Der jüdische Friedhof in Augsburg Hochfeld

May 13, 2019

Yehuda Shenef: “Die Liebe ist der Dichtung Stern – Der jüdische Friedhof von Augsburg Hochfeld, Geschichte, Inschriften, Grabregister, Biographien, Photos

  • Gebundene Ausgabe: 220 Seiten (Format A 4)
  • ISBN: 978-3752856569
  • 35 Euro

Archäologische Funde legen nahe, dass die Geschichte der Juden in Augsburg wenigstens bis ins dritte Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung zurückreicht, als der Ort Distrikthauptstadt der römischen Provinz Rätien war. Im 9. Jahrhundert gibt es erste Berichte über eine Synagoge direkt neben dem Sitz des kaiserlichen Vogts. Eine städtische Urkunde aus dem Jahr 1298 berichtet vom Ausbau der Bischofsstadt, zu welchem die Augsburger Judenschaft sich verpflichtete, einen etwa 450m langen Abschnitt der Stadtmauer zu errichten, binnen vier Jahren aus eigenen Mitteln, der sogleich auch den bereits existierenden jüdischen Friedhof miteinschließen sollte. In den Jahrhunderten nach der Ausweisung der Juden aus Augsburg in den 1440er Jahren, wurde der Judenkirchhof geplündert und seine wuchtigen Steine als Baumaterial missbraucht, insbesondere auch zum Ausbau des alten und des neuen steinernen Rathauses.

Erst im Jahre 1867, drei Jahre nach der vom bayerischen König Ludwig II. formell anerkannten Gründung der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), kaufte der Vorsitzende der Augsburger Juden ein schmales Stück Land in dem Hochfeld genannten Landstrich südlich der Augsburger Altstadt, um endlich einen eigenen Friedhof für die Juden von Augsburg zu besitzen. Über 60 Jahre nach ihrer festen Wiederansiedlung in Augsburg, hatten sie bis dahin ihre Toten am Friedhof von Pfersee/Kriegshaber begraben müssen.

Nun 150 Jahre später, ist der Friedhof zwischen Haunstetter Straße und Altem Postweg ohne Möglichkeit der Erweiterung fast vollständig belegt. Der Friedhof legt Zeugnis ab über die wechselvolle Geschichte der jüdischen Gemeinde, die sich vom noch souveränen Königreich Bayern und der Gründerzeit über die beiden Weltkriege, das mörderische Nazi-Regime und der desolaten Nachkriegszeit erstreckt, bis zur modernen Gemeinde, die ganz wesentlich dominiert wird von jüdischen Auswanderern aus der post-sowjetischen Ukraine und Russland.
Das Buch bietet ein aktualisiertes Grabregister mit vielen genealogischen Anmerkungen. Es beschreibt anhand zahlreichen Materialen die Geschichte des Friedhofs. Beleuchtet werden auch die am Friedhof tätigen Friedhofswärter und Steinmetze, ebenso wie Stile und Moden der sehr wechselvollen Begräbniskultur in eineinhalb Jahrhunderten.

Abgerundet wird das Werk mit rund sechzig Kurzportraits mit Fotos von Personen, die am Friedhof begraben sind, einem alphabetischen Register, einer Namensliste der im Holocaust ermordeten Augsburger Juden.

  • Gebundene Ausgabe: 220 Seiten (Format A 4)
  • ISBN: 978-3752856569
  • 35 Euro
  • Buch bestellen

Messerangriff am jüdischen Friedhof in Augsburg

July 17, 2015

Wie die IKG, Presse und Polizei mitteilen, gab es am jüdischen Friedhof im Augsburger Stadtteil Hochfeld zwischen alten Postweg und der Haunstetter Straße einen blutigen Zwischenfall. Ein 60 Jahre alter Mann wurde dabei mit einem Messer verletzt. Täter war ein 66-jähriger. Vorausgegangen sei ein Streit zwischen beiden Männern, die sich kannten und beide Mitglieder der IKG seien, wie mitgeteilt wurde.

Obwohl sich damit die Tat nicht anders darstellt, sind alle erleichtert, dass ein sog. “anti-semitischer Tathintergrund” offenbar entfällt. Der Überfallene ist ärztlich versorgt und fürs erste außer Gefahr, der Täter der (nun?) als “psychisch auffällig” gegolten haben soll, ist in Haft und wird auf seine “Schuldfähigkeit” geprüft. Für die Tat selbst reicht der Begriff der “Schande” nicht aus.

Messerattacke jüdischer Friedhof Augsburg Augsburger Allgemeine

Ausführlicher Bericht: http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Messerattacke-auf-Juedischem-Friedhof-Schueler-sehen-die-Tat-id34811582.html

STABBING AT AUGSBURG JEWISH CEMETERY: A 66 year old member of the Augsburg Jewish community attacked another 60 year old member with a knife at the Jewish Cemetery of Augsburg (Hochfeld). The vivtim was hurt but is in good condition, the stabber who was described as “pschologically suspicious” is in custody and will be examined whether he is criminally liable or needs psychological treatment, however hopefully inside a secure institution.

нож нападение на еврейском кладбище в Аугсбурге

התקפת סכין בבית העלמין יהודי באוגסבורג


Restoration at the Augsburg Jewish Cemetery Hochfeld

April 6, 2009

Die übeffälligen Restaurationsarbeiten am Jüdischen Friedhof Hochfeld (Haunstetter Str.) haben letzten Monat begonnen. Dies betrifft insbesondere die Erweiterung der knapp werdenden Grabflächen, aber auch die Instandsetzung des in der Substanz beeinträchtigten und undichten Tahara-Hauses in der Mitte des Friedhofs. Zusätzlich fallen nun auch von mutwilligen Antisemiten eingeworfene Scheiben am Tahara-Haus an, die während des Gaza-Krieges zum Jahresbeginn mit Steinen eingeworfen wurden.

restoration-work-at-the-hochfeld-tahara

inside-the-tahara-at-hochfeld-cemetery

von drei Steinen getroffenes Magen-David-Fenster

von drei Steinen getroffenes Magen-David-Fenster

 

The long overdue restoration works at the Jewish Cemetery Hochfeld (Haunstetter Str.) have started last month. This concerns in particular the expansion of the cemetery plots, but also the repair of the affected and leaky Tahara-house in the middle of the cemetery. Additionally, there are now also broken windows, thrown in with numerous stones by anti-Semites (either left- or right wing or Muslim extremists) during the war in Gaza at the beginning of 2009.


Video: Impressions from Augsburg’s Jewish Cemeteries

February 23, 2009

I will raise my head toward tomorrow

 

 


Gedenken an die im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Wehrmachtssoldaten aus Augsburg

November 5, 2008

Teil des Denkmal für die im Ersten Weltkrieg für Deutschland gefallenen jüdischen Soldaten der Wehrmacht aus Augsburg

Teil des Denkmal für die im Ersten Weltkrieg für Deutschland gefallenen jüdischen Soldaten der Wehrmacht aus Augsburg

Zum Anlass des 90. Jahrestages der Beendigung des Ersten Weltkrieges gedenken wir den für Deutschland gefallenen jüdischen Wehrmachtssoldaten aus Augsburg, denen am jüdischen Friedhof in Augsburg-Hochfeld ein Erinnerungsmal gewidmet wurde.

die Gedenktafeln mussten wir von Gestrüpp und Moos befreien, zahlreiche Buchstaben fehlen

die Gedenktafeln mussten wir von Gestrüpp und Moos befreien, zahlreiche Buchstaben fehlen

On the occasion of the 90th Anniversary of the end of World War One we commemorate the fallen Jewish Wehrmacht soldiers from Augsburg who died for Germany. At the  which was dedicated to the Jewish cemetery, Augsburg Hochfeld, Haunstetter Str. there is a memorial.

The following names are listed at the Monument:

 

Table No.  

Birth

Death

   
1 1 Fritz Bissinger

11.06.1890

05.09.1914

  2 Rudolf Bernheimer

09.05.1889

19.02.1915

  3 Leopold Klopfer

08.11.1891

11.05.1915

  4 Leopold Schwarz

18.05.1895

25.05.1915

  5 Paul Rosenstiel

10.05.1887

07.07.1915

  6 Sali Thanhauser

20.11.1880

01.08.1915

  7 Manfred Reis

22.09.1886

20.03.1916

  8 Julius Rosenberg

22.05.1884

26.04.1916

   
2 1 Siegfried Lemle

07.11.1897

10.11.1916

  2 W. Günzburger

01.03.1886

10.07.1916

  3 Moritz Schloss

29.07.1879

18.02.1917

  4 Max Rosenberg

08.05.1886

08.10.1917

  5 Siegfried Metzger

21.02.1899

14.11.1917

  6 Felix Aub

27.06.1896

23.03.1918

  7 Julius Binger

14.04.1918

   
3 1 Alfred Heymann

16.06.1896

31.05.1918

  2 Arthur Stein

12.03.1892

31.04.1918

  3 David Rosenau

01.10.1884

21.06.1918

  4 Ludwig Binswanger

27.08.1880

18.07.1918

  5 F. Lammfromm

26.03.1887

11.08.1918

  6 Martin Strauss

18.05.1886

07.09.1918

  7 Hugo Bein

15.10.1881

15.12.1918

   
4 1 Siegfried Lemle

07.11.1897

10.11.1916

  2 Herrmann Hanauer

28.04.1894

17.05.1916

  3 Ludwig Binswanger

27.08.1880

18.07.1918

  4 Hugo Bein

15.10.1881

15.12.1918

  5 Moritz Schloss

29.07.1879

18.02.1917

  6 Siegfried Metzger

21.02.1899

14.11.1917

  Fritz Bissinger

11.06.1890

05.09.1914

   

 

Grave 6 in row 42 of the southern part (i.e. No S 42.6 in our burial list) of the Hochfeld Cemetery in Augsburg has the following inscrition:

Hier ruht in Frieden

Herr Heinrich Rosenstiel

geb. am 21. Januar 1862, gest. am 8. Oktober 1914

ihm folgte in den Tod sein ältester Sohn

Paul (Rosenstiel)

geb. am 10. Mai 1887

gefallen auf dem Felde der Ehre, am 7. Juli 1915

begraben zu Novéant-Corny

קובץ:1920 poster 12000 Jewish soldiers KIA for the fatherland.jpg

 (wikipedia) כרזה של הברית כנגד האנטישמיות


Friedhof Haunstetter Straße

October 19, 2007

menorabrunnen-haunstetter-str-augsburg.jpglandauer-grabmal-haunstetter-str-augsburg.jpg gedenkinschrift-augsburg-haunstetter-str.jpgfriedhof-haunstetter-str-augsburg.jpgjudisches-kriegsdenkmal-haunstetter-str-augsburg.jpg


Jüdischer Friedhof Haunstetter Straße

July 18, 2007

Insgesamt haben wir nach aktuellem Stand (15. Juli 2007) 968 ausgewiesene Gräber (Grabstein oder zumindest noch Sockel ist erhalten) erfasst, wobei sich speziell im Eingangsbereich der Ostseite eine Reihe verwaister ehemaliger Gräber befinden, deren Steine offensichtlich zerstört wurden. Hierbei handelt es sich mutmaßlich vor allem um Kindergräber. Sie wurden nicht mitberechnet. 

 

Die Anlage misst in genauer Ost-West-Ausrichtung auf der südlichen Seite 218 m und auf der nördlichen 215 m. Die Ostseite misst 48m, das noch nicht belegte Westende mit Zugang zum „Alten Postweg“ 36 m. Der Friedhof ist durch einen durchgehenden Weg von Ost nach West in zwei Hälften unterteilt. In etwa der Mitte des Durchgangswegs befindet sich die Aussegnungshalle, im hinteren Teil am Westende ein großer siebenarmiger Leuchter aus Stein, der zugleich auch Wasserspender ist.  

 

An der Südseite, die jenseits der Mauer an die Berufsschule angrenzt, befinden sich an deren Wesende neuere Gräber jüdischer Frauen, meist russsicher Herkunft. Ihnen gegenüber finden sich Begräbnisstätten russischer männlicher Juden. Diese strikte Trennung wird freilich nur im neueren westlichen Teil des Friedhofs eingehalten, wenngleich auch nicht strikt. In den älteren Teilen finden sich Männer und Frauen gemischt, häufiger auch in gemeinsamen Gräbern von Ehepaaren, manches auch mit deren Kindern. 

 

Für die Aufschlüsselung der nicht immer parallel verlaufenden Reihen in der Süd- und Nordhälfte werten wir die Reihen einzeln als S = Süd und N = Nord. Die Südhälfte verfügt über 62 Grabsteinreihen, die Nordhälfte über 58 Reihen. Jede Reihe verfügt zwischen 2 und maximal 15 Grabsteine, im Durchschnitt also etwa 8. Zusätzlich befindet sich etwa in der Mitte an der südlichen Mauerseite ein Ehrenmahl der früheren Gemeinde für die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs. Hier wird mit drei eingelassenen Tafeln insgesamt 24 Soldaten gedacht. Zu Füßen der Gedenktafeln befinden sich zusätzlich noch sechs kleine Grabsteine, für weitere gefalle, offenbar tatsächlich vor Ort bestattete Soldaten, deren Anzahl nicht ermitteln lassen, da größere Teile der Inschriften von Moos überwuchert und somit unleserlich sind. Im Südteil nun befinden sich insgesamt 504, im gegenüberliegenden Nordteil 464 Gräber. 

 

Stilistisch unterscheiden sich die Grabsteine sehr auffällig. Während im älteren Ostteil (meist um 1900 – 1920), vor allem teilweise erheblich verwitterte aber auch mutwillig zerstörte Kalksteine finden wird der moderne Westen (etwa ab 1990) von neuen hochglänzenden Marmor dominiert. Im Mittelteil findet man freilich den größeren Variantenreichtum, vor allem aus der Zeit zwischen 1910 – 1930, mit zahlreichen individuellen Monumenten, teilweise aus Marmor, die auch Gestalt von Obelisken annehmen können. Abgebrochene Säulen etwa symbolisieren, dass die Verstorbenen zu früh in einem noch recht jungen Alter aus dem Leben schieden. 

 

 Die Inschriften erfolgten fast überwiegend in deutscher Sprache, meist begleitet von gängigen hebräischen Kürzeln wie פנ für po nikbar (hier ist begraben) oder תנצבה für tehi nischmato zrura bizror hachajim was eine Wendung aus dem ersten Buch Samuel wiedergibt und in etwa bedeutet: „seine Seele sei umhüllt im Bund des Lebens“. Öfter sind Kannen auf Gräbern zu finden, was eine levitische Abkunft des Toten bezeugt, seltener hingegen finden sich segnende Hände als Hinweis auf einen Kohen.  

 

Bestattet ist hier auch eine Reihe prominenter Personen, wie etwa Dr. Richard Grünfeld (1863 – 1931), (Grab S 31.3) Rabbiner in Augsburg von 1910-1929 und sein Vorgänger (Grab S 27.1) Dr. Heinrich Gross (1835 – 1910), beide mit ihren Frauen, die berühmte Kaufmannsfamilie Landauer, diverse Bankiers und sogar ein US-amerikanischer Konsul aus der Zeit vor den beiden Weltkriegen. 

 

Viele der älteren Grabsteine befinden sich freilich in einen kläglichen Zustand und bedürften dringend der Sanierung und Dokumentation, sollen sie auch weiterhin Zeugnis ablegen können über rund ein Jahrhundert jüdischen Lebens in Augsburg. Dies wird umso dringlicher, als der Friedhof in absehbarer Zeit seine Kapazitäten ausgeschöpft haben wird.

hochfeld-jewish-cemetery-augsburg hochfeld-jewish-cemetery-augsburg-detail-2

hochfeld-jewish-cemetery-augsburg-menora-memorial hochfeld-jewish-cemetery-augsburg-detail

hochfeld-jewish-cemetery-augsburg-children-grave-markers hochfeld-jewish-cemetery-augsburg-dead-bird-figure hochfeld-jewish-cemetery-augsburg-landauer-memorial hochfeld-jewish-cemetery-augsburg-grave-of-rabbi-richard-gruenfeld