Eine weiteres Dokument zu Sofia Sonntag war so eigentümlich und absurd, dass es einer eigenen Betrachtung verdient. Es handelt sich um die Sterbeurkunde, ausgestellt am 16. August 1961.
Es heißt dort:
Die Jüdin Sofia Sonntag
wohnhaft in KZ . Lager in Türkheim
ist am 7. Mai 1961 um 6 Uhr
in Wiedergeltingen verstorben.
Ihr Geburtsdatum war dem Schreiber März (der diesesmal Standesbeamter ist) unbekannt. Jedoch sagt er, dass sie aus Litzmannstadt, Polen stammt und nicht verheiratet war.
Zudem schreibt er: “Alter standesamtlicher Vermerk 30 Jahre.”
Auf welches Standesamt er sich bezieht? Wohl auf sein eigenes, da er das Geburtsdatum nicht kennt.
Wir wissen nun etwas mehr als zuvor, können uns aber nicht unbedingt auf seine Angaben verlassen. Zum einem hat er sich wohl damit vertan, als er das Todesdatum nun auf das Jahr 1961 datiert. Zum anderen ist die Angabe “wohnnaft im KZ Lager in Türkheim” etwas makaber, außer man betont den Begriff wohnhaft explizit auf der letzten Silbe. Wie auch immer ist aber wohl klar, dass es 1961 auch in Türkheim kein KZ Lager mehr gab.
Es gibt eine ganze Reihe von Holocaust-Opfern mit dem Familiennamen Sonntag die Lodz oder Litzmannstadt zugeortnet werden. Viele sind allerdings auch nur gelistet als Bewohner des Ghettos und in varierenden Schreibweisen als Sonntag, Sontag oder sehr häufig auch Zontag. Natürlich kann auch ihr Vorname anders geschrieben sein als Sophia, Zofia, Zofja …
Auch die Angabe, dass sie in Lodz geboren wurde, muss nicht notwendigerweise stimmen.

A concentration camp tuerkheim in 1961 ..?
Another document regarding Sofia Sonntag was so peculiar and absurd that it deserves a separate consideration. It is the death certificate, issued on 16 August 1961.
It says:
The Jewess Sofia Sonntag
residing in KZ Camp in Tuerkheim
Died on 7th of May 1961 at 6 clock in Wiedergeltingen.
Her date of birth was unknown the writer Maerz (this time he is Registrar). However, he says she was born at Litzmannstadt (Lodz), Poland and was not married.
Moreover, he writes: “registrar note Age 30 years.”
But to which registrar’s office he refers to? Obviously to his own one because he does not know her date of birth.
We now know a little more than before, but we can not necessarily rely on the information provided by the documents of Mr. Maerz. On the one hand, he made the mistake to date her death date to 1961. On the other hand, the words “residing in concentration camp in Tuerkheim” are somewhat macabre, except you emphasize the notion explicitly on the last syllable of the German word for residing wohn–haft and you read it as “Haft”, meaning “imprisonment”, “arrest” or “jail”. However, it is quite clear that even in 1961 Tuerkheim existed no longer a KZ concentration camp.
There are a number of Holocaust victims with the surname Sonntag (German for “Sunday”) associated with Lodz or Litzmannstadt. Many, however, are only listed as inmates of the Lodz Ghetto and in different spellings as Sonntag (with double n), Sontag (with single n), or very often Zontag (the Polish spelling with z). Her given name may be spelled as Sophia, Zofia, Zofja, … as well.
The indication that she was born in Lodz, has not necessarily to be correct.
„Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich“
April 20, 2009In Anspielung auf die Debatte um die umstrittene Piusbruderschaft und den international kritisierten Holocaust-Leugner, Bischof Richard Williamson betonte der Augsburger Bischof Mixa in einer öffentlichen Rede beim „politischen Aschermittwoch“ im schwäbischen Dinkelsbühl, dass es „den Holocaust in diesem Umfang mit sechs Millionen Getöteten sicher gegeben“ habe. Er fügte jedoch hinzu, dass „diese Zahl durch Abtreibungen bereits überschritten“ sei. Nun herrscht allenthalben Empörung darüber, dass der Augsburger Bischof trotz Bekräftigung der Opferzahl den Holocaust relativiert habe, während von seinem Amt entsprechende Vorwürfe als „bösartig“ zurückgewiesen werden.
Leugnung und Relativierung des Holocausts findet bei Revisionisten und Minderbegabten in der Regel über die „unfassbare“ Zahl der auf- oder abgerundeten „sechs Millionen“ ermordeter Juden im Nazi-Reich statt. Der umstrittene englische Bischof tat dies aber auf eben diese Weise und bezweifelte diese Zahl und wollte allenfalls zwei- oder dreihunderttausend ermordeter Juden einräumen. Sein Augsburger Kollege tut dies ausdrücklich nicht. Stattdessen merkt er an, dass die Zahl der Abtreibungen die Zahl der Holocaust-Opfer „bereits“ übertrifft. Das kann sachlich stimmen oder auch nicht, aber es wirft die Frage auf, was diese Verknüpfung nun eigentlich besagen soll. Die Zahl von sechs Millionen Toten ist auf vielerlei Weise übertroffen worden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa schätzt, dass jährlich etwa eine Million Menschen Suizid begehen. Wenn das stimmt, wären das über sechzig Millionen Selbstmörder seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Können wir daraus einen relevanten Vergleich zur Zahl der Holocaust-Opfer konstruieren oder zur Zahl der Abtreibungen? Oder wie wäre es mit der Zahl der Verkehrstoten, die alleine in den Mitgliedsstaaten der EU jährlich bei rund 50.000 liegen soll? Welchen sachlichen Zusammenhang gibt es also zwischen Holocaust und Abtreibung? Vermutlich keinen, außer man wollte sagen, dass jene die vor der Barbarei des Hitler-Regimes abgetrieben wurden, dem Holocaust entgingen. Vielleicht wollte der Bischof ausdrücken, dass er die Anzahl der Abtreibungen für skandalös hält und mit der Feststellung, dass sie bereits höher als die Zahl der Holocaust-Opfer sei, vergleichsweise zu wenig Beachtung findet. Auch das mag sein. Die Frage wäre dann freilich, warum er die Abtreibungen nun ausgerechnet den jüdischen Nazi-Opfern entgegen hält. Die Zahl der sechs Millionen bezieht sich ausschließlich auf sie, aber kamen nicht auch zahlreiche nichtjüdische Menschen ebenfalls in den KZs oder bei Erschießungen, usw. um? Warum sollen nun ausgerechnet die jüdischen Nazi-Opfer der Maßstab sein? Das leuchtet nicht ein. Ist ihm, dem deutschen Bischof die Zahl nichtjüdischer Nazi-Opfer etwa unbekannt? Oder gibt es unter der Hand in solchen Aussagen nicht doch eine Art Kalkül wie manche argwöhnen? Als zu Jahresbeginn jüdische Soldaten gegen den Beschuss Israels durch die Hamas militärisch vorgingen, tönte es aus dem Vatikan, die Lage im Gaza-Streifen gleiche einem Konzentrationslager. Dabei hätten die katholischen Geistlichen, wie wir nun zumindest ahnen, auch andere Vergleiche ziehen können, etwa indem sie feststellen, was denn tausend getötete Palästinenser im Vergleich zu sechs Millionen getöteter Juden ausmachten und warum es ein solches internationales Geschrei darum gibt. Ein solcher Vergleich wäre gewiss nicht passender oder geschmackvoller und (fast) jeder würde sich fragen, was die Palästinenser denn nun mit den Nazi-Opfern zu tun hätten. Das anti-semitische Programm der Hamas außen vor lassend fragen wir uns so aber stattdessen, was Abtreibungen damit zu tun haben sollen und stellen fest, dass dumme Vergleiche dieser Art scheinbar gesetzmäßig immer zuungunsten der Juden ausgehen “müssen”.
Der liberale Rabbiner der Augsburger jüdischen Gemeinde äußerte jüngst die Ansicht, dass es „der natürliche Lauf der Dinge“ sei, dass Grabsteine auf jüdischen Friedhöfen „bestenfalls nur hundert Jahre“ überdauerten. Es obliege deshalb den Verwandten und Nachkommen, für die bleibende Erinnerung und das Gedenken zu schaffen. Für die jüdische Gemeinden selbst hingegen bestehe „keine Verpflichtung für den Erhalt dieser Gräber zu sorgen“, so Dr. Brandt, ausgenommen seien vielleicht Denkmale “berühmter Rabbiner” oder anderer prominenter Personen.
In Zeiten wirtschaftlicher Engpässe ist dies gewiss ein nachvollziehbarer Gedanke, zumal im hiesigen christlichen Umfeld Grabplätze in der Regel nur für die Dauer von etwa zehn Jahren „gepachtet“ werden. Kommt danach kein Angehöriger mehr dafür auf, wird der Platz für den „Nachmieter“ freigemacht. Eine zumindest für das traditionelle Judentum unausführbare Idee, gilt ein Grabplatz doch als ewiger Besitz des Verstorbenen und die Erinnerung an ihn als religiöses Gebot.
Münzt man die obige Aussage nun aber auf dem Holocaust, so reduziert sich auch die Zahl der Holocaust-Opfer, derer man gedenkt nach etwa hundert Jahren, also zur Jahrhundertmitte, freilich auch auf einige tausend Rabbiner und sonstiger Prominenter …
Man merkt, dass es sich nicht wirklich lohnt, solche “Gedanken” weiterzuspinnen, ganz gleich ob sie nun von Bischöfen, Rabbinern oder weniger berühmter Leute stammen, denn natürlich war es nie so gemeint, wie man es zu Ende denkt und jede andere Auffassung wäre im Nachhinein gewiss „bösartig“ oder doch zumindest abwegig und aus dem „Zusammenhang“ gerissen.
So ist es nun auch etwas verwunderlich, dass der Augsburger Bischof ob seiner gewiss etwas seltsamen Äußerung ins Kreuzfeuer der Kritik gerät, obgleich es als sicher gelten kann, dass er mit Holocaust-Leugnung oder –relativierung gewiss nichts am Hut hat, während in Deutschland andererseits zahlreiche Islamisten oder wie jüngst auf der Münchner Sicherheitskonferenz der im Westen noch als „gemäßigt“ geltende Iranische Parlamentspräsident Ali Larijani in aller Öffentlichkeit den Holocaust bestreiten können – ohne Entschuldigung oder gar Konsequenzen. Sein Regierungschef wird zudem als „Ehrengast“ der Anti-Rassismus-Konferenz der Vereinten Nationen eingeladen, obwohl er keinen Hehl daraus macht, den Holocaust öffentlich zu leugnen.
Gegen den britischen Bischof strebt die deutsche Justizministerin hingegen einen Haftbefehl an.
Aber da sind wir vielleicht schon wieder bei einem unpassenden Vergleich.