Brauerstern/ Bierzeiger in Bad Mergentheim, Mühlwehrstraße
Bad Mergentheim an der Tauber, im regionalen Dialekt in etewa als „Merchedool“ geprochen, befindet sich etwa in der Mitte zwischen Westheim (48 km) und Rothenburg ob der Tauber (52 km). Der Ort ist um die Mitte des 11. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt und wurde im 1340 zur Stadt erhoben. Von 1526 an bis 1809 befand sich am Ort der Amtssitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens (OT = Ordo Teutonicus), einem Ableger der hochmittelalterlichen Kreuzritter, die in jener Zeit u.a. einen Sitz in Akko (Israel) hatten. Seit 1809 befindet sich der Amtssitz des (derzeit 65.) Hochmeisters in der Singerstraße 7 in der österreichischen Hauptstadt in Wien. Der Deutschorden fordert von seinen etwa tausend Mitgliedern Armut und ehelose Keuschheit .
Deutschordens- und Stadtmuseum in der inneren Burg
Tatzenkreuz des Ordo Teutonicus (OT)
In Bad Mergentheim ist die einstige Dominanz des Ordens überall zu sehen, zum einem wegen der erhaltenen Schlossburg (worin sich heute u.a. Ordensabzeichens, des sog. „Tatzenkreuz“ an unzähligen Häusern. In der Neuzeit und Gegenwart dient das Emblem auch für den Orden des Eisernen Kreuzes (EK), das 1813 bewusst in Anlehnung an das Wahrzeichen des Deutschordens entworfen wurde, und entsprechend als Abzeichen deutscher Armeen (Wehrmacht, Bundeswehr). Die damit vermittelte Kontinuität deutscher Kreuzritter des Hochmittelalters und heutiger Bundeswehr scheint zumindest letzterer plausibel zu sein, wie Stadtführungen für Bundeswehrsoldaten zu den Orten des Ordens in der Stadt illustrieren.
Mit dem Ordo Teutonicus geht offenbar auch die Ansiedlung von Juden in Mergentheim einher, wenngleich das Vokabular in den Beschreibungen von Lokalhistorikern wie Prof. Franz Diehm (1963) der Eindruck erweckt wird, als handle es sich um eine Art Hundehaltung: „Einschneidend war das Jahr 1341, im Jahre nach der Stadterhebung. In diesem Jahr verleiht der Kaiser Ludwig von Landshut aus dem Deutschordenshaus in Mergentheim ein Judenprivileg, nach dem der Deutschorden hier fünf sesshafte Juden halten durfte mit all ihrem Hausgesinde und allen Rechten, Ehren. Diensten, bis ein Widerruf erfolgen würde. Dieser ist nicht erfolgt.“
Die Stellungnahmen zur jüdischen Geschichte sind offenkundig auch in Bad Mergentheim reichlich mit Klischees beladen, und dies ganz im Stile verschärfter Bauernopfer, so to say.
Einige der Hochmeister des Deutschordens legten offensicht großen Wert auf die Anwesenheit von Juden an ihrem kleinen Ort, der auch im 17. Jahrhundert nur etwa tausend Einwohner hatte. Die mittelalterliche Ansiedlung befand sich in und um die Judengasse herum, die heute den Namen „Holzapfelgasse“ trägt. Die Umbenennung erklärt sich wohl, dass es heute in Bad Mergentheim weit mehr Holzäpfel als Juden gibt. Das schwankt wohl, weil es am Ort auch eine Reihe von Kurkliniken gibt, darunter auch die Klinik Hohenlohe oder die nach dem Berliner Arzt Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836) benannte ganzheitliche Klinik. Es ist gut vorstellbar, dass ähnlich wie in den böhmischen Heilbädern Marien-, Karls- und Franzensbad auch in Mergentheim, dass 1926 zu Bad Mergentheim wurde, viele Juden als Ärzte und Patienten lebten. Die jüdische Gemeinde wurde wie in anderen Orten auch in der Naziherrschaft zerstört, als sich friedliche Nachbarn zu brutalen Verbrechern wandelten. Die Synagoge blieb als Gebäude bestehen, wurde aber 1957 abgerissen. Heute befindet sich hier eine Schule, wo man eigenartiger Weise mit einem verdeutschtem Zitat des Baal Schem Tow aufwartet, dessen Weisheiten wohl sicher nicht im Kontext mit dem Abriss der Synagoge stehen.