Unter deutschen Bergarbeitern war der Begriff der „Maloche“ für „schwere Arbeit“, das entsprechende Verb „malochen“ oder die Bezeichnung des „Malochers“ als jemanden der schwer schuften muss, so geläufig, dass er es zu landesweiter Bekanntheit geschafft hat. Inzwischen wissen viele, dass der Begriff sich von hebräischen מלאכה (malacha) ableitet, das jüdisch-deutsch als „maloche“ ausgesprochen wurde.
Im heutigen Hebräisch ist es jedoch nicht ganz so einfach, den Unterschied der „malacha“ zum inzwischen eher synonym aufgefassten Begriff עבודה (awuda) zu verstehen. Während im religiösen Kontext „awuda“ eher Dienstbarkeit, im Sinne von Gottesdienst oder aber Götzendienst (עבודה זרה, wörtlich Fremddienst), nennt sich die sozialdemokratische Arbeiterpartei Israels עבודה (awuda). „Malocher“ sind hingegen bereits in der Bibel zahlreich erwähnt als „mal’ach“ (מאלך), wörtlich „Arbeiter“. Im deutschen werden sie aber nicht als solche, sondern als „Engel“ übersetzt, was sich vom griechischen ἄγγελος angelos = Bote, Gesandter ableitet. Schließlich verwendete die frühe zionistische Bewegung noch den Ausdruck des פועל (po’el) für den Arbeiter, heute durch zahlreiche Sportvereine wie הפועל תל-אביב (Hapoel Tel Aviv) geläufig.
Wie dem auch sei, ist wenig hinterfragt worden, warum deutsche Bergarbeiter ihre Schufterei denn nun ausgerechnet mit einem hebräischen (bzw. jiddischen) Begriff bezeichneten, wo das Klischee „den“ Juden fast durchweg Geldgeschäfte ohne körperlicher Anstrengung unterstellte. Die Antwort darauf ist, dass es zahlreiche jüdische Bergarbeiter in Ostpreußen und im Ruhgebiet gab. Über ihre sehr schlechten Arbeitsbedingungen schrieb vor hundert Jahren der Münchner, jedoch in Bamberg geborene Sexualforscher und Dermatologe Felix Aaron Theilhaber (1884-1956), der auch als politischer, zionistischer Journalist und Schriftsteller arbeitete, in der „Welt am Montag“. Sein Artikel „Jüdische Arbeiter in preußischen Bergwerken“ wurde am 5. Juli 1912 von der in Berlin erschienenen „Allgemeine Zeitung des Judentums“ (76. Jahrgang, Nummer 27) zitiert, als Anklage gegen den recht- und schutzlosen Status „armer russischer Einwanderer jüdischen Glaubens“, die von ihren nur nach Profit strebenden deutschen Arbeitgebern ausgebeutet werden konnten:
„Dieses Arbeitsherr von Ausländern ist natürlich völlig recht- und schutzlos und muss es immer bleiben. Als Ausländer ist jeder der Gefahr ausgesetzt, bei der geringsten Veranlassung ausgewiesen zu werden. Wehe dem, der als „rot“ nur verschrien ist. Man kennt eine Menge von Fällen, wo Fremde trotz jahrzehntelanger unbescholtener Führung und Arbeit in Deutschland bei der geringsten Regung für das Koalitionsrecht sofort in die ihnen inzwischen fremdgewordene „Heimat“ gehetzt wurden. Bei Streiks ist der Ausländer der geborene Streikbrecher. Er kann nicht feiern und Streikunterstützung annehmen, da er sonst sofort zurücktransportiert wird, was der unglückliche Jude, der einmal Russland verlassen hat, unter allen Umständen zu vermeiden sucht.
Der russische Jude ist aber auch, wenn er krank oder altersschwach ist, keine Belastung für die Krankenkasse der Bergwerke. Wir wissen, dass die größte Krankheits- und Sterblichkeitszahl bei den Bergleuten vorkommt, dass sie ganz besonders der Hilfe und hygienischen Fürsorge bedürfen. Statt dessen bietet sich nun billiges Schachtfutter: wenn ihre Knochen mürbe geworden sind, lässt man sie in Polen verfaulen. Sobald so ein „Kaftanjude“ über die Grenze geschafft worden ist, kräht kein Hahn nach ihm. Menschen die Jahr und Tag unter deutschen Verhältnissen gelebt haben, sollen dann plötzlich wieder zu Russengestempelt werden. Selbst Kinder, die in Schlesien geboren wurden, die deutsche Sprache sprechen, sind dann verdammt, mit in das dunkelste Selbstherrscherreich geschleppt zu werden, wo das Bekenntnis zum Judentum völlig entrechtet.
Die Juden werden heute von den Russen nach dem Ausspruch eines russischen Ministers zu einem Drittel ausgehungert, zu einem Drittel zu Tode gehetzt (in Gefängnissen, in Sibirien, usw.), zu einem Drittel verjagt. Die Wertschätzung des polnischen Juden in Deutschland ist nicht viel größer. In Amerika hat er sich zwar bewährt, wie Roosevelt, Taft u.a. bestätigen, wie z.B. auch jüngst der Münchner Schulmann Kerschensteiner in längeren Auslassungen ausführte. Dass die preußische Regierung aber keine Sympathien für die östlichen Juden hat, ist bekannt. Trotzdem will sie die jüdischen Weber von Balutz und Lodz kommen lassen, um billige und willfährigere Arbeitermassen der Großindustrie zuzuführen.
Die deutsche Arbeiterschaft hat einen seiner Hauptkämpfe gerade in der Bergwerkindustrie auszufechten. Eine bodenständige, einheitliche, deutsche Arbeitermasse wird sich ganz anders in den Lohnkämpfen halten können als ein Proletariat aus allerlei religiös, kulturell und politisch differenzierten Gliedern, die nebenher noch völlig abhängig von jedem Schutzmann, von der Regierung und dem Winken eines Bergwerkdirektors sind.

http://www.migrationsroute.nrw.de/themen.php?thema_id=36&erinnerungsort=bochum
Natürlich geschieht dies ganze finstere Unternehmen unter dem Segen etwelcher Juden, ja gebärden sich einige in jüdischen Zeitungen, als ob die Judenfrage gelöst wäre. Vor allem sind es die Veranstalter einer Zusammenkunft, die Pfingsten zu Kattowitz stattfand, wo der Handel sanktioniert wurde.
Auf diese Tatsachen, die noch nicht allgemein bekannt sind, eine Auge zu haben, wird gut sein. Denn es ist vielleicht noch möglich, sowohl die Freunde des arbeitenden deutschen Volkes wie auch die wirklichen, echten Vertreter der Judenheit auf Vorgänge aufmerksam zu machen, die nur der Dividendenpolitik der Bergwerkes Vorteile zu bringen imstande sind. Den jüdischen Arbeitermassen wird durch solche Machenschaften weder der Friede des eigenen Herdes, noch die Sicherheit für die Zukunft und die Freiheit gegeben.“

Felix Aaron Theilhaber gründete in Berlin die „Gesellschaft zur Sexualreform (Gesex)“ und war mit Magnus Hirschfeld führend als Sexualforscher. Er kämpfte engagiert für die Abschaffung der Paragraphen die Schwangerschaftsabbruch und Homosexualität unter Strafe stellten und warb für Geburtenkontrolle, jedoch sollte noch mehr als ein halbes Jahrhundert vergehen, ehe diese Positionen in Deutschland breitere Akzeptanz finden konnten. Im Jahr 1911 verfasste er eine bemerkenswerte Schrift mit dem Titel „Der Untergang der deutschen Juden“, in welcher er konstatierte, dass das deutsche Judentum mittels Assimilierung, Säkularisierung, Verstädterung, Mischehen und Kinderlosigkeit dem Untergang geweiht und in wenigen Jahrzehnten nur noch sporadisch in größeren Städten vorzufinden sei, während es in seinen traditionellen ländlichen Hochburgen, fast gänzlich verschwinden werde. Eine Prognose, die auch ohne den „Holocaust“ zum heutigen (2012) Istzustand geführt hätte, diesen jedenfalls relativ gut beschreibt …
Im selben Jahr 1911 begann er seine Arbeit in den Diensten der Organisation des türkischen Roten Halbmonds als Militärarzt, u.a. im Türkisch-Italienischen Krieg in Libyen und im Balkan-Krieg oder als türkischer Gesandter im von den Engländern bald “Palästina” genannten Teil des endenden Osmanischen Reiches. Im ersten Weltkrieg wurde er als deutscher Pilot mit dem „Eisernen Kreuz“ ausgezeichnet, später 1933 jedoch von der „Gestapo“ verhaftet und zwei Monate festgehalten. 1935 gelang es ihm dennoch nach Israel auszureisen, wo er während des Krieges 1941 die Makkabi Krankenkasse gründete, die 1949 bereits 250 Versicherte im Raum Tel Aviv betreute und heute mit 1.9 Millionen Mitgliedern die größte Krankenversicherung Israels ist. Felix Theilhaber starb 1956 in Tel Aviv. Sein 1921 geborener Sohn Michal Adin Talbar war 1966 Unterhändler des deutsch-israelischen Wirtschaftsabkommens und erhielt 1985 das Großkreuz erster Klasse für seine auf Aussöhnung und Verständigung zwischen Deutschen und Israelis bedachtes Engagement, insbesondere im Bereich des Sports.

http://he.wikipedia.org/wiki/%D7%A7%D7%95%D7%91%D7%A5:Maccabi_Health_Care_Services_2011_logo.svg
One hundred years ago zionist journalist and writer Felix Aaron Theilhaber who also was sexual researcher, military surgeon, advocate for gay rights as well as founder of Israel’s today largest health care service Maccabi, wrote an article on Jewish immigrants from Russia who were exploited as cheap mineworker without rights in Germany, at any time to be blackmailed because of their fear to be deported back again to Russia where they fled persecutions.
Although Jewish mine workers in Germany are anything but common knowledge – it jus is known that there were many workers from “Poland” … – the term for toiling (very hard work) common among miners in German is “malokhen” which actually derives from Hebrew “malakha” and Yiddish Taytsh מאַלאָכען. Until today the term in German is frequent not only for mine workers but widely known as synonym for hard and cheap labor.
Jüdischer Friedhof Kriegshaber: Nicht die Zeit heilt Wunden, sondern Pflege
August 2, 2012Babette Obermayer / Wertheimer (1794-1850) wurde in Kriegshaber gegenüber der ehemaligen Synagoge geboren. Sie war die Tochter des Kriegshaber und Augsburger Bankiers Jakob Obermayer (1755-1828) und der Ida Oppenheimer (1765-1845) aus Pfersee und die jüngere Schwester des Bankiers und Eisenbahn-Pioniers Isidor Obermayer (1783-1862), der in Augsburg das heutige Augsburger Standesamt an der Maximilianstraße/Heilig Grab Gasse als Wohnhaus der Familie erworben hatte.
Durch ihre Heirat mit dem aus Regensburg stammenden Siegfried (Isaak) Wertheimer (1777-1836) wurde sie zur innig geliebten Stiefmutter von Ferdinand Wertheimer (1817-1883), des späteren oberösterreichischen Landtagsabgeordneten, Agrarökonom, Gutsbesitzer, Eisenbahnbauer und Ehrenbürger von Braunau, Ried und Ranshofen. Da Ferdinand Wertheimer Ehrenbürger Braunaus war und Adolf Hitler in der Kapelle auf dem Gutshof der Wertheimer getauft wurde, lag die Vermutung nahe, dass die Schändung seine Grabes und das seiner Stiefmutter, die öfter für seine leibliche Mutter gehalten wurde, in diesem Zusammenhang veranlasst worden sein konnte. Das Grabmal – eine Gruft – der am 14. April 1850 in Wien verstorbenen und eine Woche später am jüdischen Friedhof von Kriegshaber / Pfersee beigesetzten Babette Wertheimer, war über Jahrzehnte offen und es kostete in den letzten Jahren stetige Mühe die unakzeptable Schande immer wieder aufs neue zu thematisieren.
Umso erfreuter und erleichterter waren wir nun, dass es nun endlich gelang, alle Verantwortlichen so weit zu bringen, die Verantwortung zu übernehmen, um die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen (unachtsame Besucher, darunter auch über die Mauer kletternde Kinder konnten ggf. in die offene Gruft hinein sinken, die mit allerlei Zivilisationsmüll übersät war …) vorzunehmen und das offene Grab endlich zu schließen. Unser ausdrücklicher Dank gilt hierbei dem neuen Friedhofsdezernent des Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, Herrn Martin David Kurz, dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Augsburg Schwaben Herrn Alexander Mazo und dem zuständigen Friedhofsbeauftragten Herrn Alexander Baron, und dem ausführenden Steinmetz Herbert Böllner.
Unser Dank gilt allen Genannten in gleicher Weise auch in Bezug auf die Beseitigung einer weiteren Schande, nämlich, das gleich in der Nähe befindliche Grabmal des Carl von Obermayer (1811-1889), des Sohnes des oben genannten Isidor Obermayer, dem ersten formellen Vorsitzenden der neuzeitlichen Augsburger jüdischen Gemeinde unter dessen Leitung ein Wohnhaus in der Wintergasse zur Synagoge umgebaut und der Grabplatz für den eigenen jüdischen Friedhof im Augsburger Stadtteil Hochfeld zwischen Altem Postweg und Haunstetter Straße erworben wurde. Er war zudem Oberst der Landwehr alter Ordnung in Augsburg und damit ranghöchster jüdischer Offizier in Bayern, darüber hinaus ein bedeutender Militärstratege, Mäzen, Opernliebhaber und schließlich auch lange Zeit Konsul der Vereinigten Staaten von Amerika in Bayern. Unsere Bemühungen, ihn im Jahre 2011 anlässlich seines 20o. Geburtstag seitens der Stadt Augsburg würdigen zu lassen, waren trotz lokaler und internationaler Unterstützung leider vergeblich. Nun jedoch wurde nach langen Jahren vergeblicher Bemühungen, zu denen wir selbst auch den (moralischen) Beistand eines Bundeswehrgenerals erhielten, gelang es nun doch, seine seit Jahren zerschlagene endlich zu wiederherzustellen und eine weitere schändliche Wunde am Kriegshaber Friedhof zu heilen.
Nichtsdesto trotz wurden eine Menge noch bestehender, aber auch neuer Probleme ofenbar, die keine weiteren Jahre oder gar jahrzehnte sich hinschleppende Querelen ertragen können. Es zeigt sich nämlich im Bereich des alle kümmernden Denkmalschutzes im Sinne der Halacha, dass die Zeit keine Wunden heilt, sondern nur Taten und kontinuierliche Pflege. Es ist ein Mitzwa und ein Gebot des Anstands, alle Kräfte zu bündeln, um das Andenken and die Menschen aufrechtzuerhalten.
One moth earlier it looked liked this:
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Decades and years after the willful destruction of the grave markers of Ferdinand Wertheimer and his alleged mother (actually she was his step mother) Babette Wertheimer as well as the memorial of Carl von Obermayer, it finally was possible to prevail on the owners and responsible people to recover the peace and honor of the deceased and to remove two major eyesores and stain on the reputation of the Cemetery, community and region, hardly any took notice for decades, although the buried during their lifetime were well known personalities of high international renown. The “open grave” (actually a small vault) of Babette Wertheimer (nee Obermayer), probably desecrated by the Nazi now was stabilized and covered. Also the grave marker of Carl von Obermayer who was Consul of the United States of America (appointed by US President James Knox Polk (1795 – 1849)himself, which was smashed for many years now was stabilized and the honor of the buried now was restored.
Many thanks to the stone masons for their tremendous work and to the bodies of the Jewish Community of Augsburg and the Assosiation of Jewish Communities in Bavaria as legal owner, resp. and customer of the long overdue works in order to protect the unique munuments.
Lets hope that the vigor may be maintained, since there are a number of open problems as well as newly created ones who need immediate and responsible action and no further delay or neglect for years or maybe decades. Once again it turned out that regarding monument protection times does not heal wounds of the past, but constantly taking care: to walk the talk.