Auf der Suche nach der Freisinger Judensau


Freising Dom

קתדרלה של פרייזינג

In Kirchen von über vierzig deutschsprachige Städte finden sich seit dem Mittelalter sog. „Judensäue“, die Juden mit Säuen oder Schweinen darstellen. Nach allgemeiner Ansicht sollte dies dazu dienen, Juden zu diffamieren, wozu die außergewöhnliche Beliebtheit von Schweinefleisch oder Schweinen als Glückssymbol bei deutschen Christen nicht so recht passen will. Für Tora-treue Juden ist das Schwein hingegen keine sonderliche Herausforderung, sondern schlicht eines von vielen Tieren, dass nicht gegessen werden darf. In die selbe Kategorie zählen freilich auch Löwen, Adler, Bären, … Schlangen oder Bienen. Mit der sehr ausgeprägten Schweine-Phobie des Islam hat das traditionelle Judentum eigentlich nichts am …Hut.

Während die Schweine in den Darstellungen als mehr oder minder (wohl abhängig vom Können des Steinmetzes oder Holzschnitzers, denn einige sehen bestenfalls eher wie Schafe oder Hunde aus) als solche feststellbar sind, werden „die Juden“ erst durch spitze „Judenhüte“ als solche (klischeehaft) „verständlich“, freilich auch nur so, als wollte man allen Deutschen eine „typische“ Pickelhaube aufsetzen. Diese „Juden“ nun wurden meist nur so hoch wie die Schweinchen dargestellt, was entweder an jüdische Kinder oder zumindest 1.75 c, hohe Superzuchtsäue denken lässt. Die Juden reiten mal auf ihnen, oder liegen unter ihn, um an den Zitzen der Sau zu saugen oder sie schlecken dem Tier am Hintern.

Eher seltsam ist übrigens auch, dass die Mehrzahl der  „Judensäue“ eher versteckt an den Kirchen angebracht wurden. Sie stehen nicht etwa auf dem Haupt- oder einem Nebenaltar, sondern entweder versteckt in einem unzugänglichem, finsteren Chorgestühl, wie in Erfurt, mehrere Meter hoch an einer Seitenmauer, wie in Regensburg oder in luftigen Höhen und von der Straße aus nicht mehr zu erkennen.

Freising Judensau

Auch im bayerischen Freising, über dessen mittelalterliche Juden kaum etwas bekannt geworden ist (demnächst aber mehr dazu), soll es eine Judensau am Dom gegeben haben. Zumindest besagt dies “die Überlieferung”. Die sagt nichts über das Aussehen der Darstellung, etwa ob es sich um eine Skulptur handelte oder um ein Relief, aus Stein oder Holz, usw. sondern zitiert nur den einen (ab einem bestimmten Zeitpunkt, zuvor vielleicht unbekannten) oft zitierten Spruch „So wahr die Maus die Katz nit frisst, wird der Jud ein wahrer Christ“. Für einen Juden ist das so beleidingend wie für eine Frau, der man nachsagt, dass sie nie ein rechter  Mann werden könnte, oder umgekehrt. Da die angebliche Inschrift überliefert oder besser gesagt kolportiert wird, ist sich die Frage, wo eigentlich die Freisinger Darstellung befunden haben soll und wo sie abgeblieben wäre, eine (kaum gestellte) offene Frage. Es gibt sogar auch nur Schätzungen, wann die Freisinger Judensau zuletzt gesehen worden sein soll. Etwa 1921 etwa oder vielleicht im 19. Jahrhundert, während andere schon auch die Frage stellen „Gab es in Freising eine Judensau?“

Freisinger Judensau

Wie dem auch sei, begegnet einem als Besucher in Freising gleich in der Bahnhofstraße eine Darstellung, die den historischen Judensäuen ein wenig ähnelt, sitzt doch ein Mensch auf einem etwa gleich hohem Schwein, nun bewaffnet mit einem Schwert oder Messer und mit einer Soja-Wurst im Rück. Ob es sich um die vermisste Darstellung der Freisinger Judensau handelte, war nicht zu ermitteln.

  • as in many other German cities also in Bavarian town Freising (next to Munich International airport) there probaby was a so called “Juden-Sau” (Jews sow/pig), a depiction of Jews (recognizeable by the “typical” Jews hat) sitting on pigs of equal height (either children or sort of giant hog) or lying down to suckle the tits, lick the butt, etc. The Freisig Judensau only is known by its narrated inscription “as a mouse never eats the cat, the Jew never gets a true Christian”. Nothing is known what exactly was depicted as Jews sow in Freising, were it was at the Cathedral or when it was removed. Sort of rumours say it last was seen in early 1920s, at a time when each and everything of slightest interest was photographed mny times already.
  • At Bahnhofstrasse on the way from Freising train station to the old city however, on the right there is a shop with a quite similar depiction of a small figure sitting on a hog, maybe the missing pi(n)g.

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