Stolpersteine in Augsburg: Christian Lossa – Ernst Lossa

May 21, 2017

: zwei weitere in Augsburg unlängst verlegte “Stolpersteine” findet man direkt vor dem Kaufhaus “Jung” Wertachstraße, bei der Wertachbrücke. Gewidmet wurden sie Christian Lossa und Ernst Lossa (Bericht aus Irsee aus dem Jahr 2010):

שטולפרשטיין באוגסבורג

 


Stolperstein – Verlegung in Augsburg

May 4, 2017

Heute morgen wurden in Augsburg erstmal sog. Stolpersteine auf öffentlichen Grund verlegt. Die ersten wurden Eugen Oberdorfer (1875-1943) und Emma Oberdorfer (1884-1943) gewidmet, die beide in Auschwitz ermordet wurden (sie früheren Bericht auf unserem Blog).

Die Steine werden von Gunter Demnig verlegt, der bereits 2005 von unserem verstorbenen Verwandten, Freund Arthur Obermayer für die Stolperstein-Initiative mit dem Obermayer Award ausgezeichnet worden war. Neben Frau Miriam Friedmann, der wieder in Augsburg lebenden Enkelin der Oberdorfer, waren in der kleinen Publikumsgruppe, die bald zur Hälfte aus Pressevertretern bestand, auch Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth, Prof. Rolf Kießling, Dr. Harald Munding, der Landtagsabgeordnete Harald Güller und eine Reihe von Schülern anwesend.

Hier ein paar Schnappschüsse:

שטולפרשטיין

Stolpersteine für Eugen und Emma Oberdorfer, Augsburg

information on the Oberdorfer couple

גברת פרידמן

the artist Gunter Demnig (b. 1947)

קלאודיה רות- סגן נשיא הבונדסטאג הגרמני

Claudia Roth – Vice President of the German Bundestag

Stolpersteins and tools

Работа художника

Камни преткновения

الجمهور

stiller Protest am Rande der Veranstaltung

Als JHVA sind wir nicht für oder gegen die Stolpersteine, wissen wir doch zu genau, dass Leute die Stolpern müssen dafür keine Steine benötigen, schon gar keine solche, die ebenmäßig sind und sich vom normalen Gehweg nicht wirklich abheben. Aus vielen, sehr sehr vielen Gesprächen wissen wir, dass viel Gegner der Stolpersteine eher persönliche Probleme (wie eigene vorzeigbare Verwandte) als rationale Argumente haben, um die Gedenkmale abzulehnen. Manche andere, die wie der unbekannte Protestant meinen, dass sie Erinnerung “auf Augenhöhe” bevorzugen, machen das vielleicht in ihrem Badezimmer – nur sieht man davon nichts und nirgendwo etwas in der Öffentlichkeit. Kritik ist immer legitim, aber ehrlicherweise nur dann, wenn sie eine Alternative aufzeigt. Ohne diese ist es was? Richtig: Geschwätz.

Als JHVA sagen wir deshalb: If do not like the Stolpersteins, just realize your own BETTER idea.

Als Historiker und Journalist ist es für ich (Yehuda Shenef) jedoch eindeutig, dass Kontroversen für Historiker ergiebiger sind, als als Verschweigen.


Stolpersteine in Augsburg

February 12, 2014

Die sog. “Stolpersteine” sind nun auch in Augsburg wieder zum Thema geworden.  Die einen wollen sie, um an Personen zu erinnern, die aus Augsburg entführt und meist anderswo umgebracht wurden, vor den Häusern wo sie lebten und wohnten. Auch weil ihnen in den meisten Fällen über den aufgezwungenen Tod auch ein Grabstein in der Heimat verwehrt geblieben ist.

Es gibt aber auch kategorische Gegner und die sind mitunter sehr einfallsreich in den Ausreden, um die “Stolpersteine” abzulehnen. Unter anderem zählt dazu die Sorge um das Andenken der Verstorbenen, das sinnbildlich “mit Füßen getreten” werde, freilich nur wenn man draufstampft, aber auch eine angebliche Omnipräsenz des “Themas” in der Öffentlichkeit. Tatsächlich ist es so, dass allein in der Augsburger  Innenstadt (besonders aber auch in Pfersee, Steppach oder Kriegshaber), zahlreiche der Stolpersteine denkbar wären.

Seitens des JHVA begrüßen wir die neuerliche Initiative zur Schaffung sog. Stolpersteine in Augsburg:

http://www.stolpersteine-augsburg.de

Nicht weil es in jedem Fall die beste aller Möglichkeiten wäre, um “der Vergangenheit” zu gedenken (das wäre es fast nie), auch nicht, weil wir der Meinung wären, das sog. “Gedenken” an ermorderte Juden zur “Kritik an der Politik des Staates Israel” berechtigen oder gar qualifizieren würde (mag manchem zwar jucken, aber: nein, weder noch), schließlich auch nicht, weil es sinnvoll wäre, eine weit über tausendjährige Geschichte von Juden in der Region auf ein paar Jahre drastischer Verfolgung und Ermordung zu reduzieren (auch das wäre Wunschdenken der übleren Sorte), sondern weil mit dem sonst überall praktizierten Komplettverschweigen rein nichts bewirkt wird und werden kann – wie man überall sieht, wenn man sehen will.

Es ist ja nun auch nicht so, dass es in Augsburg Stolpersteine nicht schon längst geben würde. Es gibt sie. Überall und in großer Zahl. Sie sind niemanden gewidmet, aber sie erinnern daran, dass die Vernachlässigung der nicht unmittelbar kommerziell verwertbaren Umgebung, allgemein verbreitet ist. Anders als jene Gedenktafeln, sind sie wirkliche Stolpersteine, ganz einfach weil Menschen drüber stolpern. Feine Damen mit teueren Schuhen, Rentner, Kinder, Radfahrer. Sie alle tun sich, wie man als Anwohner der Augsburger Innenstadt täglich beobachten kann, mitunter schwer mit den überall vorhandenen Augsburger Stolpersteinen:

Napoleon, so das bekannte Bonmot soll bei seinem Einmarsch in die Stadt im Herbst 1805 beim Anblick der maroden Augsburger Straßen gesagt haben, dass die Stadt eines Fürsten bedürfe, um der weiteren Vernachlässigung zu entgehen. Und das führte sodann auch zur Verschenkung der Augsburger an die Herzöge von Bayern, die nun sogleich Könige werden wollten … und wurden – und vermutlich deshalb warten Stadt und Straßenbau in Augsburg auch zwei Jahrhunderte später noch immer auf die entsprechenden fürstlichen Maßnahmen …

绊脚石

Stolpersteine Augsburg (3)Камни преткновения

Stolpersteine Augsburgשטולפרשטיין

Stolpersteine Augsburg (2)Stolpersteine in der Augsburger City, Februar 2014

Wie dem auch sei, ein paar Namen hier und da könnten die allgemeine Gleichgültigkeit durchbrechen und einen bewussten Umgang mit der eigenen Nachbarschaft, Stadt, Region, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sorgen.

Wir sind den Gedenksteinen an vielen Orten begegnet und haben nirgendwo eine negative Auswirkung registrieren können, ganz im Gegenteil befassten sich gerade durch diesen Anreiz sehr viele Leute mit der Häuser- und Straßengeschichte ihrer Nachbarschaft, während immer wieder Touristen zu beobachten waren, die deshalb einen anderen Fußweg auf ihrer Exkursionen nahmen.

Ganz ohne Zweifel sind die folgenden Beispiele auch optisch ansprechender als die auch auch zwei Jahren reger Bautätigkeit in der Augsburger Innenstadt überreichlich vorhandenen Stolpersteine:

Stolperstein Nördlingen Max Mayer Elsa Mayer Rosa BredigStolpersteine in Nördlingen

Henriette Arnold 1861 Berlin 1944 TheresienstadtStolperstein in Berlin

Stoplersteine Bamberg KohnStolpersteine in Bamberg

Stolpersteine Regensburg Ehrlich NussbaumStolpersteine in Regensburg

stolpersteine dinkelsbuehlvor der ehemaligen Synagoge in Dinkelsbühl

Der Initiator  der “Stolpersteine” Gunter Demnig wurde für seine damals schon bemerkenswerte Engagement bereits im Januar 2005 in seiner Geburtsstadt Berlin mit dem “German Jewish History Award” der Obermayer Foundation ausgezeichnet:

http://www.obermayer.us/award/awardees.htm

Obwohl der Vorsitzende der Stiftung Arthur Obermayer viele und enge Beziehungen nach Augsburg und zu seinen Institutionen hat (seine väterlichen Vorfahren stammen aus Kriegshaber und Pfersee), hat die von ihm ausgezeichnete Initiative in Augsburg bislang keinen Anklang finden können.

http://de.wikipedia.org/wiki/Stolpersteine (deutsch)

http://en.wikipedia.org/wiki/Stolperstein (englisch)

http://de.wikipedia.org/wiki/Gunter_Demnig

Nachahmende Variationen finden sich übrigens ebenfalls an vielen Orten. In Kaufbeuren z.B. können die Gedenksteine weit größer ausfallen als das eher bescheidene Pflastersteinformat, und in manchen Fällen muss man noch nicht mal tot sein, um auf diese Weise in die Erinnerung gerufen zu werden:

Stolperstein Kaufbeuren

Memoire nomade Namen und Steine Erfurt Domplatz am Dom-Platz von Erfurt reicht es sogar wenn man Angelika, Rock Hudson oder Freddy Mercury heißt