Henryk M. Broder – Journalist und Verleger will Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschand werden. Das sorgt für Aufruhr und alle gackern und da es thematisch wie regional zu uns passt: ausnahmsweise auch wir.
“Wer ist gerade im Vorstand der entsprechenden Gremien der Katholiken, Protestanten oder Muslime in Deutschland … oder erwägt eine Kandidatur ..? Weiß niemand, interessiert niemand.”

(http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Broder_Henryk_M.-by_Steschke.jpg)
Als Journalist hat Broder einen guten Blick auf das Mediengeschehen und versteht sich als Macher, als Meinungsmacher, gerade auch, weil er sich wiederholt darin gefällt, gegen den „mainstream“ zu argumentieren. Das freilich ist schnell passiert, wenn man überhaupt ein paar Argumente hat, muss also Broder nicht zwangsläufig persönlich angekreidet werden.
Schon die Ankündigung einer Kandidatur ist schlagzeilentauglich und sorgt für Artikel und Kommentare. „Nicht ganz koscher“ schreibt der „Tagesspiegel“, so als brauchte ein Kandidat einen Hechscher, so als machte im Vergleich auch ein Nachtspiegel Sinn. Die Süddeutsche bezeichnet ihn als „Pausenclown“, ohne zu sagen, worin gerade pausiert wird. Die „Märkische Allgemeine“ geht noch etwas weiter und konstatiert, dass Broder den Zentralrat der Juden lächerlich mache, sagt andererseits nun aber nicht, was am Zentralrat nun lächerlich geworden wäre?
Wenn Welt-Online aber etwa anmerkt, Broders Kandidatur sei entbehre nicht der „Ironie“, da dieser „bekennender Atheist“ sei, bleibt unklar, was für ein Bekenntnis ein Atheist letztlich ablegen würde (wo und vor wem?) … fest jedenfalls steht, dass hier nicht vom Amt eines Rabbiners die Rede war und dass der Zentralrat überhaupt keine religiöse Instanz ist noch entsprechende Bedeutung hat.
So wie der Zentralrat zu gerne von den Massenmedien in Deutschland benutzt und instrumentalisiert wird, so meint Broder die Regeln der journalistischen Kunst zu kennen und damit spielen zu können. Freilich ändert sich nicht nur die Perspektive, wenn man vom Subjekt zum Objekt, vom Jäger zum Gejagten, vom Journalisten zur Zielperson wird. Man denke an Michel Friedman, nicht nur weil dieser dem Zentralrat mal angehörte und sozusagen vor Broder schon mal Broder war. Sicher, Journalisten können politisch erfolgreich sein, aber ein Selbstläufer ist das nicht. Wo man früher selbst still in sich hinein gelacht hat, beim Beobachten, wird die eigene Stirnfalte nun exemplarisch, zum Politikum.
Wer Henryk Broder ein guter Vorsitzender des Zentralrats? Im Februar letzten Jahres geisterte noch die „Nachricht“ herum „Broder konvertiert zum Islam“ aus „Schmock der Woche“ wurde der Schock der Woche, zumindest im Wortspiel journalistischer Kollegen. Jünger als die 1932 geborene Münchnerin Charlotte Knobloch ist der aus Kattowitz stammende Broder, jedoch nicht deutlich jünger. Bei einer Wahl wäre auch Broder schon 64, ein Alter bei dem vor 40 Jahren The Beatles fragten, ob man dann gefüttert wird. Das Schlagwort „Generationswechsel“ fällt demnach wohl weg. Und was würde ein verlegener Abraham Melzer dazu sagen?
Mit dem persönlichen Aufstieg, dem sog. „Karriere-Highlight“ ist es ja oft so eine Sache, sind Peter-und Dilbert-Prinzipien auch auf Juden anwendbar. Es stellt sich dann auch die Frage, ob ein Zentralratsvorsitzender Broder nicht zu sehr damit beschäftigt wäre, ein „Tabu“ nach dem anderen aufzugreifen, virtuell zu „brechen“, vielleicht um einem intellektuelleren Publikum, dem gemeinen Spiegel-Leser zu gefallen. Das hätte sicher einen gewissen Charme, so wie früher etwa Pressekonferenzen mit Gerhard Schröder und/oder Joschka Fischer durchaus Unterhaltungswert haben. Die Frage ist, ob das der Wert ist, um den es den Juden in Deutschland geht. Die Gemeinden, im wesentlichen „sowjetiziert“, sind überaltert und haben ihr Zwischenhoch bereits hinter sich. Zunehmende Sozialaufgaben (Altenpflege), sanierungsbedürftige Gebäude, ungeschützte Friedhöfe, all dies verlangt nach anderen Antworten als Diskussionen darüber ob nun Hitlers „Mein Kampf“ (Stephan Kramer) oder die Holocaust-Lüge“ (Henryk Broder) legalisiert werden soll. Seine klaren Ansichten zum sog. „Nahostkonflikt“ (gibt es nur einen?) hingegen würden als „bloße Pflichtmeinungen“ des Zentralrats abgetan und an „objektiver“ Bedeutung verlieren.
Aber vielleicht ist vom „russischen“ Zwischenhoch in 20 – 30 Jahren ohnehin nichts mehr übrig und „das Judentum in Deutschland“ geht dann unter Klängen süßer Geigen seinen dereinst angedachten Weg ins Nichts. Warum soll dann ein Vorsitzender Broder nicht auch ein wenig auf seine Weise für Varieté und „Unterhaltung“ sorgen.
Will there be (a) much bro(a)der political debate? Schlimmer wird dadurch nichts … – oder doch?
Ist Broder als Vorsitzender des Zentralrats der Juden geeignet?
October 23, 2009Henryk M. Broder – Journalist und Verleger will Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschand werden. Das sorgt für Aufruhr und alle gackern und da es thematisch wie regional zu uns passt: ausnahmsweise auch wir.
“Wer ist gerade im Vorstand der entsprechenden Gremien der Katholiken, Protestanten oder Muslime in Deutschland … oder erwägt eine Kandidatur ..? Weiß niemand, interessiert niemand.”
(http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Broder_Henryk_M.-by_Steschke.jpg)
Als Journalist hat Broder einen guten Blick auf das Mediengeschehen und versteht sich als Macher, als Meinungsmacher, gerade auch, weil er sich wiederholt darin gefällt, gegen den „mainstream“ zu argumentieren. Das freilich ist schnell passiert, wenn man überhaupt ein paar Argumente hat, muss also Broder nicht zwangsläufig persönlich angekreidet werden.
Schon die Ankündigung einer Kandidatur ist schlagzeilentauglich und sorgt für Artikel und Kommentare. „Nicht ganz koscher“ schreibt der „Tagesspiegel“, so als brauchte ein Kandidat einen Hechscher, so als machte im Vergleich auch ein Nachtspiegel Sinn. Die Süddeutsche bezeichnet ihn als „Pausenclown“, ohne zu sagen, worin gerade pausiert wird. Die „Märkische Allgemeine“ geht noch etwas weiter und konstatiert, dass Broder den Zentralrat der Juden lächerlich mache, sagt andererseits nun aber nicht, was am Zentralrat nun lächerlich geworden wäre?
Wenn Welt-Online aber etwa anmerkt, Broders Kandidatur sei entbehre nicht der „Ironie“, da dieser „bekennender Atheist“ sei, bleibt unklar, was für ein Bekenntnis ein Atheist letztlich ablegen würde (wo und vor wem?) … fest jedenfalls steht, dass hier nicht vom Amt eines Rabbiners die Rede war und dass der Zentralrat überhaupt keine religiöse Instanz ist noch entsprechende Bedeutung hat.
So wie der Zentralrat zu gerne von den Massenmedien in Deutschland benutzt und instrumentalisiert wird, so meint Broder die Regeln der journalistischen Kunst zu kennen und damit spielen zu können. Freilich ändert sich nicht nur die Perspektive, wenn man vom Subjekt zum Objekt, vom Jäger zum Gejagten, vom Journalisten zur Zielperson wird. Man denke an Michel Friedman, nicht nur weil dieser dem Zentralrat mal angehörte und sozusagen vor Broder schon mal Broder war. Sicher, Journalisten können politisch erfolgreich sein, aber ein Selbstläufer ist das nicht. Wo man früher selbst still in sich hinein gelacht hat, beim Beobachten, wird die eigene Stirnfalte nun exemplarisch, zum Politikum.
Wer Henryk Broder ein guter Vorsitzender des Zentralrats? Im Februar letzten Jahres geisterte noch die „Nachricht“ herum „Broder konvertiert zum Islam“ aus „Schmock der Woche“ wurde der Schock der Woche, zumindest im Wortspiel journalistischer Kollegen. Jünger als die 1932 geborene Münchnerin Charlotte Knobloch ist der aus Kattowitz stammende Broder, jedoch nicht deutlich jünger. Bei einer Wahl wäre auch Broder schon 64, ein Alter bei dem vor 40 Jahren The Beatles fragten, ob man dann gefüttert wird. Das Schlagwort „Generationswechsel“ fällt demnach wohl weg. Und was würde ein verlegener Abraham Melzer dazu sagen?
Mit dem persönlichen Aufstieg, dem sog. „Karriere-Highlight“ ist es ja oft so eine Sache, sind Peter-und Dilbert-Prinzipien auch auf Juden anwendbar. Es stellt sich dann auch die Frage, ob ein Zentralratsvorsitzender Broder nicht zu sehr damit beschäftigt wäre, ein „Tabu“ nach dem anderen aufzugreifen, virtuell zu „brechen“, vielleicht um einem intellektuelleren Publikum, dem gemeinen Spiegel-Leser zu gefallen. Das hätte sicher einen gewissen Charme, so wie früher etwa Pressekonferenzen mit Gerhard Schröder und/oder Joschka Fischer durchaus Unterhaltungswert haben. Die Frage ist, ob das der Wert ist, um den es den Juden in Deutschland geht. Die Gemeinden, im wesentlichen „sowjetiziert“, sind überaltert und haben ihr Zwischenhoch bereits hinter sich. Zunehmende Sozialaufgaben (Altenpflege), sanierungsbedürftige Gebäude, ungeschützte Friedhöfe, all dies verlangt nach anderen Antworten als Diskussionen darüber ob nun Hitlers „Mein Kampf“ (Stephan Kramer) oder die Holocaust-Lüge“ (Henryk Broder) legalisiert werden soll. Seine klaren Ansichten zum sog. „Nahostkonflikt“ (gibt es nur einen?) hingegen würden als „bloße Pflichtmeinungen“ des Zentralrats abgetan und an „objektiver“ Bedeutung verlieren.
Aber vielleicht ist vom „russischen“ Zwischenhoch in 20 – 30 Jahren ohnehin nichts mehr übrig und „das Judentum in Deutschland“ geht dann unter Klängen süßer Geigen seinen dereinst angedachten Weg ins Nichts. Warum soll dann ein Vorsitzender Broder nicht auch ein wenig auf seine Weise für Varieté und „Unterhaltung“ sorgen.
Will there be (a) much bro(a)der political debate? Schlimmer wird dadurch nichts … – oder doch?