March 4, 2015
In der neuen Ausgabe 1/2015 der “Schöneren Heimat – Bewahren und gestalten” auf S. 33 ff. – herausgegeben vom Bayrischen Landesverein für Heimatpflege e.V. befindet sich ein Artikel zu Rabbi Ber Ulmo aus Pfersee und seinem Bericht zu den skandalösen Verhaftungen und zur Affäre um die Fälschung österreichische Bankzettel im Herbst 1803:
“Tage des Gerichts – Die Verhaftung schwäbischer Juden im Jahr 1803”

Inhaltsverzeichnis // Link:
http://www.heimat-bayern.de/uploads/17f89890fce359f18025ff64dfee5a91.pdf
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Posted by yehuda
February 6, 2015


Rabbi Simon ben Sanwil Ulmo (1645-1720) was head of the renowned Jewish community of Pfersee and owner of the not less famous Talmudic script, which by experts is regarded as oldest surviving almost complete handwriting of the Talmud Babli, later known as “Pferseer Handschrift”, lost in 1803 when Simons offspring Ber Ulmo (1751-1837) was in prison under false allegations, and at least from 1880s is in possession of the Bavarian State library (BSB) in Munich.
Rabbi Simon Ulmo lived in Pfersee next to the synagogue and was court agent of Austrian as well as Bavarian rulers and head of the Swabian Jewry “Medinat Schwaben”. He also was author of a small Hebrew book on human traits, such as desire (תשוקה), fixation (הקבוע) or vanity (הגנדרנות), which we currently translate in modern German and what likely will be released this summer. He is buried at the Jewish cemetery of Kriegshaber/Pfersee in the north-western part of Augsburg, which from 1945 until 1998 was surrounded by US army housing facilities (Centerville, Cramerton).
To honor R. Simon Ulmo already we captured the costume which he was wearing as court agent in Vienna which is in late baroque style (about 1690). The costume was manufactured by master tailor Margit Hummel, Friedberg.

יהודה שנף לבוש כהרב שמעון בן זאנוול אולמא מפערשי ליד אוגסבורג
בביתו בפערשי היה הכתב יד המפורסם של התלמוד בבלי שהיום במינכן
רב שמעון אולמא כתב ספר קטן ששת פרקי על תכונות אנושיות
זאנוול = שמואל
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Posted by yehuda
March 22, 2013
… einen Vortrag zu halten, hatten wir gestern in die Ehre und zwar in Pfersee selbst. Ausgemacht war dies als Einleitung zu einer weiteren Lesung aus dem Buch des letzten Rabbiners von Pfersee Ber Ulmo, der bis zu einem Tod im Jahre 1837 nur drei Minuten Fußweg vom Veranstaltungsort, dem “Bürgerhaus Pfersee” in der Stadtberger Straße 17 wohnte, was auch wieder nur zwei Häuser entfernt ist von immer noch recht ansehnlichen Pferseer Schloss. Im Bürgerhaus stießen wir auf ein interessiertes und fachkundiges Publikum, aber auch auf einen gewissen Stolz auf die Pferseer Heimat.

Flyer des Bürgerhaus Pfersee
Yehuda Shenef and Margit Hummel on Ulmo and Wertheimer in Pfersee Bürgerhaus
(picture: Elena Asnis)
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Coat of Arms at the Pfersee Castle
A few days before the onset of this years Passover Festival we were privileged to have a talk on the rich history of the Jews from Pfersee right there were it happened, in Pfersee, only two minutes walk from the former Jewish settlement in the “Buergerhaus” next to the still existing Castle of Pfersee, were he of course was a well known person. The talk however was on behalf of the report by Ber Ulmo (Berhars Ulman), the latest rabbi who for 56 years was head of the renowned Jewish Kehila, about his imprisonment in 1803. Again we had a interested as well as learned audience.
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Yehuda Shenef – Tage des Gerichts, der Bericht des Ber Ulmo aus Pfersee
152 S., 24.50 €
ISBN 978-3-944092-00-3 bei: info@sol-service.de
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Posted by yehuda
March 11, 2013
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Buchbesprechung von Angela Bachmair in der “Augsburger Allgemeinen” (7. März 2013, Feuilleton Regional, S. 34):

http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Die-Banknoten-Affaere-id24343926.html
Tage des Gerichts – Der Bericht des Ber Ulmo aus Pfersee – übersetzt und kommentiert von Yehuda Shenef
Kokavim-Verlag 2012, ISBN 978-3-944092-00-3
152 Seiten, 24,50 €
Yehuda Shenef: Der Augsburger Judenkirchhof – Zur Geschichte und zu den Überresten des mittelalterlichen jüdischen Friedhofs in der Reichsstadt Augsburg
Kokavim-Verlag, 2013, ISBN: 978-3-944092-01-0
176 Seiten,29.50 €
erhältlich bei info@sol-service.de
Tel: 08252/ 88 14 80 / Fax: 08252 / 88 14 829
und im Buchhandel
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Posted by yehuda
January 22, 2013
Einladung Historischer Verein Schwaben Ber Ulmo Lesung

Stadt- und Staatsbibliothek Augsburg: Historischer Verein Schwaben
Mittwoch, 23. Januar 2013, 19 Uhr im Lesesaal (Untergeschoss), Schaezlerstr. 25, Augsburg
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Posted by yehuda
January 3, 2013

Was:
Buchlesung zur Geschichte der Juden in Schwaben
“Tage des Gerichts – Der Bericht des Ber Ulmo aus Pfersee“
Kokavim_Verlag / ISBN 978-3-944092-00-3
Der aus dem Hebräischen übersetzte authentische Bericht des Vorsitzenden der damals selbständigen jüdischen Gemeinde von Pfersee Bernhard Ulmann aus dem Jahre 1804 über seine Verhaftung unter dem Vorwurf der Geldfälschung zur Zeit der Napoleonischen Kriege.
Wer:
Yehuda Shenef und Margit Hummel, Vorstand und Sprecherin des Jüdisch-Historischen-Vereins-Augsburg JHVA
Wo:
Stadt- und Staatsbibliothek Augsburg, Schaezlerstr. 25, im Lesesaal, Untergeschoss,
Wann:
Mittwoch 23. Januar 2013, 19:00 Uhr

Veranstalter: Historischer Verein Schwaben
www.hv-schwaben.de

Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Schaezlerstr. 25
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Posted by yehuda
November 20, 2012

Das Zollhaus in Kriegshaber, das bis 1805 die Grenze zwischen dem Gebiet der Reichsstadt Augsburg zur österreichischen Markgrafschaft markierte wurde 1730 Mosche Jehuda Günzburger (ca. 1670-1734) und seinem Sohn Eleasar Mosche Günzburger (1697-1764) erbaut, nachdem im Jahr zuvor der wesentlich ältere Vorgängerbau eingestürzt war. Diesen hatte Mosches Vater Jehuda Löb Günzburger (1640-1709), ein Nachkomme des Schimon Elieser Ulmo Günzburg(1506-1585) , von dessen Söhnen sich einige als „Ulmo“ im benachbarten Pfersee neiderließen, etwa um 1695 angemietet und dann gekauft. Wie dieses war auch der Neubau der Günzburger eigentlich in erster Linie das private Wohnhaus der Familie Günzburger, andererseits aber auch wenigstens formell „das Zollhaus“, was in der Praxis bedeutete, dass der Vogt zeitweilig eine Stube benutzen durfte, bzw. im Nebengebäude einen kleinen Anbau hatte, gegenüber dem Stadel, der damals zum Anwesen gehörte. Zweifellos war das Zollhaus jedoch niemals ein offizielles Amtsgebäude, sondern Privatbesitz der jüdischen Familie Günzburger. Zeitweilig wurden Teile des Hauses auch von Mitgliedern der verschwägerten Hoffaktorenfamilie der Mendle bewohnt.
Als Architekt des Hauses gilt heute der schwäbische Baumeister Josef Dossenberger (1721-1785), der den Bau aber kaum als neunjähriger ausgeführt haben wird. Denkbar wäre aber, das Dossenbergers Vater gemeint war, der als Maurermeister und Architekt überliefert wird. Wie dem auch sei, kann man voraussetzen, dass die gestalterischen Vorgaben nun aber doch vom Auftraggeber und Finanzier des Baues stammten.

Als im September 1803 die jüdischen Gemeinden in Pfersee, Kriegshaber, Steppach und einem guten Dutzend weiterer Orte in damals noch österreichischen Schwaben überfallen wurde, zählte auch das Haus der Familie Günzburger zu denen, die durchsucht, durchwühlt und im Dachboden aufgebrochen wurden, auf der erfolglosen Suche nach illegalen Druckmaschinen. Da ward das Zoll- zum Tollhaus. Als zwei Jahre später Vorderösterreich von der Landkarte verschwand und viele seiner Gebiete dem mit Napoleon verbündeten Herzogtum Bayern, künftig ein Königreich, geschenkt wurden, bedurfte es keines ohnehin nur theoretischen Zollhauses in Kriegshaber. Juda Mosche Günzburger (1757-1833) verkaufte das ebenso stattliche wie stabile Haus. Eine Reihe seiner Nachkommen blieben in Kriegshaber wohnen oder siedelten später nach Augsburg, andere – wie sein Sohn Natan – zog es sofort nach München, wo die Verwandten Mendles gut etabliert waren. Zwei der Söhne von Natan Günzburger (1780-1841) wurden wie zahlreiche ihrer Vorfahren am jüdischen Friedhof von Kriegshaber / Pfersee bestattet: Isaak Günzburger (1809-1879) und Israel Günzburger (1805-1883). Mit ihnen endet offenbar die Geschichte der Familie Günzburger in Kriegshaber.

Jüdischer Friedhof Kriegshaber / Pfersee: vorne Grabstein für Israel Günzburger (1805-1883)
Im Gebäude richtete das nunmehr bayerische Kriegshaber 1806 eine kleine Schule ein. Später wurde ein großes Schulgebäude errichtet und ab 1916 wurde im Haus eine Polizeidienststelle eingerichtet. Seit einigen Jahrzehnten sind im ehemaligen Wohnhaus der Günzburger an der Ulmer Straße 182 eine Reihe von Vereinen und Organisationen untergebracht, darunter die örtliche Arbeiterwohlfahrt (Vereinslokal) und ihr „Altenclub“, der Schach Klub Kriegshaber www.skk.de dessen erste Mannschaft in der Oberliga aktiv ist, und viele andere mehr.

The old tollhouse of Kriegshaber, once at the border between Austrian Kriegshaber and the territory of the Imperial City of Augsburg, in 1730 was built by the Jewish Guenzburger family, who two centuries were residents of Kriegshaber. The house actually was their own private home and was not used for toll or custom purposes, beside that in some times a small office cell was granted to the local bailiff. When in the end of 1805 the Austrian Forelands became part of the newly founded Kingdom of Bavaria (a present by Napoleon to his Bavarian allies), there was no more need for an already only formal tollhouse. The Guenzburger family in 1806 sold the house to the local community which established the first local (non-Jewish) school in Kriegshaber. In 1916, when a egular school house was built in the backyard, the house was used as police station. Today it hosts a number of social clubs and organizations as well as the local chess club of Kriegshaber, which actually is the biggest one in Augsburg. However, there is no reference to the Jewish family who built the house and lived there two centuries.
When in September 1803 among others also the Jewish community of Kriegshaber was attacked on Erev Shabbos (Friday evening) before Yom Kippur, also the Guenzburger family was raided by the soldiers who searched for illegal printing machines. So – as a scene of the story – it was a good place to introduce the German translation of the report by Pfersee rabbi Ber Ulmo at the club house’s pub right here to a small but very interested audience.
http://en.wikipedia.org/wiki/Ber_Ulmo

הבית המכס של קריגסהבר באוגסבורג נבנה בשנת 1730 על ידי המשפחה היהודיה גינצבורגער
http://www.amazon.com/gp/product/3944092007/ref=olp_product_details?ie=UTF8&me=&seller=
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Posted by yehuda
November 12, 2012
Aktuell: Buch-Lesung am Mittwoch 12. November 2012, 18 Uhr im ehemaligen Zollhaus Kriegshaber

Am Abend des 23. September 1803 wurden im heutigen Bayerisch-Schwaben, das damals teilweise noch zu Österreich gehörte, an über einem Dutzend Orten zeitgleich die jüdischen Gemeinden Gegenstand polizeilicher Razzien. In Pfersee, Kriegshaber, Steppach, Fischach, Binswangen, Buttenwiesen, Ichenhausen, Hürben, Fellheim, Altenstadt, Osterberg, Hainsfarth, Pappenheim und wahrscheinlich noch an anderen Orten kam es zum selben Szenario.
Während die Juden an jenem Freitag-Abend in ihren Synagogen waren und zwei Tage vor dem Versöhnungsfest Jom Kippur den Beginn des Schabbat feiern wollten, drangen überall grimmige mit Bajonetten bewaffnete Soldaten ein und hielten Männer, Frauen und Kinder stundenlang fest. Unter massiven Drohungen durfte niemand aufstehen oder reden. Einzelne jüdische Männer, in der Regel Vorstände ihrer Gemeinden oder zumindest angesehene Kaufleute, wurden verhaftet und entweder nach Günzburg oder Donauwörth gebracht. Die Anzahl der Verhafteten kann auf über 60 Personen geschätzt werden. Oft dauerte es aber Wochen oder gar Monate, ehe die Häftlinge in den Eisenhäusern erfuhren, weshalb sie überhaupt verhaftet und angeklagt wurden. Willkürlich und kafkaesk wie die Verhaftungen waren auch die Bedinungen der Haft und der Ermittlungen.
Vor dem Hintergrund europaweit operierender Geldfälscherbanden, die sich besonders darauf spezialisiert hatten sog. Wiener Bankozettel zu fälschen, wurden die Verhafteten beschuldigt, einen jüdischen Fälscherring zu betreiben und an ihren Wohnorten in Dachböden versteckte Druckereien zu betreiben. In Straßburg gab es in den darauffolgenden Jahren eine Serie von Prozessen gegen Geldfälscher, die meist von Frankreich oder dem damals noch nicht unabhängigen Belgien heraus operierten. Sie fälschten insbesondere Wiener Banknoten, aber auch andere Währungen, verteilten sie aber hauptsächlichen in deutschen Gebieten, vor allem an Handelsorten wie Frankfurt und Leipzig, aber auch in Süddeutschland. In der Mehrzahl der Banden arbeiteten Christen und Juden als Fälscher zusammen. Meist waren jedoch die Juden für den Umtausch oder Verkauf der Banknoten zuständig, während ihre christlichen Komplizen Druckplatten gravierten, Papier besorgten, usw. Manche der Fälscherbanden weigerten sich aber auch mit Juden zusammenzuarbeiten. Der Gedanke, im damals österreichischen Schwaben eine rein jüdische Fälscherbande als Drahtzieher der internationalen Geldfälschungen ausfindig zu machen, muss für die Ermittler ein sehr verführerischer Gedanke gewesen sein, weshalb sie den falschen Anschuldigungen eines gleichfalls schwäbischen Denunzianten nur zu bereitwillig Glauben schenkten. Dieser war selbst ein Jude, konvertierte später jedoch zum Katholizismus und wurde Diener eines Kardinals in Rom.

Grabmal des Ber Ulmo am jüdischen Friedhof Pfersee / Kriegshaber (Augsburg)
Einer der unschuldig Verhafteten war Ber Ulmo (1751-1837), auch bekannt als Bernhard Ullmann, der von 1781 bis zu seinem Tod insgesamt 56 Jahre lang Vorsitzender der jüdischen Gemeinde von Pfersee bei Augsburg war, die lang den Sitz des angesehenen und berühmten Rabbinats von Medinat Schwaben innehatte. Ber Ulmo begann noch in der Haft einen Bericht über die Verhaftung und Haftbedingungen zu verfassen und vollendete ihn wenige Wochen nach der Freilassung im Frühjahr oder Sommer des Jahres 1804.
Als im Jahre 1861 in Augsburg die Israelitische Kultusgemeinde formell durch den bayerischen König Maximilian II anerkannt wurde, übersetzte Ber Ulmos Sohn Jonas den Text seines Vaters in jüdisch-deutscher Sprache. 1928 fertigte Jonas Neffe Carl Jonas Ulmann von dieser jiddischen Fassung in New York eine englische Übersetzung und ließ sie als Privatdruck in einer kleinen Auflage von hundert Exemplaren drucken. Diese verschwanden im Laufe der Zeit. Nur einige wenige Exemplare befinden sich in Bibliotheken über den Globus verteilt. Ab und an taucht auch ein Exemplar im Onlineangebot eines Antiquariats auf.
Anhand einer Abschrift der hebräischen Handschrift ist es Yehuda Shenef gelungen, den hebräischen Text erstmals in deutsche Sprache zu übersetzen und dabei die Fehler der englischen Übersetzung zu vermeiden. Damit konnte ihm auch gelingen die wesentlichsten Protagonisten der Handlung zu ermitteln und den historischen Kontext der Handlung herauszuarbeiten. Neben den tatsächlich stattfindenden Fälscherprozessen jener Jahre ist dies insbesondere die parallel verlaufende Geschichte der Ansiedlung jüdischer Bankierfamilien aus Kriegshaber in Augsburg. Sie waren von den Verhaftungen nicht betroffen, beschafften den verschuldeten Augsburgern jedoch horrende Kreditsummen und erhielten als erste Juden seit dem Mittelalter die Garantie eines bleibenden Wohnrechts in der Reichsstadt, während in Pfersee die kostbare Talmudhandschrift abhandenkam, die als älteste fast vollständig erhaltene der Welt gilt und deshalb von zentraler Bedeutung für das Judentum ist. Ihr letzter bekannter jüdischer Besitzer war Ber Ulmo. Heute befindet sich die “Pferseer Handschrift” in der Bayerischen Staatsbibliothek in München.
Ber Ulmos Augenzeugenbericht ist ein authentisches Zeugnis jüdisch-schwäbischer Literatur aus der Umbruchzeit der Napoelonischen Kriege, in welcher unsere heutige moderne Welt ihre Gestalt annahmen. Seine Schilderungen bieten eine Fülle von Informationen aus erster Hand und ermöglichen es die moderne Geschichte der Juden in Augsburg unter anderen Gesichtspunkten zu sehen. Ein Muss für jeden historisch interessierten Leser.
Im Herbst 2012 als Buch mit Begleitkapiteln, Karten und Abbildungen erschienen im Kokavim-Verlag
Yehuda Shenef – Tage des Gerichts, der Bericht des Ber Ulmo
152 S. , 24.50 Euro
ISBN 978-3-944092-00-3
Erhältlich in jeder guten Buchhandlung oder online
bei Amazon, Ebay, Weltbild und Co.
http://www.amazon.de/Tage-Gerichts-Bericht-Ulmo-Pfersee/dp/3944092007
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Posted by chana1000zur