Further impressions from Creglingen Jewish Cemetery

August 17, 2010

It’s not only Arthur Obermayer, whose maternal ancestors are from Creglingen, while his paternal are from Kriegshaber, who connects the Jewish Taubertal communities with Augsburg. At the Jewish cemetery of Creglingen there also is the grave marker of Hermann Weikersheimer, born on 2nd of October 1890 who had been a teacher in Weikersheim (some 12 km west of Creglingen), who on April 14 in 1912 passed away as one-year volunteer soldier in Augsburg and thus early had been snatched from the arts, music and singing as the German inscription of his gravemarker states in the words of his loving mother. His reverse Hebrew head stone reads his name as Naftali bar Elieser Ha-Levi.

Nicht nur Arthur Obermayer, dessen mütterliche Vorfahren teilweise aus Creglingen stammen, verbindet die Taubertal Region mit der seiner väterlichen und namensgebenden aus dem bayerischen Schwaben. Am Friedhof von Creglingen findet sich auch das Grabmal des jungen Lehrers Hermann Weikersheimer, der im Alter von nur 22 Jahren in Augsburg als Einjährig-Freiwilliger in Augsburg verstarb. Leider geben die beiden Grabsteininschriften keinen Aufschluss über die Umstände seines verfrühten Todes.

Der umgestürzte Grabstein der Anna Rosenheim aus Archshofen.

Detail from the Kohen grave marker of the just and dear Yehuda bar Elieser who passed away at the end of August 1860 (9. Elul 5620).

Head stone of the god-fearing head teacher Josef (ben Jehuda) Pressburger (1858 – 1938) from Rexingen who died eleven days before the last Passover celebrated in Creglingen. Pressburger was married to Karoline the daughter of Salomon Oberndoerfer from Creglingen, whose ancestors once moved here from Oberndorf. Pressburger who collected money for a cemetery wall in the early 1880s also was responsible for the numeration of the grave stones and a first documentation of the cemetery.


Der jüdische Friedhof von Creglingen

August 16, 2010

Wann der Friedhof im Südwesten von Creglingen angelegt wurde, ist unbekannt, dürfte aber sicher zumindest in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückreichen.  Von der Badgasse gelangt man auf 1.3 Kilometern über die heutige Torstr. und Streichentalerstr. zur Rötestr. und somit zum Gelände – jedoch wird der frühere Fußweg über die Fluren wohl kürzer gewesen sein.

Die älteste noch lesbare Inschrift eines Grabsteins war Jitzack ben Mosche Abraham gewidmet und datiert auf den  5. Tewet 5456 (= 1696), der als Urenkel von Simson aus Reinsbronn vermutet wird. Jedoch sind eine Reihe von, teilweise von Moos überwachsenen Grabsteinen und Fragementen an die Westmauer neben dem Eingangstor gelehnt. Da sie in dieser Weise nicht identifizierbar sind, müssen sie freilich an anderer Stelle fehlen und erklären manche der Lücken insbesondere im hügeligen nördlicheren Teil. Den Angaben im Museum gemäß wurde der Friedhof 1850, 1858, 1879 und schließlich nochmal 1899 erweitert und umfasst heute eine Fläche von ca. einem halben Hektar (siehe Skizze oben).

Das optisch auffälligste Merkmal des Creglingen Friedhofs, der auch von der jüdischen Gemeinde in Archshofen und Craintal genutzt wurde, ist zweifellos der breite Mittelstreifen ohne Grabsteine, der den Friedhof deutlich in eine nördlichere und südlichere Hälfte aufteilt. Die 293 m lange und ca. 2.5 m hohe Umfassungsmauer mit zwei Eingangstoren des zunächst nur von einem Lattenzaun umgebenen Friedhofs kam erst 1885 auf Initiative des Creglinger Lehrers Josef Pressburger zustande. Pressburger ließ die Steine nummerieren und kam auf die Zahl von 341. Da in der mit Bäumen gesäumten nördlichen Hälfte das Gelände des Friedhofs hügelig und teilweise steig ist, vermutet man heute, dass es mehrfach belegt und aufgeschüttet wurde, jedoch ist dies auch im Creglinger Fall wenig wahrscheinlich, da das Gelände wie oben erwähnt im Laufe des 19. Jahrhunderts mehrfach erweitert wurde, während die Gemeinde im 17. Jahrhundert wohl zu klein war.

Während der Nazi-Zeit wurden auch an diesem Friedhof zahlreiche Metallplatten und Gitter gestohlen und einige Steine umgeworfen und beschädigt. 1950 einigte sich die politische Gemeinde Creglingen mit der JRSO über die künftige Pflege des Friedhofs. 1987 wurde eine Gedenktafel für die jüdischen Opfer der Naziherrschaft in Creglingen und Archshofen am Eingang des Friedhofs angebracht.

The Jewish Cemetery of Creglingen most likely goes back to the first quater of the 17th century. The oldest know inscription is from 1696 and is dedicated to Isaac ben Moshe Abraham. The cemetery several times was expanded and measures today ca. 100 to 60 yards. The wall was established only in 1885.

Mr. Heuwinkel from the Jewish Museum of Creglingen who we thank most sincerely for his readiness, competence and kindness.


Die Synagoge von Creglingen

August 15, 2010

Die Einrichtung einer Synagoge gehörte einst zu den einfachsten Dingen der Welt, bedurfte es dafür keines eigenen Hauses sondern zunächst lediglich eines Raumes mit einer hölzernen Kiste für die Schriftrollen תיבה של ספרים, die in früheren Zeiten in Erinnerung an die sog. Bundeslade ארון הברית zum Gebet “sogar” auf öffentliche Versammlungsplätze getragen wurde – heute etwa noch an der Westmauer in der Altstadt von Jerusalem praktiziert. Später nach der Etablierung als feste Einrichtung, bezeichnete man die תיבה dann auch als ארון Akten- oder Wandschrank und die nunmehr als ארון קודש begrifflich geheiligt und mit Vorhängen abgetrennt wird. Zusätzlich dazu war nun lediglich ein Tisch erforderlich auf welchen man die Thorarollen legte, um aus ihnen zu lesen. Da die Gebete alle im Stehen gesprochen werden können, bedurfte es weiter also nichts, außer zumindest sieben kundigen Betern. Entsprechend einfach wird es auch in Creglingen gewesen sein im Hause des Simson von Reinsbronn in der Badgasse eine vielleicht erste dauerhafte Räumlichkeit für die drei täglichen Gebete und die Festtage einzurichten.

Erinnerungstafel Creglingen Synagoge

Das Verlangen ein eigenständiges Synagogenhaus zu bauen nehmen mit einem Antrag aus dem Jahr 1765 Gestalt an. Zwar wird die Errichtung einer „Judenschul“ im Frühjahr 1766 mit „landesherrlicher Erlaubnis“ genehmigt, jedoch handelt es sich hier um keinen Neubau.

Wenige Monate vor der Genehmigung erwarb die jüdische Gemeinde in Creglingen ein Haus neben dem Faulturm. Anders als heute, wo Faultürme Bestandteil zur Abwasserbehandlung in Kläranlagen sind, handelt es sich hier um einen Gefängnisturm. Zwar gab es in früheren Zeiten in manchen Regionen ein sog. “Faulamt”, das „faule“, in diesem Kontext untüchtige, träge junge Bürger dem “Faulheitsgericht” übergeben wurden, um für sie eine Arbeit zu finden. Eine Methode, die wir heute in der einen oder anderen Ausprägung immer noch antreffen können. Doch auch damit hat der Faulturm als Schuldturm und Gefängnis (etwa in Dinkelsbühl oder der mittelalterliche, nicht mehr existente Kreuzturm in Augsburg) nichts zu tun. Die Bezeichnung geht vielmehr auf eine alte Bezeichnung für “Schandtat” oder “Schuld” zurück, die in ihrer englischen Form „foul“ für uns ganz geläufig ist, freilich nur noch als Regelverstoss im Sport. Die Popularität des Sports hat aber auch in der englischen Sprache selbst die frühere Bezeichnung „foul play“ als Synonym für „crime“ (Verbrechen) inzwischen fast vollständig verdrängt.

Der Faulturm vom Jüdischen Museum aus gesehen

Das Haus mit dem ehemaligen Faulturm, welcher Bestandteil der Befestigungsmauer des Ortes war, wurde nun jedoch auch in den folgenden Jahren nicht zur Synagoge umgebaut. Erst im Mai 1799 nehmen die Pläne und Arbeiten konkrete Gestalt an. Offenbar spielen neben diversen Unstimmigkeiten auch finanzielle Erwägungen eine Rolle bei der Verzögerung, da der Creglinger Rat den Juden empfiehlt, sich gut zu überlegen, ob sie wirklich imstande seien, das Vorhaben zu realisieren. Am Freitag 20. September 1799 wird mit dem Bau begonnen und am Freitag 27. Sivan 5560 (20. Juni 1800) vor Schabbes wurde die Synagoge eingeweiht. Bis zum November 1938 wurde sie für die Gebete und Versammlungen der Creglingen Juden genutzt, eher sie überfallen, geschändet, geplündert und enteignet wurde. Bereits 1939 ist das modifizierte Gebäude nun von der örtlichen Hitler Jugend benutzt. In der Nachkriegszeit wurde das Gebäude bis 1963 weiterhin als Jugendherberge genutzt , freilich unter anderen Vorzeichen. 1970 wurde es privat verkauft und diente als Lagerraum, ehe 1987 das heute noch vorhandene Restaurant eingerichtet wurde. An die frühere Synagoge erinnert heute nur eine Tafel und die Einfassung einer Mesusa. Einige Erinnerungsstücke aus der Einrichtung der Gebetsstätte befinden sich heute im Jüdischen Museum von Creglingen in der Nebenstrasse.

 

The former Synagogue of Creglingen was established in a house acquired by the Jewish community in 1765. Only in May 1799 the conversion work began and in June 1800 the building was inaugurated. Although in nowadays German a Faulturm is a digester of a sewage or purification plant, the significant 15th century Faulturm actually was a prison. The origin and meaning of the word the old German word “faul” also hast to do with the English “playing foul” or “committing a foul”, i.e. committing a crime ant foul therefore means misconduct or crime. After the desecration in 1938 the building became the home of the Nazi youth branch Hitler Jugend of Creglingen. Also after the war, until 1963 as the memorial plate says it was used as youth hostel. Since 1987 there is a restaurant which offers “Bauernhof-Eis”, while in the tower in summer time there are guest rooms for tourists.  

the black-read flag is that of the “1. FCN”, Football Club Nuremberg /Nuernberg, the Club in Germany with the second most national championships (9) behind FC Bayern Munich (22)


Vom Leben der Juden im wundervollen Creglingen

August 12, 2010

קרעגלינגען

Creglingen im “malerisch schönen” Taubertal, rund 20 Kilometer nordwestlich von Rothenburg ob der Tauber gelegen, ist ein relativ kleiner Ort, der mit seinen neun eingemeindeten Nachbardörfern über weniger als 5000 Einwohner verfügt. Das seit 1437 nachweisbare Wappen Creglingens zeigt zwei schwarze Leoparden mit roten Zungen und gibt das Emblem des fränkischen Fürstenhauses Hohenlohe wieder, die in der ins 11. Jahrhundert zurückreichende Burg Brauneck, unweit des heutigen Creglinger Ortsteils Reinsbronn einen Herrschaftssitz hatten. Im Schatten der Burg dürften die kleinen Weiler nur jeweils aus wenigen Gebäuden bestanden haben, die im Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen Nutzung standen.

Um dies zu ändern bedurfte es eines Wunders.  Einer genau datierten Ortslegende gemäß, fand ein namentlich nicht genannter Bauer am Nachmittag des 10. August des Jahres 1384 auf einem Acker eine „unversehrte Hostie“ und brachte diese sofort zu den hohenloher Herren auf die Burg. Diese waren der Überlieferung nach von diesem „Wunder“ sehr angetan – immerhin entspricht die Hostie (lat. Schlachtopfer)  in der katholischen Mythologie dem „Leib Christie“. Freilich trifft dies auf geweihte Hostien zu, die deshalb auch von noch nicht geweihten streng geschieden werden. Bei dem Fund des Bauern muss es sich demnach wohl um eine geweihte Hostie gehandelt haben, wobei unklar bleibt, welche äußerlichen Merkmale dies zu erkennen gaben. Mittelalterliche Hostien sollen den Überlieferungen gemäß in der Weise ungesäuerter jüdischer Matzen gebacken worden sein, offenbar jedoch in wesentlich kleineren Durchmesser. Die hohenloher Herren jedenfalls waren sich ihrer Sache dann aber wohl sehr sicher, ließen sie doch am zunächst wohl eher kleinen Fundort der Hostie eine Herrgottskirche errichten, die 1389 fertig gestellt, in der Folgezeit aber dem knapp 900 m nördlicher gelegenen Ort Creglingen wie der Region zu einen gewissen Aufschwung verhalfen. Anders erging es dem Stifter, dessen männliche Linie bereits im Folgejahr ausstarb. Die Kirche hingegen wurde zum Wallfahrtsort und nach 1500 mit einem vielbeachteten, neun Meter hohen Marienalter in der Form einer Monstranz ausgestattet, der heute als eines der bedeutendsten mittelalterlichen Holzschnitzwerke gilt. Sein Schöpfer soll Tilman Riemenschneider aus Würzburg gewesen sein, doch das ist womöglich ebenfalls legendär, da der Altar ab 1530, nachdem die Kirche evangelisch wurde, für rund 300 Jahre von schnöden Holzbretten verhüllt gewesen sein soll. So wurde er erst 1832 wieder entdeckt, während für die Zeit zuvor weder Autorenschaft noch Standort des Alters belegt werden können (vgl. Holger Simon: Der Creglinger Marienaltar von Tilman Riemenschneider, Berlin 1998, S.181 ff.).

Spätestens als um 1520 die Juden aus der nur 18 km entfernten Reichsstadt Rothenburg vertrieben wurden, ist damit zu rechnen, dass sich zumindest einige von ihnen auch in der einen oder anderen Weise in der näheren Umgebung niederließen, was ein Dokument aus dem Jahre 1532 zumindest in Bezug auf Creglingen für einen gewissen Josef von Biberach für die Dauer von zwei Jahren bestätigt. Jedoch überliefert die Geschichte des Ortes, der seit 1448 zur Markgrafschaft Ansbach gehörte, erst am 9. Juli 1618 den Schutzbrief für den Händler Simson aus Reinsbronn, der mit seiner Frau und seinen unverheirateten Kindern und seinen gleichfalls unverheirateten Dienern in Creglingen unter dem Schutz des Markgrafen Joachim Ernst von Brandenburg – Ansbach wohnen darf und das Haus in der heutigen Badgasse 3 erwirbt, in welchem nun das Jüdische Museum untergebracht ist. Reinsbronn freilich war nur 4 Kilometer entfernt und ist heute in Creglingen eingemeindet.

http://www.juedisches-museum-creglingen.de

Viele der späteren Creglinger Juden stammen von jenem Simson ab, von dem ansonsten nur wenig bekannt ist und bis zur Einweihung der Synagoge in der Neuen Straße im Jahr 1800 diente sein Haus, ab 1635 im Besitz seines Sohnes Isaak, in Creglingen auch als Lebensmittelpunkt der wenigen Juden am Ort und bot folglich auch die entsprechende Räumlichkeit für das Lernen und Beten. Lange später wird das Gebäude deshalb auch noch als „alte Judenschule“ bezeichnet. Später war das Gebäude eine Scheune und heute befindet sich darin, das im Jahr 2000 eingerichtete Jüdische Museum,  ermöglicht unter anderem durch den Ankauf des Gebäudes durch Arthur Sinsheimer Obermayer, ein in 12. Generation abstammender Nachkomme des Simson von Reinsbronn. Neben zahlreichen Dokumenten und Ausstellungsstücken zur Geschichte der Creglinger Juden, von gräflichen Schutzbriefen, Reisekoffern und Strümpfen über Betpulte und -bücher, Reste von Synagogenleuchtern bis hin zu Mobiliar, das die finstere Epoche der Arisierung des Besitzes aus jüdischen Haushalten überdauerte, bietet sich heutigen Schülern, aber auch älteren Semestern, an Computerterminals die Gelegenheit Basiswissen über die jüdische Ortsgeschichte, wie auch über das Judentum selbst zu begegnen. Beispielsweise der an vielen anderen musealen Orten weit weniger gewürdigten Tatsache, dass der „Holocaust“ weder Höhepunkt noch Endpunkt der jüdischen Geschichte in Deutschland war.

1655 sind 30 Personen in sieben Familien verzeichnet, natürlich in Steuerakten, da sich das Interesse an den Juden mitunter auf die Höhe ihrer Steuerleistungen beschränkt(€). Im weiteren urkundlich fassbaren Zeitraum machten die Juden rund ein Zehntel der Bevölkerung von Creglingen aus, das stark von Landwirtschaft und Viehhandel geprägt war und aber im Verlaufe des 19. Jahrhundert mit einer durchschnittlichen Einwohnerzahl von ca. 1250 Einwohnern insgesamt stagnierte. Ein weiteres Wunder blieb aus. Für die Juden in Creglingen hatte es die Konsequenz, dass sie zumindest in nachnapoleonischer Zeit keine eigenen Rabbiner im neudefinierten Sinne aufweisen konnten und folglich in der Zeit von 1834 – 1914 dem Rabbinat in Weikersheim und ab da bis 1939 dem Rabbinat in Mergentheim zugeordnet waren. Eine Zählung im Jahre 1925 ermittelte in Creglingen 1191 Personen, wovon 77 Juden und 22 Katholiken waren, die übergroße Mehrheit hing dem protestantischen Christentum an.

Einen besonderen Stellenwert in der Spätgeschichte der Juden von Creglingen nimmt bis heute das Geschehen vom „25. März 1933“ ein. An jenem Tag, einem Samstag, zwei Wochen nach Purim, nahm die regionale Nazi Organisation der SA mehrere, man spricht von sechzehn, Creglinger Juden fest, um sie zu „verhören“ (oder eher zu verhöhnen). Als der bereits 67jährige Pferdehändler Hermann (Zvi bar Menachem) Stern versuchte zu fliehen, wurde er von den SA-Leuten geschlagen und im Sitzungsaal des Rathaus, gegenüber der damaligen Schule, ohne ärztliche Hilfe den Nachmittag über liegen gelassen, so dass er noch am selben Abend, vor Schabbes-Ende um halb acht Uhr zu Hause verstarb. Hermann Stern war der letzte jüdische Eigentümer des Hauses in der Badgasse, in welchem die nachweisbare jüdische Ortsgeschichte ansetzt und sein 1900 geborener Sohn Emil, auch er zählte zu den Überfallenen, soll 1939 als letzter in Creglingen wohnender Jude den Ort verlassen haben. An den Folgen der offenbar recht brutalen Behandlung durch die Nazis stirbt kurz darauf, am 2. April 1933, in einem Würzburger Krankenhaus auch Arnold (Aharon Mosche ben Meir) Rosenberg, ein 53jähriger Viehhändler. Bereits am Tag nach der Begebenheit, also am 26. März verstirbt in Creglingen auch die 57jährige herzkranke Peppi Sinsheimer – wegen der Aufregung. Ihr Ehemann Rudolf (Rafael) Sinsheimer , im Ersten Weltkrieg noch Frontsoldat der deutschen Wehrmacht und mit einem Ehrenkreuz ausgezeichnet, gehörte gleichfalls zu den Verhafteten und Misshandelten, überlebte aber. Er konnte 1940 über Spanien und Portugal in die USA emigrieren.

Der Sitzungssaal im ehemaligen Rathaus, in welchem Hermann Stern stundenlang schwer verletzt am Boden lag, ist heute ein eigener und durchaus eigentümlicher Gedenkraum. Zum einem ist er leer und abseits einer kargen alten Deckenleuchte ohne jegliche Einrichtung, dafür ist er in der dem damaligen Aussehen nachempfunden grünlichen Farbe gestrichen und mit technisch versierten Fenstern versehen, die in regelmäßigen Abständen milchig trüb und dann wieder klar werden (wie um den Raum zeitweilig zu verhüllen), während die Lampe, wie uns Herr Martin Heuwinkel vom jüdischen Museum erläuterte, in der Abenddämmerung anginge und sich erst um etwa ein Uhr nachts ausschalte. Auf diese Weise gibt Creglingen nun dem unfassbaren Geschehen des „25. März 1933“ Raum und Besuchern – es leben keine Juden mehr am Ort – zugleich auch Freiraum für eigene Reflektionen, während das Datum und die Geschehnisse in Creglingen über den Ort hinaus als „Pogrom“, „Mord“ oder als „Beginn des Holocausts“ und Hermann Stern gar als „erstes Holocaust-Opfer“ schematisiert werden. Die Schandtaten der Nazischergen waren schlimm genug, und schon am Folgetag brachen sie einer Frau in Creglingen im Wortsinn das Herz, jedoch erscheint eine solche Attribution doch als eine Art makabere Suche nach einem Superlativ, der womöglich helfen soll, drei Tote aus über sechs Millionen herauszuheben und Ihr Leiden unendlich zu machen. Ein wenig erinnert dies konzeptionell doch an jenen (ganz) anderen Juden, dessen weit länger noch zurückliegende Leiden an vielen Hölzern oder noch einfacher als in Gold gefasstes Backwerk zur Schau gestellt wurde. Es irritiert, zumal man sich fragt, was diesem Beispiel folgend, wohl in den Verhörräumen anderer, größerer deutscher Städte eingerichtet werden sollte? Wo nun aber jenen Toten, in aller Stille und Bescheidenheit und ohne Schmuck und Kränze nicht am Ort ihrer Bestattung, am Creglinger Friedhof gedacht werden soll, so ist vielleicht, beim Versuch der inneren Leere zu entfliehen, ein Leerraum noch die geeignetste Position um einer weiteren Symbolisierung entgegenzutreten.

Memorial plate at Creglingen Jewish Cemetery

Creglingen a small townlet in the valley of the Tauber river, only 20 km from famous main tourist attraction Rothenburg ob der Tauber is regarded as scene of a medieval host miracle as well as of the beginning of the holocaust. Since 2000 inside an old barn there is a Jewish Museum in Badgasse 3 dedicated to the maybe 400 years of Jewish history in Creglingen and now incorporated villages as Archshofen or Reinsbronn, while a single and entirely empty room in the former townhall just remembers one Shabbes afternoon in the history of the place.