Augsburger Rechenkunst

November 22, 2012

Man weiß aus der Augsburger Geschichte, dass selbst gelehrige Mathematiker, die sich ihrer Vernunft und scharfen Sinne rühmen mitunter in falsche, weil sogar künstliche, Äpfel beißen, und dies durchaus auch aus Übermut. Die Schlussfolgerung daraus war in gelehrsamer Runde, dass wenn die schärfsten Sinne und die Vernunft sich bereits in kleinen, nebensächlichen Dingen täuschen lassen, wie dann eigentlich größere, komplexere, sublimere Zusammenhänge erkannt werden sollen, wenn alle Erkenntnis doch der Wahrnehmung der selben Sinne unterliegen.

So erging es dem Augsburger Mathematiker Fredericus (Friedrich) Podamicus, einem strengen Luther-Anhänger, der um 1600 in Venedig zu einem Gespräch eingeladen wurde, das man heute wahrscheinlich als interdisziplinäres und internationales Symposium bezeichnen würde. Die Teilnehmer stammten aus Paris, Konstantinopel, Antwerpen, Sevilla, Augsburg und sie folgten der Einladung des Paulus Coronaeus. „Das „Gespräch“ der Versammelten (darunter eben der Augsburger Mathematiker, aber auch ein Jude namens Salomon Bar Cassio (Schlomo Kohen) ist abgehandelt in dem etwas vergessenen Werk „Colloquium Heptaplomeres“ das dem französischen Gelehrten Jean Bodin (1529-1596), der vorallem als Staatstheoretiker bekannt ist, zugeschrieben wurde. Der etwas arrogant auftretende Augsburger Mathematiker, der seinen eigenen – protestantischen – Glauben als den einzig wahren, beweisbaren und bewiesenen  ansieht und dabei insbesondere den jüdischen Diskussionsteilnehmer angeht, wird dabei nun vom katholischen Gastgeber mit dem gefälschten Apfel hereingelegt und als jemand vorgeführt, dessen Sinne durchaus dazu in der Lage sind, sich täuschen zu lassen. Da die Täuschung nun bereits in Nebensächlichkeiten nachgewiesen wurde, warum sollte man annehmen, dass er imstande sei, für alle verbindlich eine einzige Wahrheit zu behaupten ..?

Manche Schwaben lasen gerne mal eine Fünf gerade (sein), andere sind mit einer Fünf in Mathe gerade noch mal gut bedient und davongekommen, doch seit einigen Monaten verkünden an Bus- und Straßenbahn-Haltestellen städtische Plakate spezifisch Augsburger Rechenkunststücke. Wenn da in Ziffern steht “1 + 3 = 13”, usw. ist das (wenn überhaupt) nur in den ersten Monaten halbwegs “lustig” , immer und immer wieder Besuchern aus anderen Ländern zu erklären, “was” und “wie” das gemeint ist, war, sein soll …

two and two make five

The somehow forgotten book “Colloquium of the Seven about the Secrets of the Sublime” (Princeton University Press 1975), written about 500 years ago, relates the story of Frederic Podamicus, a mathematician from Augsburg, who was invited to Venetia to be one of the six sophisticated guests of host Paulus Coronaeus. Frederic, a staunched Lutheran acknowledges only one “true faith” in the world – his own of course. Since his manner offends the other guests, especially the Jewish one who actually not even shares the Christian believes all others have in common, the host takes the braggart in, who appears to be overly proud of himself, his senses and  reasoning. He offers him an artificial apple and the mathematician from Augsburg bites it. Thus the zealot was made to look a bit more silly as he wanted to. Since his senses failed to perceive a doubtless negligible factor, for what reason one may assume that in more difficult and sublime questions his senses will be trust worthier. This is the lesson known as the mathematician from Augsburg who bit the wrong apple. Contemporary wise guys in Augsburg of course are witty as well but sometimes having a hard time even with rather simple math. We all know the equation “2 + 2 = 5” from Orwell’s “1984”. For couple of month in Augsburg municipal posters give a quite good account with additional knowledge such as “1 + 3 = 13” or “6 + 4 = 64”. Guess how many school teachers roll their eyes …