
Der jüdische Friedhof von Nördlingen mit etwa 300 Grabsteinen wurde erst spät im Jahre 1877 angelegt, nachdem wenige Jahre zuvor eine neue Gemeinde entstehen konnte, doch bereits im Mittelalter bis zur Auflösung der Gemeinde im Jahr 1506 verfügte die jüdische Gemeinde in der Reichstadt Nördlingen über drei eigene Friedhöfe. In der Zeit der Nazi-Herrschaft wurde der neue Friedhof erheblich beschädigt und selbst die Umfassungsmauer wurde teilweise abgetragen, um billiges Baumaterial daraus zu gewinnen. Auf Druck der amerikanischen Militärregierung wurden etwa 200 der Grabsteine 1947 wieder aufgestellt (am ursprünglichen Platz ?). Das frühere Tahara-Haus hingegen wurde 1978 wegen „Baufälligkeit“ abgebrochen und offenbar im Jahr darauf durch einen Gedenkstein ersetzt:

לזכרון נצח
Den Toten zur Ehre und zum ewigen Gedenken an die juedischen Buerger aus Noerdlingen und Umgebung die in den Verfolgungsjahren 1933-1945 grausam umgekommen sind
Uns Lebenden zur Mahnung den kommenden Geschlechtern zur eindringlichen Lehre
תהא נפשם תצרורות בצרור החים
Am Sockel ist nach dem Entfernen des Efeus noch zu lesen:
„Errichtet im Jahre 1979 vom Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern“

Am Friedhof befindet sich die Grabstätte des Steinmetz Max (Mordechai ben Josef) Koppel (1840-1917), dessen Grabsteine sich auf jüdischen Friedhöfen überall in der Region befinden, auch in Augsburg oder Stuttgart. Er ist zusammen mit seiner Frau Peppi Neuburger (1836-1905) bestattet. Auf dem Friedhof finden sich auch weitere Mitglieder der Koppel-Familie, wie etwa das Grab von Max‘ Sohn Emil Koppel (1872-1941).

In der Nachkriegszeit wurden hier noch David ben Natanael Ha-Levi im Januar 1963 und Sara bat Zwi im April 1971 und schließlich Samuel Levite im September 1986 bestattet.

Eine weitere schon ältere Gedenktafel erinnert noch an die lokalen Helden des ersten Weltkrieges, die als deutsche Wehrmachtssoldaten starben und fast ausschließlich den Familiennamen Bühler trugen.
לזכר עולם
Weltkrieg 1914 – 1918
Josef Hamburger 1915
Max Bühler 1916
Jakob Bühler 1916
Alfred Bühler 1916
Heinrich Bühler 1918
Sigmund Bühler 1918
Albert Regensteiner 1918
Fürs Vaterland seid Ihr gestorben : Wir ehren Euch
Fürs Judentum habt Ihr erworben das Himmelreich
הצבי ישראל על-במותיך חלל
איך נפלו גבורים

Das Zitat am Sockel stammt aus dem 2. Buch des Künders Samuel :
„Der Hirsch Israel ist erschlagen auf deinen Höhen, wie sind die Helden gefallen“

Unser herzlicher Dank gilt Frau Sigi Atzmon aus Nördlingen, die uns kurzfristig den Besuch am Nördlinger Friedhof ermöglichen konnte.