg as tax payer followed by his wife. Hebrew sources know Baruch Pendit of Harburg between Donauwoerth and Noerdlingen as a “famous scribe” and “master of letters“. The later probably refers to early book printing (the Hebrew word אות for (single) letter also means sign and therefore prior to the usage of moveable types also denotes woodcuts). However the term also may have a quite another meaning refering to kabbalah, somewhat popular already in this period of time, when writing by far was no everybody’s experience and practise and scribes were as outstanding as in our times film maker prior to you tube and co. The German term for letter in the meaning of an alphabetic character is Buchstabe, what combines Buche (the beech tree, not the book) and Stab (a rod or wand), what is believed to refer to a “magical” use of runes.
Der jüdische Friedhof im schwäbischen Harburg
September 27, 2011Der jüdische Friedhof im schwäbischen Harburg wird auf das Jahr 1671 datiert und wurde 1833 erweitert. Der Überlieferung gemäß wurden 1744 und 1800 Holzgrabmale von plündernden Soldaten verfeuert, jedoch scheinen keine Aufzeichnungen darüber zu existieren und sich hernach niemand um Ersatz bemüht zu haben. Wie an andere Stelle schon erwähnt, beschloss die jüdische Gemeinde jedoch 1902 Nummerierungen, um künftig beschädigte Grabsteine erneuern zu können, was heute, wo in den meisten Orten keine jüdische Gemeinden mehr existieren der Verfall sozusagen als gewolltes Ideal angestrebt wird, offenbar keine Option mehr ist. Am Friedhof befindet sich ein Taharahaus und etwa 250 häufig bereits zerbröckelnde Grabsteine und eine Reihe von kleinen, offenbar unbemerkten Fragmenten, die aus der Erde herausschimmern. Ältere Grabsteine vor dem 19. Jahrhundert sind offenbar nicht mehr vorhanden.
Eine Reihe der Grabsteine wurden bereits 1996 von Rolf Hofmann und Meir Jacoby fotografiert und dokumentiert. Zudem gibt es beim „Harburg Project“ auch eine Dokumentation der noch restlichen Grabsteine, die freilich nicht immer mit ihrem ursprünglichen Stellplatz übereinstimmen müssen.
http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20111/CEM-HAR-GRAVELIST.pdf
http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20111/CEM-HAR-MAP.pdf
see also: http://www.alemannia-judaica.de/harburgproject.htm
The Jewish Cemetery near beautiful small Bavarian Swabian town of Harburg and within the sight of the remarkable old castle, regarded as one of the best preserved in Bavaria, today only has some 250 of its old grave markers, which however crumble away.
The small house next to the northern wall of the cemetery is a rather new one and accomodates separated water closets for men and women, used when the annual “Bock-Fest” is hold end of June, which includes rock concerts, oldie nights, tug war contests, show booths, Christian worship servives, helicopter flights, and of course lots of sausages and beer..
Many thanks to Mrs. Sigi Atzmon and Mr. Friedrich Thum from Harburg, who provided us access to the cemetery.
Augsburger Allgemeine zur neuen Info-Tafel am jüdischen Friedhof Kriegshaber
September 23, 2011In der heutigen Ausgabe der “Augsburger Allgemeinen” (Freitag, 23. September 2011, No. 220, S. 34) befindet sich ein bericht von Elisabeth Muche über die Enthüllung der Informationstafel am Eingang des jüdischen Friedhofs an der Hoover Str. 15.
The Article unfortunately does not mention all of the introduced personalities mentioned in the talks at the ceremony. “Schiman Wolf Wertheim” however actually is Schimon Wolf Wertheimer and of course there are no 500 years old grave markers (“500 Jahre alte Grabsteine”) at the grave yard as the report maintains. The cemetery according general understanding was established in 1626, as was pointed out. Furthermore there only are two known Binswanger graves at the cemetery, no more (“Auf mehreren Grabsteinen zu lesen ist auch der Name Binswanger.”), contrary to more than 40 tomb stones of the Ulmo family, several Wertheimer and many Untermayer, Obermayer, etc.
Karl, bzw. Carl von Obermayer, excellent protrayed by Sepp Merkl on Wednesday afternoon, however also was no American consul, but a German consul of the United States of the back then independent Kingdom of Bavaria in Augsburg with his office in his house today known as “Standesamt” in Augsburg.
The memorial plate proper, which wording was unknown to us prior to the unveiling during the ceremony states the cemetery “as of 2008 is maintained by the Jüdisch Historische Verein Augsburg“. In so far this is understood as the JHVA still is responsible for the present upkeep or for the state of the cemetery, the statement is not correct. As frequent readers of our weblog know, the JHVA started to work at the cemetery in fall 2007 and quit in 2008, when also the documentation (grave registers) of the cemetery took place, since there ‘ ve been far too many obstacles to continue. After 2008 on an occasional basis the JHVA had guided tours or voluntary work groups only. Since May 2010 however the former Tahara and keepers house at the cemetery is hired to a new tenant. However, the JHVA always worked entirely voluntary and unpaid and is not maintaining the upkeep of the cemetery, what actually is the responsibility of the Jewish community of Augsburg.
Die am Kriegshaber jüdischen Friedhof installierte Informationstafel, deren Wortlaut uns vor der Enthüllung unbekannt war und damit erst nach Ende der Veranstaltung bekannt wurde, besagt der jüdische Friedhof Kriegshaber “wird seit 2008 vom Jüdisch Historischen Verein gepflegt.” Die Aussage impliziert, dass der JHVA auch gegenwärtig für die Pflege des Friedhofs verantwortlich sei, was nicht den Tatsachen entspricht. Der JHVA begann seine “ehrenamtliche” und unbezahlte Arbeit am Friedhof Kriegshaber im Herbst 2007 und schloss sie mit der Dokumentation der Grabplätze im Sommer 2008 ab, da zu viele Hindernisse einer sinnvollen Tätigkeit im Wege standen. Bis zum Jahre 2009 hatten wir noch einzelne Führungen oder Nachmittage mit zahlreichen freiwilligen Helfern am Friedhof. Im Mai 2010 wurde das ehemalige Tahara und Wächterhaus seitens der IKG Augsburg privat vermietet. Für die Pflege des Friedhofs war immer schon und ist so auch jetzt die IKG Schwaben-Augsburg zuständig und verantwortlich, nicht der JHVA, der über kein Gartenpersonal verfügt.
Enthüllung einer Informationstafel am Jüdischen Friedhof Kriegshaber
September 22, 2011
מידע הפאנל חדש קריגסהאבר בית העלמין היהודי
Am gestrigen Mittwoch nach 17 Uhr wurde am alten jüdischen Friedhof an der Hooverstr. 15 im Beisein zahlreicher Gäste, am Eingang eine Informationstafel enthüllt die das Jüdische „Museum gemeinsam mit dem Netzwerk Historische Synagogen-Orte in Schwaben erarbeitet hat“. Dazu sprachen Dr. Benigna Schönhagen vom Jüdischen Kultusmuseum Augsburg, Bürgermeister Peter Grab, Dr. Henry Brand von der IKG Schwaben-Augsburg und Prof. Rolf Kießling.
In vier kurzen Einzelportraits wurden sodann in zeitlicher Abfolge Personen vorgestellt, die mit dem Friedhof in Verbindung stehen und einen kurzen Überblick über die lange Geschichte seiner Belegung Aufschluss geben sollten: Schimon Wolf Wertheimer (Yehuda Shenef, JHVA), Carl von Obermayer (Franz Josef Merkl), Ludwig Einstein (Referentin des Jüdischen Museum Augsburg) und die frühere Wärter Familie Felber (Gernot Römer) die von 1927 bis 2005 den Friedhof betreut hatte. Im Anschluss konnten die etwa 50 Anwesenden den Friedhof besichtigen und sich eigene Eindrücke über den aktuellen Zustand verschaffen.
(c) pictures by jhva: Elena Asnis (people) and Yehuda Shenef (others)
Right in front of the old Jewish cemetery of Kriegshaber / Pfersee yestaerday afternoon was the unveiling of an information panel, elaborated and organized by the Jewish Cultural Museum of Augsburg and the “Netzwerk”. After several introductional speeches by head of the musem Dr. Benigna Schönhagen, mayor Peter Grab, Dr. Henry Brandt from the Jewish community in Augsburg and Prof. Kießling three short biographies on people buried at the cemetery and another one on the Felber family who was keeping the cemetery almost 80 years alowed some 50 visitors a brief glimpse into the history of the place, which however many attended personally after the speeches.
eine mittelalterliche Synagoge in Augsburg
September 13, 2011Die Erwähnung eines Juden namens Josef aus Augsburg in einer in das Jahr 1212 datierten Würzburger Urkunde gilt allgemein als ältester Beleg für eine jüdische Präsenz in Augsburg. Für das Jahr 1259 ist ein „Judenhaus“ (domus judeorum), 1276 eine Synagoge namentlich genannt. 1290 sind das „Judenbad“ und das „Tanzhaus“ genannt und 1298 findet erstmals der Judenkirchhof genannte Friedhof im Nordwesten der Altstadt Erwähnung. In der Regel ist jedoch relativ unklar, wo die einzelnen Gebäude sich befunden haben, zumal hebräische Quellen ortskundiger Autoren nicht zu Rate gezogen werden.
Gemäß einer Schilderung aus dem Jahre 1840 ergibt sich freilich eine weit ältere mittelalterliche jüdische Gemeinde, deren Präsenz in der Judengasse, südlich der Bischofsstadt, demnach zumindest in den Beginn des 10. Jahrhunderts zurückreicht. Es ist die Zeit des berühmten Augsburger Bischofs Ulrich (ahd. Vodalrich), der der allgemeinen Auffassung gemäß von 923 bis 973, ein rundes halbes Jahrhundert also Stadtherr des freilich noch sehr kleinen Augsburg war und als Erbauer der ersten Augsburger Stadtmauer gilt, die sich als besserer Schutz vor Angriffen erwies als die bisherigen Palisaden aus Holz. Nicht nur lokale Berühmtheit erlangte die legendäre Schlacht auf dem Lechfeld im Jahre 955. Ulrich, der wegen eines wundersam umdisponierten Freitagabendmahl häufig mit einem Fisch dargestellt wird, gilt in der katholischen Tradition als erster Heiliggesprochener.
Der Bericht aus dem „Amtlichen Anzeiger und Intelligenzblatt der königlich Bayerischen Kreishauptstadt Augsburg“ vom Samstag, 11. Juli 1840 (S. 796 f.), widmet sich der offenbar recht abwechslungsreichen Geschichte eines Hauses in der Karlstraße. Das Intelligenzblatt bezieht sich auf das Haus mit der Litera-Nummer D 77, dessen Lage aufgrund entsprechender Pläne zweifelsfrei ermittelt werden kann. Es handelt sich um das zweite Gebäude auf der von West nach Ost führenden Karlstraße, die bis 1825 den Namen Judengasse trug und heute demgemäß wohl etwa mit der Hausnummer 12 (ggf. teilweise auch No. 10), dessen Gebäude freilich ein Nachkriegsbau ist und mit dem geschilderten zuletzt nach einem Besitzer „Memminger Haus“ genannten Vorgänger nichts mehr zu tun hat.
„Historische Nachricht
von einigen alten Denkmälern
in dem Memminger’schen Hause Lit. D Nro. 77“
In diesem Hause sind zur ebener Erde, linker Hand noch heut zu Tage dergleichen Denkmäler des Altertums sichtbar, selbe sind auf folgende Weise entstanden: Im Anfang des 10. Jahrhunderts errichteten die Juden allda eine Synagoge, deren Wände sie nach ihrer religiösen Sitte mit verschiedenen Charakteren und Schriften ausschmückten.
Ruhig hielten die hier geduldeten Israeliten ihren Gottesdienst allda über 150 Jahre, als der Herzog Welf im Jahre 1084 durch Verräterei in die Stadt drang und gräusliche Verwüstungen allenthalben veranlasste, wobei unter den zerstörten Häusern auch die Synagoge verwüstet und geplündert wurde. – Die Juden überließen hierauf das Haus samt ihren entweihten Tempel seinem weiteren Schicksal.
Bischof Hartmann räumte das verlassene Haus im Jahre 1270 den Tempelherren, die er in die Stadt brachte, ein; welche letztere es sogleich zu ihrem Gottesdienste herrichten ließen, ohne jedoch die in der Synagoge befindlichen Denkmäler zu entfernen. Nachdem aber gedachte Tempelherren aus Deutschland, und also auch hier aus der Stadt verjagt worden sind, so ist ihr Eigentum im Jahre 1312 von Bischof Friedrich zu einer Kapelle gemacht – und die selbe dem heiligen Laurentius geweiht worden. Auch damals ehrte man das Altertum, und erhielt sie unversehrt. Wie nun im Jahre 1548, daselbst der Gottesdienst aufhörte, und das Benefizium in die Domkirche übertragen worden ist, so wurde das Haus samt der Kapelle 1549 an Herrn Hans Heintzel und seine Ehefrau Katharina Welser, einer hiesigen Geschlechterfamilie verkauft, von welchem es mit dem Hinterhaus auf dem Obstmarkt an ihren Sohn Johann Baptist Haintzel und seiner Ehefrau Veronika Imhof im Jahre 1574 erblich zufiel, von diesem kam es an des letzteren Sohn Sohn Johann Matthias Haintzel 1624. Von diesem im Jahre 1651 auf seine Schwestern Veronika und Regina, nach denselben kam dieses Haus noch in mehrere Hände, während welches 25 Jahre lang (1652-1677) sogar auch ein Weinhaus war, bis es im Jahre 1678 an Esaias Preu, Stubenwirth kam, welcher gedachtes Haus zu einem Fideikommiß machte. Im Jahre 1821 erkaufte Johann Nikolaus Memminger dieses Preu’sche Stiftungshaus, und ließ es in seiner damaligen Gestalt von Grund auf neu erbauen, ohne dass das Altertümlich zu ebner Erde auf irgendeine Weise vernichtet worden wäre. Diese Antiquitäten sind noch täglich zu sehen, welche nun ein Alter von 900 Jahren zählen.
Weitere Quellen für diese Angaben nennt das „Intelligenzblatt“ freilich nicht, jedoch können wir einem Amtsblatt vor 170 Jahren zumindest in Bezug auf die präsente Ortsgeschichte eine gewisse Seriosität unterstellen, da man damals nicht leichtfertig etwas für die nächste Ausgabe schnelllebiger Publikationen verfasste oder den Stand der Erkenntnis fast ausschließlich an wikipedia – Artikeln maß. Wie dem auch sei, sollte es mit der Mitteilung eine Berechtigung haben, wird im Jahre 1840 das besagte Haus „D 77“ als frühere, bereits zu Beginn des 10. Jahrhunderts, aus heutiger Sicht, also vor etwa 1100 Jahren erbaute Synagoge bezeichnet, die bis zum Überfall im Jahre 1084 für rund 150 Jahre als solche benutzt wurde und hernach vom Tempelorden, bis zu dessen Liquidierung im Jahre 1312 benutzt wurde. Danach folgte eine dem Laurentius (einem in die Mitte des dritten Jahrhunderts datierten legendären christlichen Heiligen, der als Märtyrer für den christlichen Glauben gestorben sein soll und in der katholischen Mythologie als Schutzheiliger der Bibliothekare, Bäcker und Bierbrauer gilt) gewidmete Kapelle. Im 17. Jahrhundert befand sich im Haus eine Weinstube, ehe der Stubenwirt Jesaja Preu es zu einem Stiftungsbesitz (Fideikommiss) machte. 1821 wurde es von Nikolaus Memminger grundlegend erneuert und im Bericht des Jahres 1840 schließlich wird festgestellt, dass offenbar aus der weit früher herrührenden Verwendung als Synagoge noch ausreichende Spuren vorhanden blieben, wie Schriften an den Wänden. Eine bildliche Beschreibung davon ist der „Historischen Nachricht“ leider nicht beigefügt. Da trotz Hinweisen und wenigen Funden aus der römischen Antike die Anfänge der jüdischen Präsenz in Augsburg unklar sind und eher nördlich der Bischofsstadt zu vermuten sind, wäre der Bericht zum Haus D 77 in der früheren Judengasse auch nicht der Beleg für die erste Synagoge in der Stadt, wohl aber eine weiter zurückreichende als die fälschlich im Bereich am Obstmarkt vermutete. Im Lapidarium des Maximilianmuseums lagern einige Relikte und Fragmente, die in entsprechenden Bauten integriert sein konnten.
A report in a official Augsburg gazette from July 1840 identifies the “Memminger Haus” (old litera number “D 77”) as old synagogue of Augsburg, established in early 10th century and used for some 150 years until the city was attacked in 1084. The Jews of Augsburg decided to build another but however adjacent synagogue and the old one was used by the Knights Templar (order of the temple) until 1312 when the church exterminated the order and liquidated their property. Afterwards the bulding was used as church for Saint Lawrence, but in later times it also was a wine tavern. In 1821 the building was completely overhauled, but the medieval structure indicating the former synagogue as the report says remained. However in February 1944 almost the entire neighborhood was levelled by aircraft bombs, thus all structure here is postwar as you may see on the picture. However the lapidarium of the city museum has a number of stony remnants and fragments which by style may originate from a medieval synagogue as they compare to a number of quite similar findings of known medieval synagogues in Germany and Europe.
Augsburg: Fluchtpunkt Judenberg
September 9, 2011
Eine weitere Augsburger Stadtlegende aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert schildert den Judenberg als Fluchtpunkt des Raubritters Onsorg aus Wellenburg. Er rettete sich vor den Stadtsoldaten in die Stube des Augsburger Rabbiners Josef ben Aharon יוסף בן אהרון (in der Geschichte „Ben Aron“ genannt, wovon letzteres keineswegs unpassend hebräisch ארון jedoch „Kasten“ oder „Schrank“ heißen würde. Die Indendität des Rabbis ist geklärt, soll in diesem Rahmen aber weiter nicht thematisiert werden). Jahrzehnte vorher, 1348, so die Geschichte soll der (spätere) Rabbi umgekehrt Hilfe und Zuflucht durch den (späteren) Raubritter gefunden haben. Vielleicht tatsächlich auf der Wellenburg, ggf. aber auch in Pfersee. Wir bitten Augenzeugen, uns Auskünfte zu den näheren Abläufen zu berichten. Der Kreuzturm existiert heute nicht mehr, jedoch befindet sich an der Außenmauer des Gartens des Meuting-Hauses eine Hinweis-Tafel, die auf das Turm-Gefängnis verweist und einen anderen prominenten Insassen verweist. Was aus dem Onsorg-Sohn wurde, ist (uns) nicht bekannt.
Im 14. Jahrhundert war’s, da der mächtige Raubritter Hartmann Onsorg von Wellenburg mit seinen Söhnen Jos (Jobst) und Stephan mit der Stadt Augsburg Krieg führte. Er zerstörte die Gartengüter reicher Augsburger, trieb das Vieh von der Weide, senge und brannte nach Herzenslust und brandschatzte die Warensendungen der Großkaufleute. Solch ein Warenzug musste deshalb eine starke militärische Bedeckung mit sich führen, dass er oftmals mehr einem Kriegszug glich als einem friedlichem Kaufmannsgefährt. Das ganze Kaufmannsgut, das im Sommer Anno 1395 auf die Messe nach Nördlingen zog, wurde von dem jungen Jobst Onsorg geraubt, und dies knapp vor dem Wertachbruckertore. Doch bekanntlich geht der Krug ja solange zum Brunnen bis er bricht.
Jungherr Jos kam nicht bis an die Wertach, da holten ihn fünfzig Augsburger Reisige ein, nahmen ihm das Geraubte ab und den jungen Herrn Onsorg gleich mit sich in die Stadt, wo ihm im hohen Heiligkreuzturm ein kleines Kämmerlein bereitet war. Dazu ließ der Rat ihm die Mitteilung zukommen, es müsse am dritten Tag seiner „Fangnuß“ (Haft) sein Haupt vom Halse.
Als diese Dinge der Vater, der alte Onsorg, draußen auf seinem Raubnest zu Wellenburg erfuhr, wurde ihm gar sonderlich um sein raubritterliches Herz. Er machte sich auf den Weg nach der Stadt nach Augsburg. Als Ritter durfte er nicht kommen, denn sonst konnte er die Gastfreundschaft der Augsburger mit seinem Sohne teilen. Da verkleidete sich Herr Hartmann Onsorg als Bauer, nahm der Vorsicht halber im Säckel Gold mit und zog in die Reichstadt, sein Jöslein zu suchen und zu befreien. Aber diesmal ließ die Wunderkraft des edlen, gestohlenen Metalls den Sünder im Stich. Die Augsburger Stadtknechte erkannten trotz der Mummerei den Fuchs und waren ihm auf den Fersen.
Familienwappen (coat of arms) der Onsorg, die früher AUNsorg lauteten und deshalb als erste ein A als Wappen in der Stadt führten.
Herr Hartmann tat sich im Gewirr von Gassen und Gäßchen schwer und geriet bei seiner Flucht unten am Judenberg in ein altes Haus, rannte Treppen und Gänge auf und nieder und kam plötzlich in ein hell erleuchtetes Zimmer, darin ein alter, ehrwürdiger Mann mit langem, wallenden Bart an der Bahre einer Leiche saß. Es war der ehrwürdige Rabbi Ben Aron, dessen treues Weib Rebecca nach 47jähriger glücklicher Ehe nachts zuvor gestorben war. Rabbi Aron und Herr Hartmann kannten sich, doch war das letzte Zusammentreffen nicht recht angenehm; denn eigentlich hatte auch der Rabbi mit dem Raubritter zu sprechen. Aber der Rabbi erkannte die ungemütliche Lage des Onsorg, der den Greis flehentlich bat, ihm beizustehen und ihn zu verbergen. Rabbi Aron sich menschenfreundlich des Verfolgten an, indem er ihn befahl, sich unter die Totenbahre zu legen.
Nicht lange währte es , so kamen Häscher, den alten Orsorg zu suchen, allein vergebens. Fast erschrocken vor der ehrwürdigen Gestalt des Greises an der Totenbahre wagten sie es nicht, weiter vorzudringen, sondern verließen eiligst die Stube, vermeinend in das Haus eines Zauberers geraten zu sein. Der alte Raubritter wusste nicht, wohin ihn die Not gejagt. Der Rabbi setzte sich ruhig und alte Gebete sprechend. Menschenliebe und Dankbarkeit waren es, die das Haupt der Augsburger Juden veranlassten, den Raubritter, den Sohnesliebe in die feindliche Stadt trieb, auf solche Weise zu schirmen. Denn ehedem, als der Rabbi vor 40 Jahren sein Weib heimführte, herrschte die böse Zeit der Judenverfolgung. Da war es Hartmann Onsorg als Junker, der dem jungen Judenpaare die Türen des finsteren Kerkers öffnete, dass es frei ward und nicht wie unzählige Glaubensgenossen auf die blutige Folter gespannt wurde. Heute wusste dem Ritter das der Judengreis zum Dank.
Als lange schon das Gepolter der Stadtschergen auf den engen, wackeligen Stiegen verklungen war, lüftete der Rabbi das Bahrtuch, damit er den Flüchtigen schützend zugedeckt und sprach feierlich:
„Herr Ritter, erhebt euch! Einstens vor Gottes Thron finden wir alle Vergeltung, mehr für die Taten als für blinden Glaubenseifer!“
August Vetter, Alt – Augsburg, B. 1, S. 161 f., Augsburg 1921/28
An urban legend tells the story of robber baron Hartmunt Onsorg (Aunsorg) of Wellenburg (since 1595 the castle is property of the Fugger offspring until today), ca. 5 miles southwest of medieval Augsburg, who in 1395 tried to break his son Jos from jail in Augsburg. Although he disguised as peasant he was recognized and on the run through the old city of Augsburg. As last resort he managed to get upstairs in the house of Rabbi Yosef ben Aharon of Augsburg who in his attic at the Judenberg (which also had been the name of a medieval tax district in the imperial city) mourned and bewailed his wife, who had died after 47 years of marriage the day before. The rabbi knew the robber baron from a previous less joyful encounter – among the traders raided by Onsorg and his sons of course were a number of Jews – but gave him shelter. So the fugitive hided away under the bier of the rabbis wife. When the city soldiers entered the parlor of the rabbi they were somewhat afraid by the scenery and the look of the old venerable and solemn man and assumed him to be a kind of sorcerer or wizard, but however were not interested in searching his rooms. The connection between the two men however g had been deeper. When in late fall of 1348 the Jews of Augsburg were attacked by “noble” villains then squire Hartmunt Onsorg had helped Yosef ben Aharon, the later rabbi of Augsburg and his young fiancée. Thus there has come a full circle. According to the legend as told by local historian August Vetter in 1928, the rabbis words were: “One day before God we will be judged for our deeds not for religious zeal!”
In the months of Elul, just some weeks away from the judgment of the New Year and the approval of Yom Kipur the story of Rabbi Yosef ben Aharon and the robber baron calls up our attention to the fact that secular laws may change in the course of half a century, but the obligation towards our fellow human beings will endure. So if there is an opportunity to help, just do it. Sometimes later, your, your children or grandchildren will benefit from it – when you need it.
Today there are no robber barons in Augsburg – and no pious rabbis either – but if you want to stay and rest at “Kichererbse” (chickpea) snack bar at least you will get some פלפל Falafel.