filmed by Yehuda Shenef, August 8, 2014 Synagoge Augsburg, Innenhof
Mayor Kurt Gribl, Rabbi Dr. Henry Brandt, Israeli consul general Dan Shaham, head of Jewish community Alexander Mazo
filmed by Yehuda Shenef, August 8, 2014 Synagoge Augsburg, Innenhof
Mayor Kurt Gribl, Rabbi Dr. Henry Brandt, Israeli consul general Dan Shaham, head of Jewish community Alexander Mazo
Am 25. Juni eröffnete in der ehemaligen Kriegshaber Synagoge, nun eine Niederlassung oder im Jargon gesprochen eine “Dependance” des Augsburger Kulturmuseums, eine Ausstellung zu Synagogen in Schwaben allesamt ehemalig und zusammengefasst in einem nett aufbereiteten populärwissenschaftlichen Ausstellungsband, der ein paar grundlegende Informationen bietet. Dass sich dabei eine Reihe von Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, dürfte für die Mehrzahl der Leser, denen die frühere Existenz verschiedener jüdischer Gemeinden und Synagogen in der Region völlig neu ist und tatsächlich eher (Fest-)Zelte gewohnt sind), wahrscheinlich egal sein. Zu recht übrigens, denn geboten wird ein nicht nur gedanklich längst vollzogener Schluss-Strich unter die jüdische Geschichte der Region.
Dr. Benigna Schönhagen bei der Eröffnungsrede
Kulturreferent der Stadt Augsburg Thomas Weitzel
Dr. h.c. Henry Brandt zu “Zerstörung und Ende”
versimpelte “Geschichte der Juden in Kriegshaber”
Photos: Margit Hummel
Am heutigen Montagnachmittag versammelten sich zum Abschluss des verlängerten Auftakt-Wochenendes der „Woche der Brüderlichkeit“ im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses religiöse Vertreter der evangelischen und katholischen Christen, sowie der Juden in Deutschland zu einer öffentlichen Versammlung. Unter den Predigern, deren Leitthema lautete „Verlorene Maßstäbe – Herausforderung durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise“ herrschte weitgehende Einigkeit.
Schuld an der Krise, so der Tenor, sei die verantwortungslose Gier, vor allem in der Wirtschaft. Der Hausherr Oberbürgermeister Kurt Gribl stellte fest, dass auch in der Krise die Vielfalt in der Stadt, darunter zahlreiche Migranten, eine Bereicherung darstellen. Er erinnerte daran, dass der am Vortag mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnete Architekt Daniel Libeskind ein gutes Beispiel sei, wie man „mit viel Elan und Kreativität Neues schaffen“ könne. Dr. Henry Brandt unterstrich, dass es zur Gemeinsamkeit keine Alternative gebe.
Der in der Schweiz geborene Kölner Rabbiner Jaron Baruch Engelmayer, erläuterte, dass es zwei dominante Wirtschaftssysteme gebe. Der Kapitalismus ermögliche eine individuelle Entfaltung der Persönlichkeit, die zu oft auf Kosten des Allgemeinwohls ginge, während der (namentlich nicht benannte) Gegenentwurf oft auf die Aufgabe der Persönlichkeit zugunsten eine „großen Ganzen“ hinauslaufe. „Maimonides“ (Rambam) hingegen rate bei Extremen zum „goldenen Mittelweg“ – dieser werde in der Bundesrepublik Deutschland relativ gut eingehalten. Vorbild für das richtige Verhalten sagte er wären Manna, Maaser scheni, Schmitta und Jowel aus der Thora. Das Manna als himmlische Speise ließ sich nicht horten, da es über nacht verfaulte, so jemand davon Vorrat für den nächsten anlegen wollte. Es schmeckte jedem auch so, wie man es sich ausmalte, während die Unzufriedenen sozusagen nicht auf den Geschmack kamen. Damit sei dies ein Inbegriff gegen die Gier. Schmitta und Jowel hingegen seien Konzepte, die einen Erlass vorsahen. Letztlich gelte jedoch, was der Talmud (pirke awot) sage, dass der reich sei, der mit seinem Teil zufrieden ist.
Der evangelische Theologe Nikolaus Schneider ist Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und kommissarischer Nachfolger der wegen einer Alkoholfahrt zurückgetretenen Bischöfin Margot Käßmann als Vorsitzender des Rates der EKD. Er verurteilte ebenfalls die „hemmungslose“ Gier, welche vor allem auch in Deutschland dazu führe, dass die „Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergehe.“ Wenige Supereiche besäßen einen großen Teil des gesamten Vermögen. Erforderlich sei eine gerechtere Verteilung des Vermögens zugunsten der Armen, da andernfalls der Frieden in der Gesellschaft nicht gewahrt werden könne. … Er erinnerte auch daran, dass augenfällig viele Begriffe aus der Wirtschaft und der Religion übereinstimmten, etwa der Begriff der Schuld, aber auch das Wort Kredit, stamme vom lateinischen Credo – ich glaube. Als gutes Beispiel für den zum Götzen Baal gewordenen Mammon und die Sinnlosigkeit der Gier erwähnte er die Geschichte des antiken König Midas, der sich einst (freilich vom „Gott“ Dionysos) wünschte, dass alles was er berührte, zu Gold werde, bis er schließlich weder essen noch trinken konnte und beinahe verhungerte.
Unter den oft genannten Stichworten der Redner war auch das der “Boni” (auch dies eine lateinische Vokabel: ein Plural von Bonus – das Gute), die sich “maßlose und verantwortungslose Manager” genehmigten.
Die mahnenden Vorträge der Redner wurden von eigentümlich interpretierten instrumentalen Stücken eines Bläserquintetts umrahmt, etwa „Amazing Grace“ oder zuletzt „Hava Nagila“, während zwischendurch vom Elias-Holl-Platz laute Protestrufe einer Demo zu hören waren. Sozusagen mit Pauken und Trompeten waren die Demonstranten unter “Polizeischutz” zuvor durch die Innenstadt gezogen und hatten von einem Mann (!) Slogans skandieren lassen wie „Bei der Rüstung sind sie fix, für die Frauen tun sie nix“… Ob die Festredner dafür die passenden Adressaten waren, ist eher zweifelhaft.
Nun, eineinhalb Jahre nach der „Finanzkrise“ („… die noch lange nicht zu Ende ist…“) sind die Schelten gegen „die Gier der Banker“ schon zu sehr zu Allgemeinplätzen geworden. Der sehr harmonischen Veranstaltung hätte deshalb die Teilnahme eines argumentativen Bankers oder Managers sicher ganz gut getan. So jedoch waren sich scheinbar alle einig, aber wer der ca. 60 Anwesenden sollte sich angesprochen fühlen?
Und was ergibt sich aus all dem Gesagten? Soll „man“ dem Mammon abschwören und auf Manna hoffen als Paradelösung für die oft geforderte “sozial gerechte Umverteilung von Oben nach Unten“?
Eine Frage, die offen blieb, da die Veranstaltung zu Ende ging und die meisten Versammelten der Einladung Dr. Brandts folgten, um in der einsetzenden Abenddämmerung das (koschere ..?) Buffet zu genießen. Dieses wurde – wohl als Lehre aus der Midas-Geschichte nicht im “Goldenen Saal” gereicht, sondern eine Etage tiefer.
“Vorsicht auf Gleis 2 Süd, es fährt ein der Zug der Erinnerung …”
Der Zug der Erinnerung ist eine mobile Ausstellung in alten Bahnwagons die in zahlreichen Bahnhöfen jewils für einen oder mehrere Tage inmitten des gewöhnlichen Bahnverkehrs an geschätzte 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche erinnern will, die vor fast sieben Jahrzehnten mit den Zügen der Reichsbahn ins sog. “Vernichtungslager” deportiert wurden. Initiiert wurde das Projekt unterstützt von Parteien, Kirchen und Gewerkschaften, vom gleichnamigen Verein “Zug der Erinnerung”, etc. dessen Anliegen es ist, insbesondere “jüngere Menschen” das historische Geschehen auf diese Weise zu verdeutlichen.
Als etwa 90 Station der ungewissen Reise hielt der Zug nun auch in Augsburg, wo er seit gestern für drei Tage Station macht.
Zur Begrüßung des Zuges hielten der Vertreter des Vereins, sowie Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl und Dr. Henry Brand von der Israelitischen Kultusgemeinde Ansprachen, die von französischen Liedern eines Augsburger Schülerinnen-Chores unterbrochen wurden. Auszüge der Reden werden wir in Kürze als Video veröffentlichen.
"zug der erinnerung in augsburg"
blick ins zugfenster
the Mayor of Augsburg
http://www.zug-der-erinnerung.eu/fahrplan/ZdE_Flyer_Rahmenprogramm_Augsburg.pdf
"ich kann nicht für die Opfer sprechen"
http://www.zug-der-erinnerung.eu/verein.html
zur erinnerung
Richter bietet Bibel-Kommentare anstelle von Arbeitsdienst
April 1, 2011Was wie ein April-Scherz klingt ist seitens des US-Amerikanischen Richters John Clinton aus Houston Texas ganz ernst gemeint. Der im Januar gewählte Richter des Harris County Criminal Court No. 4 hatte neun verurteilten Tätern freigestellt anstelle eines kommunalen Arbeitsdienstes (community service) das Studium eines vom Richter bestimmten Bibel-Kommentars zu lesen und anschließend einen selbstverfassten Bericht darüber vorzulegen.
Bei der empfohlenen Lektüre handelt es sich um das Werk “The Heart of the Problem” (in etwa “das Kern des Problems”) des fundamentalistischen christlichen Predigers Dr. Henry Brandt, das gemäß einer Stellungnahme der texanischen Niederlassung des American Civil Liberties Union (Liberale Bürgerrechtsbewegung) darauf abzielt zum Christentum zu missionieren. Richter Clinton schlug die Lektüre von Henry Brandts Bibel-Kommentaren für verurteilte Täter vor deren Vergehen von häuslicher Gewalt bis Drogenbesitz reichten.
Ausführlicher Artikel:
http://www.thenewamerican.com/usnews/politics/6911-texas-judge-under-fire-for-offering-convicts-christian-alternatives
Zweifellos ist der Ansatz von Richter Clinton insbesondere für Mitteleuropäer noch seltsamer als er es bereits für Texanische Kritiker ist. Selbstverständlich verstößt ein solcher Vorstoß natürlich gegen die Verfassung, die “weltanschauliche” Neutralität voraussetzt. Kritisch wird es dann ja besonders, wenn etwa ein Muslim, Jude oder Atheist dazu verdonnert werden sollte, die missionarischen Bibel-Kommentare von Dr. Brandt zu lesen.
“The Heart of the Problem”
* * *
Informationen zum Prediger und Bibel – Kommenator Dr. Henry Brandt (1916-2008) und der Henry Brandt Stiftung:
http://biblicalcounselingoutreach.com/about-henry-brandt-foundation/index.shtml