Gedenktage Augsburger Juden: 20. bis 23. März

March 19, 2023

am 20. März:

1757 Tod von Schlomo Kitzingen;

1804 Geburt von Helene Koblenzer, n. Erlanger, gest. 1895;

1833 Geburt von Leopold Mayer, gest. 1901;

1839 Tod von Josef Obermayer, 13 Jahre alt, Infektionskrankheit;

1855 Geburt von Mathilde Bär, n. Farnbacher, gest. 1907;

1865 Geburt von Albert Schnell, gest. 1880 an Fieber;

1880 Tod von Veit Gunz, geb. 1807;

1883 Geburt von Therese Martin, n. Selling, 1943 im KZ ermordet;

1887 Geburt von Iwan Mendle, gest. 1908;

1913 Tod von Luise Obermayer, n. Kusel, geb. 1833;

1916 Tod von Manfred Reis gefallen im Weltkrieg, geb. 1886;

1920 Geburt von Gertrud Günzburger, n. Weil, gest. 1943 in Auschwitz;

1925 Tod von Baruch Adler, Hauptlehrer, geb. 1856;

 

am 21. März:

1773 Tod von Chaim Landau, aus Heidelberg, 71 Jahre;

1821 Tod von Leopold Kohn, 37 Jahre alt, aus Fürth;

1836 Geburt von Luise Herzfelder, gest. 1904;

1840 Tod von Mina Lippschütz;

1851 Tod von Therese Veith aus Frankfurt;

1877 Tod von Regina Michelbacher, n. Engel, geb. 1807;

1878 Geburt von Heinrich Obermayer, gest. 1936;

1881 Tod von Leopold Bissinger, Kind;

1886 Geburt von Hedwig Schaefer, n. Schlossheimer, gest. 1934;

1893 Tod von Moritz Lieblich, geb. 1830;

1899 Tod von Leopold Weil, geb. 1832;

1914 Tod von Samuel Strauß, geb. 1859;

1932 Tod von Josef Schnell, geb. 1871;

1942 Tod von Josef Zebrak in Buchenwald, geb. 1877;

1980 Tod von Samuel Czarny, geb. 1922;

 

Bericht des Ber Ulmo aus dem Jahr 1803

*

am 22. März:

1834 Geburt von Saly Gunz, gest. 1903;

1837 Tod von Salomon Mändle, 55 Jahre alt, Pferdezüchter aus Kriegshaber;

1837 Tod von Rabbi Ber Ulmo, Pfersee, Gemeindevorsitzender, Arzt, Beschneider, 86 Jahre alt;

1843 Geburt von Simson Braumann, gest. 1888;

1860 Tod von Moses Josef Weil aus Schlipsheim;

1862 Geburt von Emma Wolfsheimer, n. Binswanger, gest. 1882;

1864 Geburt von Ignatz Gritz, gest. 1932;

1868 Geburt von Rosalie Löb, n. Benedikt, 1942 im KZ umgekommen;

1895 Tod von Albert Bissinger, geb. 1858;

1899 Tod von Gabriel Binswanger, geb. 1812;

1905 Tod von Leopold Thanhauser, geb. 1846;

1907 Tod von Samuel Vogel, geb. 1844;

1931 Tod von Selma Stiel, n. Strauss, geb. 1892;

1931 Tod von Leo Lewinsohn;

 

am 23. März:

1753 Tod von Mendel Chaim Koppel, 77 Jahre, aus Würzburg;

1759 Tod von Klara Oppenheimer, Pfersee, 59 Jahre;

1811 Geburt von Heinrich Obermayer, gest. 1878;

1819 Geburt von Josef Heilbronner, gest. 1888;

1852 Geburt von Heinrich Thanhauser, gest. 1906;

1870 Tod von Berthold Ullmann, Kind;

1893 Tod von Emanuel Laemle, geb. 1827;

1896 Tod von Mathias Farnbacher, geb. 1810;

1918 Tod von Felix Aub, gefallen im Weltkrieg, geb. 1896;

1921 Geburt von Margot Hermann, gest. 1942 in Piaski;


Gedenktage Augsburger Juden: 24. bis 29. Februar

February 26, 2023

am 24. Februar:

1803 Tod von Veit David Oppenheim aus Pilsen;

1866 Geburt von Clemy Heymann, n. Dann, gest. 1939;

1895 Geburt von Maria Oppenheimer, n. Kraus, 1943 im KZ gestorben;

1906 Tod von Mina Uhlmann, n. Hermann, geb. 1817;

1926 Tod von Nanette Neumayer, n. Gerstle, geb. 1862;

1934 Tod von Luise Bach, n. Friedberger, geb. 1867;

1935 Tod von Siegfried Schaefer, geb. 1879;

*

am 25. Februar:

1650 Tod von Wolf Seev Ulmo aus Pfersee;

1739 Tod von Hanne Oettinger, 68 Jahre alt, Frau des Levi Oettinger;

1755 Tod von Trendle Ulmo, 4 Tage alt;

1881 Tod von Isaak Hirsch, geb. 1811;

1911 Tod von Johanna Heymann, n. Heymann, geb. 1848;

1914 Tod von Kathi Bachmann, n. Reichenbach, geb. 1833;

1926 Tod von Henriette Rosenbusch, n. Adlerstein, b. 1860;

1929 Tod von Berta Bernheim, n. Brill, geb. 1852;

*

  • Jüdischer Friedhof Kriegshaber/Pfersee

am 26. Februar:

1734 Tod von Moses Löb aus Pfersee;

1754 Tod von Dora Katzelnbogen, Oettingen, 54 Jahre;

1756 Tod von Kele Schmied, 66 Jahre, aus Steppach, Frau des Hufschmieds Jankel;

1792 Tod von Klara Wertheimer, 34 Jahre, aus Pfersee;

1805 Tod von David Rothschild aus Darmstadt, 42 Jahre alt;

1848 Geburt von Jacob Neuburger, gest. 1912;

1854 Geburt von Karoline Rachel Kominik, n. Eisler, gest. 1926;

1878 Tod von Esther Grau, geb. 1814;

1896 Tod von Laura Stransky, unverheiratete Lehrertochter, geb. 1875;

1903 Tod von Hermann Haymann, geb. 1839;

1908 Tod von Max Scharf, (Kind);

1914 Tod von Klara Rosenfeld, n. Weisenfeld, geb. 1859, Ehefrau von Jakob Rosenfeld;

1922 Tod von Jakob Erlanger, geb. 1854;

1929 Tod von Jacob Rosenfeld, geb. 1848;

*

am 27. Februar:

1836 Tod von Isaak Hase aus Schlipsheim;

1850 Tod von Fanni Hubel, aus Nördlingen, gestorben an Fieber;

1852 Geburt von Rosa Neuburger, n. Frank, gest. 1899;

1862 Geburt von Moritz Dampf, gest. 1918;

1875 Tod von Rose Marx, 82 Jahre alt, aus Pfersee;

1890 Tod von Meier Buttenwieser, geb. 1812;

1895 Geburt von Amalie Weil, n. Lamm, 1943 in Auschwitz umgekommen;

1901 Geburt von Leopold Klopfer, starb 7 Wochen später;

1905 Tod von Josef Gallinger, geb. 1835;

1956 Tod von Paula Luchs, n. Günzburger, geb. 1875;

*

am 28. Februar:

1866 Geburt von Frieda Duschenes, n. Binswanger, gest. 1936;

1871 Geburt von Rosa Fränkl, gest. 1907;

1878 Tod von Heinrich Obermayer, geb. 1811;

1883 Tod von Bertha Gundelfinger, n. Adler, geb. 1845;

1908 Tod von Ludwig Dann, geb. 1838;

1921 Tod von Susi Nördlinger, n. Günzburger, geb. 1898;

2018 Tod von Efim Mazo, geb. 1931;

*

am 29. Februar:

1840 Geburtstag von Isaak Ari Löb aus Pfersee, 66 Jahre;

1876 Geburtstag von Bernhard Gumperz, gest. 1930;

 


Neuerscheinung “Wann immer ich von Deiner Ehre erzähle …”

December 13, 2020

Wann immer ich von Deiner Ehre erzähle …

Der Augsburger Judenkirchhof – zu Geschichte und Überresten des mittelalterlichen jüdischen Friedhofs in der Reichsstadt Augsburg

Band 1: Jüdische Friedhöfe in Augsburg

Yehuda Shenef

ISBN: 9783751971874

Hardcover, 224 Seiten, DIN A 4

Erscheinungsdatum: 12.12.2020

Die mittelalterliche jüdische Gemeinde in Augsburg zählte über Generationen zu den bedeutendsten in Europa.

Die Augsburger Juden besaßen eine herausragende Rechtsstellung im Römischen Reich, die als Vorbild für viele andere Städte und Gemeinden diente, wie etwa für die Juden von München. Kaiser Ludwig der Bayer verpfändete gar seine Stadt München an die Richter der jüdischen Gemeinde, um Kredite aus Augsburg zu erhalten.

In den Augsburger Schulen lehrten weit überregional bekannte Rabbiner, die Vorbilder und Sprecher ihrer Generationen waren. Auf sie gehen eine Vielzahl bedeutender Schriftwerke zurück, die wie etwa die Bestimmungen zur Schechita von Rabbi Jakob Weil (MaHaRiW), dem letzten mittelalterlichen Rabbiner in Augsburg, noch heute weltweite Geltung besitzen. Überlieferungen und Handschriften zeugen davon, dass Augsburger Juden auch militärtechnisch Vorreiter ihrer Zeit und prägend waren.

Vom mittelalterlichen Friedhof, dem Judenkirchhof, gibt es trotz Größe und Bedeutung der Gemeinde der Augsburger Juden nur wenige Aufzeichnungen und noch spärlichere Überreste. Dennoch sind einige Grabsteine, Fragmente und Inschriften aus der Zeit zwischen 1230 und 1445 überliefert und teilweise auch noch erhalten, eingemauert in Innenhöfen, ausgestellt in Museen oder gelagert in Kellern. Fünf davon wurden erst in den letzten Jahrzehnten entdeckt. Weitere Funde sind überall in der Altstadt möglich.

Das Buch zeichnet anhand von mittelhochdeutschen, lateinischen, hebräischen und jüdisch-taitschen Schriftquellen die Geschichte des in der Öffentlichkeit kaum bekannten, auch von Fachleuten weitgehend ignorierten Friedhofs und den damit verbundenen Abschnitten der Stadtgeschichte nach und trägt erstmals alle ermittelbaren Daten und Erkenntnisse zusammen.
Neben Fotos und Plänen von Schauplätzen werden auch alle bekannten Inschriften präsentiert, übersetzt und kommentiert. Dazu gibt es ein Register aller namentlich ermittelbaren Juden des mittelalterlichen Augsburgs.

Die stark erweiterte Neuauflage des Buches von 2013 bietet darüber hinaus auch eine viele Portraits von mittelalterlichen Augsburger Juden und ihrer Werke, Dazu zählt auch der aus Prag stammende Drucker Chaim Schwarz, der im Laufe von Jahren eine Anzahl bedeutsamer Bücher in hebräischer Sprache und Schrift in Augsburg druckte, wie die weit überregional einflussreiche Augsburger Pessach-Haggada.

Das Buch ist chronologisch der erste von drei Bänden zu den drei jüdischen Friedhöfen der Juden in Augsburg.

 


Die Geschichte der Juden in Pfersee bei Augsburg

January 22, 2020

Vom Himmel kämpfen die Sterne,

die Geschichte der Juden im heiligen Pfersee bei Augsburg”

Yehuda Shenef

Paperback, 128 Seiten (Hochglanz), 15 Euro

ISBN: 9783750430518

überall bestellbar

 

Das Jüdische Pfersee

Das heutige Pfersee an der Wertach gelegen, ist seit über hundert Jahren ein Stadtteil im Westen von Augsburg. Wenig deutet heute noch darauf hin, dass der Ort und seine Umgebung über ein halbes Jahrtausend zu Österreich gehörten. Allgemein noch weniger wahrgenommen ist die über lange Phasen dominierende jüdische Ortsgeschichte, die Pfersee bis in die Neuzeit in der jüdischen Geisteswelt einen ruhmreichen Klang einbrachte.

Über Jahrhunderte war Pfersee der Hauptsitz der ebenso weit verzweigten, wie einflussreichen jüdischen Familie der Ulmo, die Verbindungen zu allen wichtigen anderen Familien des Judentums aufweisen, und bekannt sind durch ihr, aus drei Sternen bestehenden Familienwappen.

Über Generationen hinweg waren die Ulmo in Pfersee auch im Besitz der deshalb so genannten Pferseer Handschrift, der ältesten, fast vollständig erhaltenen Handschrift des Babylonischen Talmuds, auf der die späteren Druckausgaben beruhen, die heute weltweit und täglich studiert werden, mehr als je zuvor.

Die jüdische Geschichte und ihre wohlbekannten Gelehrten in Pfersee reichen weit über die schwäbische Provinz hinaus, etwa ins Heilige Land, dessen frommen Zionismus man von hier aus bereits im 16. Jahrhundert förderte.

Die Weltgeltung des jüdischen Pfersee, welche in den Betrachtungen unserer Tage nur in lapidaren Randnotizen erscheint, will die kurze Einführung anhand zahlreicher Werke und Persönlichkeiten der Ortsgeschichte skizzieren und somit die über dreihundertjährige Geschichte der seit bald 150 Jahren aufgelösten jüdischen Gemeinde ins allgemeine Gedächtnis zurückzuholen.

 


There’s a hitch somewhere

October 8, 2018

There is a hitch somewhere
הדבר יש וו

Artwork by Chana Tausendfels (12. 2013)


erweiterte Neuauflage: “Das Haus der drei Sterne”

November 13, 2016

Yehuda Shenef:  –  Das Haus der drei Sterne: Die Geschichte des jüdischen Friedhofs von Pfersee, Kriegshaber und Steppach bei Augsburg, in Österreich, Bayern und Deutschland

Neuazflage des Buches von 2013

yehuda-shenef-das-haus-der-drei-sterne-neuauflage-2016https://www.amazon.de/dp/374310069X/

ISBN: 978-3743-100-695

288 Seiten / 16.50 Euro

Der jüdische Friedhof an der heutigen Hooverstraße im Augsburger Norden hat eine sehr wechselvolle Geschichte, wie kaum ein anderer in Deutschland. Hier ruhen berühmte Gelehrte, Eisenbahnpioniere, Politiker und Bankiers, bis 1815 auch Hofagenten aus München, bis 1865 auch Augsburger.

Gegründet wurde er zur Beginn des 30-jährigen Krieges in der damals österreichischen Markgrafschaft Burgau, von den Juden aus Pfersee, Kriegshaber und Steppach, just am selben Tag, als gleich daneben ein Feuerball in der Umgebung einschlug.

Hundert Jahre später eskalierte der Bau eines Hauses am Friedhof beinahe zum Krieg zwischen Österreich und der benachbarten Reichstadt. Ein weiteres Jahrhundert später, übte das Militär des Königreichs Bayern neben dem Friedhof den Umgang mit Kanonenkugeln, wobei immer wieder Trauernde, Passanten und Gräber getroffen wurden.

Die Nazis schändeten 1942 den Friedhof als Vergeltung für einen alliierten Bombenangriff auf die MAN-Werke am Vortag. Als nach den Zweiten Weltkrieg um den Friedhof herum eine Wohnsiedlung für US-Soldaten entstand, bildete der Friedhof eine exterritoriale Enklave, für deren Erhalt sich General Eisenhower einsetzte, der bald darauf Präsident der USA wurde.
Nun steht dem lange vernachlässigten Friedhof eine russische Zukunft, als letzte Ruhestätte aus der ehemaligen Sowjetunion zugewanderter Juden, bevor.

Die um hundert Seiten erweiterte Neuauflage des Buches bietet eine Auswahl an Grabsteinen und Inschriften nebst dem (fast) vollständig rekonstruierten Grabregister.

Mit Vorworten von Dr. Arthur Obermayer, Boston (Obermayer Foundation) und Botschafter Peter R. Rosenblatt, Washington DC, beide Nachkommen jüdischer Familien aus Kriegshaber und Pfersee.

 


Zur Familiengeschichte jüdischer Viehbauern und Metzger in Kriegshaber

August 28, 2016

Obwohl Dokumente für die Siedlung von Juden in Kriegshaber erst aus der Zeit um 1560 erhalten sind, ist doch davon auszugehen, dass die jüdische Geschichte vor Ort weiter zurückreicht und wahrscheinlich mit der österreichischen Herrschaft in der Markgrafschaft Burgau beginnt. Dafür spricht zum einem die unmittelbare Nähe zu Augsburg, die auch für die damalige Zeit mit Pferden und Wagen keine Welt waren, zum anderen die günstige Verkehrslage auf dem Handelsweg von Augsburg nach Ulm, Frankfurt und Straßburg.

 

Einige der Kriegshaber Juden stammten aus Oberhausen, wo sie nach der Aussiedlung von Augsburg in den frühen 1450er Jahren ausgewichen waren. Unter der vorderösterreichischen Regierung der Habsburger verlagerten sich die Handelswege zunehmend von den Flößern der Wertach auf die Straße, wovon Kriegshaber gegenüber Oberhausen profitierte.

100 Jahre Kriegshaber in Augsburg Logo JHVA

Charakteristisch für die Geschichte Kriegshabers als jüdisches Straßendorf, das die Hauptstraße des Ortes prägte, ist die sehr hohe Anzahl von Viehbauern, Züchtern und Metzgern, mit der es sich von den jüdischen Nachbardörfern Pfersee (Finanzhandel, Chemie) und Steppach (Stoffe) wesentlich unterschied. Zeitweilig war weit mehr als die Hälfte der Kriegshaber mit Viehzucht, Handel oder Metzgerarbeiten beschäftigt. Die führte dazu, dass bald in jedem zweiten Haus ein Metzgerbetrieb war oder damit im Zusammenhang stehende Arbeiten verrichtet wurden. So ist es vielleicht naheliegend, dass 1830 David Skutsch, der Sohn des verstorbenen Kriegshaber Rabbiners und Schwager von dessen Nachfolger in der Ulmer Straße 216 als weltweit erster ein Patent auf die Herstellung von Duftkerzen nebst königlichem Privileg (Alleinvertriebsrecht) erhielt. Den grundlegenden Talg für den umworbenen „Kriegshaber Duft“ gab es vor Ort in Übermaß und billig wie kaum woanders.

Kriegshaber in Bildern - am Straßenrand der Weltgeschichte - 100 Jahre Eingemeindung Augsburg 1916 2016

Da die Metzgereien den Eigenbedarf der Ortschaft, die um 1790 etwa sechshundert Einwohner hatte (davon rund 400 Juden), deutlich überstieg, verwundert es auch nicht, dass die jüdischen Viehbauern vor allem auswärtige Kunden versorgten. Der Erfolg der Kriegshaber Juden war sprichwörtlich und überregional bekannt und stieß freilich nicht nur auf Beifall, sondern auch auf krankhaften Neid. Ein Beleg dafür ist die antijüdische Erzählung des unter dem fiktiven Namen „Veitel Itzig“ veröffentlichte Geschichte eines fränkischen Antisemiten, der Jahrzehnte vor den ominösen „Protokollen der Weisen von Zion“, die Emanzipationsbestrebungen der Juden in den 1830er Jahren als heimliche „Verschwörung zur Erlangung der Weltherrschaft“ diffamierte. Der Verschwörer ist ein Metzger und als Ausgangspunkt ist Kriegshaber der Ort der Handlung.

 

Das jüdische Geschichte, wie bereits jeder Bibelleser an Hand zahlreicher Abstammungslisten und Erzählungen in der Bibel weiß, im wesentlichen immer auch vor allem Familiengeschichte ist, lässt sich auch an Hand der Geschichte Kriegshaber nachvollziehen. Anschaulich wird dadurch wie der angestammte Broterwerb sich in den Familienclans fortführte und durch zahlreiche Heiraten neue Impulse integriert wurden.

Kriegshaber jüdische Schule Eingang Ulmer Straße 2013 Umbau

Der bedeutendste Familienzweig unter den Kriegshaber Viehbauern waren ohne Zweifel die Mändle (Mendel), die direkt im Haus neben der Synagoge wohnten, und deren Oberhäupter es zu Hoffaktoren und Ausrüstern von Bischöfen, Herzögen, Königen und Kaisern brachten. Ein besonders herausragendes Beispiel war 1744 die Krönung von Kaiser Karl VI in Frankfurt am Main, für die die Unternehmung Abraham und Josef Mändle von München und Kriegshaber aus den gesamten Fuhrpark nebst Reiterei  besorgte und ausstatte. Eine historische Randnotiz deren logistische Leistung wir heute bestenfalls erahnen können.

 

Mit den Heiraten ging natürlich immer auch ein Wissenstransfer einher. Als im Frühjahr 1699 die Tochter des Vorsitzenden der Pferseer den Sohn des Prager Rabbiners heiratete, erkundigte sie sich bei ihr Kriegshaber Tante Riwke, der Frau des Kriegshaber Metzgerprüfers Meir Ulmo, nach heimischen Kochrezepten und erhielt in einem handschriftlichen Brief eine Sammlung schwäbisch-jüdischer Kochrezepte mit „Wertach-Forchelfisch“ (Forellen), „Erdpirn“ (Kartoffeln), „Leinel“ (Leinöl), gefüllte Mangoldblätter und „Kasbraut“ (Käsekuchen).

 

Wie die Mayer stammten auch die Mändles als Nebenlinien von den Ulmo ab und wurden selbst von den meist aus dem österreichisch-schwäbischen Umland zugezogenen Familien Dick, Einstein, Oberdorfer, Bach und Rothschild aufgefrischt, während  sich die Mayers in Kriegshaber weiter in die Zweige Mayer, Untermayer und Obermayer aufspalteten, die ebenfalls als metzger und Viehzüchter tätig waren, teilweise ein eigenen Betrieben, während andere auf der Basis von Fetten chemische Stoffe herstellten.

 

Besondere Bedeutung für die frühmoderne Geschichte Augsburgs erlangten dabei der Ulmo-Mayer-Nebenzweig Obermayer. Jakob Obermayer und seine Geschäftspartner Feitel Kaula, Westheimer und Efraim Ulmo statteten 1803 die bankrotte Reichsstadt mit einer halbe Million Gulden aus und retteten sie so zwei Jahre vor der drohenden und letztlich dann unausweichlichen Annexion durch das Herzogtum Bayern, die durch Napoleons Besuch 1805 besiegelt wurde. Obermayer durfte nun in Augsburg als Bürger wohnen und gilt damit als Begründer der modernen Augsburger Gemeinde, die Formel freilich erst von seinem Enkel ins Leben gerufen wurde.  Sein Sohn Isidor Obermayer (1795-1862), der 1821 das heute als Augsburger Standesamt bekannte Palais kaufte war Mitbegründer der Bayerischen Staatsbank, wie auch der Hypovereinsbank und besorgte als Eisenbahnpionier aus England auf eigenes Risiko Schienen und Lokomotiven für die erste bayerische Überlandbahn von Augsburg nach München. Sein ebenfalls noch in Kriegshaber geborener Sohn Carl von Obermayer (1811-1889) hatte wenig für Geschäfte übrig, vertrat aber im väterlichen Haus als Konsul die Vereinigten Staaten von Amerika in Augsburg. Dem Augsburger Naturkundemuseum schenkte er bedeutende ethnologische Sammlungen die bei seinen Reisen im Wilden Westen Amerikas erworben hatte, lange vor Buffalo Bill und Karl May. Schließlich wurde er auch Vorsitzender der vom Bayerischen König offiziell anerkannten israelitischen Kultusgemeinde von Augsburg unter dessen Führung diese auch einen eigenen Friedhof und eine neue Synagoge (Wintergasse) bekam.

Bis in die 1930er Jahre blieben in Kriegshaber zuletzt noch die Gebrüder Einstein als Metzger und Viehzüchter präsent. Als Nebenlinie der Mändle hatten sie eine Reihe der früheren anderen betriebe aufgekauft, ererbt und übernommen. Freilich nahm mit der modernen Industrialisierung in großen Massenschlachthöfen den Kriegshaber Juden das zuvor auf Vertrauen und Qualität beruhende Geschäft ohnehin weitgehend aus der Hand. Schließlich wurde im bereits Mai 1933 in Deutschland durch die Nazi-Regierung auch noch das Schächten verboten. Die Einsteins stammten aus Buchau, wie auch die Familie des berühmten Albert Einsteins, dessen Vorfahren ebenfalls Metzger und Viehzüchter waren.

 

Ganz verschwunden ist die Erinnerung an die jüdischen Metzgerfamilien von Kriegshaber auch heute nicht, wenngleich die oft zu hörende Frage, ob der bekannte Kriegshaber Metzger Joachim Goldstein denn auch Jude sei. Doch der ehemalige Fußballprofi der Anfang der 1980er Jahre beim FC Augsburg und beim TSV 1860 München in der zweiten Fußballbundesliga spielte, hat freilich nur einen Familiennamen der in den Ohren mancher „jüdisch“ klingt.

 

Artikel von Yehuda Shenef, erschienen in “Kriegshaber in Bildern – Am Straßenrand der Weltgeschichte”, Wissner-Verlag, Augbsurg 2016, S. 63 und 65 (Abbildung oben)


Buchtipp: “Der Bundestag zu Augsburg”

August 15, 2016

Vor genau 150 Jahren tagte der Deutsche Bundestag, der aus dem von Preußen bedrohten Frankfurt rechtzeitig nach Augsburg kam, vom 18. Juli bis zur Auflösung des Deutschen Bundes Auflösung am 24. August 1866 fünf mal in Augsburg. Ein inzwischen fast vergessenes Zeitgeschehen, dessen Folgen bis heute die deutsche wie europäische Politik beeinflussen.

Das Buch zum 150. Juliläum beleuchtet Umstände, Schauplätze und Protagonisten.

Ab sofort bestell- und lieferbar.

Bundestag Augsburg 1866 - Yehuda Shenef 2016

Yehuda Shenef

Der Bundestag zu Augsburg,
das Ende des Deutschen Bundes im Sommer 1866

176 Seiten, 10 Euro

ISBN 978-3-7412-7524-1

Der Bundestag zu Augsburg

Fragt man nach den Standorten der deutschen Parlamentsgeschichte werden sofort Frankfurt, Weimar, Berlin und Bonn genannt. An Augsburg als letzten Sitz des Bundestages des Deutschen Bundes im Jahre 1866 denkt kaum jemand, dabei markiert die Geschichte des Augsburger Bundestags eine wichtige Zäsur in der deutschen wie europäischen Geschichte, deren Nachwehen bis heute aktuell sind.

Die Abgeordneten gastierten mit ihrer Entourage im Hotel „Drei Mohren“ , das somit zum zeitweiligen Bundes-Palais wurde, mit ihnen ausländische Diplomaten und Korrespondenten. Die Bundesversammlungen fanden im Sitzungssaal (Rokokosaal) der Residenz (heute: Regierung von Schwaben) beim Dom statt.

Das Buch beschreibt anhand zahlreicher zeitgenössischer Zeugnisse die Schauplätze, Abläufe aber auch die inzwischen (zu Unrecht) vergessenen Protagonisten des Bundestags in Augsburg. Beigefügt sind auch Berichte Augsburger Zeitungen wie auch die vollständigen Sitzungsprotokolle.

  • * * *

Hardly know today: In summer 1866 Augsburg was seat of the German Bundestag which ecaped from Frankfurt, which was occupied by the Prussian several days later. In Augsburg the German Parliament had five sessions and the last one on August 24 declared the end of the German Bund, which until that time was dominated by Austria. But the Koeniggraetz Battle has shifted the power to the Prussian, …


לבדוק את זה וזה

August 9, 2016

בודק את עינך כי בלב שלך עינך להיות למילים

בודק את מילים שלך כי מילימ שלך להיות למעשיך

בודק את מעשיך כי מעשיך להיות לרגלים שלך

בודק את רגלים שלך כי רגלים שלך להיות לדמות שלך

בודק את דמות שלך כי דמות שלך זה הופך גורלך

בודק את גורלך כי גורלך יראו בעיני מישהו אחר

yehua shenef tfilin august 2016באוגוסט 2016

Consider your moments, for in your heart they become words
Consider your words, for they become your deeds
Consider your actions, for they become your habits
Consider your habits, for they become your character
Consider your character, for it becomes your destiny                                                                        Consider your destiny, because it will be seen by the eyes of someone else

 

bedenke deine Augenblicke, denn sie werden zu Worten

bedenke deine Worte, denn sie werden zu deinen Taten

bedenke deine Taten, denn sie werden deine Gewohnheiten

bedenke deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter

bedenke deinen Charakter, denn er wird zu deinem Schicksal

bedenke dein Schicksal, denn andere Augen werden es sehen

 

***

The Hebrew text, which bases on a somewhat smaller Talmudic quote, was written by my maternal 12 generation ancestor Shimon ben Sanwil (Shmuel/Samuel) Ulmo, c. 1645 – 1720, from Pfersee who was katzin and manhig lemedina and was buried in grave 38-02 at Pfersee/Kriegshaber Jewish Cemetery (today in the Northwest of Augsburg/Bavaria/Germany), his (still existing) grave marker photographed by Theodor Harburger in 1927 in his photo-collection as no. 24

 


Jüdischer Friedhof BINSWANGEN Jewish Cemetery

May 24, 2016

new book by Yehuda Shenef

(Deutsch & English)
Der jüdische Friedhof bei Binswangen –
Hintergründe, Fotos. Grabsteininschriften, Familiengeschichten
The Jewish Cemetery at Binswangen –
Background, Photos, Grave Marker Inscriptions, Family History
Yehuda Shenef - Der jüdische Friedhof bei Binswangen The Jewish Cemetery at Binswangen
240 Seiten / pages  // 17.50 €
ISBN: 978-3848220335