Rathaus von Oberhausen bei Augsburg aus dem Jahr 1602

July 3, 2013

Geht es darum, das Alter des historischen Rathauses von Oberhausen zu taxieren, so wurde bislang – auch von unserer Seite – eher grob geschätzt. Da am alten Gasthof nebendran (wo heute das “Absolut” beheimatet ist) eine Tafel die Jahreszahl 1720 zu lesen ist, musste man annehmen, dass das Rathaus wohl eben “etwas älter” sein musste. Eine alte Abbildung die etwa auf das Jahr 1650 datiert wird, zeigt das Rathaus in seiner früheren Fassade:

Hauptstraße Oberhausen bei Augsburg um 1650 mit Rathaus

Das Rathaus in der Bildmitte verfügt damals bereits über die heute noch vorhandenen Etagen. Interessant auf der Hauptstraße ist neben dem Abwasserkanal noch die in der Mitte zwischen Rathaus und Hügel direkt beim damaligen Vogthaus befindliche Barriere. die den Zutritt zum Ort markiert und möglicherweise auch zur Markierung als Eruv benutzt werden konnte.

In den 1825 in Augsburg gedruckten “Denkwürdigkeiten des Oberdonau-Kreises” erwähnt der aus dem zu seiner Geburt noch vorderösterreichischen Freiburg im Breisgau stammende Altertumsforscher und Mitbegründer des Römischen Museums in Augsburg und Ideengeber des (späteren) Historischen Vereins in Schwaben Johann Nepomuk Franz Anton von Raiser (1768-1853) beiläufig, dass im (Juli) 1602 eine ehemalige, nun eingetauschte Sölde zum Amtshaus in Oberhausen wurde:

Oberhausen Rathaus 1602 Amtshaus

Johann Nepomuk von Raiser:  Denkwürdigkeiten des Oberdonau-Kreises, Augsburg 1825, S. 101

Aus von Raisers Aussage ergibt sich für die Einrichtung des Amtshauses von Oberhausen an der Wertach der Sommer 1602 als diverse Besitzungen in Oberhausen gegen andere auswärtige getauscht wurden und im Haus an der Sölde das Amtshaus eingerichtet wurde. Daraus ergibt sich abgesehen davon, dass der Kern des Hauses natürlich noch älter ist und es sicher vom Söldhaus zum Amtshaus erweitert worden sein wird, ein Alter von heute wenigstens 411 Jahren. Damit ist das Oberhausener Rathaus übrigens älter als das Augsburger. Interessant ist vielleicht auch, dass dessen Baumeister Elias Holl, der im Vorjahr von seinen Studien aus Italien zurückkehrte 1602 als Baumeister in Augsburg angestellt wurde, als große Teile Oberhausens in den Besitz Augsburge Bürger ging. Ob Elias Holl auch Oberhausener Rathaus tätig war, ist nicht bekannt, aber villeicht nicht auszuschließen. Belegt ist jedoch, dass er 1619 den Kirchturm von Peter Paul gleich neben dem Rathaus errichtete.

Augsburg Oberhausen Altes Rathaus - Chana Tausenfels


Das alte Rathaus im heutigen Augsburger Stadtteil Oberhausen

June 27, 2013

Die älteste bekannte Darstellung des stattlichen Gebäudes stammt aus der Zeit um 1650, doch dürfte das Gebäude selbst zumindest noch einige Jahrzehnte älter sein und aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg stammen.

Augsburg Oberhausen Altes Rathaus Hirblinger Str Zollernstraße

Luftbild (Google Earth) des alten Oberhausener Marktplatzes mit dem wuchtigen Rathaus

Augsburg Oberhausen Altes Rathaus - Chana TausenfelsRekonstruktion des Oberhausener Rathauses um 1650 von Chana Tausendfels

Gasthof Fassade Oberhausen Augsburg Zollernstraße Biergartenerhaltene vergleichbare Fassade am Gasthof/Biergarten an der Zollernstraße, gegenüber des Rathauses


Ist das Rathaus von Oberhausen an der Wertach (Augsburg) in Gefahr?

December 24, 2010

Oberhausen an der Wertach wurde 1911 Bestandteil von Augsburg und nur noch wenige Leute wissen, dass es eine eigene Geschichte hatte, wozu auch eine eigene jüdische Gemeinde im 16. Jahrhundert gehört, wie auch ein Rathaus, in dessen Obergeschoss es zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch Unterrichtsräume für die jüdischen Schüler des Ortes gab, die Kinder von zugewanderten Arbeitern der in Oberhausen ansässigen Textilfabrik des Moses Landauer waren. Sogar Talmud wurde dort unterrichtet.

Obwohl selbst die ältesten Spuren von Römerlagern, die Augsburg schon lange vor der Eingemeindung Oberhausens, geschickt für sich beanspruchte, ist Oberhausen an der Wertach nicht wirklich geschichtsträchtig. Dies liegt auch am meist lieblosen Umgang mit dem lange Zeit heruntergekommenen, lieblos behandelten Stadtteil, der in manchen Teilen ein gewisses Schmuddel-Image hatte und für manche wohl auch noch hat. Häuser, können hier, wie in der Donauwörther Straße jahrelang bröckeln, ohne dass etwas geschieht. Offenbar lohnt sich das finanziell für irgendwen.

Nun aber wird seitens der Stadt Augsburg allen Ernstes sogar erwogen, das alte Rathaus – im geschichtslosen Oberhausen den meisten ohnehin nur als mitunter eher problematisch empfundenes, weil überwiegend von „Ausländern“ frequentiertes, Jugendzentrum („He, Alter, was geht?! – Schau ned so blöd!“) geläufig – an der Hirblinger Straße bei der Peter Paul Kirche abzureißen, um an seiner Stelle eine angeblich dringend benötigte Turnhalle zu bauen.

Als Grund dafür wurde Schimmel in den Kellerräumen des alten Rathauses vorgegeben, was kaum glaubhaft sein dürfte. Wenn man jedes Haus, in dem Schimmel auftritt mal eben abbrechen würde, würde es bald anders aussehen in der Stadt.  Wahrscheinlich geht es aber eher um kolportierte Fördergelder die für einen Turnhallenbau „fließen“ könnten. Die sind aber zweckgebunden, dürfen also nicht für eine billigere Sanierung des historischen Baus benutzt, sondern nur einem Neubau gewidmet werden. Folglich wird pünktlich zum christlichen Weihnachtsfest also der Knüppel ausgepackt und mit ihm das historische Erbe des (selbst)vergessenen Stadtteils zerschlagen – am besten noch zum Jubiläum der Eingemeindung demnächst – und zugleich wird mit dem Geldbündel gewunken, um scheinbare Geschenke zu verteilen, die es nicht wirklich braucht, zumal sie ja auch keine sind. Eine Turnhalle für die Schule passt besser als die „herumlungernden“ Ausländerjugendlichen. Dass dabei auch noch ein letzter Rest alter Ortsgeschichte zertrümmert wird – wen kümmert es? Fördermittel sind wie Zuckerguss zu Weihnachten. Frohes Fest!

Oberhausen Augsburg Altes Rathaus 2003  Old townhall of Augsburg / Oberhausen (built about 1690)

Übrigens gibt es in Oberhausen keinen Turnhallenmangel. Schon 1883 hatte der Turnverein an der Donauwörther Straße neben dem damaligen Bärenwirt eingeweiht. 1920 wurde sie in den aus Augsburger und Oberhausener Turnvereinen fusionierten „TSV 1871 Augsburg“ integriert. Der Verein existiert noch, die Halle nicht mehr. Sie wurde abgerissen, aber schon 1994 durch einen Neubau am Maierweg in Oberhausen-Nord ersetzt. Nach der Turnhalle riss man an der Donauwörther Straße Ende der 1990er Jahre auch die letzten Reste des alten Brauerei-Gebäudes des Bärenwirts ab. Beide Abrisse hinterlassen bis heute eine große zusammenhängende Baulücke, für die sich offenbar niemand interessiert. Aber wahrscheinlich lohnt sich auch da der Leerstand. Platz für eine neue Halle am historischen Platz wäre vorhanden. Ach was, ein Stadion könnte man dort bauen.


Impressions from Augsburg Oberhausen

July 2, 2013

Augsburg Oberhausen Altes Rathaus 2013

400 year old town hall of Oberhausen at Wertach (Augsburg) next to the historical brewery inn from 1720

Augsburg Oberhausen alter Braugasthof neben Rathaus

Augsburg Oberhausen Altes Rathaus TreppengeländerTreppe im Alten Rathaus von Oberhausen

Augsburg Oberhausen Rathaus Rückseite Peter Paul KircheOberhausener Rathaus Rückseite mit Peter Paul Kirche

Das historische, über 400 Jahre alte Oberhausener Rathaus, das in den letzten Jahren wohl absichtlich vernachlässigt wurde, um Denkmalschutzaspekte zu hintertreiben ist nach dem Abriss des Oberhausener Schlosses (heute vom sog. “Josefinum” überbaut) und der Vogtei der letzte Überrest aus der Zeit des alten Oberhausen. Die Kirch in ihrem heutigen Aussehen stammt aus der Zeit um 1700. Nun soll das bedeutende Denkmal doch abgerissen werden, um einer Turnhalle Platz zu machen, die zum einem dem Charakter des historischen Ortskern nicht entsprechen kann. Da man Turnhallen nicht so baut, dass man sie auch in 400 Jahren noch benutzen kann und attraktiv findet, ist es auch klar, dass nach 20 oder 30 Jahren spätestens Sanierungsbedarf besteht und der geplante Neubau altmodisch und schändlich wirkt. Man wird sich später zurecht fragen, welche “Verantwortlichen” das waren, die dafür das alte historische Rathaus und damit die Idendität des Ortes vernichtet haben.

* * *

Oberhausen at Wertach, home of Nathan of Oberhausen, one of the progenitors of the Frankfurt Rothschild family, is going to lose it’s historical identity. The municipality in all seriousness wants to destroy the over four hundred years old stately town hall building – under the rather ridiculous pretext of some mold in the basement, which of course could have been eliminated in 3 years of “discussion” – in order to replace it by a featureless sportshall (although there already are other gymns as well as other building f ground).

There are no special points for guessing that the gym of course will not last 4 centuries as well, but most likely not even 4 decades until it will be in dire need of redevelopment. Then at the latest people will ask who was so stupid and acted without due consideration back then.


Augsburg: erste Wahl

March 17, 2014

Augsburg Rathaus Perlach Herkules Cisa Zirbelnuss

Die Augsburger haben gewählt: Kurt Gribl aus Kriegshaber holt über 51 % der Stimmen und bleibt Augsburgs „OB“. Die CSU gewann hinzu, doch mit CSM und PRO gäbe es beim aktuellen Stand der Auszählungen nur eine knappste Mehrheit, was die bisherigen Zerwürfnisse vielleicht eher dokumentiert als bereinigt.

Oberbürgermeister Kurt Gribl Augsburgals OB wiedergewählt: Kurt Gribl

Im Abgleich mit unserer Prognose können wir zufrieden sein: Die größte Abweichung ergab sich in der Wahlbeteiligung. Sie lag nicht bei 68 %, sondern nur bei 41 %.

In Oberhausen-Nord wählten nur 19.8 %, in Oberhausen-Süd 20.3 %, in Lechhausen ein Viertel, in Kriegshaber gingen nur 26 % zur Wahl, im angrenzenden Pfersee-Nord auch nur 27.8 %. In der Innenstadt sieht es nur mäßig besser. In der Innenstadt, in welcher der Autor dieser Zeilen wohnt, gingen auch nur 29.8 % zur Wahl.

Das Gesamtergebnis von 41 % Wahlbeteiligung kommt sodann auch nur deshalb zustande, weil der Anteil der Briefwähler 28.8 % erreicht. Mit dieser Beobachtung lagen wir in der Prognose tendenziell dann auch richtig, ergab unsere Befragung doch einen Briefwahlanteil von 25.4 %. Der auf diese Weise virtuell entstehende Wahlbezirk „Brief“  ist so inzwischen auch der bevölkerungsreichste in Augsburg.

Problematisch für Kandidaten und Parteien ist es, dass immer mehr Wähler ihren eigentlichen Stadtteilen nicht mehr zuzuordnen sind. Vielleicht sollte man gleich allen Wahlberechtigten Briefwahl-Unterlagen zukommen lassen. Vielleicht wäre die Wahlbeteiligung dann höher, auch weil man mehr Zeit hätte, die einzelnen Kandidaten und Listen zu bedenken.

So hört man von eigentlichem jedem Wähler Anmerkungen dazu, dass die Zettel immer größer und unübersichtlicher werden, oder das man ja gleich auch das Telefonbuch durchblättern und einen Finger-Tipp abgeben könne, usw. Namentlich bekannt sind jedenfalls die allerwenigsten der Kandidaten, oft noch nicht mal die aller antretenden Parteien und Gruppierungen.

Rathaus Perlach Turm Augsburg

Das Gribl OB bleiben würde, war abzusehen: Unsere Befragten gingen zu 3/4 davon aus, dass Gribl keine Stichwahl bräuchte, aber nur 42 % wollten selbst für ihn stimmen.  Vordergründig widersprüchlich bedeutete dies, dass viele sich durchaus eine Alternative zu Gribl wünschten, sie in Stefan Kiefer aber nicht finden konnten. Punktgenau richtig war deshalb auch die Prognose für das Ergebnis für den Herausforderer: 28 %.

Auch der Stimmanteil der Grünen von 10.6 % wurde richtig eingeschätzt. Bei den anderen, kleineren Parteien konnte es naturgemäß keine größeren Schwankungen geben.

Richtig vorhergesagt war auch das schlechtere Abschneiden der PRO, die mit Peter Grab immerhin bislang den 3. Bürgermeister der Stadt stellte. Unterschätzt hat das Votum der Befragten den mit 6.4 % recht hohen Anteil für die AfD (Alternative für Deutschland), aber der Name der Partei deutet schon an, dass es dabei nicht unbedingt um lokale Belange geht. Das werden wohl auch die Wähler der AfD so sehen und vorallem die Europa-Wahl im Blick haben.

Augsburg Rathaus KaminzimmerKamin im Rathaus

IN summa aquarium kann sich das Ergebnis unser ersten demoskopischen Befragung also durchaus sehen lassen, bildeten sich doch die wesentlichsten Trends und Ergebnisse darin ab. Professionell arbeitende Institute würden es anders als in unserer Stichprob auch nicht bei den „Rohdaten“ belassen, sondern diese auf der Basis früherer Ergebnisse nachbearbeiten.

Nachbearbeitet werden muss auch noch die Auszählung, da zunächst nur die eindeutigen Zuordnungen ausgewertet wurden. Wähler, die wie ich ihre Stimmen nicht von Parteien abhängig machten, sondern an für fähig befundene Kandidaten aus verschiedenen Richtungen aufteilten, können das eine oder andere Ergebnis in Punkto Sitzverteilung noch leicht korrigieren.

Für den JHVA jedenfalls ist das Ergebnis ein solides und nicht nur Anfängerglück. Hoffen wir, dass augsburg besser abschneidet.


Bürgermeisterwahl in Augsburg 2014

March 14, 2014

Umfrage zur Stadtrat und OB-Wahl in Augsburg am 16. März 2014 am Purim

Wer soll OB in Augsburg sein, Haman oder Mordechai?”OB Wahl Augsburg 2014 RathausOB-Wahl 2014: Unscharfe Prognosen: alles ist möglich

Da der JHVA derzeit damit befasst ist, statistische Erhebungen und Umfragen zu erproben, bot es sich zum Test an, in der Innenstadt und in den Stadteilen (daruner Oberhausen, Kriegshaber, Pfersee, Lechhausen, Göggingen, Hochfeld) Augschburger danach zu fragen, ob sie am Sonntag bei der OB- und Stadtrat-Wahl wählen wollen und wen.

Mit den Methoden der kommerziellen Wissenschaften können wir vom Aufwand schon nicht mithalten, fragten also auch nicht groß herum nach Herkunft, Alter, Religion, Lieblingsfarbe,  auch nicht nach Hoeneß und Putin oder nach dem Grund für die ungewöhnliche Beliebtheit von Bibi Netanjahu unter jungen Deutschen.

Fazit: ein Geheimrezept gibt es nicht, aber zumindest haben wir ein Ergebnis, das vorab veröffentlicht, auf die Genauigkeit hin überprüft werden kann. Und nur so macht es zumindest Spaß. Wir sind keine Experten, die alles behauptet haben und deshalb recht haben.

In der Zeit vom 9. – 13. März 2014 wurden (vormittags und abends) 271 Leute befragt, davon 130 Leuter und 141 Leutinnen. Das entspricht etwa 0.1 % der Augsburger Wohnbevölkerung.

Alle bewerteten Personen gaben an über 18 zu sein und in Augsburg wahlberechtigt. Das wurde in keinem Fall nachgeprüft, aber einige der befragten Leute sind uns aber (auch als Augsburger) bekannt.

Stolperstein Augsburgüberall: Stolpersteine in Augsburg

Zur Stimmung: Nur wenige rechnen mit etwas Spannenden, viele sind genervt von den Bauarbeiten überall, die sich über Jahre hinziehen und gesundheits- und geschäftsschädigend sind. Beklagt wird besonders auch das Aussterben der Innenstadt, der Läden und Lokale, dass beworbene Marken gewachsene Identitäten verdrängen, aber auch Alte und Familien „verschwinden“. Aber das war vor allem Nebenbeigeschimpfe, für das Schwaben ja bekannt sind. Danach gefragt haben wir nicht. Auch nicht nach den angeblich vielen “Ausländern”, die auf den Plakaten wären. Da genügte in der Regel die Gegenfrage: “Was haben Sie gegen Ausländer auf Plakaten?” Auf Jüdisches wurden wir übrigens von exakt niemanden angesprochen.

Die Ergebnisse:

1. Wahlbeteiligung: 185 der Befragten 271 gaben an, dass sie wählen werden oder haben das schon getan, das ergibt 68 Prozent. Recht hoch ist der Anteil derjenigen, die bereits per Briefwahl abgestimmt haben, nämlich 47 (= ¼ der 185)

2. OB-Wahl: Es gibt eine Stichwahl

Den amtierenden OB Kurt Gribl (CSU) wollen „nur“ 42 % (77), Stefan Kiefer (SPD) hingegen 52 (= 28 %), der damit sein Kontrahent in der Stichwahl wird. Auf den folgenden Plätzen finden sich Peter Grab (Pro) und Rainer Erben (Grüne) mit je 7 %, gefolgt von Volker Schafitel (Freie Wähler) mit 5 % der Stimmen. Auf 4 % kommt Süßmaier von der Linkspartei, 2 Wähler nannten auch noch Pettinger von der ÖDP, was 1 % entspricht. Die anderen Kandidaten nannte bei uns niemand.

Favorit für eine Stichwahl wäre wohl Kurt Gribl, zumindest erwarteten 3 von 4 Befragten dass er OB bleiben wird und es nicht zur Stichwahl kommt. Selber wählen wollen sie ihn aber eher nicht. Jedoch gilt sein weitgehend unbekannter Herausforderer von der SPD als „Langweiler“, bzw. wie ein Befragter scherzhaft (?) meinte: „des is bestenfalls a Unterkiefer“. Be it as it may

3. Stadt-Rat: Da es möglich ist, Personen mehrerer Parteien verteilt zu wählen, ließ sich nur nach Partei-Präferenzen fragen. Einzelne Personen sind deutlich bekannter und beliebter als ihre Parteien.

CSU: 35 %, CSM 5 %, PRO 5 %  (= 45 %)

SPD: 30 %, Grüne 10 %, Linke 5 % (= 45 %)

FW: 5 %, AfD 2 %, ÖDP 1 %, FDP 1, WG 1 (= 10 %)

Welche Stadtregierung das ergeben könnte, sollen Experten beurteilen.

Ohnehin: erst am Sonntag-Abend wird sich herausstellen, wie genau unsere erste Wählerbefragung war. Falls es glatt danebenliegt, wäre es kein Malheur, da die Kosten sich auf 8.17 Euro für Verpflegung beliefen.

 Wander-Denkmal Stadtmarkt Augsburg Denkmal für Augsburg, mal dort, mal dort aufgestellt.

There are mayoral elections in Augsburg (and other towns and commnunities in Bavaria). Incumbent mayor Kurt Gribl (the Middle High German term gribl actually means “undertaker”) is favorit against his contender Stefan Kiefer (the term may be understood as “jaw (bone)” or as “pine”(tree) – but it is not known which explanation he leans towards). Well known also is Peter Grab (yes, the name means “grave”), 3rd mayor of the “Pro Augsburg” group (however there is no “contra Augsburg”  party in the race of course). So you may gues whether the undertaker finds a jaw in the grave or so …

Since the local media was reluctant to provide public poll data, the JHVA board decided to do an own study during the week.Our poll of course is no academic study but it surveys 0.1 % of the population of Augsburg and we will see if the findings make sense or not.

Since on election day also is Purim the puzzling question likely was: “WHO you want to be mayor of Augsburg the next SIX years? MORDECHAI or HAMAN ..?” But noone cares for Jewish festivals here, so we did not ask.


Jumping the shark

January 1, 2014

Oberhausen Shark Hospital JosefinumShark in Hospital Auxburg Oberhausen

Augsburg Oberhausen Josefinum, Kirche, Rathaus, SchuleÜberreste des alten Oberhausen mit dem historischen Rathaus (Mitte vorn)


Gut gemeint, aber …?

June 28, 2013

Es war schon mit einem gewissen Aufwand verbunden, den Bericht der “Augsburger Allgemeinen” zur gemeinsamen Begehung des jüdischen Friedhofs an der Hooverstraße mit den Lokalpolitikern Dr. Christian Kreikle und Stefan Quarg in der vergangenen Woche, überhaupt zu bekommen. Der von Peter K. Köhler verfasste Artikel in der “Wertachanzeiger”-Ausgabe “AZ vor Ort” vom gestrigen Donnerstag fand sich nämlich nicht in den Exemplaren am Oberhausener Bahnhof, an diversen Tankstellen und Zeitungsläden im Verbreitungsgebiet (Oberhausen, Bärenkeller, Kriegshaber, Pfersee und Innenstadt).

Augsburger Allgemeine Artikel zu Kriegshaber Friedhof Mauer - Juni 2013AZ vor Ort: “Gut gemeint, aber nicht gut gemacht

Eine Rarität der Artikel trotzdem nicht, aber er enthält doch eine überraschend hohe Anzahl an Ungenauigkeiten – wahrscheinlich muss man dem an jenem Tag sichtlich leidenden Autoren des Artikels, die in hießigen Breiten doch eher ungewohnten, fast israelischen Temperaturen von beinahe 40° C als mildernden Umstand zugute halten – doch einige Anmerkungen und Korrekturen bedarf es nun doch, da andernfalls der Eindruck erweckt werden könnte, als stammten diese oder jene Aussagen von unserer Seite. Wer uns kennt oder öfter hier liest, wird das sofort erkennen.

Die meisten Grabsteine in der Ruhestätte sind so verwittert, dass die Inschriften nicht mehr zu lesen sind. Das stört Yehuda Shenef vom Jüdisch Historischen Verein nicht, es entspricht dem natürlichen Lauf der Dinge.“

So wie wir Yehuda Shenef kennen, stört ihn das durchaus, sehr sogar.

Der Friedhof war lange Jahrzehnte ziemlich verwildert…“

Das Gegenteil war der Fall. Das Gelände war bis in 1950er Jahre faktisch baumfrei. Die Verwilderung des Friedhofs machte sich vor allem ab 2005 bis 2007 breit.

Anwohner kommen ebenso wie Ehrenamtlich von St- Thaddhäus, etc.“

Das war in der Vergangenheit durchaus der Fall, gab es aber zuletzt Ende 2009, nicht mehr aber seitdem das bis dato leer stehende Friedhofswächterhaus im Mai 2010 neu vermietet wurde.

Im 17. Jahrhundert wurden die Juden aus der Stadt vertrieben.“

Die sog. „Ausweisung“ aus Augsburg erfolgte mit dem Beschluss von Sommer 1438 (also zu Beginn des 15. Jahrhunderts), wobei den Juden eine Frist von zwei Jahren eingeräumt wurde, ihren Besitz in der Stadt zu verkaufen. Von einer „Vertreibung“ kann und konnte auch keine Rede sein und war unsererseits auch nicht. Nicht nur in den Jahren nach der ominösen 2-Jahres-Frist, sondern eigentlich auch in den fortlaufenden Jahrhunderten gab es mit wenigen Ausnahmen weiterhin Juden die in Augsburg lebten und arbeiteten. Darüber haben wir auch auf diesem Weblog schon des Öfteren berichtet.

„… Dort finden sich Namen mancher in Kriegshaber ehemals bekannter Familie wie Einstein oder Goldstein“.

Die Kriegshaber Familie „Einstein“ ist sicherlich in den letzten Jahren wieder bekannter geworden durch Publikation (etwa von Gernot Römer oder  im Rahmen der „Lebenslinien“-Reihe des Jüdischen Kulturmuseums), von unserer Seite sicherlich nicht. Nicht weil wir etwas gegen die Familie Einstein oder gegen Viehhändler hätten, sondern weil unsere Schwerpunkte andere sind und wir ganz gewiss mehrmals auf verschiedene Personen aus den Familien Ulmo, Wertheimer und Obermayer, aus weiter zurückliegenden Zeiten hingewiesen haben.

Der Name „Goldstein“ ist uns im Zusammenhang mit dem Friedhof an der Hooverstraße noch nie begegnet, jedoch wurden wir schon Dutzende Male nach einem „Metzger Goldstein“ in Kriegshaber gefragt, ob dieser denn jüdisch sei. Nun, wahrscheinlich doch nicht, denn nicht alles was glänzt, ist auch jüdisch … Auch die Goldbären von Haribobo sind ja keine jüdische Erfindung und weder Silber- noch Goldfisch sind koscher. 😉

Gäbe es in der Region einen koscheren Metzger, hätte sich das übrigens auch deutschlandweit und darüber hinaus längst rumgesprochen, denn jüdische Metzger sind heute in Deutschland so selten, dass sie praktisch an einer Hand abzuzählen sind, ohne dass man alle Finger beanspruchen müsste.

 

Grabstätten … werden nicht mit Blumen bepflanzt, sondern mit Rasen bedeckt.“

Das mit dem Blumen stimmt, das mit dem Rasen ergibt sich allenfalls von selbst, geschieht aber nicht gezielt oder absichtlich. Zur Kennzeichnung des Grabes gibt es das Grabdenkmal zu Ehren und zur bleibenden Erinnerung des Verstorbenen.

 

Nach der Beerdigung wird wie auf christlichen Friedhöfen, ein Grabstein oder eine Grabplatte gesetzt, eine intensive Grabpflege ist in der jüdischen Tradition nicht üblich.“

Soweit wir es verstanden haben, werden christliche Gräber an die Angehörigen der Verstorbenen auf Zeit vermietet. Wird diese Pacht nicht verlängert, wird das Grab ausgehoben und der Platz vermietet an Leute die zahlen können. Darin eine „intensive Grabpflege“ zu sehen, käme uns nicht in den Sinn.

Die auf die Dauer der Welt ausgerichteten jüdischen Gräber dürfen und sollen durchaus gepflegt werden und wo es noch Angehörige gibt, findet das auch statt. An der Pflege muss aber nichts „intensiv“ sein, es reicht aus, wenn sie regelmäßig ist und jede Form von Verfall verhindert.  Das gebietet schon das Gebot der Tora: „Ehre Vater und Mutter, damit du selbst lange lebst auf dem Land, dass Gott dir gibt …“ Was die Tora damit sagt ist dies: Wer das Andenken an seine Vorfahren nicht ehrt und pflegt, hat keine Kultur und weder Vergangenheit noch Zukunft.

 

Die Grabsteine oder Platten verwittern im Lauf der Zeit als Symbol der Vergänglichkeit“.

Nein, wenn dem so ist, dann als Indiz mangelnder Pflege.

 

Kriegshaber war lange Zeit ein Zentrum der jüdischen Gemeinde.“

Nicht nur Kriegshaber, sondern in mindestens derselben Weise auch Steppach und vor allem doch Pfersee.

 

Juden errichteten auf den wenigen Grundstücken, die sie erwerben durften…“

Sie unterlagen keinen anderen Bedingungen als Christen die Grund und Boden erwerben konnten, stellten aber für einen größeren Teil der Kriegshaber Geschichte die Bevölkerungsmehrheit im Dorf. Der Ortskern von Kriegshaber an der ehemaligen Hauptstraße war fast ausschließlich von Juden bewohnt. Dort befindet sich auch die ehemalige Synagoge. Der Kirchenbau auf der anderen Straßenseite war auch nur deshalb möglich, weil die jüdische Gemeinde das Grundstück dazu verkaufte. Eigentlich sollte hier um 1846 eine neue, wesentlich größere Synagoge gebaut werden, für die bereits die königliche Baugenehmigung aus München vorlag und u.a. auch Spendengelder von der Bankierfamilie Rothschilds eingetroffen waren, jedoch hatten nun zu viele Juden Kriegshaber in Richtung Großstädte und USA verlassen. Der Neubau hatte sich nicht mehr rentiert und man sanierte stattdessen die alte Synagoge, die jetzt auch wieder renoviert wird, jedoch als „Museum“.

Als letzte Kritik wollen wir schließlich noch darauf verweisen, wie eigenartig es doch ist, dass auch in der Bildunterschrift Dr. Kreikle namentlich nicht erwähnt wird. Das ist insofern eigentümlich, da er den Termin organisert hatte. Unsererseits jedenfalls danken wir ihm dafür ausdrücklich. Wie in der angeschnitteten Kurzmeldung neben dem Artikel zum jüdischen Friedhof noch zu sehen ist (- das alte Rathaus von Oberhausen, welches angeblich kein Denkmal sei und deshalb abgerissen werden könne), hat längst nicht jeder Stadtteil fähige Lokalpolitiker mit einem Gespür für Geschichte und Zusammenhänge. Eigentlich fehlen sie an allen Ecken und Enden.