ולקחתם לכם ביום הראשון פרי עץ הדר כפת תמרים וענף עץ־עבת וערבי־נחל ושמחתם לפני יי אלהיכם שבעת ימים
(23.40 ויקרא)
„Nehmt euch am ersten Tag eine Frucht vom schönen Baum, Zweige von der Dattelpalme, Zweige vom dichten Laubbaum und Bachweiden und freut euch sieben Tage vor HaSchem eurem Gott. „
Das besondere Mitzwa zum Suckot-Fest ist das “Nehmen” des Lulav-Straußes, bekannt als vier Sorten (arba minim) obwohl der Strauß selbst aus drei Sorten besteht: der namensgebende Lulav ist der mittlere und größte Zweig im Strauß und stammt von einer Dattelpalme (bot. phoenix dactylifera, תמר מצוי), auf antiken Münzen ein Symbol für das jüdische Volk. Im Strauß befinden sich drei Zweige der Myrte (bot. myrtus; hadasim) zwei Bachweidenzweige (bot. salix; aravot) und als vierte Sorte schließlich die besonders schöne Zitrusfrucht des Etrog (bot. citrus medica cedra), die in der jüdischen Überlieferung als die Frucht aus dem Garten Eden gilt, die außerhalb als „Apfel“ fehlgedeutet wurde – freilich in der Neuzeit, die vergass, was früher mit Apfel alles bezeichnet wurde (etwas näher kommt da schon die Apfelsine = wörtlich „chinesischer Apfel“ für die Orange. Letzteres ist übrigens über das persische etransch eine Verballhornung des Begriffs semitischen Begriffs etrog)da gab es etwa Reichsapfel, Pferdeapfel, usw., während in Österreich die Tomate als Paradeiser” oder Paradiesfrucht bezeichnet wird, im Italienischen als pomodoro ist dies die “goldene Frucht ” … und es gibt dergleichen ohne Ende mehr …
Die jüdische Tradition ist bestrebt, das Mitzwa des Lulav – Nehmens (netilat lulav) als Verschönerung (hidar) auszuführen und legt deshalb großen Wert darauf, von allen Sorten möglichst schöne Exemplare zu verwenden, um die Erfüllung des Gebotes als Zierde (siehe Zitat oben) zu sehen. Dies betrifft sogleich auch die vier verschiedenen Stufen der Kaschrut im Judentum.
Ein Gegenstand, ob es nun die vier Sorten des Lulav-Straußes, eine Sefer Tora oder Tfilin sind, der die minimalen Anforderungen der Halacha erfüllt ist ausreichend um die erforderlichen Segen zu sprechen und für die Erfüllung des Gebotes zu benutzen (koscher lehatchila lewracha). Wenn der Gegenstand aufgrund von bestimmten Mängeln diesen Standards nicht entspricht, gilt er gemäß der Halacha nur als begrenzt tauglich (koscher bediavid) und darf nur dann benutzt werden wenn nach bestem Bemühen kein höherer Standard erreicht werden kann. Als pasul oder nicht (mehr) koscher hingegen gilt ein Gegenstand, wenn er selbst den minimalen qualitativen Anforderungen nicht mehr entspricht und das entsprechende Gebot mit ihm nicht mehr erfüllt werden kann . Wird das Gebot jedoch über das Minimalmaß hinaus in besonders schöner Weise erfüllt, so bezeichnet man dies als mehudar (Verschönerung) oder muvhar (Vorzüglichkeit).
Üblicherweise besorgt man sich deshalb auch möglichst mehrere Exemplare, um sicher zu gehen, dass die Anordnung der Thora entsprechend erfüllt werden kann. Die eigene Anstrengung dafür gibt auch Aufschluss über den Stellenwert und die Vorbereitung für das Fest und die Erfüllung des Gebotes in der vorausgehenden Zeit. In starkem Kontrast dazu ist es heute in manchen Gemeinden zur „pasulierten“ Unsitte geworden, einen Lulav herumzureichen oder symbolisch hin- und herzu”schenken” – was in einem Einzelhaushalt im Notfall gerade noch angehen mag -, um das Gebot mit einem eigenem Strauß erfüllen zu können, wobei insgesamt wohl kaum noch ein Augenmerk auf die Qualität der einzelnen Sorten gelegt wird. Zu beanstanden ist hier, dass die Erlangung der womöglich bestenfalls minimalsten Standards sozusagen als Höchstleistung festgeschrieben und die Weisung das Gebot als Veredelung zu vollziehen faktisch aufgegeben wird. In der Konsequenz unterbleibt damit natürlich auch die persönliche Mitwirkung, Hingabe und Widmung, wie auch die Auseinandersetzung mit den Hintergründen und Einzelbestimmungen in der Vorbereitung. Das Mitzwa wird somit zu einem eher leeren Ritual.
Die genannten vier Stufen werden ihrerseits nun aber auch bereits im Feststrauß der vier Sorten selbst im übertragenen Sinne abgebildet. Geruchs- und Geschmacksinn stehen hier für Lernen und Handeln, oder wie man etwas ungenauer auch sagen könnte für „Theorie“ und „Praxis“:
Die beiden Zweige der Bachweide schmecken und riechen nicht (sonderlich gut) und stehen für jene die weder in der Thora lernen noch die Gebote befolgen. Die drei Myrtenzweige duften zwar gut, haben aber keinen besonderen Geschmack, d.h. wir haben es mit Menschen zu tun, die vieles lernen, aber nicht tun. Wovon sie (gegenüber anderen) reden. Der Palmzweig dessen Frucht zwar gut schmeckt aber nur schwach riecht hingegen steht sinnbildlich für einen Menschen, der ohne viel studiert zu haben, gut und richtig handelt . Schließlich ist da der Etrog, der gut riecht und gut schmeckt und somit jene repräsentiert, die sowohl die Thora studieren als auch die Gebote erfüllen. Die vier Sorten korrespondieren selbstredend mit den vier Kindern (arba banim) der Pessach – Haggada: der Weise, der Böse, der Unschuldige und Fraglose, der nicht zu hinterfragen versteht – und sind hier in einem Strauß zusammengefasst, der das ganze Volk verkörpert, wobei sich die sechs Zweige in der einen, die eine wohlriechende Frucht in der anderen Hand befinden und zusammen so nun auch wieder für die Tage der Woche und dem krönenden Schabbes stehen.
Eine andere Deutung bezieht die vier Sorten auf den menschlichen Körper. Demnach repräsentiert der Lulav das menschliche Rückgrat, der Etrog das Herz, die Weide den Mund und die Myrte das Auge – was zumindest in Bezug auf die letzten beiden Arten in der Anzahl unzutreffend wäre.
Die Beurteilung darüber, ob die einzelnen Exemplare der vier Sorten zur Erfüllung des biblischen Gebotes tauglich sind, sind, insbesondere was die Auswahl des Etrog anbetrifft sozusagen eine „Wissenschaft für sich“, weshalb viele Juden die Auswahl einem bewährten und vertrauenswürdigen Rabbinat überlassen.
Die wesentlichste Übung für den Etrog besteht darin, ihn nicht mit einer Zitrone zu verwechseln, was kaum möglich ist, wenn man beide Früchte kennt. Der unbeschädigte Etrog sollte eher gelblich als grün sein und keine Verletzungen oder insbesondere schwarze Flecken haben. Die Frucht sollte im unteren Teil breiter sein als im oberen. Wenn der Etrog mit einer pitum (פיטם) genannten kleinen hölzernen Spitze gewachsen ist, darf diese nicht entfernt werden, da der Etrog sonst untauglich wird. Selbiges trifft auch zu, wenn der Stiel (עוקץ – uketz) der Frucht entfernt wird. Für die Aufbewahrung des Etrogs entstanden früh kunstvolle Etrog-Behälter, in der Abbildung ein 1680 in Augsburg gefertigtes Exemplar:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Etrogschale.jpg&filetimestamp=20080104202646
Der Strauß wird gebildet in dem man den Palmzweig in die Mitte nimmt. Die beiden Weidenzweige kommen auf die linke, die drei Myrtenzweige auf die rechte Seite. Diese Anordnung wird nun mit meist getrockneten Palmstreifen gebunden, bzw. in die heute oft vorgeformten Bindungen gesteckt – freilich gibt es hier, wie überall sonst auch abweichende Varianten.
Rechtshänder halten den Lulav in der rechten, Linkshänder in der linken Hand und entsprechend den Etrog in der jeweils anderen. Auch hier gibt es wieder Varianten in Bezug auf die Haltung des Etrog vor und während des Segens. Ist dieser nun aber gesprochen geht es an die eigentlich Handlung, das Schütteln des Lulav: je dreimal schüttelt man den Lulav-Strauß nun in alle Richtungen, d.h. nach rechts und links, oben und unten, vorne und hinten (auch interpretiert als Himmelsrichtungen mit entsprechenden Ansichten dazu, …). Dies praktiziert man in der Synagoge, zu Hause oder in der Sucka (Laubhütte) an allen Tagen des Festes außer an Schabbes. Frauen sind dafür nicht verpflichtet, dürfen aber ebenfalls den Lulav nehmen, so sie das Gebot erfüllen wollen. In der Synagoge spricht man das Hallel, insofern ein qualifizierter Minjan gegeben ist.
The four species are commended by the Tora for the festival of Sukkot. The frond from a date palm tree, boughs and branches from a willow and a myrtle tree together with the Etrog fruit symbolize as the four sons of the Passover Haggada four states of mind or levels of awareness we also know in the observance of the mitzvot. On all days of the festival except for Shabbos the four species are held together and waved in a special way in order to shake off all excuses … so to say.