Albert Einsteins Vorfahren aus Pfersee und Steppach.

April 17, 2024

In Kriegshaber gibt es seit Mai 2021 die „Familie-Einstein-Straße“, die bis dato lange Langemarckstraße geheißen hatte. Die Umbenennung wolle „die mehrere hundert Jahre andauernde jüdische Prägung des Ortsteils Kriegshaber“ würdigen und stünde „sinnbildlich für das zeitweise selbstverständliche Miteinander von Juden und Christen“, heißt es dazu von der Stadt Augsburg. Die dabei nicht näher konkretisierte „jüdische Familie Einstein“ so heißt es weiter „gestaltete die Geschichte Kriegshabers durch ihr wirtschaftliches, kulturelles, soziales und religiöses Engagement entscheidend mit“.

Zwar hatte die zuletzt in der Ulmer Straße noch ansässige Familie Einstein mit der jahrhundertelangen Geschichte des jüdischen Straßendorfes nur in den letzten Jahrzehnten der Gemeinde, bis zu deren Zerstörung durch das NS-Regime zu tun, aber immerhin gab es in der Nachbarschaft gleich zwei leibliche Vorfahren des weltweit erheblich berühmteren Albert Einstein (jüdisch: Abraham ben Chaim), der 1879 in Ulm geboren wurde und vor genau 69 Jahren in Princeton, New Jersey verstarb.

 

Naftali Hirsch Einstein (1733-1799), der väterliche UrUrUrGroßvater von Albert Einstein war mit Hendle „Helene“ Ulmo aus Steppach verheiratet, Tochter von Daniel Ulmo, Steppach (1709-1748) und Enkelin des Steppacher Kochs und Gastwirts Chaim Baruch Ulmo (1693-1747). Naftalis und Hendels gemeinsamer Sohn Ruben „Rupert“ Einstein (1759-1834) war Alberts UrUrGroßvater.

Naftali Hirsch Einstein selbst stammte aber bereits von einer Ulmo-Frau aus Pfersee ab. Sein Vater David Einstein (1713-1763) war nämlich bereits mit Kela Ulmo (geb. 1713) verheiratet. Sie war die Tochter von Isch’schachar Ber Ulmo (1688-1753) aus Pfersee, Vorfahr des Ber Ulmo (1751-1837), dessen Urenkel Richard Willstätter (1872-1942) im Jahr 1915 den Nobelpreis für Chemie erhielt. Albert Einstein erhielt seinen Nobelpreis für Physik erst 1921.

 

Wenigstens zwei schwäbische Jüdinnen aus den damals noch österreichischen Pfersee und Steppach zählten zu den direkten Vorfahren Albert Einsteins. Die Straßenbenennung in Kriegshaber hat damit jedoch nichts zu tun, obwohl es auch von der dort heimisch gewordenen Metzgerfamilie Einstein sehr wohl familiäre Verbindungen geben könnte. Alberts Vorfahren ließen sich in Bad Buchau nieder, wo sie Viehzüchter, Händler und Metzger waren. Auch die erst im 19. Jahrhundert in Kriegshaber nachweisbaren Einsteins waren Viehzüchter und Metzger aus Bad Buchau. Die familiären Verbindungen der Einsteins nach Pfersee, Kriegshaber und Steppach (פג”ש) sind folglich sehr weitreichend, wurden bislang aber kaum weiter beachtet.

“everything is relative except for your relatives”


Gedenktage Augsburger Juden: 14. – 20. April

April 16, 2024

am 14. April:

1863 Geburt von Ernst Roeder, Synagogendiener, starb 1938 im jüdischen Altenheim in Augsburg;

 

am 15. April:

1960 Tod von Ludwig Dreifuß in Murnau, Rechtsanwalt in Augsburg, überlebte Haft im KZ Theresienstadt, 1945 Erster Oberbürgermeister der Stadt Augsburg, nach dem NS-Regime, 1946-1948 noch Bürgermeister der Stadt, 1883 in München geboren;

am 16. April:

1893 Tod von Mira Reis, 4 ½ Jahre alt;

 

am 17. April:

1755 Tod von Sara Hirsch, 55 Jahre alt, aus Steppach;

 

am 18. April:

1834 Tod von Elias Josef Frankfurter, Pfersee;

 

am 19. April:

1921 Geburt von Fred Rosenau, starb 2012 in Philadelphia, Pennsylvania;

 

am 20. April:

1799 Tod von Bernhard Mann, aus Wallerstein, 62 Jahre alt;

 

 

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Gedenktage Augsburger Juden: 8. bis 13. April

April 9, 2024

am 8. April:

1897 Johanna Sechehaye, geb. Schwarz, gest. 1942;

 

am 9. April:

1890 Tod von Julius Rosenfelder, 10 Jahre alt;

 

am 10. April:

1643 Tod von Rabbi Jakob Josef Kitzingen, 77 Jahre, aus Steppach;

 

am 11. April:

1841 Tod von Leopold Wertheimer, München;

 

am 12. April:

1773 Tod von Moses Isaak, aus Kriegshaber, geb. 1695;

 

am 13. April:

1856 Tod von Nanette Obermayer, n. Kusel, Frau von Isidor, Mutter von Henriette und Carl (von) Obermayer, 1794 in Karlsruhe;

 

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Gedenktage Augsburger Juden: 3. bis 7. April

April 4, 2024

am 3. April:

1942 Tod von Fritz Sänger im KZ Piaski, Bruder von Stefan, 1891 in Augsburg geboren;

 

am 4. April:

1864 Tod von Isidor (Isaak) Obermayer, 79 Jahre alt, geboren in Kriegshaber, Bankier in Augsburg und Eisenbahnpionier;

1888 Geburt von Ludwig Ruppin, Textilkaufmann, überlebte Haft im KZ Theresienstadt, 1957 wurde er zum 2. Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Augsburg gewählt, gest. 1978;

 

am 5. April:

1888 Geburt von Wilhelm Westheimer, 1961 gestorben;

1961 Tod von Wilhelm Westheimer, geb. 1888;

 

am 6. April:

1943 Geburt von Hanna Walter, gest. 2012;

 

am 7. April:

1865 Feierliche Einweihung der Synagoge in der Wintergasse unter der Leitung des Gemeinde-vorsitzenden Carl von Obermayer und Rabbiner Jakob Heinrich Hirschfeld.

 

 


Gedenktage Augsburger Juden 29. März – 2. April

March 31, 2024

am 29. März:

1734 Tod von Leopold Weinmann aus Wallerstein;

1839 Tod von Rivke Löwenberg, 57 Jahre alt, aus Hohenems;

 

am 30. März:

1727 Tod von Josef Menachem Mendl, 12 Jahre alt, aus Kriegshaber, gestorben an Fieber;

 

am 31. März:

1765 Tod von Awraham Günzburger, 65 Jahre, Maler aus Kriegshaber;

1895 Geburt von Joseph Landmann, Pelzhändler in Augsburg, 1964 in den USA gestorben;

 

am 1. April:

1720 Tod von Juda Löb ben Sanwil Ulmo, Pfersee, 77 Jahre alt;

1874 Geburt von Emanuel Polatschek in Prag, betrieb in Augsburg die beliebte Schuhhandlung „Mercedes“ (Polatschek) im Stadtzentrum, emigrierte nach Israel, wo er 1959 in Haifa starb;

 

am 2. April:

1998 Tod von Gertrud Dann in England, 1908 in Augsburg geboren;

 

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Gedenktage Augsburger Juden: 25. bis 28. März

March 25, 2024

am 25. März:

1870 Tod von Albert Leopold Weil, 3 Jahre alt;

 

am 26. März:

1887 Geburt von Dr. Fritz Lammfromm, 1918 im Weltkrieg als Militärarzt gefallen;

 

am 27. März:

1798 Tod von Dora Frank aus Amsterdam, gest. in Pfersee;

 

am 28. März:

1871 Tod eines Kindes der Familie Spitz (Vorname nicht überliefert);

1949 Tod von Lucjan Erster, 8 Monate altes Kind ehemaliger KZ-Gefangener;

 

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22. März: Rabbi Ber Ulmo aus Pfersee

March 22, 2024

22. März 1837:  Tod von Rabbi Ber Bernhard Ulmo, Pfersee, Gemeindevorsitzender, Arzt, Beschneider, 86 Jahre alt. Rabbi Ber Ulmo, auch bekannt als Bernhard Ber Ulmann wurde 1751 in Pfersee geboren als Sohn des Gemeindevorsitzenden Jonas Ulmo und war von 1781 bis zu seinem Tod 1837 Nachfolger seines Vaters in diesem Amt in Pfersee. Ab 1770 lernte er in Prag, unter anderem in der Talmudschule des Ezechiel Landau (1713-1793). In Prag studierte er auch Medizin bei Jonas Jeitteles (1735-1806), der ein erster Vorreiter der Pockenimpfung war. Ber Ulmo war auch Beschneider, wirkte als praktischer Arzt in Pfersee, und war Wechselhändler in Augsburg.

1803 wurde er in der Synagoge von Pfersee unter dem Vorwurf Wiener Banco-Zettel gefälscht zu haben, festgenommen. Mit ihm wurden an zahlreichen anderen Orten in ganz Schwaben zeitgleich Dutzende andere Mitglieder jüdischer Gemeinden verhaftet. Die Vorwürfe erwiesen sich als erfunden und erlogen, trotzdem kam Ber Ulmo, der u.a. im berüchtigten Eisenhaus in Günzburg einsaß, erst im Frühjahr 1804 nach 216 Tagen wieder frei. In der Zeit von Ulmos Inhaftierung kam die berühmte „Pferseer Handschrift“ des Babylonischen Talmuds (Cod. Hebr. 95) in Pfersee abhanden, die sich heute im Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek in München befindet und als älteste, fast vollständig erhaltene Talmud-Handschrift der Welt gilt. Über seine Verhaftung und Haftbedingungen verfasste er einen handschriftlichen hebräischen Bericht, der 1928 von seinem New Yorker Urenkel Carl Jonas Ulmann ins Englische übersetzt wurde und als kleiner Privatdruck erschienen. Eine deutsche Übersetzung nach der Handschrift des Ber Ulmo wurde vom Verfasser dieses Buches 2012 veröffentlicht.

Ber Ulmo starb 1837 am Abend des Purim-Festes und wurde auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt, wo bereits Generationen seiner Vorfahren bestattet wurden. Neben Ferdinand Wertheimer zählen zu seinen weiteren Nachkommen die bekannte amerikanische Photographin Doris Ulmann und Richard Willstätter, der 1915 den Nobelpreis für Chemie erhielt.

grave marker of Rabbi Ber Ulmo (Bernhard Ulman) at Kriegshaber Jewish Cemetery


Gedenktage Augsburger Juden: 21. bis 24. März

March 21, 2024

am 21. März:

1877 Tod von Regina Michelbacher, n. Engel, geb. 1807;

 

am 22. März:

1837 Tod von Salomon Mändle, 55 Jahre alt, Pferdezüchter aus Kriegshaber;

 

am 23. März:

1753 Tod von Mendel Chaim Koppel, 77 Jahre, aus Würzburg;

 

am 24. März:

1920 Geburt von Mieczyslaw ‚Mietek‘ Pemper in Krakau, 2011 gest. in Augsburg, wo er seit 1958 lebte. In der NS-Zeit war er Sekretär und Schreiber der berühmten „Schindler-Liste“, der durch die Verfilmung durch Steven Spielberg lokale und internationale Aufmerksamkeit erfuhr und u.a. auch Ehrenbürger der Stadt Augsburg wurde, auch wurde eine Straße nach ihm benannt. Beruflich war er im Immobiliengeschäft tätig.

(c) yehuda shenef / jhva 2010


Gedenktage Augsburger Juden: 16. – 20. März

March 15, 2024

am 16. März:

1852 Tod von Heinrich Bachmann, 33 Jahre alt, „gemütskrank“ = Suizid;

 

am 17. März:

1892 Tod von Wilhelm Hesselberger, Hopfenhändler, gest. 1892;

 

am 18. März:

1891 Tod von Moritz (Moses) Dick, im Alter 22 Jahren. Er wurde am Ufer der Wertach erschlagen und ausgeraubt aufgefunden.

(Moritz Moses Dick 1891)

am 19. März:

1742 Tod von Tirzle Halevi aus Wandsbek, gestorben in Pfersee.

 

am 20. März:

1839 Tod von Josef Obermayer, 13 Jahre alt, gestorben an einer Infektionskrankheit;

 


Der Freudenmonat ADAR, Monat des PURIM

March 10, 2024

Heute beginnt der Freuden-Monat אדר = ADAR, gewöhnlich der sechste Monat im jüdischen Kalenderjahr, in Schaltjahren wie dem unserigen, gibt es den Monat gleichzweimal, und so beginnt heute der 2. Adar-Monat.

Im ADAR wird in der Monatsmitte das PURIM-Fest gefeirt, dessen Geschichte und Tradition in das persische Großreich zur Zeit von König Achaschverosch (Xerxes) zurückreicht.

Als Juden feiern wir den vereitelten Mordplan am jüdischen Volk. Eine an sich traurige Wirklichkeit die wir in diesen Monaten, Wochen, Tagen und Stunden so gut begreifen können wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Aber auch dieses Mal werden wir uns gegen die zerstörerischen Feinde behaupten – und letztlich feiern.

Hoflieferanten