3. Teil zur Beschreibung der künstlerischen Innenausstattung der Augsburger Synagoge, anläßlich des 25. Jahrestages der Wiedereinweihung der Synagoge am 1. September 1985
An der Wand der Ostseite stehen auf beiden Seiten des Aron Kodesch, dem Schrank in welchem hinter dem Parochet (Vorhang) die Thora-Rollen aufbewahrt werden, die im Mittelalter schon belegten Worte:
„דע לפני מי אתה עומד“ – erkenne vor wem du stehst – ursprünglich eine Aufforderung, sich zu vergegenwärtigen eine solches Haus nur für die Zwecke des Gebets zu benutzen und nicht für profane, weltliche Zwecke zu missbrauchen. Heute muss dies eine andere Bedeutung haben, da der Raum Bestandteil eines Museums ist und übers Jahr von wenigen Ausnahmen abgesehen nur für Musikaufführungen und nicht für reguläre jüdische Gebete benutzt wird. Vielleicht deutet man es deshalb sinngemäß, dass man die jeweiligen Musiker nicht durch Tuscheln, Kichern oder lautes Husten aus dem Takt bringen soll: bedenke vor wem du stehst ..! Die ursprünglichere Bedeutung schimmert allenfalls in der Aufforderung für männliche Juden durch, sich in der Synagoge eine Kopfbedeckung aufzusetzen, selbst wenn es sich nur um ein Stück Karton, aber weder um ein biblisches, noch talmudisches Gebot handelt und ganz sicher um keines, dass jemals für „Nichtjuden“ galt oder eine Relevanz bei Klassik- oder Klezmer-Konzerten hätte. Gerade deshalb ist es wohl aber die „Spielregel“ die in vielen Synagogen und auf Friedhöfen offenbar am bereitwilligsten und ernsthaftesten befolgt wird. Wie dem auch sei …
Entlang der „Balustrade“ der „Frauenempore“ befinden sich insgesamt sechs runde, ornamental eingefasste Tafeln mit jeweils zwei der israelischen Stämme in welchem den hebräischen Namen der Stämme mehr oder minder eindeutige Bildsymbole zugeordnet wurden. Diese „Stämme-Tafeln“ entlang der Balustrade sind von auf jeder der drei Seiten (Nord, West, Süd) mit einzelnen hebräischen Worten umgeben, die aus der Bibel zitieren.
Gemäß der etwas ungenauen Angabe des Rabbiners bei der Planung und Einweihung 1917 Dr. Richard Grünfeld sind dies:
„Symbole der zwölf Stämme Israels, wie sie uns die Bibel in Segensworten Jakobs und Mosis überliefert hat. Levi der Stamm mit dem Brustschild der Hohenpriester und Dan ‚die Schlange‘, Juda ‚der junge Löwe‘ und Ruben, der Baum mit den Liebesäpfeln, Sebulun, am Gestade des Meeres mit dem Schiff, und Isachar, das Lasttier, Simeon, die feste Burg, und Naphtali ‚die lose Gazell‘, ‚von Asser kommt fettes Brot‘ und Ephraim und Manasse sind Stier und Büffel; Gad mit seinen Zelten und Benjamin ‚der reißende Wolf‘.“ (Festschrift, S.82/83)
Die Abfolge wie auch die Zusammenstellung der „Brüderpaare“ folgt jedoch keinem erkennbaren Schema, etwa der in der Thora erwähnten Geburtsabfolge, jedoch sind die Nachkommen Josefs wie in der Thora bereits aufgeteilt in die beiden Linien Efraim und Menasche, die später aber mit dem Nordreich Israel aus der Geschichte verschwanden.
Im Norden: Gad / Binjamin und Ascher / Menasche – Efraim
Im Westen: Schimon / Naftali und Swulon / Ischachchar
Im Süden: Jehuda / Ruwen und Levi / Dan
Auf der Nordseite lautet das Zitat „קדשים תהיו כי קדוש אני יי אלהיכם “ (kedoschim tiheju, ki kadosch ani adonai elohechem) aus dem Buch Vajikra (3. Moses) 19.2: „(Rede zur Versammlung der Kinder Israels und sag ihnen): Seid Heilige, denn ich bin ein Heiliger, HaSchem Euer Gott.“
Zwischen den Worten קדשים und תהיוist die erste der sechs Stämmetafeln eingesetzt mit den beiden Stämmen Gad (גד) und Binjamin (בנימן). Illustriert wird Gad hier mit der Darstellung von drei Zelten, die sich jedoch anders als Grünfeld behauptet nicht aus den beiden Segen ergeben. Jakob benutzt ein Wortspiel (גד גדוד יגודנו והוא יגד עקב) welches ohne Bildsymbol besagt, dass Gad „von Scharen verfolgt“ werde. Moses beschreibt Gad im Buch Dwarim (5. Moses 33.20) wie kurz darauf auch Dan als einen jungen Löwen (לביא – lawi), eine Metapher, die Jakob im Buch Breschit (1. Moses 49.9) als (אריה – arje) und (לביא – lawi) noch für seinen Sohn Jehuda gewählt hatte. Im 12-Stämme-Fenster im Museum of Art in Tel Aviv beispielsweise wird Gad entsprechend (auch nicht ganz korrekt) als Löwin dargestellt. Zelte (in denen übrigens vermutlich alle Stämme wohnten) hingegen verbindet Moses auch nicht mit Gad sondern mit Ischachar (5. Moses 33.18). Jedoch gibt es im 2. Buch von Samuel (24.11 ff.) eine Erzählung in welcher der Überbringer (Prophet) Gottes namens Gad dem König David unter drei möglichen Strafen eine auswählen lässt: 1. Sieben Jahre Hungersnot im Land, 2. Drei Monate auf der Flucht vor Feinden oder 3. Eine dreitägige Pest (דבר) im Land. David entschied sich dafür, durch Gott und nicht durch andere Menschen gerichtet zu werden und so starben 70.000 im ganzen Land. Die Auswahl von drei Übeln kann vielleicht die Anzahl der Drei, auch wenn Gad hier nur eine Person ist und nicht den Stamm als solchen repräsentiert. Für Binjamin ist ein Wolf abgebildet, gemäß dem Ausspruch seines Vaters Jakob „בנימין זאב יטרף“ (Binjamin ist ein reißender Wolf, Buch Breschit = 1. Moses 49.27).
Als zweite Stämme-Tafel folgt auf der Nordseite zwischen der Abkürzung des Gottesnamen (יי) und dem Wort (אלהיכם) nun die Darstellung des Stammes Ascher (אשר) und der beiden Josef-Söhne Menasche (מנשה) und Efraim (אפרים). In Jakobs Segen heißt es „fett ist sein Brot“ und die Darstellung in der Stämmetafel zeigt, wohl um ein erkennbares Backwerk abzubilden, dazu nun eine Brezel die von Getreideähren überwölbt wird. Darunter befinden sich zwei Hörner-Paare, um die Söhne Josefs zu repräsentieren (im Segen Jakobs wird Josef freilich an ihrer Stelle gesegnet und als „fruchtbare Zweige über einer Quelle“ (פרת עלי עין בנות) bezeichnet. Für Menasche sind dies Stierhörner und für Efraim sollen es die eines Büffels sein, was zweifellos nicht zutrifft. Quelle ist der Ausspruch von Moses (5. Moses 33.17), der jedoch, durchaus eigentümlich, beides auf den Erstgeborenen Menasche bezieht, da von einem „erstgeborenen Stier“ (בכור שור) die Rede ist, dessen Hörner jedoch die einer Antilope (ראם, genau genommen handelt es sich dabei um Onyx-Antilope) seien, also ein Stier mit den Hörnern einer Antilope, was auch immer Moses damit sagen wollte. Zu Efraim gibt er jedoch keine entsprechende Symbolik, weshalb er wohl in der Darstellung nun die Antilopenhörner verliehen bekam.
Auf der Westseite gegenüber dem Thoraschrein befindet sich der Spruch „משה מורשה קהלת יעקוב תורה צוה לנו“ (tora ziva lanu mosche, morascha kehilat ja‘akow), ein Zitat aus dem Buch Dwarim (5. Moses 33.4): „Mosche befahl uns die Thora, ein Erbe der Gemeinde Jakobs“.
Zwischen den Worten תורה und צוה ist die dritte Stämmetafel eingefügt. Sie zeigt Schimon (שמעון) und Naftali (נפתלי). Die Abbildung zu Schimon präsentiert einen Festungsbau dessen erhöhte Mitte von einer Kuppel bekrönt wird. Die „feste Burg“ (Grünfeld) soll darauf anspielen, dass Schimon, der Sohn Jakobs gemeinsam mit seinem Bruder Levi, für die Vergewaltigung ihrer Schwester Dina blutige Rache nahm und zwar an der „Stadt“ des Vergewaltigers, der zufällig Sohn des Königs war (siehe 1. Moses 34.25). Offenbar soll nun das dargestellte Gebäude den Vorfall und damit Schimon darstellen, obwohl sich die Geschichte selbst auf ihn und seinen Bruder Levi bezieht. In Jakobs ob der Gewalttat etwas angewiderten Ausspruch werden folgerichtig auch beide Brüder mit dem Schwert assoziiert, während Schimon bei Moses überraschender weise unerwähnt bleibt. Die Darstellungsweise mit dem Kuppelbau und dem aufgeteilten Namen שמעון als עון und שמ ist abseits der wahrscheinlich lediglich gestalterischen Anwendung eine unter Umständen auch bewusste Anspielung auf eine Münze aus dem antiken Israel. In genau derselben Weise trennt nämlich eine sog. Bar Kochba – Münze die das jüdische Heiligtum in Jerusalem darstellt den Namen Schimon, der als Schimon Ben Kosiwa vor etwa 1875 Jahren der letzte jüdische Herrscher des antiken Israels war. Da dies aber die Kenntnis der wiederum nicht raren Münze voraussetzt, mag dies vielleicht auch nur eine Zufälligkeit sein. Andererseits wurden bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert eine ganze Reihe von zionistisch beeinflussten Vereinen mit dem Namen „Bar Kochba“ in Deutschland gegründet, etwa der Turn- und Sportverein Bar Kochba in München, von wo auch die Architekten Landauer und Lömpel kamen. Die untere Darstellung verknüpft Naftali, gemäß 1. Moses 49.21 mit „einer losen Gazell“ wie Grünfeld schreibt.
Bar Kochba Münze mit getrennter Schem- On Schreibweise des Namens Schimon in althebräischer (paleo-) Schrift und Tempel in Jerusalem um 135 – 140 n.a.Z.
Schließlich befindet sich auf der Südseite eine weiteres Zitat: „פרס לרעב לחמך ועניים מרודים תביא בית“ (paros lara’ew lachmecha va’anijim merudim taiw bait), dieses Mal verkürzt aus dem Buch des Jeschajahu (Jesaia 58.7): „Verteile den Hungrigen dein Brot und bringe die jämmerlichen Armen in das Haus“. Im Buch ginge der Vers noch weiter: „wenn du einen Nackten siehst, bedecke ihn und verstecke dich nicht von deinem Fleisch“. Da dies aber womöglich eine Selbstverständlichkeit war, konnte dies wohl weggelassen werden.
Inside the Synagogue of Augsburg there are some inscriptions as well as depictions of the biblical tribes of the people of Israel in some respect according to the words of Jacob Israel and Moses.
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paintings: Chana Tausendfels
pictures: Yehuda Shenef
די לאַקאַניקערס פון שאָפּפלאָך
August 25, 2010קען איר זיך טראַכטן פון אַ מקום אין דער עולם אָן אידן וואַָ די גויים אָבער רעדן אַ אידישער לשון? אויב ניט, איר מוזן קומען צו שאָפּפלאָך, וואָס איז א קלענע שטעטל אין פראַנקאָנישע באַוואַריאַ
ווען איר ווילט גלייבן עטלעכע זיבעציק יארן נאָך דער שואה איצט איז דאָרט אַ פולשטענדיק פארשטאנד פון ייִדיש אין דער גאַנזער דאָרף. איז דאָס א נס אָדער איז דאָס נאָר אַ נאַרישער שמועס. די שפּראַך אין שאָפּפלאָך נענט זיך לכודיש וואָס איז מסתּמא אַ קאָרופּציע פון לשון קודש. אַ סאַך בעסער וואָלט זייַן נאָמען דעם לשון לאַקאָניש בגלל עס צורך נאָר אַ ביסל ווערטער. בלויז צוויי הונדערט ווערטער זאָל זייַן, וואָס איז פיל מער צו זאָגן ווי מיין צוויי יאר אַלט מיידל וואָס זי איז העכסט טאַלאַנטירט. אַרייַנגערעכנט זענען פון די שאָפּפלאָכער לאַקאַניקערס אָבער איצט אויך די נומערן וואָס זיי אויסדריקן ווי די אותיות פון דער העברעיש אַלף-בית וואָס אוודאי וועט זייַן אַ גרויס שפּאַס אין שול ניט צו דערמאָנען די שטייַער כעזשבן אין פינאַנזאַמט
די מענטשן אין די קליין דאָרף וואָס זענען צופֿרידן מיט אַזוי ווייניק ווערטער קענען אויך לעבן אָן די יידן ווייַל די בלויז שטערן די שלום און שטיל מיט זייער פּלאַפּלען