Zur jüdischen Geschichte in Osterberg

July 23, 2014

 

Karte Osterberg map Jewish

 Jewish settlement (blue), cemetery (green) at Kolbenweg, few yards away

Osterberg Schloss

Schloss Osterberg castle

Osterberg sheep next to Jewish cemetery

Osterberg sheep

In Osterberg einer c. 20 km nördlich von Memmingen und zwischen Babenhausen und Altenstadt gelegenen kleinen Gemeinde im Landkreis Neu-Ulm an der Grenze von Bayern und Württemberg, gab es etwa hundert Jahre lang ein jüdische Gemeinde. Heute erinnern daran nur noch das Straßenschild “Judengasse” und der etwas versteckte, umwaldete kleine jüdische Friedhof.

Judengasse Osterberg

 part of the Judengasse in Swabian Osterberg

Osterberg Judengassen Siedlung

Osterberg selbst war eine für die Region recht typische Dorfsiedlung unterhalb eines Schlosses und von diesem völlig abhängig und darauf ausgerichtet. Auch die Nähe zum nur etwa 6 km entfernten Fugger-Sitz Babenhausen (wo es zeitweilig ebenfalls eine jüdische Gemeinde gab und auch dort erinnert heute namentlich nur der erhaltene Straßenname „Judengasse“ daran) spielte dabei eine Rolle.

Osterberg Judengasse

Einzelne Nachrichten über Juden am Ort in  finden sich ab dem 16. Jahrhundert. Doch erst um das Jahr 1800 entstand eine jüdische Siedlung für die der Freiherr von Osterberg geworben hatte. Als etwas zwielichtiger Kommissar in den Ermittlungen der Papiernoten – Vorwürfe gegen die schwäbischen Juden im Herbst 1803 ist er uns gut vertraut aus dem Bericht des Ber Ulmo aus Pfersee. Angeworben wurden auch Juden aus Steppach, Kriegshaber und Pfersee. Zu den Bewohnern zählte 1835 deshalb auch der Lederer und Gerber Abraham Steppacher in Haus 8 oder die Familie der Binswanger in der Judengasse 22. 1820 wurde ein jüdisches Schulhaus und hernach ein (neues) Tauchbad (Dauche) gebaut, welche die bisherigen Provisorien ersetzten. Die genauen Standorte zu lokalisieren war eine knappe halbe Stunde vor dem Anpfiff des FIFA-WM-Endspiels zwischen Deutschland und Argentinien nicht möglich – und letztlich auch egal.

Jüdischer Friedof Osterberg Eingang Entrance Jewish cemetery

steiler Aufgang/Eingang des etwas versteckt liegenden Friedhofs

Jüdischer Friedhof Osterberg

abandoned Jewish cemetery of Osterberg

Jüdischer Friedhof Osterberg Jewish Cemetery

בית קברות יהודי באוסטערבערג

Es gab drei zusammenhängende Judengassen in Osterberg. Knapp hundert Meter Luftlinie von der Judengasse entfernt (siehe Karte oben), am steil aufsteigenden Waldrand erlangte die Gemeinde im Juli 1802 auch einen eigenen, „40 Quadratschuh“ (ein bayerischer Schuh maß 29.72 cm) großen, ursprünglich umzäunten, jetzt aber ummauerten Begräbnisplatz. Es sind nur wenige Grabsteine erhalten geblieben und von diesen haben nur einige noch identifizierbare hebräische Inschriften. Am bekanntesten ist der offenkundig in der Nachkriegszeit restaurierte Stein der Blimle Binswanger (geb. Götze), deren Gatte Moses Binswanger am jüdischen Friedhof von Kriegshaber/Pfersee begraben liegt.

Bluemle Binswanger Grabstein jüdischer Friedhof Osterberg

מצבה של בלימלא בינסוונגר בבית הקברות יהודי בכפר הבווארי אוסטערבערג

Osterberg jüdischer Friedhof Grabstein Schimschon haKohen

Hebräischer Grabstein Osterberg jüdischer Friedhof

Osterberg Jewish cemetery

Osterberg jüdischer Friedhof Grabstein

Hebrew gravemarker Jewish cemetery Osterberg Bavaria


Jewish Cemetery Neu-Ulm

February 13, 2013

 

  (Video)

Jüdischer Friedhof Neu-Ulm Jewish Cemetery

Das nachstehende Register listet alle auf dem jüdischen Abteil des städtischen Friedhofs von Neu-Ulm auf, deren Namen bei einem knapp halbstündigen Aufenthalt bei üppigem Schneefall identifiziert werden konnten. Einige wenige Grabsteine waren zugewachsen mit Gestrüpp oder komplett mit zugefrorenem Moos bedeckt. Da die Anzahl der Grabsteine nicht sehr groß und auch die Fläche des Friedhofs (ca. 22 m / 15 m, = ca. 330 m²) auch überschaubar ist, reicht eine alphabetische Liste mit – soweit vorhanden – Geburts- und Todesdaten (:DDMMYYYY)

Name Birth Death
Adler, Abraham 00.00.1830 00.00.1897
Bauland, Leopold 09.10.1867 02.07.1928
Bauland, Carrie

geb. Lindauer

Bauland, Sigmund

06.09.1869

05.03.1865

27.10.1929

11.10.1936

Bauland, Max

Bauland, Berta,

geb. Levi

09.04.1861

28.10.1864

13.07.1927

„den 14. Tamus“

10.11.1938

Bernheim, Bertold 23.08.1863 10.02.1921
Bissinger, Jacob

Bissinger, Hannchen

10.09.1852

30.03.1856

17.08.1920

20.12.1938

Bissinger, Sigmund 14.06.1867 26.06.1907
Bissinger, Sigfried 29.08.1878 06.04.1934
 
Fuchs, Sara 20.04.1849 09.05.1925
Fürsetzer, Oskar 00.00.0000 00.00.2000
 
Glaser, Max 24.02.1819 15.01.1911
 
Kahn, Hedwig

geb. Rosenheim

21.12.1864 1.09.1919

New York

Kaufmann, Karl 00.00.0000 00.00.0000
Kaufmann, Nathan

aus Zaberfeld

11.10.1910 11.01.1910

gewidmet von Gebrüder Bauland

 
Levi, Leonhard 05.10.1842 23.00.1939
Levi, Caroline 00.01.1845 00.00.1892 (?)
Levinger, Sophie 25.10.1843 05.05.1881
Liebermann, Julius 03.01.1825 16.07.1902
Liebermann, Julius 25.06.1898 20. 01.1902
 
Moos, Ernst 20.04.1911 22.01.1988

Südafrika

 
Nowak, Schaja 17.05.1914 19.06.1995
 
Rosenheim, Jacob 08.08.1857 31.07.1882
Rosenheim, Bernhard 02.08.1826 20.08.1884
Rosenheim, Julie

geb. Heiden

03.05.1831 06.12.1915
 
Steinheimer, Sarah 00.00.1810 (?) 00.00.1882
Steinheimer, Isaak
Stern, Ferdinand

geb. zu Malsch in Baden

10.03.1857 16.12.1905
Stern, Flora

geb. Bauland

zum Gedenken: Stern, Josef

26.03.1870

02.04.1893

21.04.1933

gest. „in Polen“

Ullmann, Isaak

Ullmann, Luise

23.09.18xx

17.03.1832

07.01.1902

23.09.1905

 
Wollf, Adelheid

geb. Weiss

27.09.1834 05.11.1892
Wurmser, Klara

Wurmser, Lehmann

23.10.1864

05.03.1860

25.05.1937

11.11.1937

 

Jüdischer Friedhof Neu-Ulm Sarah Steinheimer Jewish Cemetery


Der jüdische Friedhof im Bayrischen Neu-Ulm

February 8, 2013

 

Neu-Ulm Friedhof (70)Fountain at municipal cemetery Neu-Ulm

Neu-Ulm entstand um 1810 nachdem die Donau zum Grenzfluss wurde, die Königreiche Bayern und Baden-Württemberg trennte und Ulm letzterem zugeschlagen wurde. Auch in der bayerischen Neustadt gründete sich eine jüdische Gemeinde, die zur Jahrhundertwende etwa einhundert Menschen umfasste. Im Laufe der Zeit besaß sie verschiedene Bethäuser, jedoch war die Gemeinde, die dem Rabbinat von Ichenhausen zugeordnet war, zu klein, um sich den Bau eines eigenen Synagogengebäude leisten zu können. Der städtische Friedhof an der Reuttier Straße (/Zypressenweg) wurde zwar bereits 1861 eingeweiht, jedoch stammen die ältesten (noch lesbaren) Grabinschriften der jüdischen Abteilung beim Leichenhaus aus den Jahren 1881 und 1882. Das mit Hecken eingegrenzte Areal umfasst mittels Google Earth gemessen etwa 22 mal 15 m, also ca. 330 m². Die letzten drei Begräbnisse stammen aus den Jahren 1995 (Schaja Nowak), 2000 (Oskar Fürsetzer) und 2003 (Chaim Weinberg).

Neu-Ulm Friedhof (19)

Jüdischer Friedhof Neu-Ulm Jewish Cemetery

Am Eingang des jüdischen Friedhofs gibt es eine weiße Säule mit der dreizeiligen Inschrift “RUHESTÄTTE JÜDISCHER MITBÜRGER” in Großbuchstaben. Daneben befand sich beim Besuch am 6. Februar, eine wahrscheinlich anlässlich des sog. “Holocaust-Gedenktags” am 27. Januar aufgestellter grüner Kranz mit rötlichen Blumen. Auf dem blau-weißen Band wurden zur Widmung goldfarbene Buchstaben aufgesteckt: „Stadt Neu Um – Der Oberbürgermeister“. Wohl in der Aufregung muss den Machern entgangen sein, dass die Stadt eigentlich „Neu ULM“ heißt, bzw. dass das L ausgelassen wurde. Das bekannte Sprichwort wird damit jedenfalls auch nicht einfacher:

Oberbürgermeister Neu-Ulm Kranz Jüdischer FriedhofIn Um, um Um, um Um herum …“

Belegt sind nur etwa zwei Drittel der Fläche, im wesentlichen in fünf Grabreihen, die nordöstlich, bzw. südwestlich nach Dillingen, Prag und Warschau, bzw. Bern und Madrid ausgerichtet sind. Insgesamt gibt es etwa 40 erkennbare Grabstätten, wovon 37 Personen namentlich lesbar sind. Vier oder fünf Grabplatten sind vollständig mit Moos und/oder Gestrüpp überwachsen und konnten bei Schneetreiben und Dauerfrost nicht identifiziert werden.

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts schlossen sich viele Neu-Ulmer Juden der jüdischen Gemeinde in Ulm an. 1933 lebten noch etwa dreißig Juden in Neu-Ulm. Der Grabsteininschrift nach starb Berta Bauland (geb. Levi) im Alter von 74 Jahren am 10. November 1938 – was womöglich kein zufälliges Datum sein wird. Ihr Ehemann Max Bauland war bereits elf Jahre zuvor am 13. Juli 1927 gestorben. Berta Bauland ist wahrscheinlich die letzte Jüdin, die vor dem Weltkrieg hier bestattet wurde. Erst in den letzten Jahrzehnten gab es wieder drei Bestattungen: 1995 (Schaja Nowak), 2000 (Oskar Fürsetzer) und 2003 (Chaim Weinberg).

Jüdischer Friedhof Neu-Ulm

Jewish Cemetery Neu-Ulm

Abgesehen von der jüdischen Abteilung am städtischen Friedhof erinnert heute nichts an die Geschichte der Juden in Ulm.

Eine ausführlichere Beschreibung des Friedhofs folgt demnächst.