Gedenktage Augsburger Juden: 18. und 19. Februar

February 17, 2023

am 18. Februar:

1817 Tod von Jonas Baumann aus Hammelburg;

1842 Geburtstag von Jacob Oberdorfer, gest. 1932;

Im Haus der heutigen Maximilianstraße 17 (ehemals C 4) befand sich über Jahrzehnte hinweg die Niederlassung der  Schirmfabrik von Jakob Oberdorfer (Wallerstein 1842-1932 Augsburg) mit Werkstätten im Hinterhaus und  Obergeschoss und mit Ladengeschäft zur Straße.

Augsburg Maximilianstr. 17, Burger King, Die Grünen, Haus Oberdorfer Schirmfabrik

1895 Tod von Helene Koblenzer, n. Erlanger, geb. 1804;

1913 Tod von Carl Kahn, geb. 1837;

1917 Tod von Moritz Schloss, starb als deutscher Soldat im Weltkrieg, geb. 1879;

1918 Tod von Thea Dann, geb. 1901;

1920 Tod von Josef Rödelheimer, geb. 1835;

1927 Tod von Marta Reiter, n. Hummel, geb. 1892;

 

am 19. Februar:

1825 Geburt von Karoline Binswanger, n. Kahn, gest. 1843;

1915 Tod von Rudolf Bernheimer, gefallen als deutscher Soldat, geb. 1889;

1982 Tod von Ilona Szego, geb. 1897;


Neuerscheinung “Wann immer ich von Deiner Ehre erzähle …”

December 13, 2020

Wann immer ich von Deiner Ehre erzähle …

Der Augsburger Judenkirchhof – zu Geschichte und Überresten des mittelalterlichen jüdischen Friedhofs in der Reichsstadt Augsburg

Band 1: Jüdische Friedhöfe in Augsburg

Yehuda Shenef

ISBN: 9783751971874

Hardcover, 224 Seiten, DIN A 4

Erscheinungsdatum: 12.12.2020

Die mittelalterliche jüdische Gemeinde in Augsburg zählte über Generationen zu den bedeutendsten in Europa.

Die Augsburger Juden besaßen eine herausragende Rechtsstellung im Römischen Reich, die als Vorbild für viele andere Städte und Gemeinden diente, wie etwa für die Juden von München. Kaiser Ludwig der Bayer verpfändete gar seine Stadt München an die Richter der jüdischen Gemeinde, um Kredite aus Augsburg zu erhalten.

In den Augsburger Schulen lehrten weit überregional bekannte Rabbiner, die Vorbilder und Sprecher ihrer Generationen waren. Auf sie gehen eine Vielzahl bedeutender Schriftwerke zurück, die wie etwa die Bestimmungen zur Schechita von Rabbi Jakob Weil (MaHaRiW), dem letzten mittelalterlichen Rabbiner in Augsburg, noch heute weltweite Geltung besitzen. Überlieferungen und Handschriften zeugen davon, dass Augsburger Juden auch militärtechnisch Vorreiter ihrer Zeit und prägend waren.

Vom mittelalterlichen Friedhof, dem Judenkirchhof, gibt es trotz Größe und Bedeutung der Gemeinde der Augsburger Juden nur wenige Aufzeichnungen und noch spärlichere Überreste. Dennoch sind einige Grabsteine, Fragmente und Inschriften aus der Zeit zwischen 1230 und 1445 überliefert und teilweise auch noch erhalten, eingemauert in Innenhöfen, ausgestellt in Museen oder gelagert in Kellern. Fünf davon wurden erst in den letzten Jahrzehnten entdeckt. Weitere Funde sind überall in der Altstadt möglich.

Das Buch zeichnet anhand von mittelhochdeutschen, lateinischen, hebräischen und jüdisch-taitschen Schriftquellen die Geschichte des in der Öffentlichkeit kaum bekannten, auch von Fachleuten weitgehend ignorierten Friedhofs und den damit verbundenen Abschnitten der Stadtgeschichte nach und trägt erstmals alle ermittelbaren Daten und Erkenntnisse zusammen.
Neben Fotos und Plänen von Schauplätzen werden auch alle bekannten Inschriften präsentiert, übersetzt und kommentiert. Dazu gibt es ein Register aller namentlich ermittelbaren Juden des mittelalterlichen Augsburgs.

Die stark erweiterte Neuauflage des Buches von 2013 bietet darüber hinaus auch eine viele Portraits von mittelalterlichen Augsburger Juden und ihrer Werke, Dazu zählt auch der aus Prag stammende Drucker Chaim Schwarz, der im Laufe von Jahren eine Anzahl bedeutsamer Bücher in hebräischer Sprache und Schrift in Augsburg druckte, wie die weit überregional einflussreiche Augsburger Pessach-Haggada.

Das Buch ist chronologisch der erste von drei Bänden zu den drei jüdischen Friedhöfen der Juden in Augsburg.

 


Eindrücke vom jüdischen Friedhof Bechhofen

August 30, 2013

Bechhofen Jewish Cemetery

Jüdischer Friedhof Bechhofen

Der jüdische Friedhof bei Bechhofen im fränkischen Landkreis Ansbach ist etwa 16.000 m² groß und hat über 2000 Grabsteine. Er wurde seit dem 16. Jahrhundert von den Juden der Region benutzt, 1938 aber massiv beschädigt. ZUletzt kam es Jahr 2010 zu einem Angriff auf den relativ ungeschützten Friedhof.

Jüdischer Friedhof Bechhof

Jüdischer Friedhof Bechhofen Jewish Cemetery

Bechhofen Jewish cemetery hut

Bechhofen Jewish cemetery grave marker upside downupside down memory

Bechhofen jüdischer Friedhof Grabsteine

Ernestine Selling Bechhofer jüdischer FriedhofHebräischer Grabstein der Ernestine Selling Tochter von R. Natan Bechhofer aus Kalmberg

Blick auf Bechhofen

Bechhofen Friedhofsmauer

Jüdischer Friedhof in Bechhofen

Bechhofen Jewish Cememetery old Hebrew grave marker

Bechhofen Jewish Cemetery Entrance
Hebräische Grabsteine Bechhofen Friedhof

Bechhofen Jewish Cemetery grave marker Ben Naftali

The Jewish cemetery near Franconian townlet Bechhofen traces back to 16th century and is one of the largest in the region with some 2000 grave markers. However, many of the old tomb stones were in the Nazi period. But only in August 2010 the cemetery was attacked, as the Munich based “Abendzeitung” reported on August that year.

Bechhofen old Jewish grave markers at cemetery

alter jüdischer Friedhof Bechhofenבאכהופן

 Information: http://www.alemannia-judaica.de/bechhofen_friedhof.htm


Zurück zur Basis ..?

April 25, 2013

Elias Holl Platz Rathaus Augsburg Ausgrabung Zelle

Am Elias Holl Platz, mnachen besser bekannt als “Platz-an-der-Rückseite-vom-Rathaus” sind derzeit Ausgrabungen zu sehen. Bei ebensolchen im Jahre 1928 wurden an dieser Stelle einige Fragmente mittelalterlicher hebräischer Grabsteine gefunden, die im Buch zum mittelalterlichen Judenkirchhof beschrieben sind:

Augsburg Elias Holl Platz Ausgrabungen

At Elias Holl Platz which is at the “backsite of the 400 years monumental Augsburg townhall there are some diggings. When in 1928 the last time there were some a number of fragments of medieval Hebrew grave markers from the Jewish Cemetery (Judenkirchhof) were discovered right there. It may be assumed that still there is the reported number of “several hundred” so to say “in situ” …

Augsburger Judenkirchhof Buch Yehuda Shenef

Kokavim-Verlag, 2013, 176 Seiten

ISBN: 978-3-944092-01-0

Preis: 29.50 €

Yehuda Shenef: Der Augsburger Judenkirchhof – Zur Geschichte und zu den Überresten des mittelalterlichen jüdischen Friedhofs in der Reichsstadt Augsburg


Artikel: “Die Banknoten-Affäre”

March 11, 2013

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Buchbesprechung von Angela Bachmair in der “Augsburger Allgemeinen” (7. März 2013, Feuilleton Regional, S. 34):

Augsburger Allgemeine Banknoten Affäre Judenkirchhof Ber Ulmo Shenef

http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Die-Banknoten-Affaere-id24343926.html

Tage des Gerichts – Der Bericht des Ber Ulmo aus Pfersee – übersetzt und kommentiert von Yehuda Shenef

Kokavim-Verlag 2012, ISBN 978-3-944092-00-3

152 Seiten, 24,50 €

 

Yehuda Shenef: Der Augsburger Judenkirchhof – Zur Geschichte und zu den Überresten des mittelalterlichen jüdischen Friedhofs in der Reichsstadt Augsburg

Kokavim-Verlag, 2013, ISBN: 978-3-944092-01-0

176 Seiten,29.50 €

erhältlich bei info@sol-service.de

Tel: 08252/ 88 14 80 / Fax: 08252 / 88 14 829

und im Buchhandel


“Der Augsburger Judenkirchhof”

January 18, 2013

Ab sofort erhältlich bei info@sol-service.de

Tel: 08252/ 88 14 80                 /               Fax: 08252 / 88 14 829

und im Buchhandel

Augsburger Judenkirchhof Buch Yehuda Shenef

Kokavim-Verlag, 2013, 176 Seiten

ISBN: 978-3-944092-01-0

Preis: 29.50 €

Band 1 der Buchserie zur Geschichte der jüdischen Friedhöfe in Augsburg und Schwaben:

Yehuda Shenef:   Der Augsburger Judenkirchhof  – Zur Geschichte und zu den Überresten des mittelalterlichen jüdischen Friedhofs in der Reichsstadt Augsburg

 

Zum Inhalt: Die mittelalterliche jüdische Gemeinde in Augsburg war in ihrer Zeit eine der bedeutendsten in Europa. Aus eigenen Mitteln baute sie einen Teil der Stadtmauer. Die Augsburger Juden besaßen eine herausragende Rechtsstellung, die Vorbild für viele andere Städte und Gemeinden war. In ihren Schulen lehrten wohlbekannte und einflussreiche Gelehrte. Kaiser Ludwig verpfändete seine Stadt München an jüdische Kaufleute in Augsburg und nicht zuletzt wurden eine Reihe der frühesten hebräischen Drucke in Augsburg gefertigt.

Vom mittelalterlichen Friedhof, dem „Judenkirchhof“ gibt es trotz der Größe und Bedeutung der Gemeinde nur wenige Aufzeichnungen und Überreste. Dennoch sind einige Grabsteine und Inschriften aus der Zeit von 1230 bis 1445 überliefert und teilweise erhalten. Fünf davon wurden erst in den letzten Jahren entdeckt.

Das Buch zeichnet anhand von mittelhochdeutschen, lateinischen, hebräischen und jüdisch-taitschen Schriftquellen die Geschichte des in der Öffentlichkeit kaum bekannten Friedhofs und den damit verbundenen Abschnitt der Stadtgeschichte nach und trägt erstmals alle bislang bekannten Daten und Erkenntnisse zusammen. Neben zahlreichen, meist farbigen Fotos und Plänen werden alle bekannten Inschriften präsentiert, übersetzt und kommentiert. Ein Verzeichnis aller bekannt gewordenen Juden des mittelalterlichen Augsburg und Stammbäume von Familien, deren Nachkommen später wieder in der Umgebung Augsburgs siedelten, runden den ersten Band ab, woran der zweite, der sich mit dem Friedhof der Gemeinden Pfersee, Kriegshaber und Steppach befasst, anschließt.

 

Zu den bekannten Herkunftsorten der mittelalterlichen Augsburger Juden gehören: Aichach, Friedberg, Ingolstadt, Schrobenhausen, Basel, Zürich, Trier, Köln, Wien, Worms, Speyer, Mainz, Ulm, Rothenburg ob der Tauber, Sonthofen, Esslingen, Schaffhausen, Koblenz, Nürnberg, Dinkelsbühl, Oettingen, Stuttgart, Nördlingen, Harburg, Pappenheim, Regensburg, Neuburg, Höchstädt, Dillingen, Lauingen/Donau, Frankfurt am Main, Landau, Wertingen, Landsberg am Lech, Zusmarshausen, Mühldorf am Inn, Mindelheim, Memmingen, München, Donauwörth (Werth), Freising, Bischoffsheim, Strassburg, Günzburg, Heidelberg und Burgau.

* * *

Anmerkung zur Seite 9: Xanten ist nicht in der Schweiz, gemeint war natürlich die Sonsbecker Schweiz.

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Band 2 zur Geschichte des jüdischen Friedhofs in Kriegshaber / Pfersee erscheint im Frühjahr 2013

Band 3 zur Geschichte des jüdischen Friedhofs Hochfeld (Haunstetter Straße/ Alter Postweg) erscheint im Frühsommer 2013

Band 4 zur Geschichte des jüdischen Friedhofs Binswangen erscheint im Sommer 2013

http://kokavim.wordpress.com/

 


Jüdische Geschichte in Augsburg und Schwaben

December 18, 2012

Hebräische Grabsteine Peutinger Haus Augsburg

Mittelalterliche jüdische Grabsteine aus dem Jahr 1445

 

Ende Januar 2013 erscheint im Kokavim-Verlag das neue Buch von Yehuda Shenef zur jüdischen Geschichte in Schwaben und Augsburg im Rahmen einer Serie zu jüdischen Friedhöfen in Bayerisch-Schwaben

Titel: Der Augsburger Judenkirchhof – Zur Geschichte und zu den Überresten des mittelalterlichen jüdischen Friedhofs in der Reichsstadt Augsburg

Info zum Inhalt:

http://kokavim.wordpress.com/2012/12/18/judische-geschichte-in-augsburg-und-schwaben/

 

Vorbestellungen ab Mitte Januar 2013 bei info@sol-service.de

Tel: 08252/ 88 14 80 / Fax:08252 / 88 14 829

danach auch regulär im Buchhandel, Amazon, Weltbild, etc.

 

ISBN: 978-3-944092-01-0

Preis: 29.50 €

 

„Der Augsburger Judenkirchhof“ ist zugleich auch Band 1 der Reihe im Kokavim-Verlag zur Geschichte der jüdischen Friedhöfe in Augsburg und Schwaben.

 

Weitere Bände sind bereits in Vorbereitung:

Band 2: Jüdischer Friedhof Kriegshaber / Pfersee an der Hooverstr. (Frühjahr 2013)

Band 3: Jüdischer Friedhof Augsburg-Hochfeld an der Haunstetter Str. (Frühsommer 2013)

Band 4: Jüdischer Friedhof Binswangen (Sommer 2013)

 

Die einzelnen Bände erzählen die Geschichte der Friedhöfe und der jüdischen Gemeinden. Zahlreiche Fotografien, Auswahlinschriften, Register und Belegungspläne erläutern den besonderen Stellenwert der Grabplätze und ihrer Besonderheiten.


Spuren jüdischer Geschichte im mittelalterlichen Berlin

November 8, 2012

Video:

Ausgrabungen am “Großen Jüdenhof” in Berlin Mitte (Grunerstraße / Jüdenstraße beim Stadthaus). The voices in the background of the video belong to a German school class (prob. age 16) which attended the tower at the same time.

 

Berlin feierte in diesem Jahr seinen 775. Geburtstag. Das Datum bezieht sich auf die älteste bekannte Erwähnung bezieht sich auf einen Priester namens Symeon von Cölln (Köln) vom anderen Ufer der Spree. Der älteste urkundliche Beleg für den Ort Berlin selbst stammt erst aus dem Jahr 1244 und weitere sieben Jahre später, 1251 wird jenes Berlin auch erstmals als Stadt bezeichnet. Ein Siegel aus dem Jahr 1253 notiert den Namen sogar als Berlinburg. Erst im Jahre 1709 schließen sich Berlin und Kölln (die Schreibweisen variieren in den Jahrhunderten) zur gemeinesamen Stadt Berlin zusammen, die dann auch den Namen des bevölkerungsreicheren Teils annimmt.

Rekonstruktion von Altberlin und Cölln von Karl Friedrich von Klöden (1786-1856)

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1e/Kl%C3%B6denplan-Berlin-K%C3%B6lln-Anfang-13tes-Jahrhundert.jpg

 

Eine Widmungstafel am Mauerrest in der Waisenstraße markiert einen „Rest der mittelalterlichen Berliner Stadtmauer“ (der eigentlichen Berliner Mauer sozusagen …):

Errichtet um 1250 – im 14. Jahrhundert ergänzt – die Stadtmauer umgab beide Stadtteile Berlin und Cölln – die noch vorhandenen Mauerteile wurden durch an An- und Umbauten verändert – im 17. Jahrhundert verstärkt durch Bastionen.

Um 1680 zwischen Stralauer Strasse und Klosterkirche durch Häuser ergänzt – seit 1924 befindet sich im Hause Waisenstrasse 16 die Gaststätte „Zur letzten Instanz“. Die 1963 restauriert und erweitert wurde.“

Eine jüdische Besiedlung Alt-Berlins ist am sog. Großen Jüdenhof (Jüdenstraße/ Grunerstraße) bereits im 13. Jahrhundert belegt, wo derzeit archäologische Grabungen unterwegs sind in der Hoffnung, dort Überreste des mittelalterlichen Eruws zu finden. Die Mehrzahl der Funde datieren aber in weit jüngere Zeit. Bis in die Neuzeit hinein war der Hof von 12 Häusern umgeben. Erst in der Zeit der DDR wurden die Bauten neben dem Stadthaus abgerissen und als Parkplatz benutzt. Die archäologischen Grabungen, die man von einem Aussichtsturm aus gut überblicken kann, liefern deshalb überwiegend auch Gemäuer aus dem 18. oder 19. Jahrhundert. Lediglich eine derzeit freigelegte Wand ist erkennbar mittelalterlich, wie auch die Grabungsleiterin gerne erklärt und dabei Auskunft darüber gibt, dass bislang keine plausiblen Indizien für die gesuchte Synagoge oder den offenbar noch stärker erhofften Fund einer mittelalterlichen Mikwe zum Vorschein kamen. Offenbar aber ist man diesbezüglich in Berlin dann aber doch etwas nüchterner als etwa in Erfurt …

Schenkt man der Beschreibung Glauben, hatten die Juden es nicht weit vom Judenhof (wo sie als autonome Selbstversorger wohl alles was sie zum Leben brauchten bereits hatten) zum Molkemarkt, um dort Kredite zu geben oder Geld zu wechseln, wahrscheinlich (- Molk = Melk = Milch -) gegen Milch oder Käse, die damalige Landeswährung von Alt-Berlin und Cölln, die bei unsachgemäßer (Be)Handlung schnell ranzig oder sauer werden konnte. Welch ein Glück, dass solche Beschreibungen heutzutage ohne Klischees auskommen …

Am Aussichtsturm beschreibt ein angeblich genauerer Übersichtsplan das Grabungsgelände. Daraus ergibt sich, dass der Bereich der länglich nach Südosten ausgerichteten Häuser 2,3 und 4 direkt am Stadthaus bislang nicht ausgegraben und untersucht wurden. Zwar ist aus dem Sachzusammenhang eher dort die Synagoge zu erwarten, doch … wie die Archäologen mitteilen, sind dort für Grabungen (zumindest bislang) keine weiteren Mittel bewilligt.

Remnant of a medieval house wall at the “Great Jews Court” in the heart of Berlin

 

Die erste bekannte Ansiedlung im alten Berlin bestand bis zur Ausweisung der Stadt im Jahre 1573. Zwischenzeitlich kam es wie andernorts auch gelegentlich zu Übergriffen auf die jüdische Gemeinde. Ohne dies relaitivieren zu wollen, ist es nicht verkehrt zu berücksichtigten, dass sich die Chrisen in allen Jahrhunderten gegenseitig noch weit mehr und grausameres zufügten. Im Sommer 1510 sollen aber nach einem Schauprozess vierzig Juden getötet worden sein (zehn weitere brachte man vorher schon um), weil ein Christ aussagte, er habe einem Juden eine „geweihte Hostie“ (was das nun ist, erklärt, wie wir gesehen haben das “Jüdische Museum in Berlin  *hüst*  wörtlich heißt es ja “Schlachtopfer”) verkauft, damit dieser selbige mit seinen anderen Judengenossen sie „schänden“ könne. Inwieweit solche “Berichte” (es kommendort natürlich auch der Toposvom geschlachteten Kind für die Matzen vor, während Beschreibungen der örtlichen jüdsichen Verhältnisse dürftig sind) authentisch sind, ist wie andernorts strittig. Aber vorausgesetzt wäre es eben vorausgesetzt. Als die Gemeinde 1573 ausgewiesen wurde hatte sie ihren Sitz mit der Synagoge offenbar in der heutigen Klosterstraße.

Immerhin erinnert heute an der Mollstraße 11 ein Denkmal an das Ereignis des Jahres 1510, bzw. an die Geschichte:

Dieser trägt sogar eine hebräische (!) Inschrift:

 

פו נקברו

עצמות הטהרים מתושבי קהלתנו הקדמוניה

ברלין

נהרגים והנשרפים על קדושת השם ביום יב אב

שנת ה’רע

ויצב מאיר בן ר אברהם סלומונסקי מצב הזאת

על משכבותם בשנת תרצ”ה לפק

Das heißt nun: „Hier sind die reinen Gebeine der Mitglieder unserer vorhergehenden Gemeinde Berlin, ermordet und verbrannt zur Heiligung des Gottes am 12. Aw 270. Meir ben Abraham Slomonski setzte dieses Denkmal im Jahr 675.“

Der 12. Aw (5)270 entspricht im christlichen Kalender dem 19. Juli 1510, das Jahr (5)695 dem christlichen Jahr 1935.

Der in Berlin geborene Meir (Martin) Salomonski (1881-1944) war von 1910 bis 1925 Rabbiner in Frankfurt an der Oder. 1911 erwarb er mit seiner Arbeit „Gemüseanbau in der Mischna“ seinen Doktortitel. Während des Ersten Weltkriegs war er Feldrabbiner und wurde dafür mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Ab 1925 war er Rabbiner der „Liberalen Synagoge“ in Berlin und in den Jahren 1939-1940 in der Neuen Synagoge Oranienburger Straße. Die von ihm gestiftete Tafel zur Erinnerung an die Ermordung der Menschen der jüdischen Gemeinde im Jahre 1510 wurde 1935 in der Lietzmannstraße, der späteren Gerlachstr. Aufgestellt. Heute befindet es sich etwas versetzt an der Mollstraße. Salomonski komponierte auch Orgelwerke für den Dienst in der Synagoge seiner Gemeinde. 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert wo er am 16. Oktober starb.

1988 wurde der Tafel noch auf Deutsch zugefügt: „Im Jahre 1510 wurden 38 Berliner Juden wegen angeblicher Hostienschändung verbrannt. Ihre Gebeine sind hier bestattet.“

Ob nun tatsächlich am ersten oder jetzigen Standort des 1935 errichteten Denkmals im Jahr 1510 auf gerichtliche Anordnung verbrannte Juden bestattet wurden, ist nicht nachweisbar. Der Umstand, dass der Stifter des Denkmals selbst in Auschwitz umkam ist in diesem Zusammenhang natürlich zusätzlich tragisch-makaber, besagt dazu aber nichts.

Am fünfhundertsten Jahrestag legte der Kultursstaatsekretär Berlins einen Kranz an das Denkmal und forderte bei einer Rede zu “Toleranz” auf. Unklar blieb jedoch, ob nun endlich gegen die Täter ermittelt werden soll – so langsam wäre es an der Zeit!

 

* * *

 

Zeitgleich zur mittelalterlichen jüdischen Gemeinde in Alt-Berlin bestand eine weitere im heutigen Stadtteil Spandau. In der dortigen „Jüdenstrasse“ versucht eine etwas eigenartige Inschrift daran (?) zu erinnern:

Bis 1938 hieß diese Straße JÜDENSTRASSE, ob es sich dabei ursprünglich um Ghetto gehandelt hat oder ob von Anbeginn an diese Straße Mitbürger jüdischen und christlichen Glaubens nebeneinander lebten, verliert sich im Dunkeln der Spandauer Stadtgeschichte. Tatsache ist, dass es im Laufe der Geschichte in Spandau Judenverfolgungen gegeben hat.

Die Umbenennung der Jüdenstraße dokumentierte für alle erkennbar den dem Nationalsozialismus innewohnenden Rassenhass, der selbst äußerliche(n) Symbole jüdischen Glaubens ausmerzen wollte. Dieser Rassenhass bedeutete für unsere jüdischen Mitbürger den unausweichlichen Gang in die Gaskammern der Konzentrationslager und die fat völlige Vernichtung. Jeder von uns ist aufgerufen, diesen Teil der deutschen Geschichte nie zu vergessen und diese Unmenschlichkeit nie wieder zuzulassen.“

 

Die Inschrift besagt nichts über die mittelalterliche Geschichte der Juden in Spandau, die durchaus erwähnenswert wäre, schließlich befand sich in Spandau der jüdische Friedhof, der auch von den Juden aus Berlin benutzt wurde. Aber die mittelalterliche Geschichte der Juden „verliert sich im Dunkeln“ wie konstatiert wird. Dies scheint nicht weiter tragisch zu sein, da es scheinbar „Tatsache ist“, dass es in Spandau sowieso zu „Judenverfolgungen“ kam. Da „Judenverfolgung“ und „jüdische Geschichte“ offenbar als (weitgehend) synonyme Begriffe aufgefasst und vermittelt werden (sollen), ist das solcherart wohl auch schon wieder hinreichend erklärt. Diese Stilisierung findet ihre Fortsetzung in der Hypothese, der (zweifellos nicht von Juden erdachte) Name „Jüdenstraße“ sei ein – Zitat – „äußerliches Symbol jüdischen Glaubens“. Nicht minder schwülstig und leer ist das Gerede von „Mitbürgern jüdischen und christlichen Glaubens“ die im mittelalterlichen Spandau nebeneinander gelebt hätten. Es stellt sich die Frage, warum nun ein Miteinander ausgeschlossen werden muss. Schon das benachbarte Berliner Beispiel des Judenhofs (es gab zwei davon, weshalb der eine nun der Große J. heißt) zeigt aber bereits, dass es sich nicht um ein “Ghetto” im Sinne romantischer Antisemiten handelte, sondern um einen von Juden so gewünschten Eruv. Aber wer interessiert sich schon für die jüdische Perspektive jüdischer Geschichte?

* * *

Der mittelalterliche Friedhof in Spandau, seit 1314 urkundlich nachweisbar und als „Spandauer Judenkiwer“ (man vermutet eine Ableitung von hebr. קבר – kewer = Grab) bekannt, befand sich wie vermutet wird auf dem Gebiet Hasenmark genannten nördlich des alten Spandau. Eine Reihe der Grabsteine wurden von den Christen nach 1510 als Baumaterial missbraucht. Heute sind 75 bei verschiedenen Bauarbeiten gefundenen Steine und Fragmente im Keller der Bastion Königin in der Spandauer Zitadelle erhalten. Als ältestes Fundstück gilt der Grabstein des ר יונה בר דן (Rabbi Jona ben Rabbi Dan), bei dem offenbar nur glatte Flächen beschrieben wurden. Zu seinem Tod ist angegeben שהלך לעולמו בירח מרחשון ה לפרט, … der zu seiner Welt ging im Monat Marcheschwan, 5 nach der Zählung. Deutet man die (vollständige?) Angabe als Jahreszahl 5, d.h. als 5005, so entspricht das Datum etwa dem Oktober 1244. Ein weiterer Stein wurde einem ר בנימיו בר מרדכי (Rabbi Binjamin ben Rabbi Mardechai) gewidmet, der im am 27. Tamus des Jahres 44 (= 5044) starb, was nach christlichem Kalender dem 12. Juli 1284 entspräche. Ein anderer ist רבקה בת יהודה (Riwka bat Jehuda) gewidmet und stammt womöglich aus dem Jahr 104 (= 5504, bzw. 1344). Der jüngste Stein der Sammlung wird auf das Jahr 1474 datiert.

 

 

* * *

Von A nach B

Über mittelalterliche Juden aus Berlin ist abgesehen von nicht weiter systematisierten Grabsteinfragmenten und dort genannten Namen wenig bekannt. Ins mittelalterliche Augsburg führt eine Spur zu ר קלמן יוסף מי עיר קולין was wahrscheinlich als Cölln und nicht als Köln (קלן) zu verstehen ist, der im Jahre 1331 von dort kommend auch als Händler in Augsburg in Erscheinung trat. In jener Zeit war Brandenburg im Besitz des Wittelsbacher Kaisers Ludwig dem Bayer, der dort seinen Sohn als Herrscher einsetzte. Kaiser Ludwig hatte recht gute Beziehungen zu den Führern der jüdischen Gemeinde in Augsburg, die ihm immer wieder stattliche Summen liehen und ihn so erlaubten, sich in Szene zu setzen. Bei einer Gelegenheit verpfändete er dafür sogar seinen Sitz München. Es ist deshalb plausibel, dass Kalman Josef in diesem Zusammenhang von Berlin nach Augsburg kam, offenbar um von dort Waren, darunter auch Wein nach Berlin zu liefern. Ob es der einzige Zweck seines Aufenthaltes war, ist unklar, aber eine leichte Reise wird das damals nicht gewesen sein.

Auch die neuere Berliner Gemeinde hat Bezüge zum schwäbischen Judentum. Zu den ersten Juden, die 1670 der Einladung des Brandenburger Kurfürsten folgten gehörten Hirschel und Abraham Ries, die aus Wien kamen, aber wie der Name schon sagt, aus dem Ries stammten. Aus ihrer Ansiedlung und der ihrer Kollegen ging die größte jüdische Gemeinschaft hervor, die um das Jahr 1930 über 150.000 Menschen umfasste.

* * *

Quellen:

Michael Brocke – “Die hebräischen jüdischen Grabmale in Spandau 1244-1474“, in: Ausgrabungen in Berlin. Forschungen zur Ur- und Frühgeschichte, Berlin 9 (1994)

wikipedia

Besuch vor Ort

 


Mittelalterliche hebräische Grabsteine in Nürnberg

August 8, 2012

Der (bereits nicht mehr so ganz) „neue“ jüdische Friedhof westlich des Westfriedhofs an der Schnieglinger Straße 155 im gleichnamigen Stadtteil Schnieglingen gelegen hat eine Gesamtfläche von rund 3 ha (1916 und in der Literatur bis heute als aktueller Wert zitiert: 4 ha), wovon derzeit etwas über 1,4 ha mit Gräbern belegt und weitere 0,5 ha an freien Grabflächen vorhanden sind.

In der stattlichen Tahara befinden sich vier mittelalterliche Grabsteine, die im Jahre 1367 vom damals zerstörten jüdischen Friedhof der Stadt geraubt und als Treppenstufen des etwa 80 Meter hohen Südturms der Nürnberger Lorenz-Kirche missbraucht wurden.

St. Lawrence church Nuremberg / St. Lorenz Nürnberg

Die Kirche ist dem in das dritte christliche Jahrhundert datierten Schutzheiligen „Laurentuius“ geweiht, der zusammen mit Sebald auch christlicher „Schutzpatron“ der Stadt Nürnberg ist. Wohl weil er der Legende nach als Märtyrer starb und auf einem Gitterrost verbrannt wurde („Laurentius mit dem Roste“), gilt er frommen Christen u.a. als Schutzheiliger der Köche, wird aber auch von Gläubigen angebetet, die Hautprobleme haben. Während eine Kirche in Rom behauptet, den Rost auf den Laurentius gebraten worden sein soll, zu besitzen, soll sich der Kopf des Heiligen eigenartigerweise in Mönchengladbach befinden. Anderswo gibt es sein Blut und andere mutmaßliche Körperteile als verehrte Reliquien. Da der Leichnam des Lorenz eigentlich verbrannt/geröstet worden sein soll, ist dies in der Tat höchst wunderlich, war aber als “story line” damals ausreichend, um die Massen der wundergierigen Bevölkerung zu begeistern, europaweit und darüber hinaus, schließlich wurde selbst noch der Saint Lawrence River nach jenem Heiligen benannt.

Inside the Tahara hall at the Jewish cemetery in Nuremberg, Schniegglinger Str. 155

1969/70 wurden die Grabsteine aus dem Turm entfernt  und – wie eine Tafel in der Tahara besagt – der heutigen Israelitischen Kultusgemeinde „im Zeichen der religiösen Verständigung“ überlassen. Drei der Stufengrabsteine wurden jeweils oberhalb von Widmungstafeln angebracht, der vierte Stein fand sich in einem seitlichem Nebenraum unter einem alten Tisch liegend, wofür kein plausibler Grund erkennbar war.

Tahara Hall at new Jewish cemetery of Nuremberg, Schnieglingen

Der mittelalterliche Judenkirchhof der Reichsstadt Nürnberg soll sich bei der Judengasse nahe des Lauferturms befunden haben, wahrscheinlich auf dem Gelände der auf beiden Seiten der zwischen der Judengasse und dem Martin-Treu-Gasse und entlang der vielsagenden Wunderburggasse gelegenen Innenhöfe, die bis heute im Grunde Parkanlagen geblieben sind.

Da die Grabsteine als Treppenstufen zugeschnitten wurden, ist entsprechend auch einiger Text der hebräischen Inschrift zerstört worden. Abgesehen von der Schändung des Friedhofs, der Zer-Störung der Totenruhe durch die Kleriker beweist dies zusätzlich auch eine schändliche kulturhistorische Barbarei, die an Primitivität und Pietätlosigkeit kaum zu überbieten ist. Es wäre auch ein arger Zufall, wenn nur vier Grabsteine vom Nürnberger Judenkirchhof benutzt worden wären und gerade sie “gefunden” wurden. Aber an einer Stätte zahlreicher anderer Wunder, wäre auch das eher nachrangig.

Es ist zwar nicht das Verdienst der unmenschlichen Gotteslästerer, jedoch wurden auf diese Weise Teile der Inschriften erhalten – was andernfalls jedoch komplett möglich gewesen wäre. Sie geben die Möglichkeit wesentliche Angaben der Grabsteininschriften zu lesen, ggf. auch sinngemäß zu ergänzen und so einige Daten zu retten und sodann auch anderen Informationen zuzuordnen.

Under the Hebrew “tomb – stair” is a plate which reads: “These tomb stones from the first Jewish cemetery in Nuremberg were ‘carried away’ (abgetragen) in 1349 and about 1352 were inserted as stpes of the stair of the south tower of the church St. Lawrence.”

Der erste der vier als Treppenstufen entweihte Grabstein wurde (Eli)schewa (=Eli/sabeth), der Tochter des R. Schlomo (Salomon) gewidmet, die vor 699 Jahren im Monat Tamus des Jahres 73, bzw. 5073 starb, was etwa dem Juli des Jahres 1313 nach dem römischen Kalender entspricht. Der gewiss notierte Todestag ist durch die mutwillige Beschädigung der Kirchenbauer leider nicht erhalten geblieben.

Der zweite Grabstein wurde möglicherweise einem Abraham Sohn des R. Israel gewidmet, der an einem Schabbes am 6. des Monats Schwat starb. Da der sechste des Monats etwa 27 mal in einem Jahrhundert auf einen Schabbes fällt, ist eine Jahreszahl nicht mehr zu bestimmen.

The plate under the memorial stones in Hebrew and German quotes the first half of a verse from the small book of the Biblical prophet Habakuk (2.11):  – כי אבן מקיר תזעק – for the stone will shout it out from the wall …

Auch der dritte Grabsteinrest der in der Tahara an der Seitenwand angebracht wurde, ist bereits sieben Jahrhunderte alt und gehörte zum Grab von R. Jechiel dem Sohn von R. Jitzchak, der an einem Donnerstag (Tag 5) des Monats Ijar im Jahr 70 (5070) starb, wofür der 1., 8., 15., 22. und 29. des Monats in Frage kämen. Der vor dem erhaltenen Monatsnamen winzige Überrest der Tagesziffer lässt am wahrscheinlichsten auf den 22. schließen. Der 22. Ijar 5070 entspräche im römischen Kalender Donnerstag, den 23. April 1310.

It has been unclear why the medieval tomb stone actually was lying under the table at the unclean floor (which of course does not harm the 700 year old stone), but of course it allowed to take actual measurements from the size of the “stairs”, what in contrary makes it possible to figure out the number of stairs in the 80 meter high towers of the church. 

Der vierte, abseits gelagerte Stein schließlich ist in Bezug auf die Restinschrift am schlechtesten erhalten. Eine Reihe der noch vorhandenen Buchstaben sind teilweise oder fast vollständig abgeblättert, weshalb eine Lesung sich bereits im Bereich des bloßen Rätselratens bewegt. Sicher ist nur, dass es sich um das Grabmal einer Frau (מרת) handelte, der für die Steintreppe der Nürnberger Lorenzkirche zerstört werden musste. Ihre Identität ist leider nicht mehr ermittelbar.

* * *

At the Tahara house in Nuremberg’s „new“ Jewish cemetery, established in 1910 are four medieval Hebrew grave markers, which in 1367 were robbed and abused by the Christian leaders of the St. Lawrence church as steps of a spiral stair which winded around a newel or central pole in the southern, some 90 yards high tower. The four remnants in spring 1970 were given “back” to the current Jewish community. It is not known, however, whether the four memorial stones coincidentally were the only ones, which 600 years earlier were ab-used as stairs in the tower(s) of the church. To suppose it actually would be way unlikely, but since the church is dedicated to a miracle effecting Christian saint, you’ll never know …

Since the head stones were cut as stairs, the inscriptions of the memorials are not preserved entirely. However, in some cases it still is possible to derive some information on it. One marker belonged to Elisabeth the daughter of Rabbi Shlomo. She died in the month of Tamuz in the year 5073, which corresponds with July 1313 in the Roman calendar. The second memorial stones likely is that of Rabbi Abraham son of Rabbi Israel, who died in the month of Shwat. Unfortunately the numbers of the year were cut off by the villains. The third stone belonged to Rabbi Yekhiel son of Rabbi Yitzchak who died most likely on Thursday 22nd of Iyar, which according to Roman calendar is 23rd of April in 1310. The fourth head stone is not exhibited in the Tahara hall, but lies at the floor of a side room. The inscription only in smaller parts is legible, so the only what is safe to say is that it was dedicated to a women.

Mystery: As mysterious as the medieval Hebrew tomb stone in the small side room of the Tahara under the table is, was also the reddish car top in the larger side room which rested on a loveseat sofa. Maybe the combination car-sofa and table-tomb stones have any casual relation.

Although one may say that, used as stairs in the tower of the church, the medieval Jewish tomb stones at least “survived”, it is more likely that without the desecration  it of course was much more likely that the stones would exist today undamaged. What attitude of mind actually requires the defilement of deliberately stolen and damaged tomb stones of other people as foundation.

figure at the face of the Nuremberg church, probably refering to the bell ringers who went up the spiral steps every day

Many thanks to Arno Hamburger and Astrid Schurig from the Jewish community of Nuremberg and to the honorable Mr. Peter Verbata.

בטהרה של בית הקברות היהודי בנירנברג יש 4 עבריים קברו אבנים מימי הבינייםאשר בשנת 1367 נגנבו מבית הקברות

המצבות נחתכו ושימש כמו מדרגות של המגדל הכנסייה סנט לורנס

שש מאות שנה לאחר בשנת 1970 הקהילה הנוצרית נתנה מצבות לקהילה היהודית של נירנברג


3 weitere hebräische Grabsteinfragmente im Maximilian-Museum Augsburg

June 14, 2012

 

Wie uns Dr. Emmendörffer freundlicher Weise mitteilte, haben die ebenso dringenden wie gelungenen Arbeiten im Lapidarium des Augsburger Stadtmuseums drei weitere hebräische Grabsteinfragmente hervorgebracht. Nach aktuellem Wissensstand wurden die Fragmente in den späten 1920er Jahren bei Ausgrabungs- und Bauarbeiten am Elias Holl – Platz gefunden, wo sich (unterirdisch) Gefängnisse des Rathauses befanden. Vor vier Jahren wurden wir bereits auf einen ersten Fund hingewiesen. Damals war das Lapidarium noch kaum begehbar, jedoch konnten wir bereits aus der Distanz den Stein als den des R. Abraham bar Pinchas identifizieren, der sich als Augsburger Rabbiner auch in den mittelalterlichen Augsburger Steuerlisten findet.

Siehe auch:

https://jhva.wordpress.com/2008/08/04/mittelalterlicher-rabbiner-grabstein-im-keller-des-augsburger-maximilianmuseums/

https://jhva.wordpress.com/2008/08/25/juedischer-aus-augsburgs-mittelalter/

Mit den nunmehr vier Fragmenten im Lapidarium, einem weiteren, 2001 beim Heilig Geist Spital gefundenen, der im Jüdischen Kultusmuseum in den Räumen der Augsburger Synagoge zu sehen ist, sowie drei Steinen, die im Innenhof des Peutinger–Hauses beim Augsburger Dom eingemauert sind, sind in Augsburg nun acht hebräische Grabsteinfragmente erhalten und bekannt. Sie stammen alle mit größter Wahrscheinlich vom mittelalterlichen „Judenkirchhof“ an der Blauen Kappe, dessen Gelände heute mit dem Bürgeramt überbaut ist.

Bei den neuen Funden handelt es sich um drei zweifellos mittelalterliche Grabsteine. Nur einer davon überliefert einigermaßen zusammenhängende Information, die anderen beiden Anfangsbuchstaben untereinanderstehender Zeilen, bzw. ein kleines Restfragment.

 

בר

הנפטר כח

שנת ל’ג לפ

ונפשו תי צ

בצרורת ח

Der erste Stein überliefert die Bezeichnung „bar“, welche Sohn, bzw. Sohn des Rabbi bedeutet, wobei „Rabbi“ im Mittelalter ein zwar in der Regel begründeter Ehrentitel, nicht aber eine im modernen Sinne Berufsbezeichnung war. Leider wissen wir nicht, wer hier wessen Sohn genannt ist, da sowohl davor als auch danach der Stein abgebrochen ist. Darauf folgt die Mitteilung „der verstarb 28“, also am 28. eines nicht mehr zu ermittelnden Monats und in der nächsten Zeile als verwertbare Information „Jahr 33 nach der Zählung“, was recht sicher auf das hebräische Jahr 5033 deutet und im christlichen Kalender dem Jahr von Herbst 1272 bis Herbst 1273 entspricht. Danach heißt es, „seine Seele“ ונפשו sei eingebunden im Bund des Lebens, eine heute noch, wenngleich meist תנצבה abgekürzte Formel. Darunter ist noch angedeutet die damals gebräuchliche Formel א א א סלה, welche für „amen, amen, amen sela“ steht.

 

 

Der zweite Stein ist nur ein kleines Fragment mit sieben Buchstaben in drei Zeilen. Oben befinden sich die beiden Buchstaben פר (f,r), darauf folgen in der zweiten Zeile drei Buchstaben שנפ (sch,n, f), welche die gängiger Formel „der/die verstorben ist“ abkürzt oder anlauten lässt. Nach der namentlichen Vorstellung des Verstorbenen als „A Sohn/Tochter des B“ folgt in der Regel das Sterbedatum. Als wahrscheinlicher Bestandteil eines Namens könnte פר demnach am ehesten zu אפרים Efraim passen. Darunter, nur noch sehr schwach lesbar, sind die Konturen der Buchstaben רא, was als Zahl gelesen 201 das Jahr 5201, bzw. 1440/1 nach christlichem Kalender ergibt.

Herbst 1440 bis Herbst 1441 wäre jedoch ein Jahr nach dem offiziellen „Ausschluss“ der Juden aus Augsburg, denen 1438 eine zweijährige Frist eingeräumt wurde, um die Stadt zu verlassen. Jedoch stammen auch die beiden Kindergrabsteine, die im Innenhof des Peutinger-Hauses eingemauert sind, unzweifelhaft noch aus den Jahren 1445 und 1446. Mit einem bereits dritten mittelalterlichen Augsburger Grabstein wäre es aber durchaus angebracht, den tradierten, allgemein vorausgesetzten Ablauf in Frage zu stellen. Es ist kaum noch anzunehmen, dass es nur diese drei Begräbnisse nach 1440 gab und ausgerechnet davon die Grabsteine erhalten blieben. Es müsste demnach also eine jüdische Präsenz in der Stadt noch nach 1440 gegeben haben, bzw. Zugang und Garantien zum Friedhof, die sich kaum mit der Idee einer vollständigen Verbannung der Juden aus Augsburg verbinden lassen.

פר

שנפ

רא

Als Sohn eines Efraim ist uns Mosche ben Efraim bekannt, der zwischen 1430 und 1438 als „Feyvelman“ in den Augsburger Steuerlisten (No. 323) eingetragen ist. Da auch seine beiden Söhne Isaak („Seklin“) und „Salkind“  (No. 332 und 336) zuletzt 1438 notiert wurden, lag bislang doch die Vermutung nahe, dass sie alle noch 1438 Augsburg verlassen hatten. Nun aber wäre es denkbar anzunehmen, dass Feyvelman 1441 in Augsburg begraben wurde. Denkbar wäre auch, dass die Buchstaben רא nur der Beginn eines ansonsten nur selten ausgeschriebenen „rosch chodesch“ (= Neumond) sind, dem sodann der Name des betreffenden Monats folgte. In der Knappheit der Formulierungen ist dies nicht wahrscheinlich, aber nicht sicher auszuschließen.

 

Das dritte Fragment eines sehr massigen Grabsteins zeigt drei untereinanderstehende Zeilenanfänge mit jeweils zwei oder drei Buchstaben.

הצי

כץ

יצח

Das ist nicht sehr viel, da man aufgrund der Machart des Steins davon ausgehen kann, dass pro Zeile 15-20 Zeichen und Leerstellen vorhanden waren. In der ersten Zeile steht הצי, was sehr wahrscheinlich der Anfang von הציון הלו ( = dieses Denkmal) ist, dem dann wohl auch die üblichen Formel „zum Haupt von N.N. aufgestellt“ … לראש folgte. Im erhaltenen zweiten Zeilenanfang steht כץ, die damals wie heute gebräuchliche Abkürzung für כהן צדק (kohen zedek), woraus ersichtlich ist, dass der Grabstein einem Kohen („Priester“) gewidmet ist. Dem müsste nun der Name folgen. In der dritten lesbaren Anfangszeile steht sodann auch zu lesen יצח, was ohne große Probleme als יצחק (Jitzchak, Isaak) zu deuten ist, andernfalls aber auch keinen Sinn ergeben würde. Demnach bezieht sich die Gedenkinschrift auf einen Kohen Isaak oder dessen Sohn, … ben Isaak.

Es könnte sich um R. Jitzchak ben Kalman Kohen (1225-1309) handeln, der auch als „Bendit“ bekannt war oder um R. Jehuda ben Jitzchak Kalman Kohen (1248-1328), auch bekannt als „Jüdlin“. Letzterer lieh im Jahr 1314 dem bayerischen Herzog, deutschen König und späterem Kaiser Ludwig dem Bayer die stattliche Summe von 3600 Pfund und erhielt dafür von diesem dessen Residenz München als Pfand. Der Name Isaak ist nun aber alles andere als selten, sondern war gerade auch im Mittelalter einer der häufigsten überhaupt. Darüber hinaus ist keine Jahreszahl erhalten geblieben, weshalb man hier nur spekulieren kann.

 

 

Dr. Emmendoerfer, head of Augsburg’s municipal Maximilian Museum kindly informed us that at the lapidarium (stone collection at the museums basement) in the course of the renovation were discovered three more medieval Hebrew grave markers, additional to the one of R. Pinchas we were allowed to see four years ago in July 2009.

The first of the three fragments is dated the year 5033, which is 1273, but no name on it has survived. The second one possibly refers to a man named Efraim und perhaps is datable for the Jewish year 5201, which is 1441 in the Christian calendar. Since the Jews of Augsburg in 1438 were required to leave the imperial city within two years, there are no more records in tax payer lists or other deeds of Jews in Augsburg after 1439. This led to the assumption that Jews had left the city at latest in 1439. However, there are already two other medieval Hebrew children tomb stones which bear the dates of 1445 and 1446. An additional third grave marker dating after 1440 of course will raise to question whether actually there were no more Jews in Augsburg right after 1440. The third fragment finally refers to a Kohen Tzedek who is named Isaac or was the son of Isaac. Although Isaac is and was a very frequent name, there only are two in Augsburg, which we know as member of the Kohen family. One is “Juedlin” Yehuda ben Yitzchak Kalonimos Kohen, who in 1314 lend the German King and Roman emperor to come Ludwig the Bavarian a huge sum of money and in return held in pledge his residence. That was Munich a then a small townlet.

במוזיאון העירוני של אוגסבורג שלוש אבנים הקבר של ימי הביניים התגלו. האחת היא משנת לג לאלף השש’, עוד אחד מן שנה ה’רא והשלישי מן יצחק כהן, אשר אולי הכוונה למנהיג הקהילה אוגסבורג

Our cordial thanks to Dr. Emmendoerffer and the MaximilianMuseum

Photos: Margit Hummel, Yehuda Shenef