Vor kurzem notierte Marvin J. Rosenthal zu unserem Beitrag zur “ehemaligen Synagoge Ichenhausen” vom 21. Dezember, dass er ein Portrait des Ichenhausener Kunstmalers Florian Kurringer (1804-1877), der einen Ichenhausener Juden namens „Gabrial Goldf“ und fragte, ob wir vom JHVA Informationen zum einem und anderen haben.
Florian Kurringer, so ließ sich in verschiedenen Internet-Seiten ermitteln war ein Kunst- und Kirchenmaler in Ichenhausen. Gemäß den Angaben von Frau Gabriele Walter war Kurringer jedoch selbst in seinem Heimatort weitgehend in Vergessenheit geraten. Sie fand dennoch ca. 20 Ölgemälde und Skizzen von ihm. Geboren wurde er am 3, Mai 1809 als fünftes Kind von Josef Kurringer und seiner Frau Marie Cecilia, geborene Schroeck. 1829 begann er ein Kunststudium in München, kehrte danach aber wieder nach Ichenhausen zurück wo er 1835 Josefa Bader aus Illertissen heiratete. Josefa starb nach der Geburt des dritten Kindes. 1839 heiratete er Viktoria Schweimayer, die ihm weitere acht Kinder gebar von denen vier im Kindesalter starben.
Florian Kurringer verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Ichenhausen, wo er am 18. August 1877 im Alter von 68 Jahren verstarb und am Folgetag am Willibaldsfriedhof bestattet wurde. Das Grab existiert nicht mehr, da der Friedhof im Jahre 1960 beseitigt wurde.
- Soweit zum Maler Kurringer. Doch wen nun portraitierte er? Zunächst war klar, dass “Gabrial” sicher “Gabriel” heißen musste, doch “Goldf” konnte nur ein Schreib- oder Lesefehler oder allenfalls eine Abkürzung sein, eventuell für den Familiennamen Goldfarb.

Marvin Rosenthal war heute so freundlich, uns eine Bilddatei des von ihm geerbten Portraits zu senden und eine weitere, welche die Notizen auf der Rückseite des Bildes zeigen.
Die beiden Notizen sind beide in englischer Sprache und ermöglichten es mir, den Dargestellten als Gabriel Wolf zu identifizieren.

Der obere Zettel liest sich als
“1847 – Painted
Kurringer
Painter of Sam’s grandfather”
(deutsch: “1847 gemalt, Kurringer, Maler von Sam’s Großvater”)
Der kleinere untere Zettel lautet:
“Gabriel Wolf
died 1856
over 100 years old
died in Ichenhausen
Bavaria Germany”
(„Gabriel Wolf, gestorben 1856, über 100 Jahre alt. Gestorben in Ichenhausen, Bayern, Deutschland“)
In den Standesregistern (online zu finden unter: http://www.jgbs.org/db.php) zu Ichenhausen entdeckte ich tatsächlich einen Gabriel Wolf, der am 10. Juni 1855 (entspricht dem 18. Tamus 5615 im jüdischen Kalender) starb. Dem Eintrag gemäß war er Metzger und wurde 88 Jahre alt. Das ist zwar nicht „über 100“ Jahre, aber doch ein (gerade auch in der damaligen Zeit) erstaunlich hohes Alter, das vielleicht in späterer Unkenntnis der genauen Daten von den Nachkommen entsprechend kolportiert wurde. Geboren wurde er demnach 1766 oder 1767. Auch im Matrikelregister findet sich Gabriel Wolf als Metzger wieder. Mit ihm genannt ist jedoch auch sein Vater Isak Wolf, der ebenfalls Metzger war und wohl vor ihm die Lizenz besaß.
Die Notiz auf dem oberem Zettel erwähnt den “Maler von Sam‘s Großvater”, woraus hervorgeht, dass Gabriel Wolf einen Nachkommen namens Samuel (Sam dürfte den späteren US-amerikanischen Hintergrund aufzeigen). Im Sterberegister findet sich ein Samuel Wolf, der am 4. November 1858 im Alter von 46 starb, also 1812 geboren wurde. Auch Samuel Wolf war Metzger in Ichenhausen und offenbar der Sohn von Gabriel und Enkel des Isaak Wolf. Das Hochzeitsverzeichnis notiert für den 21. Juni 1842 seine Heirat mit Nanette Goetz aus Fischach (eine Familie die am jüdischen Friedhof von Fischach, den wir erst letzte Woche besuchten, noch mehrfach auffindbar ist). Die Trauung nahm dem Eintrag gemäß Rabbiner Joseph Landauer aus Fischach vor. Im Geburtenregister findet sich noch ein zweiter Gabriel Wolf, der am 14. August 1856 im Alter von nur 26 Tagen starb. Möglicherweise ist ihm einer der abseits stehenden, inzwischen unleserlichen Kindergräber an der Friedhofsmauer beim Eingang gewidmet? Das Geburtsregister jedenfalls besagt, dass der Metzger Samuel Wolf sein Vater war, woraus wir schließen können, dass er seinen Sohn nach seinem eigenen im Vorjahr verstorbenen Vater benannte. Weitere Einträge, die sich erkennbar auf diese Familie beziehen ließen sich kurzfristig nicht finden. Vermutlich haben andere Nachkommen Ichenhausen verlassen und einer davon wird einen Sohn namens Samuel gehabt haben, der die Notiz auf der Rückseite des Bildes erklärt.
Jedenfalls ergibt sich nun eine bereits vier Generationen umfassende Abfolge
Isak Wolf, Metzger in Ichenhausen (x – x)
Gabriel Wolf (1766/67-1855), der protraitierte Metzger
Samuel Wolf (1812-1858), verheiratet mit Nanette Goetz aus Fischach
Gabriel Wolf Jun. (19. Juli – 14. August 1856)
Den Ichenhausener Friedhof hatten wir erst Anfang Dezember 2009 besucht. Trotz Dauerregen konnten wir in kurzer Zeit einige hundert Photographien machen, jedoch befinden sich darunter keine die sich auf diese Familie Wolf beziehen. Der Friedhof ist zwar bereits dokumentiert, d.h. nach Auskunft der Stadtverwaltung wurden die teilweise wahllos herumliegenden Steine und Fragmente genau vermessen und die überwiegend hebräischen Inschriften abgeschrieben, aber die Angaben bleiben offenbar auf (un?)absehbare Zeit unter Verschluss und sind bislang auch nicht übersetzt worden. Wie das Beispiel des Gabriel Wolf jedoch zeigt, wäre es natürlich wünschenswert, wenigstens die grundlegenden Information der Allgemeinheit im Internet frei zugänglich zu machen. Wie sonst sollen Nachkommen und Erben auch die richtige Spuren finden?
Die hebräischen Inschriften zu lesen, wäre kein Problem, jedoch konnten wir vor zwei Monaten nicht ahnen, dass wir auf Grabsteine einer speziellen Familie Wolf ein besonderes Augenmerk legen sollten. Dies müssen wir bei einer künftigen Gelegenheit nachholen, insofern entsprechende Grabsteine oder Fragmente überhaupt erhalten sind.
Einstweilen gilt aber unser besonderer herzlicher Dank Herrn Marvin J. Rosenthal, der uns auf dieses bemerkenswerte und unschätzbare Portrait und damit auch auf die Ichenhauser Metzger-Familie aufmerksam machte. Wir entsprechen sehr gerne seiner Bitte, das Bild und Informationen dazu öffentlich zugänglich zu machen, um sowohl dem Maler Florian Kurringer als auch dem dargestellten Metzger Gabriel Wolf die verdiente Aufmerksamkeit zu ermöglichen.
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Many thanks to Mr. Marvin J. Rosenthal who called our attention to the remarkable as well as invaluable painting of Florian Kurringer from 1847. It is an honor to conform his wish to make the painting and the related background information publicly accessible in order to attract attention to the painter as well as the portrayed butcher Gabriel Wolf from Ichenhausen.
Jewish brainwash – jüdische Gehirnwäsche
November 28, 2013Did you ever wonder why so many Jews all over the world actually are sharing more or less same values? Is it a kind of conspiracy as some would like o suggest , is it one of those genetic ‘things’, brainwashing or something or is it just … education?
Listen to the explanation Ethan Metzger this summer had on youtube:
Warum teilen viele Juden in der Welt vergleichbare Werte? Ist es eine Art Verschwörung oder hat es was mit Genetik zu tun, ist es … Gehirnwäsche … oder doch nur eine Frage der Erziehung?