Engel der Kulturen – die Abraham Karawane zieht durch Augsburg

May 30, 2010

Die Abraham-Karawane ist eine Kunstaktion im Rahmen der Kulturhauptstädte Europas Ruhr 2010, Pécs/Ungarn 2010, Istanbul 2010 und machte heute Nachmittag bei strömemden Regen mit einem musikalisch begleitetem Zug auf der Rück- der Rundreise zum zweiten Mal Station in Augsburg. In einem großen rollbaren Ring der offenbar auf Lessings “Nathan der Weise” anspielt befinden sich die drei Embleme des Christentums (Kreuz) , des Islam (Halbmond) und des Judentums (Stern), die nach Ansicht der Gestalter mit dem Halbmond zuoberst „unbeabsichtigt“ die Gestalt eines „Engels“ wiedergeben sollen.

rolling an angel through Augsburg

Ibrahim Kervanı – Abraham Caravan, Angel of Culture

Weitere Informationen, Reiseplan, Hintergründe, Absichten in Deutsch, Englisch, Türkisch und Albanisch und Bilder  finden sich hier:  http://www.engel-der-kulturen.de


„Jüdischer Friedhof Kriegshaber im Gespräch“

May 28, 2010

Pressemeldung

–>27.05.10

Jüdischer Friedhof Kriegshaber im Gespräch

Kategorie: Kultur

Der Jüdische Friedhof Kriegshaber (Hooverstraße) war Thema eines Gesprächs von Bürgermeister und Kulturreferent Peter Grab und Umweltreferent Rainer Schaal mit dem ehemaligen US-Botschafter Peter Rosenblatt und seiner Frau Naomi Rosenblatt. Das Ehepaar, das Augsburg erstmals besuchte, hat ein besonderes Interesse an dem Friedhof, weil dort auch einige der Vorfahren von Peter Rosenblatt ihre letzte Ruhestätte fanden.

Am Gespräch beteiligt waren auch Yehuda Schenef, 1. Vorsitzender des Jüdisch-Historischen Vereins Augsburg, und dessen Sprecherin Margit Hummel sowie Vereinsmitglied Agnes-Maria Schilling.

Trägerin des Jüdischen Friedhofs ist die Israelitische Kultusgemeinde Augsburg-Schwaben. Probleme für den Schutz und Erhalt der historisch bedeutsamen Stätte ergeben sich unter anderem aus der niedrigen Umfassungsmauer und aus dem Umstand, dass an den Friedhof ein Spielplatz mit Spielwiese grenzt, die zum Ballspielen genutzt wird. Kinder klettern daher regelmäßig auf der Suche nach Bällen über die Mauer. Auch Abfall wird auf das Friedhofsgelände geworfen. Um das Ballspielen von der Friedhofsmauer weg auf die andere Seite des Spielplatzes zu verlagern, hat das Amt für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen nach einer Ortsbegehung mit Vertretern des Jüdisch-Historischen Vereins bereits im Herbst 2009 eine Bepflanzung parallel zur Mauer vorgenommen.

Im Gespräch mit den amerikanischen Gästen boten Bürgermeister Grab und Umweltreferent Schaal dem Jüdisch-Historischen Verein an, Kontakt mit der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg-Schwaben aufzunehmen, um sich für mehr Schutz des Friedhofs einzusetzen. Konkret soll es um eine mögliche Erhöhung der Friedhofsmauer gehen. Ein runder Tisch mit Vertretern der Israelitischen Kultusgemeinde wird angestrebt.

Peter Rosenblatt zeigte sich erleichtert und dankbar für die Initiative der Stadt

Der Jüdische Friedhof Kriegshaber datiert von 1627 und gehört damit zu den ältesten Friedhöfen Augsburgs. „Er erzählt die Geschichte jüdischen Lebens in der Region über vier Jahrhunderte hinweg. Als Teil des historischen Gedächtnisses unserer Stadt ist er als schützenswert einzustufen“, so Grab. Dieser Tatsache, so Umweltreferent Rainer Schaal, sei sich die Stadt bewusst. „Daher hat das Amt für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen die Bepflanzung umgehend vorgenommen. Wir würden weitere Maßnahmen zum Schutz und Erhalt des Friedhofs sehr begrüßen. Diese müssen aber von der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg-Schwaben als Trägerin angestoßen werden. Deshalb suchen wir den Kontakt mit den Verantwortlichen“, so der Umweltreferent.

 http://www.stadt-augsburg.de/index.php?id=17571&tx_ttnews%5Btt_news%5D=2676&tx_ttnews%5BbackPid%5D=17564&cHash=586d1b16d9

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Consultation on Kriegshaber Jewish Cemetery 

photos: yehuda shenef (jhva)


Eine Geniza im ehemaligen Taharahaus des Kriegshaber Friedhofs?

May 24, 2010

Herr Mills, neuer Bewohner des ehemaligen Tahara-Hauses am Kriegshaber Friedhof entdeckte in den Dielen beim  Verlegen einer neuen Telefonanlange und bei der Instalation einer TV-Sateliten-Anlage am Dach einen kleinen offensichtlich alten, etwas zerknüllten und angeschimmelten Sidur und eine Anzahl kleiner alter Glasfläschchen und Vasen. Ein verstöpseltes Glasgefäß diente dem Anschein nach als Besamim-Behälter für die Hawdalla. Der Sidur, nach minchag aschkenaz vepolin stammt der halbwegs erhaltenen Titelseite gemäß aus Amsterdam. Im hinteren Teil ist der Sidur noch recht gut lesbar und folgt dem Anschein nach unser bekannten Gebetordnung. Frau Naomi Harris Rosenblatt aus Washington D.C. mit ihrem Gatten, den früheren US-Botschafter Peter Rosenblatt gerade bei uns zu Gast in Augsburg und deshalb mit uns am Friedhof zur Besichtigung von Grabstätten zahlreicher schwäbischer Vorfahren war sehr berüht von diesem Fund und war spontan bereit verschiedene Passagen aus dem Fundstück vorzulesen und von mir entsprechend filmen zu lassen.

Somit deutet einiges daraufhin, dass es im Dachboden des ehemaligen Taharahauses am jüdischen Friedhof von Kriegshaber und Pfersee eine Art von Geniza gibt, in welcher traditioneller Weise unbrauchbar gewordene heilige Gegenstände aufbewahrt wurden. Gerade in Süddeutschland wurden eine reihe bedeutender Geniza-Funde in den letzten Jahrzehnten gemacht, weshalb wir dringend daraufhinweisen, dass es eine fachkundige Untersuchung der Funde und eine bislang ausgebleibene Aufnahme der Fundsituation und weitere Untersuchung geben sollte, da andernfalls auch hier weitere Überreste der reichhaltigen Geschichte des schwäbischen Judentums zerstört werden.

Die Fundstücke selbst wurden von uns mittels Frau Schilling entsprechend weitergeleitet.  Jedoch ist es unerlässlich eine Frage der Denkmalschutzbehörden, hierzu Stellung zu nehmen.

A geniza found was made in the attic of the former tahara house at the Jewish cemetery of Kriegshaber / Pfersee. It is an old ashkenasi sidur from Asterdam and a number of small phials, one of them obviously was used a besamim vial for the havdallah.


חג שבעות שמח – happy shavuos in Augsburg

May 17, 2010

Im Innenraum der 1917 an der Halderstr. in Augsburg fertig gestellten Sysnagoge befinden sich an der Ostseite über dem Aron Kodesch (“heilige Kiste”), in welchem die Thora-Rollen ruhen, fünf Symbole zur Würdigung einige Festtage aus dem jüdischen Kalender. Unter diesen befindet sich auch eine Würdigung des Schawu‘ot-Festes, das übersetzt auch Wochenfest genannt wurde, reformerische Juden sprachen vor hundert Jahren sogar auch schon mal vom “jüdischen Pfingsfest”.

Eine Reformgemeinde war auch die Augsburger, was auch die Verwendung von bildlichen Darstellungen zum Ausdruck bringt. Zwar waren solche im traditionellen Judentum nicht exakt verboten, aber als überflüssig empfunden, da man bei genauer Überlegung aus ihnen keinen Mehrwert, wohl aber eine Ablenkung vom Gebet erwarten konnte.

Wochenfest - Festival of Weeks / Chana Tausendfels

( Depiction of Shavuot at the Eastern interior wall of the Synagogue of Augsburg, here in a painting by Chana Tausendfels. The Hebrew words מנחה חדשה בכורים refer to the aspect as Festival of Reaping and Day of the First Fruits, while the main character of the second of three pilgrimage festivals in the Tora is actually rather to commemorate the anniversary of the very day HaShem gave us the Torah.)

Das Schawuot- oder Wochen-Fest wurde dargestellt mit einer Ähre, passend zum Umstand, dass es um ein Erntefest mit landwirtschaftlichen Bezügen handelt, zumindest in Israel. Über der Ähre steht das Wort שבעות schawuot und im Umkreis die Worte  מנחה חדשה בכורים  was beides Bezug nimmt auf alternative Namen des Festes wie חג הקציר chag ha’kitzur oder יום הביכורים  jom ha’bikurim, „Fest der Ernte“ oder „Tag der Erstfrüchte“, zu dem eine neue Gabe מנחה חדשה mincha chadascha – gereicht wurde. An entsprechenden Passagen und Anspielungen in der Tora mangelt es nicht, weshalb unnötig wäre, eine hervorzuheben. Interessant im Zusammenhang mit der Augsburger Synagoge, erbaut immerhin von einer Gemeinde, die sich zumindest formell der sog. Reform verschreiben hatte, ist auch hier wieder der Bezug zum sog. Tempelopfer. Der weit geläufigere Bezug des Festes besteht in der Tora, die der Überlieferung gemäß an diesem Tag übergeben wurde, wie es in unseren Gebeten und Segnungen heißt als זמן מתן תורתנו – sman matan toratenu:

אנו מודים לה׳ בחג מתן התורה על אשר בחר בנו מכל העמים ונתן לנו את תורתו

In Gedenken daran ist es üblich, in dieser Nacht wach zu bleiben zum Studium der Tora. Ein weiterer Aspekt des Festes ist die Lesung מגילת רות der Schriftrolle Ruth, in Israel seit alters her vor allem auch relevant für all jene die aus freien Stücken zum Judentum konvertierten. Als prominentester Fall gilt Ruth aus Moab, den damaligen „Erzfeinden“ Israels, deren Enkel König David wurde.


די אידישע נערדלינגען

May 14, 2010

נערדלינגען איז אַ שענער עיר קטן אין די מרכז פון רייז געגנט, וואָס איז געלעגען צאָפן פון די נהר הדנובה אין די צפֿון דיסטריקט פון באַייריש שוואַבן

נערדלינגען אין פאריקן זמן איז געווען אַן קייסעריש פֿרייַ שטאָט וואָס ביז הייַנט נאָך האט די אַלט שטאָט מויער גאַנץ (ווי נאָר איינער פון דרייַ ערים אין דייַטשלאַנד

אידן האַבען געלעבט דאָ זינט דער י”ג טער י”ה אין אַ גראָיסער קהילה דאָרט איז געווען אַ שול און אַ בייס – עולם

אין דעם יאָר 1506 די אידן זענען געווען געצווונגען צו פאַרלאָזן נערדלינגען בלויז אין 1860 איז געווען אַ ניי קהילה וואַן נערדלינגען איז נאָר אַ קליין שטעדל אין באַוועריאַ

זינט דעם נאַצי רעגירונג דאָרט איז קיין אידישע קהילה אין נערדלינגען. די שול איז חרובֿ נאָך דער מלחמה און איצט דאָרט איז אַ היים פֿאַר אלטע מענטשן דער נייער בייס – וילעם וואָס איז געגרינדעט אין 1877 בערך האט200  מצבות

Eine gute Gelegenheit zur Aussöhnung bot sich in Nördlingen angesichts der früher landläufigen Bildmetapher der “Judensau“, standen in der malerischen Stadt doch “überall” kleine niedliche Schweine herum. Berührungsängste, die oft vermutet werden, gab es von beiden Seiten keine. 🙂

 


Judengasse in Noerdlingen

May 13, 2010

Juden sind in der Stadtgeschichte von Nördlingen seit dem 13. Jahrhundert überliefert. Die tatsächliche Ansiedlung dürfte aber weit früher gewesen sein. Ende des 14. Jahrhundert ist eine “Judengasse” erfasst, wo auch die mittelalterliche Synagoge war. Wie in anderen Städten gab es auch in der Freien Reichsstadt Nördlingen Pogromme Ausweisungen, Wiederansiedlungen. Die letzte Ausweisung erfolgte 1506. Erst um 1860 entstand wieder eine neue Gemeinde. Nach einem Betsaal in derKreuzgasse wurde 1886 die stattliche Synagoge eingeweiht. Um 1900 lebten fast 500 Juden in der Stadt. Der mittelalterliche Friedhof ist längst verschwunden, der neuzeitliche 1877 entstandene hat ca. 300 Gräber. Mit der Nazi-Herrschaft fand die jüdische Gemeinde in Nördlingen ihr Ende – bis heute.

Die hebräische Inschrift lautet זכור “sachor” also “gedenke” oder “erinnere”, darunter steht auf Deutsch:

“Zur Erinnerung an die jüdischen Bürger der Stadt die hier lebten” (“In memory of the Jewish citizens of the city who lived here”) Etwas eigenartig sind jedoch die beiden bidlichen Darstellungen und Inschriften im oberen kupfernen Teil des Denkmals:

 Die eine Inschrift verkündet “Handel und Gewerbe”, die andere lautet “David preist Gott”. Ob damit wirklich “die Juden” in Noerdlingens Geschichte vollumfänglich charakterisiert werden, kann bezweifelt werden.


“Begegnung mit bemerkenswerten Menschen” in Nördlingen

May 12, 2010

Begegnung mit bemerkenswerten MenschenLebensbilder jüdischer Persönlichkeiten von einst” – unter diesem Titel eröffnete am gestrigen Dienstag abend im Stadtmuseum von Nördlingen im Reihl Haus die Ausstellung von Rolf Hofmann aus Stuttgart. Sie zeigt auf 60 Tafeln die Lebensläufe fast vollständig in Vergessenheit geratener Juden aus der Rieser Region mit zahlreichen alten Photographien und interessanten biographischen Notizen, Grabsteinen und Erinnerungen. Unter anderem findet man hier den jüdischen Steinmetz Max (Mordechai ben Josef) Koppel aus Kleinerdlingen, dessen Grabsteine man fast “überall” in der Region, aber auch in München, Augsburg und offenbar auch in Stuttgart finden kann. In Nördlingen besaß er den Angaben von Herrn Hofmann gemäß eine Werkstatt am Löpsinger Tor wo er Marmor aus Italien bearbeitete. Michael Reese ist in Chicago zu Ruhm gelangt durch das nach ihm benannte Hospital. Er war 1835 nach Amerika ausgewandert und machte während des Goldrausches in Kalifornien sein Vermögen. Als er 1878 das Grab seiner Eltern in der alten Heimat besuchen wollte, erlitt er einen Schlaganfall und verstarb, weshalb sein wuchtiges Grabmonument sich heute auf dem jüdischen Friedhof von Wallerstein befindet. Beachtlich ist auch die Biographie von Willi Rosenstein, Kampfpilot im Ersten Weltkrieg in der Flugstaffel des späteren Nazi-Fürsten Hermann Göring, der ihm später zur Ausreise nach Südafrika “verhalf”. Neben vielen anderen Personen werden von Rolf Hofmann, der sich eingehend mit der Geschichte der Rabbinate in Oettingen-Wallerstein befasst hat, auch die Rabbiner Ascher Loew Wallerstein, Moses und David Weisskopf entsprechend gewürdigt, wie auch Farbphotographien von hebräischen Grabsteinen zu sehen, die im Rahmen von Herrn Hofmanns zwei Jahrzehnte umfassenden Arbeit an seinem international beachteten “Harburg Project” entstanden sind. In der Begleitschrift zur Ausstellung heißt es dazu “Damit bleibt wenigstens bildhaft der ursprüngliche Eindruck dieser Grabinschriften für die Nachwelt erhalten, nachdem sie inzwischen vor Ort so nicht mehr lesbar sind. Der Verfall schreitet witterungsbedingt leider unaufhaltsam voran. Irgendwann sind die Grabinschriften unwiderruflich verloren.” (S. 92)

Der Ausstellung voran ging in der Gewölbehalle des Stadtmuseum eine Eröffnungsveranstaltung mit zahlreichen regionalen Ehrengästen wie etwa Prof. Herbert Immenkötter oder der Landtagsabgeordnete Christiane Kamm aus Augsburg und Festrednern, darunter Siegrid Atzmon und Gernot Römer, unterbrochen von musikalischen Darbietungen des Duos Norma and Richard Mayer aus Kalifornien. Letzterer hat familäre Wurzeln in der Region.

"Es waren gute Deutsche und wertvolle Menschen"

"Eine solche Arbeit bedarf erfahrungsgemäß Unterstützung, Engagement und Mut"

Rolf Hofmanns Ausstellung ermöglicht dem Besucher eine “Begegnung mit bemerkenswerten Menschen” und zeigt, was er von sich weisen würde, dass er selbst ein solcher Mensch ist. Die Ausstellung ist noch bis zum 30 Mai im Reihl-Haus neben dem Stadtmuseum, Vordere Gerbergasse in der wunderschönen Altstadt von Nördlingen (die alleine den Besuch bereits lohnt) im Rahmen der Rieser Kulturtage 2010 zu sehen. Dort ist auch die kompakte mit der Stadt Nördlingen und dem “Freundeskreis Synagoge Hainsfarth e.V.” herausgegebene Begleitschrift mit den wesentlichsten Teilen der Ausstellung erhältlich.


Verbrannt und verbannt

May 9, 2010

Am morgigen Montag findet in der Augsburger Synagoge eine Lesung aus Büchern statt, die am 10. Mai 1933 Opfer der Bücherverbrennung wurden. Die Lesung dauert von 12-24 Uhr mit vier unterschiedlichen Lesungen pro Stunde mit zahlreichen bekannten Augsburgern als Vorleser:

Gerade in einer zudem noch museal begleiteten Synagoge vermisst man in der Auswahl verfolgter Literatur und Bücher allerdings zumindest zwei der wesentlichen Hauptwerke des Judentums, die für Juden in allen Zeiten und Regionen wie keine anderen Werke identitätsstiftend waren und gerade deshalb auch von den Nazis ganz besonders gehasst und verfolgt wurden: Thora und Talmud

 „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.”

(- Heinrich Heine)

 

12:00 – 12:15 Dr. Benigna Schönhagen

Ernst Toller Offener Brief an Herrn Goebbels

12:15 – 12:30 Dr. Ulrich Hohoff

Arm in T. Wegner Brief an Hitler

12:30 – 12:45 Georg P. Salzman

Lion Feuchtwanger Jud Süss

12:45 – 13:00 Dr. Georg Haindl

 Erich Kästner

13:00 – 13:15 Dr. Peter Fleischmann

Theodor Lesing

13:15 – 13:30 n.N. noch offen

13:30 – 13:45 Ministerialbeauftragter Hubert Leperdinger

Oskar Maria Graf Wir sind Gefangene

13:45 – 14:00 Helmut Hartmann

Jakob Wassermann Mein Weg als Deutscher und Jude

14:00 – 14:15 Prof. Eva Matthes

Helene Stoecker Geschlechtspsychologie und Krieg

14:15 – 14:30 Juliane Votteler noch offen

14:30 – 14:45 MDB Heinz Paula

August Bebel Die Frau und der Sozialismus

14:45 – 15:00 Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger

Erich Kästner Über das Verbrennen von Büchern

15:00 – 15:15 Landrat Martin Sailer

Oskar Maria Graf Wir sind Gefangene

15:15 – 15:30 Landgerichtspräsident Dr. Herbert Veh

Jakob Wassermann Christoph Columbus

15:30 – 15:45 Evamaria Brockhoff

 Lion Feuchtwanger Die Jüdin von Toledo

15:45 – 16:00 Dr. Helmut Gier

Bertolt Brecht

16:00 – 16:15 Gertrud Kellermann

Erich Kästner …was nicht in euren Lesebüchern steht

16:15 – 16:30 Gernot Römer

Lion Feuchtwanger & Ernst Cramer

16:30 – 16:45 Dr. Dieter Münker

Walther Rathenau Zur Kritik der Zeit

16:45 – 17: 00  3. Bürgermeister Peter Grab

Heinrich Heine Lorelei / Nachtgedanken

17:00 – 17:15 Vizepräsident des Landgerichts Augsburg Maximilian Hofmeister

Else Lasker -Schüler Liebesgedichte

17:15 – 17:30 Sarah Houter

Kurt Tucholsky Lerne lachen ohne zu weinen

17:30 – 17:45 Regionalbischof Michael Grabow

noch offen

17:45 – 18:00 Erich Vorwohlt

Erich Kästner Herz auf Taille / Lärm im Spiegel Kurt Tucholsky Deutschland , Deutschland über alles

18:00 – 18:15 Prof. Mathias Mayer

Karl Kraus Die letzten Tage der Menschheit Arthur Schnitzler Leutnant Gustl

18:15 – 18:30 Prof. Rolf Kießling Alfred Döblin Berlin Alexanderplatz

18:30 – 18:45 Miriam Friedman

Jakob Wasserman

18:45 – 19:00 Kurt Idrizovic

Bertolt Brecht Hauspostile

19:00 – 19:15 Christian Dierig

Vicky Baum Hotel Shanghai

19:15 – 19:30 Friedhelm Katzenmeier

Walther Rathenau

19:30 – 19:45 Polizeipraesident Klaus Waltrich

Erich Kaestner Emil und die Detektive

19:45 – 20:00 Ali Sanli Hizal

Leonhard Frank Der Mensch ist gut

20:00 – 20:15 Alexandra Holland noch offen

20:15 – 20:30 Dr. Stefanie Freifrau von Welser

Erich Knauf Daumier

20:30 – 20:45 MDL Christine Kamm

Marieluise Fleisser

20:45 – 21:00 Angela Bachmair

Oskar Maria Graf Das Leben meiner Muter

21:00 – 21:15 Dr. Michael Friedrichs

Alfred Döblin Die drei Sprünge des Wang Lun / Walenstein

21:15 – 21:30 Dr. Elisabeth Friedrichs

Bertha von Suttner Die Wafen nieder

21:30 – 21:45 Prof. Marita Krauss

Lion Feuchtwanger Erfolg

21:45 – 22:00 Integrationsbeauftragter der Stadt Augsburg Robert Vogl

Franz Kafka Beim Bau der Chinesischen Mauer

22:00 – 22:15 Hubertus Fürst Fugger-Babenhausen

Stefan Zweig

22:15 – 22:30 Stadträtin Rose-Marie Kranzfelder-Poth

Vera Inber Der Platz an der Sonne Gina Kaus Morgen um Neun Irmgard Keun Das kunstseidene Mädchen Alexandra Kollontai Wege der Liebe

22:30 – 22:45 Nikola David

Bertolt Brecht An die Nachgeborenen, An meine Landsleute

Erich Weinert Ferientage eines Unpolitischen

22:45 – 23:00 Monika Müller

noch offen

23:00 – 23:15 Peter Dempf

Gertrud Kolmar Lyrik

23:15 – 23:30 Genpo Döring

Lehrreden des Buddha

23:30 – 23:45 Stadträtin Eva Leiprand

Irmgard Keun Das kunstseidene Mädchen

23:45 – 24:00 Dr. Sebastian Seidel

Robert Musil Der Mann ohne Eigenschaften


The Hills Have Eyes in Kriegshaber

May 3, 2010

Vor recht genau einem Jahr versprachen uns die Abgesandten einer städtischen Kommission ihrerseits etwas für die Sicherheit des jüdischen Friedhofs in Kriegshaber / Pfersee zu tun. Eines der Probleme war, dass immer wieder Fußbälle vom benachbarten (angeblich nur „inoffiziellen“) Bolzplatz in den Friedhof flogen und ab und an gegen 300 Jahre alte Sandstein-Monumente prallten und damit weitere Teile der historischen Inschriften verloren gingen. Wie gesagt eines der Probleme, nicht das einzige, aber ein real vorhandenes. Die spielenden Kinder und Jugendlichen, mit denen wir sprachen, präferierten einen Ballfangzaun, der wie andernorts auch die Bälle einfach abfängt und Spielwiese und Friedhof klar abtrennt. Damit wären auch wir gut klar gekommen, zumal wir weder etwas gegen Fußball, noch etwas gegen Jugendliche haben – aber Fußball und Friedhof zusammen, das geht nun mal nicht. Seitens der städtischen Vertreter waren die Einwände, dass ein Ballfangzaun „zu laut“ wäre und die Anwohner stören könnte, so ständig Fußbälle dagegen „donnern“ würden.

May 2009

Umweltreferent Rainer Schaal und Dr. Maria Dobner vom städtischen Grünamt kamen überein, dass man das Gelände an der Westmauer des Friedhofs aufschütten sollte und die so entstehenden Hügel bepflanzen sollte mit Hecken. Auf diese Weise würde man eine natürliche Barriere zwischen dem Friedhof und der Spielwiese schaffen, die zudem auch kostengünstiger sei, als ein meterhoher Ballfangzaun, der Nachbarn stören könnte. Diese Lösung reduziert freilich die Spielfläche für die Kinder und Jugendlichen deren Idee es nicht war, den Spielplatz neben einem Friedhof aufzuziehen. Das hatten sich andere Planer einfallen lassen. Wie nun auch immer. Nach ersten Aufschüttungen Ende 2009 sind die Hügel nun aufgeschüttet und eigenen sich im jetzigen Zustand (die Saat ist noch nicht aufgegangen) als Aussichtsplattformen. Andererseits bilden die Hügel eine seltsame Anspielung auf den Kugelfang, den es früher am Ostenende der Nordmauer gab. Ursprünglich hatte dieser Hügel, der den Friedhof um stattliche 15 m überragte militärische Zwecke. Bayerisches Militär machte hier Schießübungen mit Kanonen, verfehlte dabei aber immer wieder mal den Hügel und schoss stattdessen auf den Friedhof wo nicht nur Breschen in die Mauer geschossen sondern auch zahlreiche Grabsteine beschädigt wurden. Mehr noch wurden Berichten gemäß auch Trauergäste und selbst christliche Passanten beschossen und teilweise schwer verletzt. Erst die Beschwerden des Gemeindevertreters Seligman Skutsch beim König konnte den Missstand 1863 beseitigen. Die Kanonen wurden nun im Lechfeld abgefeuert , der Hügel jedoch blieb bis Ende der 1940er Jahre bestehen. In den Kriegserinnerungen von Erwin Huttner (geb. 1931) in Kriegshaber spielt der Hügel noch eine markante Rolle. Nach der berühmten Bombennacht war „… man am Nachmittag mit dem Schlitten auf den Exerzierplatz gegangen, weil wir Kinder rodeln wollten, da war der gesamte Exerzierplatz nicht weiß, sondern schwarz.“ (zitiert aus: Wiederaufbau und Neubeginn, Architektur der 50er Jahre in Augsburg, Katalog, S. 18). Als um den Friedhof herum Wohncontainer der Cramerton Housing Area für die Angehörigen der US Army errichtet wurden, verschwand auch der Kriegshaber Kugelfang, der in seinen letzten Jahren die Hauptattraktion für die spielenden Kinder der Umgebung war. Im Gegenzug errichtete die US Army im gesamten Gebiet eine größere Anzahl von Spielflächen. Auf der besagten heutigen Fußball-Wiese befand sich ein kleiner Basketball-Platz, von welchem aus kaum Bälle in den Friedhof gelangen konnte. In weiter entfernten Plätzen hingegen befanden sich eine Reihe von Softball-Feldern. Offenbar war den amerikanischen Planern klar, dass andernfalls der eine oder andere Baseball im Friedhof landen könnte. Die nach dem Abzug der Amerikaner „verantwortlichen“ Stadtplaner handelten weniger durchdacht. Sie führten auf der Südseite des Friedhofs den Passierweg direkt an der Friedhofsmauer entlang und schütteten zugleich auch noch das Gelände auf, so dass seitdem jedes Kind über die Mauer schauen und auch klettern kann. Noch mehr aufgeschüttet wurde das Gelände an der südwestlichen Ecke, wo die Mauer nur noch 105 cm hoch ist und direkt angrenzend der Spielplatz für kleine Kinder errichtet wurde. Vernünftigere Stadtplaner hatten wohl böses ahnend noch im Vorfeld gewarnt: „Bei der Konversion dieser ehemaligen Militärflächen und Wohnsiedlungen sollten … langfristige Entwicklungschancen nicht durch ‚kurzatmigen Aktionismus‘ verbaut werden.“ (zitiert aus: Wiederaufbau und Neubeginn, Architektur der 50er Jahre in Augsburg, Katalog, S. 37) Die Warnung war vergeblich. Die jetzt aufgeschütteten Hügel dienen anders als der ehemalige Kugelfang also nicht dazu Kanonenkugeln abzufangen, sondern sollen Fußbälle und Fußballer auf Distanz halten – nichts desto trotz gefährdeten beide Geschosse Grabsteine. Es ist nicht die beste Lösung, aber sie korrigiert teilweise frühere Fehlplanungen und kann wenigstens einen kleinen Beitrag dazu leisten, einen Rest des historisch wertvollen Bestands an Grabsteinen und Erinnerung an große und verdiente frühere Kriegshaber und Pferseer Bürger zu bewahren, wo das religiöse Gebot schon verschwunden ist. Wir danken den Vertretern der Stadt Augsburg für diesen ersten Schritt.

Another little step to was taken to preserve the heritage of the historical Jewish cemetery of Kriegshaber / Pfersee. At the western wall hills were heaped up in order to prevent footballs from bouncing at and destroying 300 year old sandstones.