סלח נא אשמות ופשעי לאומך
פיוט הנאמר בליל יום כיפור בעדות אשכנז
Nach sichtbaren Anzeichen des Judentums in Deutschland zu suchen, ist generell nicht ganz einfach, da seine lange, über 1500 Jahre Geschichte in gängiger Weise entweder auf 12 passive Nazi-Opfer-Jahre beschränkt, oder gelegentlich mit älteren Hinweisen auf frühere Verfolgungen, „Pogrome“ die im Mittelalter schon „typisch“ gewesen sein sollen, dekoriert wird. Von der Nordsee bis zu den Alpen kann man dies in allen Regionen und zahllosen Städten und Dörfern im Rahmen standardisierter Grund(er)Kenntnisse mit wenigen lokalen Schattierungen nachvollziehen.
In Nürnberg, das oft und gerne als „deutscheste aller deutschen Städte“ beworben wurde, ist das freilich nicht anders, wenngleich die spezielle Geschichte der Stadt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie auch in der Bewältigung dieser Vergangenheit ganz eigene Varianten (und mehr) zu bieten hat.
Die mittelalterliche Geschichte der Juden ist, wie an vielen anderen süddeutschen Orten von den Daten 1298 (das Nürnberger Memorbuch nennt 628 Opfer) und 1349 bestimmt, der das spezifische Datum der „endgültigen“ Ausweisung im März 1499 folgt, ehe um 1840 eine neue Gemeinde besteht, zunächst mit einer Gebetsstädte, dann mit raschen Wachstum mit eigenem Friedhof (während zunächst der im benachbarten Fürth benutzt wurde) an der Bärenschanzstr. Schließlich wurde 1874 am Hans-Sachs-Platz eine moderne Synagoge eingeweiht und als diese sich der „Reform“ verschrieb, um 1902 eine weitere orthodoxe des Adas Israel – Vereins in der Essenweinstr. Kurz darauf wurde in der Schnieglinger Str. ein zweiter neuzeitlicher Friedhof eingeweiht, der auch heute noch belegt wird und auf dem sich auch Überreste mittelalterliche Grabsteine befinden. Das verwundert nicht weiter, da sich in Nürnberg eine stattliche Gemeinde entwickelt hatte, die zu Beginn der 1920er Jahre fast 10.000 Mitglieder hatte. Fast unnötig zu erwähnen, dass beide Synagogen 1938 zerstört wurden, gäbe es nicht die Besonderheit, dass die Hauptsynagoge bereits im August 1938 auf Betreiben des fränkischen NS-Provinzfürsten Julius Streicher demoliert wurde.
Es ist sodann auch unnötig zu erklären, dass Nürnberg als Stadt der nationalsozialistischen Reichsparteitage mit dafür geschaffenen und geplanten Monumentalbauten, zahlreichen Aufmärschen aber auch nach der vernichtenden Niederlage Deutschlands als Schauplatz der Nürnberger Prozesse und Nachfolgeprozesse (wenig schmeichelhaften) Weltruhm erlangt hat. Beeindruckende Gedenkstätten wie das Dokumentationszentrum am Dutzendteich oder das neugeschaffene Museum zur Erinnerung an die Nuremberg Trials schaffen (sicher etwas spät) eine Erinnerung an viele vergessene, oft verdrängte Zusammenhänge – wenngleich diese zwar viel über den Umgang mit Juden, aber im Kern nichts über das Judentum aussagen.
Wie die Vorkriegssynagogen sind auch die beiden mittelalterlichen Synagogen im Bereich von Obstmarkt, Hauptmarkt, Frauenkirche oder Wunderburggasse verschwunden oder möglicherweise von Kirchen überbaut, woran ein im Altarraum am Boden eingelassener David-Stern erinnern soll.
(Ausstellungs-Tafel in der Frauenkirche die den dort im Altarraum am Boden eingelassenen David-Stern zeigt, der an die am Platz der Kirch vermutete frühere Synagoge erinnern will. Dazu heißt es etwas merkwürdig: „Am Anfang ist das Pogrom – am 5. Dezember 1349 wird das Judenviertel (heute Hauptmarkt) zerstört. 562 Juden werden ermordet.“ – In the beginning is the pogrom …)
Am älteren der beiden erhaltenen jüdischen Friedhöfe im Stadtteil Gostenhof, der sich in derselben Straße wie der Justizpalast und seiner Gefängnisse befindet, finden gerade archäologische Ausgrabungen statt, die eine benachbarte Kaserne rekonstruieren soll, wahrscheinlich, weil wie gegenüberliegend Neubauten wie das Seniorenzentrum errichten werden sollen. Im 30jährigen Krieg war die Bärenschanze als Artilleriebastion entstanden und in der Folgezeit zur Kaserne ausgebaut worden. Im 19. Jahrhundert war hier auch der Standort der Reiterei des 1. Chevaulegers-Regiments (in Augsburg war das 4. stationiert).
Der Friedhof erstreckt sich etwa in 200 m Länge zwischen der Bärenschanzstr. und der Reutersbrunnerstr., ist dabei etwa 33 m breit und umfasst zweimal 5 Grabreihen mit insgesamt wohl etwa 1700 Gräbern (von außen und mittels Google Earth von oben geschätzt). Die Grabmonumente sind typisch für die Zeit des mittleren und ausgehenden 19. Jahrhunderts und sind hoffentlich gut dokumentiert worden.
Children grave markers at the old Jewish cemetery of Nuremberg, in front the Hebrew memorial stones of two Nuremberg boys: the one of Yitzchak ben Naftali who died on Yom Kipur in 1870s (last digit is unclear) and the one of Yehuda ben Meir who died on 23rd of Shwat in 5636 (i.e. 18th of February 1876).
Nuremberg, as it is said, is regarded by some as the „most German among German cities“, and famous for its historical City, the Burg, Albrecht Duerer , … as well as for the Nazi history, the “Reichsparteitag” area and the following “Nurenberg Trials” …. But Nuremberg also has a long and rich Jewish history dating back at least to the early 12th century. Two supposed medieval synagogues in the old city near the Hauptmarkt (main market) were known. Surprisingly Nuremberg shares at least four famous rabbis with Augsburg, among them Raw Koppelman and Rabbi Yakov Weil. Just 350 m from the Justizpalast, where some of the Nazi leaders were prosecuted, actually is the older of the two still preserved Jewish cemeteries along the former military area Baerenschanze (mil. sconce or redoubt) which traces back to the 30 years war.
In dem dem Maharam Rabbi Meir bar Baruch gewidmeten Gärtchen beim Tanzhaus am Weißen Tor in Rothenburg sind in die Mauer neun hebräische Grabsteine (Repliken?) der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde von Rothenburg ob der Tauber eingelassen, die sich auf Gräber am früheren Judenkirchhof am Schrannenplatz beziehen, der heute von einem Parkplatz überbaut ist.
In the small garden at the former Jewish Dance House at the White Tower in the old city of Rothenburg ob der Tauber, dedicated to the Maharam Rabbi Meir bar Baruch, there are remnants (or replicas) of nine grave markers with Hebrew inscriptions belonging to the Jews of the medieval Imperial City of Rothenburg who were buried at the Judenkirchhof (Jewish cemetery) on Schrannenplatz, which now is overbuilt by a parking lot and bus station.
Die ausgestellten Grabstein-Inschriften sind im üblichen bescheidenen und schlichten jüdischen Stil des Mittelalters und weisen die üblichen Segensformeln für die Ruhe oder das Einbinden im Garten Eden auf und stammen sämtlich aus dem Beginn des fünften Jahrtausends (5079 – 5160) , bzw. 14. Jhd. (1319 – 1384). Gut die Hälfte der Inschriften beziehen sich auf Männer, einige auf Jugendliche, eine auf eine alte Frau. Zwei der Bestatteten werden als Rabbi bezeichnet, die Mehrzahl der anderen als Söhne oder Töchter eines solchen.
The exposed head stones are in the typical modest and sober diction of medieval Judaism and have the usual blessings for the rest or the reception in the garden of Eden. All are from the beginning of the 6th Jewish millennium (14th century) and span from 5079 – 5144 (i.e. 1319 – 1384). Just the half of the mentioned deceased were men, some juveniles and one elderly woman. Two of the decedents are marked as rabbis, the majority of the others are sons or daughters of one. Only one person is named after her mother instead of the father, what is the common formula.
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פה נקבר
הנער יהודה בר
משה ד באדר
יום ב שנת פה
לפ’ תיצרר נפשו
בגן עדן א א א
סלה
Hier ist begraben der Junge Jehuda bar Mosche, 4 Adar, Tag 2 , Jahr 85 nach der Zählung, seine Seele sei eingebunden im Garten Eden, amen-amen-amen sela
Here is buried the boy Yehuda bar Moshe, 4th of Adar, day 2, year 85 acc. to the common counting, his soul may be bound up in the garden of Eden, amen-amen-amen sela
(The date of Adar 4 in 5085 correspondents with Monday 26th of February 1325)
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פה נקבר מ בילא
בת ר יצחק הלוי
ח תמוז יום ה קלט
לפ תנוח נפ בגן עד
א א א
סלה
Hier ist begraben F(rau) Bela Tochter R Jitzchak HaLevi, 8 Tamus, Tag 5, (Jahr) 139 n Z, ihre See(le) ruhe im Garten Ed(en), a(men)-a(men)-a(men) sela
Here is buried Miss Bela daughter of Rabbi Isaac HaLevi, 8 of Tamus, day 5, year 139, her soul may rest in the garden of Eden, amen amen amen sela
(The verbs in the inscription are masculine, while it is doubtless dedicated to a woman. Das Datum 8. Tamuz 5139 entspricht Donnerstag 1. Juli 1379)
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פה
נקברה מר
בתשבע בת ר
אברהם ג בטבת
יום ג שנת פו לפ
תנוח נפשה בגן
עדן א א א
סלה
Hier ist begraben Fr(au) Batschewa Tochter von R Abraham, 3 Tewet, Tag 3, Jahr 86 nZ, ihre Seele ruhe im Garten Eden a-a-a- sela
Here is buried lady Batsheva daughter of Rabbi Abraham, 3 Tevet, day 3, year 86, her soul may rest in the garden of Eden, amen amen amen sela
( 3. Tevet 5086 = Tuesday 18 December 1325)
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פה נקברה
מרת אסתר בת
אומנו שרה ו טבת יום
ג קמה לפר תנוחה
נפשה בגן עדן אמן
א א סלה
Hier ist begraben Frau Ester Tochter unserer Mutter Sara, 6 Tewet, Tag 3, (Jahr) 145 nZ, ihre Seele ruhe im Garten Eden, amen a(men) a(men) sela
Here is buried lady Ester daughter of our mother Sara, 6th of Tevet, day 3, (in the year) 145, her soul may rest in the garden of Eden, amen amen amen sela
(1384)
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האבן הזאת לראש ר
יוסף בר אלעזר הנקב
ו תמוז יום ב קמד לפ
תנוח נפשו בג עדן
א א א
סלה
Der Stein hier ist zum Haupt von R. Josef Sohn des Eleasar der begrab(en ist), 6 Tamus, Tag 2, (im Jahr) 144 nZ, seine Seele ruhe im Garten Eden, a a a sela
This stone here is (set up) at the head of rabbi Yosef son of Elazar, who is buried (here) on 6th of Tamus, day 2, in the year 144, may his soul rest in the garden of Eden, amen amen amen sela
(6 Tammuz 5144 = Monday, 5 July 1384)
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פה נקברה הזקינ
מ אסתר בת ר
דוד כד שבט
יום ד צג לפ תוצ
נפשה בגן עדן
א א א סלה
Hier ist begraben die Alt(e) F(rau) Ester Tochter R David, 24 schwat, Tag 4, 93 n Z, gebu(nden) sei ihre Seele im Garten Eden, a a a sela
Here is buried the old Mrs. Ester daughter of Rabbi David, 24th of Shvat, day 4, (in the year) 93, may her soul be bound in the garden of Eden, amen amen amen sela
(The inscription omits the last letter of sakena. The date of 24 Shvat 5093 is Wednesday 18th of February 1333)
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עד הגל הזה
ועדה המצבה
לראש ר יהוא בן
ה ק ר יעקב הכהן
הנקבר ו בשבט
יום ה שנת עט לפ
תיצרר נפשו בגן
עדן א א א סלה
*der Pfahl bezeuge und der Grabsteine bezeuge* zum Haupt von R Jehu(d)a Sohn von R Yakow haKohen K, begraben 6 schwat, Tag 5, Jahr 79 nZ, seine Seele sei eingebunden im Garten Eden, a a a sela
*the pile certify and the headstone certify* at the head of Rabbi Yehuda son of Rabbi Yakov Kohen Kalonymos, buried 6th of Shvat, day 5, year 79, may his soul be bound up in the garden of Eden, amen amen amen sela
(The initial lines quote Sefer Breshit = Genesis 31.52. The date of 6 Shvat 5079 = Thursday 5th of January 1319)
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פה נקבר הנעשלמה ב ר יהוד
הלוי ב א אלול יום א קלט ל תנוח נפשו בג ע א א א ס |
פה נקברההנערה מעטו
ב ר יהוד הלוי יו ה יג כסליו ואחות שונלע כט תשרי ביום ה קב לתנבע א א א ס |
Hier ist begraben der Jun(ge) Schlomo Sohn des R Yehud(a) HaLevi, am 1 Elul, Tag 1, 139 n(Z), seine Seele ruhe im G(arten) E(den), a a a sHere rests the boy Shlomo son of Rabbi Yehuda HaLevi, 1fst of Elul, day 1 in the year 139, may his soul rest in the garden of Eden, amen amen amen sela | Hier ruht das Mädchen Meto, Tochter R Jehuda HaLevi, Ta(g) 5, 13 Kislev, und ihre Schwester Schonle, 29 Tischri, am Tag 5, (Jahr) 102, amen amen amen selaHere rests the girl Meto, daughter of Rabbi Yehuda HaLevi, day 5, 13th of Kislev, and her sister Shonle, 29th of Tishri, on day 5, in the year 102 |
(The inscriptions mention 3 children of Rabbi Yehuda HaLevi: the daughters Meto and Shonle and the son Shlomo = Salomon, 5102 = 1341, 5139 = 1379)
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Only few of the named personalities can be identified so far, some of them have relations to the medieval Jewry of Augsburg where a number of Jews from Rothenburg lived and married, among them Baruch from Rothenburg another rabbi of Augsburg.
Rothenburg ob der Tauber im Landkreis Ansbach, das seinen Namen, wie auch das Stadtwappen zeigt, einer roten Burg über dem Fluss Tauber verdankt, wurde im Jahre 1274 zur Freien Reichstadt, durch den im Vorjahr gekrönten Kaiser Rudolf von Habsburg (1218-1291), dessen Vater Albrecht Graf von Habsburg 1239 beim Kreuzzug um das „Königreich Jerusalem“ (wie die Kreuzfahrer ihre zeitweilig eroberten Gebiete in Israel nannten) ums Leben kam. Nach dem 30jährigen Krieg stagnierte die weitere Entwicklung der Stadt, die 1803 zu Bayern kam und den Status der Reichstadt einbüßte. 1933 war der Ort eine Hochburg der Nationalsozialisten, die über 80 % der Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte – was in der Tat gruselig ist. Das heutige Rothenburg umfasst mit über drei Dutzend Eingemeindungen etwa 11.000 Einwohner und ist eine der bekanntesten Attraktionen für Touristen in Deutschland und entsprechend von diesen frequentiert. Insbesondere bei Ostasiaten scheint die mittelalterliche Altstadt mit ihrer Stadtmauer, den Türmen und winkeligen Häusern sehr beliebt zu sein, weshalb manche Geschäfte ihre Angebote auch auf Japanisch oder Chinesisch bewerben, was ansonsten in Deutschland eher nicht der Fall ist. Zumindest aus Gründen des Tourismus bewirbt Rothenburg ausdrücklich auch seine bereits mittelalterlich belegte jüdische Vergangenheit – auch das ist nicht Standard.
Die Anfänge der städtischen Ansiedlung datieren etwa in die Mitte des 12. Jahrhunderts und wenig jünger ist die älteste erhaltene auf das Jahr 1180 fixierte Notiz aus Würzburg über einen Rothenburger „Samuel Biscoph“, der als Rabbiner interpretiert wird. Ein solcher würde aber eine Gemeinde und entsprechende Infrastruktur voraussetzen, was nur möglich wäre, wenn die jüdische Gemeinde in Rothenburg sehr schnell am gerade entstehenden Ort wachsen konnte. Im Jahre 1298, dem Jahr der legendären Rintfleisch-Verfolgung sollen 500 der insgesamt 3.500 Bewohner der Stadt Juden gewesen sein, was natürlich ein ungewöhnlicher hoher Wert wäre. Der Überlieferung gemäß kamen die Juden Rothenburgs bei der Verfolgung ums Leben.
Zu den herausragenden Persönlichkeiten der Stadt zählt der aus Worms stammende Rabbi Meir bar Baruch (1215-1293), einem der bedeutendsten Talmudisten und Tosafisten aus der Periode der Rischonim, der in Frankreich ausgebildet 1242 der Pariser Verfolgung des Talmuds entfloh. Von keinem anderen Rabbiner seiner Zeit sind so viele שאלות ותשובות erhalten geblieben. Obwohl er in einer Reihe von Orten Rabbiner war, u.a. in Augsburg, ist er heute vor allem als „Meir von Rothenburg“ geläufig, was freilich mit dem touristischen Marketing zu tun haben könnte, das sicherlich ausgefeilter ist. Ein Beispiel dafür etwa ist die in einem Faltblatt zu Rothenburg anzutreffende Deutung, dass der in Frankfurt ansässige Händler Alexander ben Salomon, der nach seinem Herkunftsort auch als Süßkind von Wimpfen bekannt war mit dem mittelalterlichen Minnesänger Süßkind von Trimberg identisch sei. Alexander gelang es 1307 den Leichnam seines 14 Jahre zuvor in Haft verstorbenen Lehrers Meir aus dem Gewahrsam freizubekommen und in Worms beisetzen zu lassen. Er selbst wurde später neben Meir bestattet und beide Grabsteine sind heute noch in Worms an Ort und Stelle erhalten. Abgesehen von der vagen Datierung 13. Jahrhundert und der Übereinstimmung im Spitznamen „Süßkind“ spricht sonst jedoch nichts dafür, dass der Schüler Rabbi Meirs tatsächlich auch der mittelhochdeutsch dichtende Spruchdichter gewesen sein soll, über den sonst so gut wie nichts bekannt ist. Im „Codex Manasse“ ist er mit Judenhut beim Besuch bei einem christlichen Bischof dargestellt, jedoch stammen die Illustrationen der Sammlung aus späterer Zeit, während das gesamte Werk eine insgesamt auch recht wechselhafte Geschichte hat.
painting according to the miniature of the Manasse Codex depiction of Suesskind of Trimberg with Jewish hat
Die Geschichte der Juden in Rothenburg gleicht in der offiziellen Auffassung nun auch unter diesem Aspekt einer Abfolge von Daten über Pogrome, Vertreibungen und Wiederansiedlungen wie auch dem Klischee, dass sie hauptsächlich vom sog. Geldhandel lebten. Im Jahre 1511 wurden sie gezwungen ein Abzeichen an ihrer Kleidung zu tragen und im Jahre 1520 schließlich mussten sie Rothenburg als festen Wohnort aufgeben und wanderten von dort teilweise wohl in die benachbarten Gemeinden im Taubertal ab. Eine neue Gemeinde bildete sich erst wieder ab 1875, die im Jahre 1910 auf rund 100 Personen angewachsen war. 1938 verließen bereits wieder die letzten 17 Juden den Ort. Das durch alliierte Bombardements zerstörte mittelalterliche Tanzhaus und Teile der früheren Judengasse wurden in den Jahrzehnten der Nachkriegszeit wieder errichtet.
Als älteres Judenviertel bis 1390 in Rothenburg gilt der Kapellenplatz, wo auch die Synagoge und die Rothenburger Jeschiwa stand. Diese soll später in eine Marienkapelle umgewidmet worden sein, die 1805 abgerissen wurde. Am Kapellenplatz 5, seit 2002 Sitz der lokalen Stadtsparkasse befindet sich heute eine Widmungstafel für Rabbi Meir. Eine zweite Synagoge soll am Schrannenplatz gewesen sein, wo sich auch der mittelalterliche Friedhof der jüdischen Gemeinde befand. Dieser ist heute ein Parkplatz und Busbahnhof, jedoch sind zehn der dort aufgefundenen alten Grabsteine in eine Mauer um den gleichfalls Rabbi Meir gewidmeten Gärtchen eingefügt worden, in welchen sich auch eine Widmungsinschrift für die Juden Rothenburgs befindet die in den Jahren 1933 bis 1938 „vertrieben“ wurden, während sich zwei Dutzend weiterer Grabsteine im Gewölbe des “Reichsstadtmuseum” befinden. Das zweite, jüngere mittelalterliche Judenviertel war im Bereich der Judengasse, wo sich im Haus 10 die Mikwe befand. Im Schlossgarten schließlich erinnert eine weitere Gedenktafel dem Pogrom von 1298.
Zu erwähnen ist auch eine Art Privatmuseum an der Ecke Judengasse / Galgengasse in welchem eine historisierende „Judaica – Installation“ an die mittelalterlichen Juden von Rothenburg erinnern will.
Bei allem Bemühen um die Würdigung der mittelalterlichen Juden in Rothenburg, die verglichen mit der Handhabung in vergleichbaren anderen Städten bemerkenswert ist, ist es nach dem Nazi-Regime freilich nicht mehr zur Entstehung einer neuen jüdischen Gemeinde gekommen. Die nächsten Gemeinden sind in Würzburg (60 km) und Fürth (70 km).
Rothenburg ob the Tauber is a main attraction for tourist from all over the world. While wine merchands advertise in several east Asian languages the city also commemorates it’s rich Jewish past at a number of different places within the lovely historical old city. There are memorial plates as well as a garden dedicated to the cities greatest son Rabbi Meir bar Baruch, one of the most outstanding Jewish scholars and best known as “Meir from Rothenburg” where also are some medieval Hebrew grave markers, while the original burial place however today is a parking lot and bus station.
Es gibt bekanntlich nicht viele Namen in Augsburgs Straßen, die an die lange Geschichte der Juden in Augsburg erinnern. Da gibt es den “Judenberg” in der City und irgendwo gut versteckt einen Julius-Spokojny-Weg, den kaum einer je betreten hat. Kenner wissen, dass die heutige Karlstraße mal “Judengasse” hieß oder die Mauer entlang der Blauen Kappe früher “Judenwall”. Auch den Namen “Judenbrunnen” gab es mal, auch wenn sich das kaum einer erklären kann. Nicht leichter tut man sich aber, wenn man darüber nachdenkt, warum es in Augsburg nun eigentlich an recht prominenter Stelle einen Kennedy-Platz gibt. Was genau hat der nun für Augsburg getan? Und warum benennt man ihn nicht nach Carl-von-Obermayer, der sich, neben zahlreichen anderen Verdiensten als US-Konsul in Augsburg, als Kommandant der Augsburger Landwehr, Stifter von Armenküchen, usw. eben auch als Freund der schönen Künste wenigstens doch für den Bau eines neuen Stadttheaters an heutiger Stelle eingesetzt hat?
Wie dem auch sei, wir haben für die künftige Planung der Dauerbaustelle Augsburger Innenstadt ein paar Anregungen, wie Augsburg seiner reichhaltigen jüdischen Vergangenheit künftig mit angemessenem Stolz begegnen könnte.
(Tipsiles-Weg, Fritz-Landauer-Str., Isidor-Obermayer-Weg, Maharam-Platz, Am Judenkirchhof, Sanwil-Ulmo-Weg, Carl-von-Obermayer-Platz, Rabbi-Weil-Str., Moses Landauer-Str., Henle-Ephraim-Ullmann-Str., Wolf Simon Wertheimer Str., …)
As it is generally known there are not many street names in Augsburg to recall the long history of Jews. There is a “Judenberg” (Jews hill) downtown and somewhere well hidden a side street, dedicated to the late Senator Julius Spokojny who was long-time head of the Jewish postwar community. Some appreciators know that once Karlstr. bore the name “Judengasse” (Jews street) and the wall alongside “Blaue Kappe” once was called “Judenwall” (Jews rampart). Also there was a “Judenbrunnen” (Jews Well), which defies explanation to most of the few who heard of it at all. However it is not much easier to explain why contrary to this there is a Kennedy-Place in the heart of the city of Augsburg. What exactly he had achieved for Augsburg? As far as I understood he never was in Augsburg not even once. Why – for instance – the place is not named for Carl-von-Obermayer who had abundant merits as US-Consul in Augsburg, as Commander of Augsburg’s Territorial Army, as donator of feeding for the poor, etc. and not least as patron of fine arts he was campaigning for the establishment of a new City Theater at the very place it is known today ..?
Dear Marianne Salinger,
I guess you are right, the circumstances are somewhat confused if not abstruse .
Apparantly it is one of those affairs, from which wise people say, you may know quite more about it, if you do not ask any questions. Since once you start with it, you will come to no end and unfortunately to no satisfying result. This is so because there are so many different factors involved you normally would not consider. Maybe Dan Brown should care for it…
First we rely on the information that is provided is true in general. If so, we have a handwritten Talmudic text from Paris, which commonly is dated to the year 1342 … and suddenly two and a half centuries later appears from Italy as property of the Ulmo-Ginzburg family. Another two centuries later there are Rabbis and sages (such as Chaim Azulai and Nathanael Weil…) who turn up in Pfersee … and their reports are the first known eyewitness reports depicting the book, the quantity of text, the structure, order, material, quality, ink and so on. Both reports are from the narrow period 1750-1753 only . Accordingly there even was suggested that the Munich or Pfersee Talmud Handschrift only very briefly was in the possession of the Ulmo family, if at all (see: Fuerchtegott Lebrecht – Handschriften und erste Ausgaben des Babylonischen Talmuds, Berlin 1862, p. 55 ff. and p. 99 ff.).
And so the questions begin working: For what reason the two reports from the 1750s differ from the manuscript in Munich regarding the order, content and most important regarding the colophons which give some data as the name of the writer, printer, the date and so on. For some time there was the assumption that there maybe were two different old Talmudic handwritings, one in Pfersee, one in Munich. This is somewhat confusing of course since the “Pfersee Handschrift” also is known as “Munich Handschrift” (Muenchen).
Similar to the questions regarding the former owners and the like it is unclear under what circumstances and about what time the Pfersee Handschrift came to Polling. The most precise estimation possible seems to be between 1754 and 1802 …
Apparently there are no catalogs with listings of the purchases the Polling monastery made. But it is known, that the Polling provost Franz Toepsl exceedingly expanded the library and bought numerous books, many in “oriental” languages. In the course of the secularization after 1803 all the books from Polling library were moved to Munich. What also is sure is that in the early 1860s Raphael Rabinovicz from Novo-Zagorny near Kovno (Kaunas) settled in Munich and “discovered” the Handschrift in rooms of the Royal Bavarian Library in Munich. Rabinovicz determined to make a critical examination of it. His financer was an antiques dealer from Munich – a constellation that also is known from other contexts. Before Rabinovicz however there was no academic reflection and debate on the Pfersee or Munich Handschrift. In other words: the Handschrift was unknown before him. On the other hand so far there is nobody who doubts the authenticity of the book , now known as Cod. Hebr. 95.
The actual Handschrift is preceded by several printed pages, one obviously is from the monastery of Polling, others provide table of contents in Hebrew, which already have the actual signature of the Munich library in the printed text (the signature in Polling was – of course – different). So the book in the current state we know was bound in Munich, obviously not before Nathan Rabbinovicz had worked with it.
So there are many more questions if you do not rely on former presumptions and their perpetuation.
Your specific question was whether a wealthy Jewish community who had enough money for loans also had to have money to keep a priceless book. Yes, that’s the way it should be. But … as I have summarized the Jewish witnesses of the book mentioned it about 1750 (and it is not sure if they really described the very same one) and the next undoubted statement on it is that of Raphael Nathan Rabinovicz who obviously arranged the volume and furnished it with tables of content. Older handwritten parts were glued together and placed in front of the handwriting. They are obviously of some age, but they can originate from everywhere – since the binding was made not before the 1870s. In addition there are numerous small handwritten notes at the front and back cover of the book, most of them seem to be writing exercises, for instance the following example:
אני אורי יהודא שליטא
The last abbreviates שיזכה לחיים טובים ארוכים
It is questionable if those notes (often regarded as signatures of the former owners) may be older than the cover sheets ..?
However between 1750 and 1870 there are another 120 years without any further explanation. So we also do not know whether the Jewish bankers and lenders from Kriegshaber and Augsburg who financed credits to the broke Free Imperial City of Augsburg in the very beginnings of the 19th knew of the existence of the book at all.
See also:
רפאל נתן נטע ראבינאוויץ
ספר דקדוקי סופרים : עם הגהות נקראות דברי סופרים –
Frage: Welche Bedeutung und Ursprung haben die beiden Hände auf vielen jüdischen Grabsteinen? Handelt es sich als „Heilende Hände“ um ein heidnisches Symbol?
Die beiden gespreizten Hände (jede formt sich dabei dreiteilig und soll das hebräische Schriftzeichen Schin – sch darstellen, welches als Buchstabe den Gottesnamen Schadai abkürzt – auch auf zahlreichen Mesusot zu finden, etc.) sind im Grunde genommen ein Familienwappen, sehr wahrscheinlich das älteste der Welt. Es kennzeichnet die Mitglieder der Kohen, also der Nachkommen Aharons, des Bruders von Moses aus dem biblischen Stamm Levi welche in den Heiligtümern Israels den Dienst leiteten. Die ältesten archäologischen Zeugnisse des Symbols auf Gräbern im antiken Israel werden in die Zeit des ersten Tempels datiert.
Das Symbol der Hände bezieht sich auf eine wesentliche Tätigkeit der Kohen, nach dem Ganzopfer auf den Stufen der Vorhalle des Heiligtums das Volk zu segnen:
יברכך ה וישמרך
יאר ה פניו אליך ויחנך
ישא ה פניו אליך וישם לך םולש
(Numeri = 6.24-26 ספר במדבר)
Der Herr segne dich und verteidige dich, der Herr lasse seine Stirn strahlen über dir und begünstige dich, der Herr erhebe seine Stirn über dir und gebe dir Frieden.
The Lord bless and guard you, the Lord make his front illuminate upon you and be gracious to you, the Lord will lift up his front upon you and give you peace.
Kohen grave marker at the old Jewish Cemetery Munich:
Der Segen der Kohen, auch geläufig als nesiat kafajim (die Hände erheben), wurde zwei bis vier Mal täglich im Heiligtum und schließlich auch noch abends beim Schließen der gesprochen. Dass dazu die Hände genommen wurden, ist in der Mischna bereits bezeugt. Diese hielt der Kohen im Heiligtum in Höhe des eigenen Kopfes, außerhalb des Heiligtums auf Schulterhöhe. Der einzige Tag im Jahr, an dem der Segen gesprochen wurde, ohne in Verbindung mit einem Opfer im Heiligtum zu stehen war Jom Kipur, der Tag der Versöhnung. Dies wurde bereits zur Zeit des Heiligtums so gehandhabt. Sehr früh belegt ist mit Ismael ben Elischa die Praxis der Kohen belegt, vor dem Segen die Hände zu waschen (vgl. Baw. Sota 39a), während mit Jochanan ben Sackai bereits bezeugt ist, dass die Kohen ihre Schuhe ausziehen. Auch die Fingerspreizung geht zumindest auf diese Zeit zurück. R. Akiwa verbietet, das Ansehen der Kohen beim Sprechen des Segens, weshalb es früh üblich wurde, dass diese sich unter einem ausgebreiteten Tallit-Schal verbargen. Der Segen als solcher wird vom Vorbeter vorgesprochen und von dem oder den anwesenden Kohen wiederholt, was gemäß Sifre 39 eine verbindliche Pflicht darstellt. Im Heiligtum war der Brauch den Segen am Stück vorzusprechen und nachzusprechen, außerhalb in Synagogen wurde es üblich, ihn einzeln in drei Teilen vor- und nachzusprechen.
Nach Zerstörung des Heiligtums wurde der Segen Bestandteil der Tfila, also des Gebetes in den lokalen Häusern der Versammlung (Knesset – griechisch: Synagoge). Gesprochen wird der Segen nun nur noch in der Wiederholung der Tfila, des Hauptgebetes und zwar als Einschub zwischen der 18. und 19. Segnung.
Während der Segen im östlichen Mittelmeerraum täglich gesprochen wurde (gegenwärtig ist dies auch Praxis in entsprechenden Gemeinden in Israel), wurde es in Europa üblich, ihn nur noch an hohen Feiertagen (jom tov) und am Schabbat zu sprechen, im mittelalterlichen Spanien nur noch an Festtagen, schließlich auch dort nur noch zum Musaf, also dem Zusatzgebet, ehe R. Jakow Molin um 1400 (der auch Rabbiner in Augsburg war), verfügte, dass der Segen auch zu שחרית, also morgens gesprochen werden soll.
Seit dem Maharam ist es üblich, dass der Vorbeter einen Teil des einleitenden Gebets leise spricht, während die Kohen sodann laut vorfahren, während in sefardischen Gemeinden alles laut gesprochen wird.
Die reformistischen Gemeinden in Europa schafften das Sprechen des Priestersegens in ihren Gottesdiensten ab und übertragen diese Aufgabe dem Vorbeter. Seitens der überlieferten Gemeinden stieß dies auf schärfste Ablehnung unter dem Hinweis darauf, dass die Anmaßung priesterlicher Befugnisse in Bibel und Talmud todeswürdige Verbrechen darstellten. So oder so werden mit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts in reformistischen Gemeinden nun auch die früher häufigen Kohen-Grabsteine mit den berühmten Händen immer seltener, ehe sie ganz verschwinden.
Der Priestersegen wird auch bei Christen im christlichen Gottesdienst gesprochen, während sich die Geste des Duchan der gespreizten Finger in der Science Fiction Serie Star Trek findet.
The Jewish Augsburg Collection
January 20, 2010It is an accepted and stable opinion that from the long history of Jews in Augsburg only few traces are left, for example antique oil lamps, remains or let’s say fragments of medieval tombstones, long ago renamed old streets and places, already overbuilt former synagogues or cemetery plots, crumbling grave marker inscriptions at neglected graveyards, numbers of so called ritual objects elaborate, but unused, locked up in glass cases of different museums, entries in old age and middle age tax payer lists as well as the knowledge in what house and street which doctor or lawyer lived, that the half of their families were murdered and the other half fortunately emigrated. Especially the latter allows many a kind of reference to the essence of Judaism. All of this in Augsburg is not different from other places in Germany or Central Europe. Now and then there are changing exhibitions to explain basic knowledge at the level of paperback books, some sad and somber classic concerts, temporally brightened by jolly Klezmer concerts, frequently presented by Gentiles, who for what reason ever believe that this kind of Southeast European wedding music would have ever been a domestic one in Swabia.
Be that as it may, Judaism first and foremost means a life in accordance with the laws and regulations of Talmud and Torah, no more and no less. Everything else that makes under different circumstances Jews, Jewry and Judaism derives from that very source. If we remember and reflect on this fact, we can conclude that the record of the Augsburg Jewry in this respect is a very rich one. Some of the most powerful and influential medieval rabbis of Europe lived and worked in the city. Many of their written work was delivered to posterity: these include hundreds of responses by the Maharam, the influential Book of customs by the Maharil, textbooks like the Question & Answers by the Mahariv, an Augsburg Passover haggadah and an Augsburg prayer book from the 1530s, and so on up to the hilariously good reading of Isaac ben Menachem Etthausen from Pfersee, the Pfersee Talmud script which is regarded as the oldest surviving handwriting in the world or the countless learned articles by the renowned specialist in Middle Eastern and oriental studies and librarian Samuel Landauer (1846-1937), who was the first who translated some of Saadia Gaon’s Arabic works. Most of the treasures of the Augsburg Jewry today are completely unknown although other than crumbling stones many of it still remains intact and preserved.
Our focus therefore will be to introduce, translate and publish this rich heritage of Augsburg and Swabian Jews in the future: The written legacy of the Augsburg Jewry.