Juden in Günzburg

December 18, 2011

Über die jüdische Geschichte Günzburgs ließe sich – und lässt sich – einiges erzählen, verknüpft sich mit dem Ortsnamen doch bereits eine in vielen Varianten bezeugter Bezug von Juden in aller Welt, deren Familiennamen Günzburg, Ginzburg, Ginsburg, Ginsberg, Gainsbourg oder wie sonst noch geschrieben werden.

Nach allgemeiner Auffassung steht die Ansiedlung der Juden in Günzburg mit der Vertreibung von Ulm aus dem Jahre 1499 (1503 sodann aus Laupheim) in Verbindung, was eine frühere Anwesenheit nicht zwangsläufig ausschließt.  

Der wohl bekannteste Günzburger wurde bald am Ort geboren: Schimon ben Elieser Ulmo-Günzburg (1506-1585), auch bekannt als Seligmann Ginzburg und als Stammvater der weltweit verstreuten Ulmo und Günzburg Familie (nicht alle Träger des Namens sind jedoch zwangsläufig Verwandte, während viele tatsächliche inzwischen andere Namen haben). Er wurde wohl in der Judengasse, der heutigen Münzgasse / Eisenhausgasse geboren und wuchs in Günzburg als nachkomme Augsburger und Ulmer Juden auf. Später erbaute er im benachbarten Burgau die Synagoge und stiftete der jüdischen Gemeinde einen Friedhof. Sein Reichtum war legendär und so dürfte er auch in Günzburg entsprechend wohltätig gewirkt haben, wie dies auch sonst von ihm bezeugt ist. Einige seiner Söhne und Töchter gingen nach Frankfurt am Main, andere jedoch nach Pfersee an der Wertach, wo sie bald zu den Führern der drei Fagasch-Gemeinden gehörten, womit sich der Kreis sodann auch wieder schließt.

Wo sich an der Judengasse in früheren Zeiten wohl die Synagoge befand steht heute ein Bankhaus und davor der „Schweinchen-Brunnen“ eine moderne Skulptur, die einen Schweinhirten und ein paar Schweine zeigt, die dort seit 1990 Halt machen, was niemanden stören muss, freilich aber auch nicht alle Aspekte der Ortsgeschichte angemessen reflektiert, oder vielleicht auch doch.

Ein dazu zitierter Vers jedenfalls sagt:

„Seit 1990 schon, ihr liabe Leit, am Wätteplatz dean Brunna geit, dau riesalat a Wasser na, send Suckla mi ma Händler dra, der lädt ui ei, dau zum verweila, dia stenkat nemme heit, dia Säula!”  Sie stinken nicht mehr die Schweinchen.

In Günzburg selbst erinnert heute nichts an ihn  und an die 1617 bereits wieder aufgelöste jüdische Gemeinde, dafür setzte die Stadt Josef Mengele, ihrem anderen „bekannten Sohn“ ein Denkmal, welches mittels einer Anzahl eigenartig schablonierter Augen-Masken seinen Opfern gedenken soll. Unmittelbar daneben befindet sich ein weit schlichteres zweites Denkmal, welches „den Opfern von Gewaltherrschaft, Flucht und Vertreibung“ gedenkt, freilich datiert auf die Jahre 1945-1946, was den größeren Teil der jüdischen, bereits ermordetet Opfer ausschließt.  Aber wahrscheinlich war das eine Denkmal in Verbindung mit dem anderen als Konzession möglich.

Eigenartiger Weise gibt es in Günzburg doch noch ein „jüdisches“ Denkmal, das Janusz Korczak (Henryk Goldszmit, 1878-1942) gewidmet ist, der als Leiter eines jüdischen Waisenhauses in Warschau ein Vorläufer liberaler Erziehungsmethoden war, aber von den Nazis mit seinen Kindern ermordet wurde. Mit Günzburg hat dies an sich nun gar nichts zu tun und die Tafel neben der Skulptur, die von dem israelischen Künstler Yitzak Belfer geschaffen wurde, nennt deshalb auch keine Namen ermordeter Kinder, deren man gedenken wollte, sondern jene von Sponsoren, die das Monument finanzierten, um in Günzburg einen Teil der Geschichte zu gedenken, der sich anderswo zugetragen hat. Sogar das Kernkraftwerk Gundremmingen zählt zu den edlen Spendern. Da  für diesen Zweck bloße Augen-Schablonen nicht reichten, konnte, man dies gewiss nur auf diese Weise ausführen.

 

Günzburg in the US is mostly known by countless Jews who bear the family name Ginzburg in one spelling or another. A Jewish presence in the small town at the Danube river which was a center of Austrian Swabian margravate until early 19th century is recorded about the time from 1500 when Jews were expelled from Ulm until the beginning of the Thirty years war. Shimon ben Elieser himself was born in Günzburg and was the head of the communities in the region. Three of his sons had moved to Pfersee at Wertach river, next to Augsburg were Shimon ben Elieser s ancestors once came from.  Today almost nothing reminds of the former Jewish community. At the spot of the supposed 16th century synagogue  today is a bank house with a modern swineherd fountain in front, so that there is no doubt about and likewise for the future.

Günzburg also was hometown of the infamous Josef Mengele (1911-1979). Close to the former Jewish alley there now is a memorial with a number of stereotyped eyes which is to remind of the victims of the of the white coat murderer.  Another memorial reminds of Janucz Korczak from Warsaw who never has been to Günzburg of course. A plate also does not list the name of the murdered children, but the donators who of course in no way could have remained in the background.