Franz Ritter von Wertheim (1814-1883)

June 15, 2016

Wertheim, Franz Freiherr offspring of Shimon Wolf Wertheimer from Pfersee, Augsburg and Munich

“Wertheim war eine Persönlichkeit, die ihren Dienst dem gesamten österreichischen Gewerbe zur Verfügung stellte. In seinem Betrieb gab es keine „Arbeiterprobleme“, er betonte immer, dass seine Ideen ohne seine Mitarbeiter nicht umzusetzen wären. Er galt als Pionier des „neuzeitigen Werbewesens“. Alles und Jedes war ihm recht, wenn es nur die Aufmerksamkeit der Umwelt auf ihn und seine Erzeugnisse lenkte. Er förderte auch die Künstlerschaft durch wohlbezahlte Aufträge und errichtete 1872 in seinem Palais ein kleines Theater.”

more: https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Wertheim


Ferdinand Wertheimer (1817-1883)

January 6, 2012

Ferdinand Wertheimer was a member of the Upper Austrian Landtag in Linz, he also was landlord in Ranshofen and honorary citizen of three places Ried, Ranshofen and Braunau in the Inn-Viertel (famous region south-east of the Inn river in Austria), since he connected the small towns as railroad pioneer to the modern world. The later mentioned place Braunau / Inn at the Austrian-German border actually was the birth place of Adolf Hitler, who in 1889 also was baptized in a church which then was in possession of the Jewish Wertheimer family. Ferdinand Wertheimer also initiated the railroad connection between Braunau and Munich, obviously used by the young Hitler.

Ferdinand (Joshua) Wertheimer was the grandson of Bernhard  Ulmann (Ber Ulmo) of Pfersee and an offspring of famous rabbi and court agent Samson Wertheimer and his son Wolf Shimon Wertheimer who as Ferdinand is buried at the Jewish cemetery of Pfersee/Kriegshaber. However he was raised by his stepmom Babette, the sister of Isidor Obermayer. Fedinand studied chemistry and was influenced by famous Prof. Liebig, he also was a succesful cattle breeder, beneficient to parentless children as well as a patron of arts, fire fighter, as town councilman and member of the local parliament he was a liberal politician as well as a traditional (Greeks put it “orthodox”) Jew … and many more. His grandson Egon Ranshofen-Wertheimer (a Roman Catholic) was part of the short-lived Bavarian Soviet Republic, but also worked for the Geneva based League of Nations and after the war for the United Nations in New York. As columnist he was a fierce opponent of the Nazi Regime in Germany, led by Hitler who has stolen his birth house in Ranshofen Braunau.

His memory however is almost entirely faded, so we put him as first part of a new series of articles on portraits of Augsburg Jews.

Der Pionier Ferdinand Wertheimer  (11 pages short biography in German)

Ferdinand Wertheimer ist am jüdischen Friedhof von Pfersee/Kriegshaber bestattet. Sein Grabmal, wie das seiner, oft fälschlich für seine leibliche Mutter gehaltenen Stiefmutter, wurde von den Nationalsozialisten gründlich zerstört, möglicherweise auf “höheren Befehl”. Ferdinand Joschua Wertheimer war nämlich nicht nur Gutsbesitzer in Ranshofen (seit dem “Anschluss” 1938 ein Teil von Braunau), sondern hatte als Eisenbahn-Pionier auch die Orte Ried und Braunau an die Moderne angeschlossen, wofür er nicht nur in Ried und Ranshofen, sondern auch in Braunau mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet wurde.  Er besorgte auch die womöglich verhängnisvolle Bahnlinie Braunau-München, die der spätere Diktator bekanntlich benutzte.  Adolf Hitler wurde zusätzlich zu all diesem in der Kapelle katholisch getauft, die von Ferdinand Wertheimer mit dem ehemaligen, 1811 aufgehobenen Chorherrenstift erworben wurde. Es ist kaum vorstellbar, dass Hitler nichts über den Ehrenbürger seiner Geburtsstadt und Eigentümer seiner Taufkappelle gewusst haben sollte.

Ferdinand Wertheimer ist anders als sein katholischer Enkel Egon, nach dem in Braunau 2007 ein Preis benannt wurde, weitgehend vergessen, ganz zu Unrecht, weshalb wir ihn, der liberaler Politiker, Feuerwehrmann, orthodoxer Jude, Chemiker, Rinderzüchter, Journalist, Mäzen, Theaterintendant und manches andere war, zum ersten Teil einer neuen, in loser Folge erscheinenden Folge von Portraits  Augsburger, österreichisch- oder bayerisch-schwäbischer Juden der letzten tausend Jahre nehmen wollen.


Zum 200. Geburtstag von Carl von Obermayer

March 1, 2011

(Carl von Obermayer – painting by Chana Tausendfels, 2009)

Carl von Obermayer (1811 – 1889) entstammte einer alteingesessenen schwäbischen Familie, deren Wurzeln ins Augsburger Mittelalter zurückreichen und über lange Jahrhunderte im austro-schwäbsichen, dann bayerisch-schwäbischen Raum lebten und wirkten. Wie sein Vater und Großvater war er Vorsitzender der neuen jüdischen Gemeinde in Augsburg. Er war US Konsul in Bayern mit Amtssitz in Augsburg, ein Förderer von Theater, Kunst und Musik ebenso wie der Naturwissenschaft, stiftete eine Armenküche und einen Hilfsverein für die Resozialisierung von Strafgefangenen. Obermayer war Oberst und Kommandant der Augsburger Landwehr und Mitbegründer der freiwilligen Feuerwehr.

Am 1. März 1811, also heute vor genau zweihundert Jahren wurde Carl (דיד יעקב בן יצחק) Obermayer als Sohn von Isidor Obermayer (1783 – 1862) und der aus Karlsruhe stammenden Bankierstochter  Nanette Kusel (1794 – 1856). Am selben Tag wurde in seiner Heimatstadt Dresden auch der spätere Oberrabbiner Wolf David Landau geboren. Carl von Obermayer war eine schillernde Persönlichkeit, der an zahlreichen Höfen verkehrte und im 19. Jahrhundert zu einer der herausragenden Persönlichkeiten in Augsburg gehörte, heute aber in der Stadt weitgehend vergessen ist. Sein Großvater Jakob, ein Nachkomme der berühmten Pferseer Ulmo, der als Finanzier bereits im Frühjahr und Sommer 1799 in Augsburger wohnen durfte, konnte durch massive Geldzahlungen an die hochverschuldete und um seine Unabhängigkeit als Reichstadt bangende Augsburg, ab 1803 ein permanentes Bleiberecht aushandeln.  Zehn Jahre später, im Jahre 1813 wurde er Vorsitzender der ersten dauerhaften jüdischen Gemeinde nach dem Mittelalter, die sich in Räumen seines Wohnhauses am Obstmarkt versammelte. In diesem Haus wurde auch Carl geboren. Obwohl die Gemeinde damals bereits rund 100 Personen umfasste waren nur wenige jüdische Haushaltsvorstände in der Stadt verzeichnet: Jacob Obermayer, Isidor Obermayer, Arnold Seligmann, Goudchaux Weiler, Simon Weiler, Amson Heymann, Simon Wallersteiner, Simon Levi, Samson Binswanger, Wolf Regensburger und die Kinder von Jakob Obermayers Pferseer Verwandten und Partner Henle Efraim Ulman (Ulmo).

Im selben Jahr erwirbt Jakob für sich und seine Frau, für seinen Isidor und dessen Frau aus Karlsruhe wie auch für deren beiden Kinder Carl und Henriette das Bürgerrecht für die Barsumme von 550 Gulden, was eine sehr stattliche Summe darstellt. 1 Pfund frisches Schwarzbrot (467 g) beispielsweise kosteten in jener Zeit bei Augsburger Bäckern 3 Kreutzer, ein Kilogramm aufgerundet also 6 Kreutzer. Bis zum 31. Dezember 1875 galt in Bayern der Gulden zu 60 Kreutzer, der tags darauf zum Stichtag 1. Januar 1876 durch die Deutsche Mark zu Pfennigen ersetzt wurde. Für einen Gulden erhielt man also 10 Kilo frisches Brot und wie viel Jakob Obermayer damals für die Eintragung des Bürgerrechts zahlte, kann man ermessen, wenn man sich vergegenwärtigt, wie viel man heute beim Bäcker für  5.500 kg oder 11.000 Pfund frisches Brot zahlen müsste, … Im selben Jahr wurde Jakob Obermayer auch Vorstand der faktischen jüdischen Gemeinde von etwa 100 Juden die sich zu den Gebetszeiten in seinem Wohnhaus trafen, wo eigens Räume für die Gebete, Lesungen und Studien eingerichtet wurde. 1821 erwarb Carls Vater das prächtige alte Wohnhaus dass sich entlang der Heilig-Grab-Gasse gegenüber dem alten Städtischen Kaufhaus erstreckte zur Maximilianstraße beim Herkules-Brunnen dem Schaezler-Palais gegenüber lag. Isidor wohnte dort bis zu seinem Tod im Jahre 1862. Carl von Obermayer wuchs in diesem Haus auf und verbrachte hier seine Jugend. Zu seiner in Kriegshaber gefeierten Bar Mitzwa im Februar 1924 –Parascha Truma – entsandte König Maximilian I. ein Gruß, der von einem Sekretär persönlich überbracht wurde. Im November 1833 heiratete Carl Emma Goldstein aus Wien – einer verzweigten Verwandten von Theodor Herzls Ehefrau Julie. Carl und Emma hatten drei Kinder, aber keine glückliche Ehe. Das aufwendige Wiener Scheidungsverfahren ist voll von Vorwürfen des Ehebruchs und Vernachlässigung durch Carl, dem zahlreiche Affären nachgesagt wurden. Nach seiner Rückkehr aus Wien fasste Carl, der wenig Neigung für Finanzgeschäfte hatte, sich aber umso mehr der Kunst, Musik und Wohltätigkeit widmete, mit Hilfe seines Vaters, der bereits der Landwehr angehörte, Fuß im gesellschaftlichen Leben seiner Heimatstadt. Ab 1846 war Carl Obermayer Konsul der Vereinigten Staaten von Amerika in Bayern mit Sitz in Augsburg. Persönlich ernannt dazu hatte ihn James Knox Polk (1795 – 1849), seit März 1845 elfter Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Als Oberst der Landwehr alter Ordnung gilt Carl als ranghöchster jüdischer Offizier der bayerischen Militärgeschichte.  1853 übernahm er von seinem Vater das Amt des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Augsburg, das er bis 1867 innehatte. In seine Amtszeit fällt der Umzug in die Wintergasse wo Augsburgs erste Synagoge der Neuzeit in einem eigens erworbenen und für diese Zwecke umgebauten Wohnhaus eingerichtet wurde.  Sein Sohn Jakob Edwin, der wie zahlreiche andere Obermayer im Familien-Ensemble am Kriegshaber Friedhof begraben ist, verstarb 1856 früh im Alter von 21 Jahren als Student in München, im Jahr der ersten weltweiten Finanzkrise, unter dubiosen Umständen. Nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1862 kehrte er in das Haus als Erbe zurück – seine Schwester Henriette (1812 – 1885) hatte bereits 1830 Baron Simon Oppenheim, den Haupterben des Bankhauses damals jüdischen Bankhauses Sal. Oppenheim in Köln geheiratet. Eine Verbindung die auch Isidor Obermayer beim Bau der Eisenbahnlinie von München nach Augsburg sehr hilfreich war. 1869 wurde Carl Obermayer vom württembergischen König Karl I. mit dem Namenszusatz „von“ geadelt, was seitens Bayerns jedoch nicht anerkannt wurde. 1876 heiratete Carl von Obermayer die Sängerin Rosalie Ultsch (geb. 1838) mit der er eine Tochter hatte. Mit ihr zog er wieder nach Wien, wo er 1881 verstarb.

(Gräber des Obermayer’schen Familien Ensembles, im wieder verwilderten Zustand Ende Okt0ber 2010)

Begraben wurde Carl von Obermayer am jüdischen Friedhof Kriegshaber / Pfersee neben seiner ersten Frau Emma, die in 1865 Baden-Baden verstorben war. Links neben ihm wurde der österreichische Abgeordnete Ferdinand Wertheimer, der 1883 in Linz verstarb, bestattet. Das Grabmal Wertheimers ist „verschwunden“, das seiner Mutter Babette „Bela“ (geb. Obermayer) ist seit Jahren offen und ausgehöhlt – lediglich eine kleine Grabplatte und Reste einer hebräischen Widmungsinschrift konnten zwischen Erdreich und Müll 2007 geborgen werden. Vom Grab Isidor Obermayers war bis 2009 nur die kleine hebräisch-deutsche Erinnerungstafel übrig geblieben, die wahllos in einem Gebüsch lag. Vom Grabmal Jakob Obermayers, der Augsburg  einst mit stattlichen Summen vor der drohenden Pleite bewahren wollte, ist nur noch die Bodeneinfassung übrig, während die Grabplatte Carl von Obermayers seit nunmehr Jahrzehnten zerschlagen ist und in einzelnen Trümmern am Friedhof liegt, da alle Bemühungen Einzelner, es zu restaurieren gescheitert sind.

Zum 200. Geburtstag bemühte sich der JHVA bei verantwortlichen Stellen, um eine WIDMUNGSTAFEL am ehemaligen Wohnhaus der Obermayer, das mit Isidor und Carl von Obermayer sowie dem Nachfolger Salomon Rosenbusch das Heim drei aufeinanderfolgender Vorsitzender der neuzeitlichen jüdischen Gemeinde im Augsburg des 19. Jahrhunderts war, doch erscheint die Angelegenheit wie schon in der Bewahrung der Grabstätten schwierig und vielleicht hoffnungslos.

Wie vor zweihundert Jahren sind auch heute wieder die Kassen leer, aber ein neuer rettender Obermayer ist nicht in Sicht.

Today marks the 200th birthday of Carl von Obermayer from Augsburg, who as his father Isidor and grandfather Jakob was head of the modern Jewish community in Augsburg’s 19th century. He also was a wellknown benefactor and Consul for the United States of America in Augsburg, personally appointed by President James Polk in 1846. However as  many grave markers of his family also his at the Jewish Cemetery of Kriegshaber is smashed as his memory is (almost) forgotten.


דלת הברזל של בית הכנסת דונאווערט

November 2, 2010

בעיר דונאווערט בנהר הדנובה הייתה קהילה יהודית מהמאה ה -12 המאוחרות ועד 1518.

על פי כללי, היום אין שרידים בעיר של עבר היהודי, רק יודעים איפה בערך היה הסמטה של הקהילה היהודית – אבל אף אחד לא יודע איפה, למשל, היה בית הכנסת בעיר או בית הקברות. אחרי 500 שנה זה באמת לא הפתעה.

אבל יש הפתעות אחרות במוזיאון של ההיסטוריה העיר :דלת ברזל עם ייצוג של מנורה עם שמונה זרועות, אנחנו יודעים כחנוכיה.

בעיר הם מאמינים כי דלת הברזל של טירה עתיקה נהרס ב 1308,אין להם מושג שיש קשר ליהדות או בית הכנסת. זה קשה להבין כי הסמל של המנורה מאוד ידועה גם בגרמניה, כמובן. אבל מצאנו באינטרנט שיש עוד דלת הברזל אחר אשר דומה מאוד הדלת בעיר דונאווערט. גם הדלת הזה עם מנורה, אבל עם שבעה זרועות. גם דלת הזה במוזיאון בעיירה קטנה מעדלינג 15 ק”מ מווינה, הבירה של אוסטריה גם על הדנובה הנהר. במוזיאון זה ידוע כי דלת הברזל של בית הכנסת, זה ידוע גם כי הדלת עשויה זמן לפני .1420 שתי הדלתות הם דומים כל כך, שצריך להיות קשר. אולי הם נעשו בסדנה אותה. ייתכן גם כי יש דלתות יותר בבתי כנסת אחרים.

 1 – Donauwoerth at the Danube / Bavaria /Germany  2 – Moedling near Vienna / Austria
Maria Zelzer – Geschichte der Stadt Donauwoerth, Band 1: Von den Anfängen bis 1618; Donauwoerth, 1958, 1979; S. 196 b Mödling, ehemalige Tür der Synagoge, vor 1420; Museum Mödling – Thonetschlössl (Bezirks-Museums-Verein Mödling), www.museum.moedling.at.tf 

 www.david.juden.at/2008/77/8_paulus.htm 


Spuren der jüdischen Geschichte in Donauwoerth

November 1, 2010

Aus der mittelalterlichen Geschichte der Juden in Augsburg sind eine Reihe von Juden bekannt, die bezeichnet werden als „von Werd“. Zwar spricht vieles dafür, dass es sich dabei um das heutige 45 km nördlich von Augsburg gelegene Donauwörth handelt, da schon früh eine „civitas de Werde“ überliefert ist. Andererseits ist „Werd“ (oder „Werth“) kein seltener Name und findet sich recht häufig als Ortsbezeichnung, da das mittelhochdeutsche Wort schlicht „Insel“ heißt, doch solche gibt es – namensgebend an Flüssen oder Seen – allenthalben. Zwar sind die meisten Bezeichnungen als Toponyme heute verschwunden, viele kleine Orte existieren aber noch unter diesem Namen und selbst an der Donau hat sich als Wörth (bei Regensburg) der Ortsname Werd (an der Donau) gehalten, während anderenorts die Bezeichnung vielfach in bloße Flurbezeichnungen oder Straßennamen übergegangen ist. Als Unteres Werdli wird eine der kleinen Inseln am Untersee des Bodensees bezeichnet. Da alle Inseln sind, heißt auch jede Werd und insgesamt spricht man tautologisch zur Verdeutlichung von den Werd-Inseln. In der elsässischen Grafschaft Werd existiert heute noch das Château de Werde, usw.

Donauwörth verdankt seine Besonderheit dem Zusammenfluss von Wörnitz und Donau – auch Zusam und Lech fließen in relativer Nähe in die Donau.  Donauwörth lag also recht günstig für den Schiffsverkehr, andererseits lag die ursprüngliche Insel (heute Ried genannt) wie auch das Umland in Hochwassergefahr und bot wenig Expansionsmöglichkeiten, weshalb sich zunächst der Mangoldfelsen anbot, auf dem eine Burg errichtet wurde. Dort wurde auch ein Kloster errichtet, das eines Splitter vom Kreuz des Jesus bedurfte, um die erforderliche Aufmerksamkeit auf die Ansiedlung zu lenken. 1193 wird der Ort „Werd“ von Heinrich VI. zur Stadt erhoben und um 1214 lässt sich der Deutsche Orden in Werd nieder. Die ältesten urkundlichen Belege registrieren im ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts auch Juden an dem kleinen Ort, der auf der vorgelagerten Insel Ried, in der Gegend um das Rathaus und um den Mangoldfelsen herum erst spärlich besiedelt war.  Der in Speyer geborene Rabbi Jehuda bar Schmuel Kalonymos, zuletzt bis seinem Tod Rabbiner in Regensburg und der Nachwelt am besten als Jehuda ha-Chassid bekannt, hielt sich aber als allseits respektierte Autorität bereits im Frühsommer am Neumond des Tamus 1195 oder 1198 zur Schlichtung eines Rechtsstreits in der  קהל וערד  auf, was wir durchaus als jenes Werd deuten können, da in dieser Zeit wohl kein anderes als Sitz einer jüdischen Gemeinde in Frage kommt. Wer andere Informationen hat, möge es uns wissen lassen.

Eine genauere Datierung ist nicht möglich, da wegen der Verwechselbarkeit der Buchstaben ה und ח  4955oder 4958 in Frage kommen, zumal in beiden Jahren der Neumond auf das Ende des Schabbats fiel und der Abschnitt Korach gelesen wurde, weshalb die zusätzlichen Angaben in beiden Fällen zutreffen. Beim fraglichen Neumondstag Tamus handelt es sich also um Sonntag den 18. Juni  1195 oder  um Sonntag den 14. Juni 1198, wobei der Rabbi gewiss wegen des Schabbats vorher angereist sein und sich wahrscheinlich sozusagen übers Wochenende dort aufgehalten haben dürfte. Aber angesichts der ansonsten stillen Ortsgeschichte fällt die kleine Datierungsunsicherheit auch nicht weiter ins Gewicht, interessanter ist schon die Frage, wo er sich aufhielt und wo die Gemeinde (קהל) ihren Sitz hatte. Erst in späterer Zeit ist ein einzelnes Haus in Nähe des Rathauses als Sitz der Juden genannt, freilich mit sogleich 16 Wohnungen. Der früheste Nachweis eines Rathauses geht auf das Jahr 1236 zurück und war noch ohne das später zum Ausbau genutzte Steinmaterial von der aufgelassenen Burg. Das schließt nicht aus, dass schon damals Juden neben dem dann eben erst später entstehenden Rathaus wohnten, ist aber bloßes Raten, zumal es erste noch reichlich ungenaue Stadtpläne erst ca.300 Jahre später gibt. Möglich ist auch, dass schon in der Stauferzeit Juden in der „Judengasse“ oder am „Judenberg“ wohnten, auch wenn die Namen erst später genannt werden.

Im Jahre 1256 ließ der Wittelsbacher Herzog Ludwig von Bayern auf der Burg seiner Frau Maria von Brabant aus Eifersucht den Kopf abschlagen, da ein Bote zwei Briefe verwechselt haben soll. Der christliche Lehrer und Verlagsunternehmer Ludwig Auer (1839-1914) widmete dem Drama ein „fünfaktiges Trauerspiel“, das immer noch in unmittelbarer Nähe des Geschehens in der Freilichtbühne am Mangoldfelsen aufgeführt wird. Bereits im Jahre 1266 wird die Burg verpfändet, was in späterer Zeit wiederholte male das Schicksal von Werth an der Donau sein sollte. Die Burg Mangoldstein wurde bereits im Jahre 1301 durch den Habsburger König Albrecht I. (1255-1308) zerstört, freilich brachte ihm das kein Glück ein, wurde er selbst 1308 von seinem Neffen Johann von Schwaben getötet, als dieser ihm mit einer Axt den Kopf spaltete.  Zur selben Zeit wurden Steine von der Burg für den Ausbau den Rathauses der nunmehr Freien Reichsstadt abgetragen.

Am Abend des 23. August des Jahres 1298 zählen Joseph von Werde und Mosman sin sun zu den 15 namentlich genannten Vertretern der Augsburger Judengemeinde, die sich gegenüber der Stadt Augsburg dazu verpflichten, einen ca. 400 Meter langen Abschnitt der Stadtmauer vom (Augsburger) Kloster Heilig Kreuz bis zum jüdischen Friedhof (Judenkirchhof) an der Blauen Kappe (heutige Bezeichnung beim Curt Frenzel Stadion) nach Maßgabe der Stadtpfleger Hartman dem Langemantel und Konrad dem Langen binnen vier Jahren zu bauen. Es handelte sich ohne Zweifel um ein bauliches Großprojekt, da die Mauer ca. sieben Meter hoch und ca. einen Meter breit war, was einem Volumen von ca. 2800 m³ entspricht. Der Name Klinkermauer (nachdem auch das Klinker Tor benannt wurde), lässt darauf schließen, dass sie nach dem damals noch neuen Verfahren als Hartbrandziegel hergestellt wurden, ebenso wie auf eine parallele innerstädtische Maueranlange (Wehrgang), deren Fundamente 2008 beim ehemaligen Klinkertor freigelegt waren und nachvollzogen werden konnten. Wie nun auch immer, waren Josef und Mosman, Vater und Sohn aus Werd (Donauwörth) stammende Juden als führende Mitglieder der Augsburger Gemeinde am Bau dieses Werkes aktiv beteiligt. Bis 1438 sind die Brüder Josef und Chaim (Heye) noch als sechste Generation von Josefs und Mosmans (Moses) Nachkommen aus Werd in Augsburgs Steuerlisten verzeichnet.    

Die räumliche Nähe der Judengasse an der Stadtmauer zum direkt außerhalb befindlichen Kaibach legt nahe, dass sich hier auch die Mikwe der Gemeinde befunden hat. Der Verlauf der Straße kann aufgrund älterer, aus jüdischer Sicht freilich weit späterer Zeit, in etwa nachvollzogen werden. Bauliche Substanz aus dieser frühen Zeit ist freilich nicht mehr vorhanden und Ausgrabungen wie sie aktuell im Zusammenhang mit einem Neubau in unmittelbarer Nähe zum Mangoldfelsen gerade stattfinden sind im Bereich der Judengasse wohl auch nicht zu erwarten, da hier trotz der Umbenennung der Straßen in Ölgasse und Ölberg auch nicht mit entsprechenden solchen Funden zu rechnen ist. Im Jahre 1495 ist der Sitz der Gemeinde hier verbürgt, angeblich im Sinne eines „Ghettos“ und ohne Kenntnis darüber, wo sich die Synagoge oder andere Einrichtungen der Gemeinde befunden haben mögen. Bald darauf bis zur Ausweisung im Jahre 1518 gab es einen eigenen Friedhof der Juden von Werd, dessen Lage unbekannt ist, der sich aber wegen der räumlichen Verhältnisse wohl außerhalb der Stadt, vielleicht in einem der abgesteckten Felder befand, die östlich der Stadtmauer im Burgfriedensplan von 1544 zu sehen sind, ein Bereich der auch heute noch entlang der „Promenade“ kaum besiedelt ist.

Schwäbischwerd wurde bereits von Kaiser Ludwig dem Bayern und in der Folgezeit auch von dessen Nachfolger Karl IV verpfändet, obwohl dieser zuvor ausdrücklich vertraglich zusicherte, dies nicht zu tun. Bereits 1607 endete die Geschichte von Werd oder Schwäbisch Werd als Freie Reichsstadt und der Ortname lautete nunmehr Thonauwörth. Historisch bedeutsam ist die Schlacht am Schellenberg bei Donauwörth im Juli 1704, als John Churchill der Duke of Marlborough, ein Vorfahr von Winston Churchill über die Bayern siegte und die Stadt arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. In der Folge blieb Donauwörth jedoch eine allenfalls regional bedeutsame Kleinstadt, die erst durch die Gebietsreform in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch Eingemeindungen seine heutige Größe erreichte und aktuell etwa 18.000 Einwohner hat.

An die jüdische Stadtgeschichte erinnert heute – fast 500 Jahre nach der Auflösung der letzten bekannten jüdischen Gemeinde – in Donauwörth gar nichts. Freilich könnte eine 1979 in der zweiten Auflage des bereits 1958 verfassten ersten Bands von Maria Zelzers „Geschichte der Stadt Donauwörth“ abgebildete „Eiserne Tür von der Mangoldburg“ einen Bezug zur hochmittelalterlichen Judengemeinde in Donauwörth haben.  In der Bildbeschreibung am Ende des Bandes heißt es: „Eiserne Tür, die vermutlich die Schatzkammer im Rathaus verschloss. Der Tradition nach vom Mangoldstein, heute im Donauwörther Heimatmuseum“. Ob sich die Eisentür heute noch dort befindet, konnten wir bei unserem Kurzbesuch in Donauwörth nicht aufklären, da das Museum am späten Nachmittag geschlossen war und auch das zunächst anvisierte „Haus der Stadtgeschichte“ gemäß der Internetpräsenz der Stadt Donauwörth „nur auf Anfrage geöffnet“ hat. Die Eisentür jedenfalls ist mit verschiedenen Beschlägen kunstvoll gestaltet und zeigt im oberen von zwei Querverstrebungen gebildeten Vierteln unzweifelhaft eine Menora, also einen ursprünglich jüdischen und typischen Leuchter, wie man ihn in verschiedenen Varianten in aller Welt kennt. Vom mittleren Schaft zweigen übereinandergesetzt drei runde, jeweils zwei Arme bildende Bögen ab, während der Schaft selbst in zwei Bögen endet. An der Spitze jeder der acht Bogenenden befindet sich ein Abschluss der relativ deutlich die Funktion als Kerzenhalter bestätigt. Es deutet deshalb daraufhin, dass die Illustration keine gewöhnliche Menora als siebenarmigen Leuchter, sondern die besondere Form des achtarmigen Leuchters darstellt, wie er für das jüdische Weihefest Chanucka erforderlich ist. 

(Abbildung aus Maria Zelzer – Geschichte der Stadt Donauwoerth – Erster Band Von den Anfängen bis 1618, S. 196 b, im Anhang ist der Hinweis “Foto: K. Rothlauf”)

Die gesamt Darstellung ist recht eigentümlich, erinnert ihre Machart, insbesondere was auch den Fuß des Leuchters und die weiteren Darstellungen auf der Türe anbetrifft doch sehr deutlich an klassische Darstellungen jüdischer Leuchter und Thoraschreine aus der Antike, insbesondere aus Israel, aber auch an zahlreiche entsprechende Darstellungen in römischen Katakomben des zweiten, dritten oder vierten Jahrhunderts. Die örtliche Tradition, wie den Angaben von Zelzers Buch zu entnehmen ist, schreibt die Herkunft des Tores der bereits 1308 abgetragenen Burg am Mangoldfelsen zu. Freilich ist es fraglich, warum die Burgherren der Mangold ein explizit jüdisches Symbol für eine Eisentüre hergestellt und/oder verwendet haben sollten. Wie auch immer blieb die Türe wohl erhalten, weil sie im späteren Rathaus der Stadt Verwendung fand. Von dort nun aber muss sie in irgendeiner Weise in das Museum gekommen sein, um dort 1979 fotografiert zu werden.  Maria Zelzer (1921-1999) zog 1961 nach Stuttgart, wo sie sich interessanter Weise mit der jüdischen Ortsgeschichte befasste, aber „wegen ihrer Recherche zum jüdischen Gedenkbuch immer stärker angefeindet wurde“ und in späteren Jahren sogar von Amts wegen für schizophren erklärt und unter Vormundschaft gestellt wurde. Die Bezugnahmen auf die Juden in Donauwörth im Jahre 1958 freilich waren noch recht dürftig. Beispielsweise wird erwähnt, dass die Juden sich nach 1495 trotz der strengen Ratserlässe „ganz wohl gefühlt haben“ und sich in Donauwörth vermehrten und sie „aufeinander steckten wie Fledermäuse“.  (Zelner, Bnd. 1, S. 161) Doch trotz der Abbildung der Menora-Türe im Buch blieb die naheliegende Deutung und Erklärung aus.

Dies zu gewährleisten ist heute freilich nicht einfacher. Zunächst fehlen der Geschichtsschreibung Belege für die Lokalisierung der Synagoge in Donauwörth. Die Legende schreibt das Tor der Burg zu, wohl mangels einer anderer Erklärung, wobei aber unklar bleibt, warum eine unzweifelhaft erkennbare Menora (Chanuckia) keinen Gedanken auf Juden aufkommen ließ, gerade auch bei der Archivarin der Stadt, die sich bald darauf mit der Geschichte der Juden in Stuttgart befasste – und bereit war, sich dafür offen anfeinden zu lassen. Die Art der Darstellung erinnert sehr an antike Vorbilder, was ohne weiteres nicht zu erklären ist, solange vergleichbare Darstellungen aus der mittelalterlichen Zeit fehlen. Trotz der antiken Darstellungsweise ist eine solch frühere Herkunft wenig wahrscheinlich. Sollte die Türe Bestandteile aus Holz haben, wären diese vielleicht datierbar. Die Möglichkeit, dass die Eisentüre eine womöglich alte Türe aus einer ehemaligen Synagoge der Juden in Donauwörth sein könnte, ist wohl nicht auszuschließen, außer man kann die eindeutige Abbildung als bloß „zufälliges“ Ornament abtun. Die Argumentationskette diesbezüglich freilich dürfte dann ggf. recht interessant werden, da es in der mittelalterlichen Stadt ohne Zweifel eine jüdische Gemeinde gab und eine fast identische, auf das Jahr 1420 datierte Eisentüre sich im österreichischen Mödling bei Wien befindet, wo sie als Synagogentüre identifiziert wurde:

http://www.david.juden.at/2008/77/8_paulus.htm

(Illustration by Chana Tausendfels)

(Kurzbiographie von Maria Zelzer: http://historischer-verein-donauwoerth.de/images/pdf/ZELZER-BIOGRAPHIE.pdf / )

 

The history of the Jews in Donauwoerth (in medieval times Werd or Sabian Werd on the Danube) usually is easily answered. The first records are from the times of the Hohenstaufer dynasty and since 1518 there is no Jewish community in the town. In the meantime there was a house with 16 flats near the townhall were the Jews lived in and in their last years they were forced to leave the spacious house and to move into an own quarter of the town consisting of two alleys – the “Judengasse” and the “Judenberg”. What apparently appears as substantial betterment local historians however have portrayed in terms of “force” or “ghetto”. Of course there are some taxpayer records and other deeds. However it is not even known where the synagogue or mikveh was or if there were any, but in their last decade there was an own Jewish cemetery and nobody knows where. So there are no traces left and basically that’s it. 

On the other hand there is an old iron gate photographed in 1979 and displayed at the museum of local history with a eight-branched menorah on it as we use it until today for the festival of Chanucka, but no one ever considered it as a Jewish symbol. An almost identical iron door at the small town Moedling near Vienna however with seven branches is dated 1420 and identified as door of the medieval synagogue. See link above