Fountain at municipal cemetery Neu-Ulm
Neu-Ulm entstand um 1810 nachdem die Donau zum Grenzfluss wurde, die Königreiche Bayern und Baden-Württemberg trennte und Ulm letzterem zugeschlagen wurde. Auch in der bayerischen Neustadt gründete sich eine jüdische Gemeinde, die zur Jahrhundertwende etwa einhundert Menschen umfasste. Im Laufe der Zeit besaß sie verschiedene Bethäuser, jedoch war die Gemeinde, die dem Rabbinat von Ichenhausen zugeordnet war, zu klein, um sich den Bau eines eigenen Synagogengebäude leisten zu können. Der städtische Friedhof an der Reuttier Straße (/Zypressenweg) wurde zwar bereits 1861 eingeweiht, jedoch stammen die ältesten (noch lesbaren) Grabinschriften der jüdischen Abteilung beim Leichenhaus aus den Jahren 1881 und 1882. Das mit Hecken eingegrenzte Areal umfasst mittels Google Earth gemessen etwa 22 mal 15 m, also ca. 330 m². Die letzten drei Begräbnisse stammen aus den Jahren 1995 (Schaja Nowak), 2000 (Oskar Fürsetzer) und 2003 (Chaim Weinberg).
Am Eingang des jüdischen Friedhofs gibt es eine weiße Säule mit der dreizeiligen Inschrift “RUHESTÄTTE JÜDISCHER MITBÜRGER” in Großbuchstaben. Daneben befand sich beim Besuch am 6. Februar, eine wahrscheinlich anlässlich des sog. “Holocaust-Gedenktags” am 27. Januar aufgestellter grüner Kranz mit rötlichen Blumen. Auf dem blau-weißen Band wurden zur Widmung goldfarbene Buchstaben aufgesteckt: „Stadt Neu Um – Der Oberbürgermeister“. Wohl in der Aufregung muss den Machern entgangen sein, dass die Stadt eigentlich „Neu ULM“ heißt, bzw. dass das L ausgelassen wurde. Das bekannte Sprichwort wird damit jedenfalls auch nicht einfacher:
Belegt sind nur etwa zwei Drittel der Fläche, im wesentlichen in fünf Grabreihen, die nordöstlich, bzw. südwestlich nach Dillingen, Prag und Warschau, bzw. Bern und Madrid ausgerichtet sind. Insgesamt gibt es etwa 40 erkennbare Grabstätten, wovon 37 Personen namentlich lesbar sind. Vier oder fünf Grabplatten sind vollständig mit Moos und/oder Gestrüpp überwachsen und konnten bei Schneetreiben und Dauerfrost nicht identifiziert werden.
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts schlossen sich viele Neu-Ulmer Juden der jüdischen Gemeinde in Ulm an. 1933 lebten noch etwa dreißig Juden in Neu-Ulm. Der Grabsteininschrift nach starb Berta Bauland (geb. Levi) im Alter von 74 Jahren am 10. November 1938 – was womöglich kein zufälliges Datum sein wird. Ihr Ehemann Max Bauland war bereits elf Jahre zuvor am 13. Juli 1927 gestorben. Berta Bauland ist wahrscheinlich die letzte Jüdin, die vor dem Weltkrieg hier bestattet wurde. Erst in den letzten Jahrzehnten gab es wieder drei Bestattungen: 1995 (Schaja Nowak), 2000 (Oskar Fürsetzer) und 2003 (Chaim Weinberg).
Jewish Cemetery Neu-Ulm
Abgesehen von der jüdischen Abteilung am städtischen Friedhof erinnert heute nichts an die Geschichte der Juden in Ulm.
Eine ausführlichere Beschreibung des Friedhofs folgt demnächst.