Dayenu – es hätte uns gereicht, … דיינו בוואריה

April 18, 2016

dayenu maccabeat bavarian styleLederhosen version of the classic Passover song

there are different ways to celebrate

it

over & over

again

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Mal wieder ein Kurzaufhalt in Thannhausen

April 1, 2016

Stadionkapelle Thannhausen Synagoge– remains of Jewish history  –

Die heutige „Stadionkapelle“ (die nichts mit einem Sport-Stadion zu tun hat) im schwäbischen Thannhausen (nahe Krumbach/Hürben) geht auf das Jahr 1720 zurück und basiert auf einer urkundlich erstmals 1627 erwähnten Synagoge, die sich am selben Platz befand oder im späteren Umbau integriert wurde. 1718 jedenfalls verwies der christliche Ortsherr der Familie Stadion die wenigen verbliebenen Juden aus Thannhausen, wo sie schon seit zwei Jahrhunderten gelebt hatten.

Stadionkapelle Thannhausen former synagogue טאנהויסן    تانهاوزن

Die Kapelle, so berichtet die Info-Tafel an der Kirche, werde im Volksmund heute noch „Judenkapelle“ genannt, was sich während eines Kurzaufenthalts freilich weder bei den Anwohnern, noch im gegenüberliegenden Straßencafe (orta şekerli bir fincan, lütfen!) verifizieren ließ, da man dort nur Türkisch hörte, … wo „es“ sodann dann auch “Yahudiler şapel” oder so ähnlich heißen müsste. Das klänge aber nur entfernt ähnlich …, falls es denn überhaupt wen interessieren sollte. Ben şüpheliyim.

Thannhausen Straßenszene mit Stadionkapelle SynagogeStadion-Atmosphäre in Thannhausen


Zur jüdischen Geschichte in Osterberg

July 23, 2014

 

Karte Osterberg map Jewish

 Jewish settlement (blue), cemetery (green) at Kolbenweg, few yards away

Osterberg Schloss

Schloss Osterberg castle

Osterberg sheep next to Jewish cemetery

Osterberg sheep

In Osterberg einer c. 20 km nördlich von Memmingen und zwischen Babenhausen und Altenstadt gelegenen kleinen Gemeinde im Landkreis Neu-Ulm an der Grenze von Bayern und Württemberg, gab es etwa hundert Jahre lang ein jüdische Gemeinde. Heute erinnern daran nur noch das Straßenschild “Judengasse” und der etwas versteckte, umwaldete kleine jüdische Friedhof.

Judengasse Osterberg

 part of the Judengasse in Swabian Osterberg

Osterberg Judengassen Siedlung

Osterberg selbst war eine für die Region recht typische Dorfsiedlung unterhalb eines Schlosses und von diesem völlig abhängig und darauf ausgerichtet. Auch die Nähe zum nur etwa 6 km entfernten Fugger-Sitz Babenhausen (wo es zeitweilig ebenfalls eine jüdische Gemeinde gab und auch dort erinnert heute namentlich nur der erhaltene Straßenname „Judengasse“ daran) spielte dabei eine Rolle.

Osterberg Judengasse

Einzelne Nachrichten über Juden am Ort in  finden sich ab dem 16. Jahrhundert. Doch erst um das Jahr 1800 entstand eine jüdische Siedlung für die der Freiherr von Osterberg geworben hatte. Als etwas zwielichtiger Kommissar in den Ermittlungen der Papiernoten – Vorwürfe gegen die schwäbischen Juden im Herbst 1803 ist er uns gut vertraut aus dem Bericht des Ber Ulmo aus Pfersee. Angeworben wurden auch Juden aus Steppach, Kriegshaber und Pfersee. Zu den Bewohnern zählte 1835 deshalb auch der Lederer und Gerber Abraham Steppacher in Haus 8 oder die Familie der Binswanger in der Judengasse 22. 1820 wurde ein jüdisches Schulhaus und hernach ein (neues) Tauchbad (Dauche) gebaut, welche die bisherigen Provisorien ersetzten. Die genauen Standorte zu lokalisieren war eine knappe halbe Stunde vor dem Anpfiff des FIFA-WM-Endspiels zwischen Deutschland und Argentinien nicht möglich – und letztlich auch egal.

Jüdischer Friedof Osterberg Eingang Entrance Jewish cemetery

steiler Aufgang/Eingang des etwas versteckt liegenden Friedhofs

Jüdischer Friedhof Osterberg

abandoned Jewish cemetery of Osterberg

Jüdischer Friedhof Osterberg Jewish Cemetery

בית קברות יהודי באוסטערבערג

Es gab drei zusammenhängende Judengassen in Osterberg. Knapp hundert Meter Luftlinie von der Judengasse entfernt (siehe Karte oben), am steil aufsteigenden Waldrand erlangte die Gemeinde im Juli 1802 auch einen eigenen, „40 Quadratschuh“ (ein bayerischer Schuh maß 29.72 cm) großen, ursprünglich umzäunten, jetzt aber ummauerten Begräbnisplatz. Es sind nur wenige Grabsteine erhalten geblieben und von diesen haben nur einige noch identifizierbare hebräische Inschriften. Am bekanntesten ist der offenkundig in der Nachkriegszeit restaurierte Stein der Blimle Binswanger (geb. Götze), deren Gatte Moses Binswanger am jüdischen Friedhof von Kriegshaber/Pfersee begraben liegt.

Bluemle Binswanger Grabstein jüdischer Friedhof Osterberg

מצבה של בלימלא בינסוונגר בבית הקברות יהודי בכפר הבווארי אוסטערבערג

Osterberg jüdischer Friedhof Grabstein Schimschon haKohen

Hebräischer Grabstein Osterberg jüdischer Friedhof

Osterberg Jewish cemetery

Osterberg jüdischer Friedhof Grabstein

Hebrew gravemarker Jewish cemetery Osterberg Bavaria


Kriegshaber Gieseckestrasse

June 16, 2014

Kriegshaber GieseckestrFormer Jewish house in Kriegshaber, Giesecke Str.

בית יהודי עתיק בגריסהבר אוגסבורג


Mering

March 10, 2014

Mering is a small townlet of some 14.000 people in the Landkreis-district of Aichach-Friedberg and about 10 miles south from the old city of Augsburg, where next to Rote Tor was the first train station in 1837. Also Mering was one train stop on the way to Munich, when the Augsburg – Munich railway had been the first overland railroad. Since  rails as well as the engines were brought by Augsburgs Jewish banker Isidor Obermayer from England there of course are  a number of more in depth relationships and connections.

MeringSt. Michael church with Torhaus in Mering

Mering coat of arms Wappenschildcoat of arms at former benefice house

Mering altes Hausבית ישן במערינג בדרום אוגסבורג


Schwäbische Tracht um 1840

June 10, 2013

Yehuda Shenef Krumbach Schwaben

Traditional Jewish garment in Huerben/Krumbach, June 2013

(Augsburg and Bavarian, former Austrian Swabia, ca. mid 19th century)

Auch wenn eher in seltenen Fällen historische Vorlagen zugrunde liegen, erleben Trachten seit einigen Jahren eine Art Renaissance. Dirndl und Lederhose sind gewissermaßen bayerische “Markenzeichen” geworden und als solche verstanden, gleich ob es sich bei der einen Tracht überhaupt um eine bayrische handelt, in China und Pakistan hergestellt wurde. Ähnlich wie beim Karneval, zu Weihnachten oder im Fußball-Stadion handelt es sich auch hier eher um eine Art von „Event-bezogener“ Ausstattung: der Pirat, der Araber,  der Weihnachtsmann, das Schweinsteiger-Trikot, die Dante-Perücke, sie vermitteln temporäre Identitäten, die man an- und ausziehen kann. Genauso verhält es sich mit Dirndl und Lederhosen zum Besuch am Oktoberfest oder in jedem beliebigen Kirmes-Bierzelt. Wie beim Bier kann es im Moment “lustig” sein, wird aber auf Dauer schnell zu viel …

Eher selten hat Tracht etwas mit Geschichte im engeren Sinne zu tun und scheinbar so gut wie nie etwas mit Juden, die als schwäbische Nachbarn ja über ein Jahrtausend lang mit den Christen Tür an Tür mit den Christen lebten und nicht nur in Bezug auf Speisen, Musik, Baustilen, Literatur und vielem anderen den gleichen Moden unterworfen waren, sondern eben auch in Bezug auf die Kleidung. Natürlich unterließen es weder Juden noch Christen bei Bedarf spezifische Akzente zu setzen. Das gute Gewand des Christen diente natürlich dem Kirchgang, während der Jude seine beste Kleidung für den Besuch der Synagoge am Schabbes vorbehielt und entsprechend gestaltete sich die Ornamentik, wo sie nicht neutrale, natürliche Motive aufgriff, der eigenen Symbolik.

hebräisch Initialien schwäbisch tracht hemd

Yehuda Shenef Jewish Swabian garb Schwäbische Tracht

Jüdisch schwäbische Tracht, Juni 2013

 Mitte 19. Jahrhundert, bayrisch, vormals österreichisch Schwaben

PS: Um keine Verwirrung aufkommen zu lassen über “bayrische ” Lederhosen bei Juden: die ältesten Belege für den Gebrauch von Lederhosen als solchen, stammen aus Persien, dort dienten sie bereits vor über 2500 Jahren als Werkshosen für Land- und Bergwerksarbeiter. Gut möglich dass bereits Mordechai (Nehemia) aus der biblischen Ester-Geschichte Lederhosen trug, jedenfalls ist daran rein gar nichts originär “bayrisch”. Die moderne Tracht freilich wurde von Juden wie Frey und Wallach geprägt und massentauglich.

Schwäbische Tracht Lederhose Yehuda Shenef

Jews wearing Lederhosen? Yes, of course.  The earliest documentation on leather trousers come from Persia. About 2500 years ago it was the working cloths of miners and rural worker. So you can imagine Mordechai in the biblical book of Esther wearing Lederhosen.

Margit Hummel Friedberg schwäbische Tracht Herren

 garbs were designed and taylored by master-tailoress

Entworfen und geschneidert von Margit Hummel of Friedberg/Bayern:

http://trachtenschneider.wordpress.com/

hats by courtesy of / Hüte mit freundlicher Unterstützung von

Mrs. Monika Höde, Trachtenberatungsstelle im Landauerhaus, Hürben/ Krumbach

http://www.bezirk-schwaben.de/trachten/

Pictures were shot yesterday 9th of June 2013 at “Schwabentag” in Krumbach, were we also joined the fashion parade as well as the folk dancing.


Der jüdische Friedhof im Bayrischen Neu-Ulm

February 8, 2013

 

Neu-Ulm Friedhof (70)Fountain at municipal cemetery Neu-Ulm

Neu-Ulm entstand um 1810 nachdem die Donau zum Grenzfluss wurde, die Königreiche Bayern und Baden-Württemberg trennte und Ulm letzterem zugeschlagen wurde. Auch in der bayerischen Neustadt gründete sich eine jüdische Gemeinde, die zur Jahrhundertwende etwa einhundert Menschen umfasste. Im Laufe der Zeit besaß sie verschiedene Bethäuser, jedoch war die Gemeinde, die dem Rabbinat von Ichenhausen zugeordnet war, zu klein, um sich den Bau eines eigenen Synagogengebäude leisten zu können. Der städtische Friedhof an der Reuttier Straße (/Zypressenweg) wurde zwar bereits 1861 eingeweiht, jedoch stammen die ältesten (noch lesbaren) Grabinschriften der jüdischen Abteilung beim Leichenhaus aus den Jahren 1881 und 1882. Das mit Hecken eingegrenzte Areal umfasst mittels Google Earth gemessen etwa 22 mal 15 m, also ca. 330 m². Die letzten drei Begräbnisse stammen aus den Jahren 1995 (Schaja Nowak), 2000 (Oskar Fürsetzer) und 2003 (Chaim Weinberg).

Neu-Ulm Friedhof (19)

Jüdischer Friedhof Neu-Ulm Jewish Cemetery

Am Eingang des jüdischen Friedhofs gibt es eine weiße Säule mit der dreizeiligen Inschrift “RUHESTÄTTE JÜDISCHER MITBÜRGER” in Großbuchstaben. Daneben befand sich beim Besuch am 6. Februar, eine wahrscheinlich anlässlich des sog. “Holocaust-Gedenktags” am 27. Januar aufgestellter grüner Kranz mit rötlichen Blumen. Auf dem blau-weißen Band wurden zur Widmung goldfarbene Buchstaben aufgesteckt: „Stadt Neu Um – Der Oberbürgermeister“. Wohl in der Aufregung muss den Machern entgangen sein, dass die Stadt eigentlich „Neu ULM“ heißt, bzw. dass das L ausgelassen wurde. Das bekannte Sprichwort wird damit jedenfalls auch nicht einfacher:

Oberbürgermeister Neu-Ulm Kranz Jüdischer FriedhofIn Um, um Um, um Um herum …“

Belegt sind nur etwa zwei Drittel der Fläche, im wesentlichen in fünf Grabreihen, die nordöstlich, bzw. südwestlich nach Dillingen, Prag und Warschau, bzw. Bern und Madrid ausgerichtet sind. Insgesamt gibt es etwa 40 erkennbare Grabstätten, wovon 37 Personen namentlich lesbar sind. Vier oder fünf Grabplatten sind vollständig mit Moos und/oder Gestrüpp überwachsen und konnten bei Schneetreiben und Dauerfrost nicht identifiziert werden.

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts schlossen sich viele Neu-Ulmer Juden der jüdischen Gemeinde in Ulm an. 1933 lebten noch etwa dreißig Juden in Neu-Ulm. Der Grabsteininschrift nach starb Berta Bauland (geb. Levi) im Alter von 74 Jahren am 10. November 1938 – was womöglich kein zufälliges Datum sein wird. Ihr Ehemann Max Bauland war bereits elf Jahre zuvor am 13. Juli 1927 gestorben. Berta Bauland ist wahrscheinlich die letzte Jüdin, die vor dem Weltkrieg hier bestattet wurde. Erst in den letzten Jahrzehnten gab es wieder drei Bestattungen: 1995 (Schaja Nowak), 2000 (Oskar Fürsetzer) und 2003 (Chaim Weinberg).

Jüdischer Friedhof Neu-Ulm

Jewish Cemetery Neu-Ulm

Abgesehen von der jüdischen Abteilung am städtischen Friedhof erinnert heute nichts an die Geschichte der Juden in Ulm.

Eine ausführlichere Beschreibung des Friedhofs folgt demnächst.


Der jüdische Friedhof im schwäbischen Harburg

September 27, 2011

Der jüdische Friedhof im schwäbischen Harburg wird auf das Jahr 1671 datiert und wurde 1833 erweitert. Der Überlieferung gemäß wurden 1744 und 1800 Holzgrabmale von plündernden Soldaten verfeuert, jedoch scheinen keine Aufzeichnungen darüber zu existieren und sich hernach niemand um Ersatz bemüht zu haben. Wie an andere Stelle schon erwähnt, beschloss die jüdische Gemeinde jedoch 1902 Nummerierungen, um künftig beschädigte Grabsteine erneuern zu können, was heute, wo in den meisten Orten keine jüdische Gemeinden mehr existieren der Verfall sozusagen als gewolltes Ideal angestrebt wird, offenbar keine Option mehr ist.  Am Friedhof befindet sich ein Taharahaus und etwa 250 häufig bereits zerbröckelnde Grabsteine und eine Reihe von kleinen, offenbar unbemerkten Fragmenten, die aus der Erde herausschimmern. Ältere Grabsteine vor dem 19. Jahrhundert sind offenbar nicht mehr vorhanden.

Eine Reihe der Grabsteine wurden bereits 1996 von Rolf Hofmann und Meir Jacoby fotografiert und dokumentiert. Zudem gibt es beim „Harburg Project“ auch eine Dokumentation der noch restlichen Grabsteine, die freilich nicht immer mit ihrem ursprünglichen Stellplatz übereinstimmen müssen.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20111/CEM-HAR-GRAVELIST.pdf

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20111/CEM-HAR-MAP.pdf

see also: http://www.alemannia-judaica.de/harburgproject.htm

The Jewish Cemetery near beautiful small Bavarian Swabian town of Harburg and within the sight of the remarkable old castle, regarded as one of the best preserved in Bavaria, today only has some 250 of its old grave markers, which however crumble away.

The small house next to the northern wall of the cemetery is a rather new one and accomodates separated water closets for men and women, used when the annual “Bock-Fest” is hold end of June, which includes rock concerts, oldie nights, tug war contests,  show booths, Christian worship servives, helicopter flights, and of course lots of sausages and beer..

 

Many thanks to Mrs. Sigi Atzmon and Mr. Friedrich Thum from Harburg, who provided us access to the cemetery.

 

 


Zur jüdischen Geschichte in Ingolstadt

April 22, 2011

Teil 1:

Die älteste erhaltene namentliche Erwähnung Ingolstadts wird in das Jahr 806 datiert, doch die eigentliche Stadtgeschichte begann erst mit den Wittelsbachern um die Mitte des 13. Jahrhunderts und der bald darauf beginnenden Befestigung der Stadt. Die ersten Notizen über Juden in Ingolstadt gehen auch auf die Zeit der Stadtgründung durch Herzog Ludwig II zurück. Gemäß den Angaben Arno Friedmanns, 1934 am jüdischen Friedhof in Ingolstadt bestattet, besagt eine Ingolstädter Urkunde des Jahres 1322, dass sich vier Vertreter der jüdischen Gemeinde in der Stadt dazu verpflichten, sich am Bau der Stadtmauer zu beteiligen. Namentlich genannt werden dabei aber fünf: „Gutman“ ,“ Jacob“, „Lamb“, „Göschel“ und „Genenl“. Der Name Göschel wird allgemein auf „Gothe“ zurückgeführt, was aber (auch) im (zeitlichen) Kontext wenig Sinn macht. Die nahverwandte Form Gössel, auch als jüdischer Personenname belegt, wird auf den geläufigeren Jossel bezogen, der wiederum auf den biblischen Josef (יוסף) zurückgeht. Lamb ist eine öfter anzutreffende Form von Lamm, später auch als Familienname belegt. „Genenl“ wäre bestenfalls als „Genendl“ (גענענדל, גנענדל) denkbar, aber wäre geläufiger als „Gnendl“ der Name einer Frau. Max Weinreich leitete den Namen vom bei Lexer gefundenen „genanne“ (ge-namme) ab, in der Bedeutung „Freundin“. Zugrundliegen könnte freilich auch hebräisch גנן (genan) für „Garten“, womit Gnendl in etwa „Gärtchen“ wäre, vielleicht in Anspielung auf „Eden“. Im heutigen Hebräisch sind die entsprechenden weiblichen Namensformen „Gana“ (גנה) und „Ganit“ (גנית) recht geläufig.

Wie auch immer, erinnert das Arrangement von 1322 an den Vertrag der Augsburger Juden mit den Räten der Stadt aus dem Jahre 1298. Auch hier traten eine Zahl von Juden für die gesamte Gemeinde auf und gaben eine entsprechende Verpflichtung ab, baulich tätig zu werden. Es ist denkbar, dass man in Ingolstadt der Augsburger Vorlage folgen wollte, da dort die Erfahrungen für alle Seiten positiv waren – die Stadtmauer wurde gebaut, das Stadtgebiet erweitert und die Juden hatten einen vor äußeren Angriffen geschützten Friedhof. In Augsburg erinnerten noch lange Zeit später noch Namen wie „Judenturm“ und „Judenwall“ an die bauliche Leistung im Rahmen der Stadterweiterung um 1300. Es ist folglich nicht zu viel spekuliert, wenn man davon ausgeht, dass auch in Ingolstadt „Judentörl“ und „Judenturm“ eine entsprechende enge Bewandtnis zum Bau haben dürften.

Etwa zur selben Zeit wurde auch geregelt, dass Juden in Ingolstadt auf ein Pfund Pfennige die Woche 2 Pfennige Wucher (also Zins) nehmen durften, von auswärtigen Schuldnern gar 3 Pfennige pro Pfund und Woche. Ein Pfund Pfennige oder Pfund entsprach einem Gulden (fl.) oder in anderen Gebieten auch der Mark und unterteilte sich bei zahlreichen regionalen Abweichungen in 20 Schilling oder 240 Pfennige (anderswo in entsprechend viele Heller). Zwei von 240 Pfennigen entsprechen dem 120. Teil in einer Woche (0.8 %), auf ein ganzes Jahr berechnet würde dies einem jährlichen Zinssatz von über 40 % (bzw. 65 % bei Auswärtigen) entsprechen.

Ein aktueller Bankkredit zudem neben Zinsen ggf. noch Nebenkosten wie Kreditversicherungen und Gebühren kommen können ist gewiss billiger zu haben, aber auch nicht der passende Vergleich zu einem mittelalterlichen Geldgeschäft, die – mangels etablierter Banken und ohne allgemein verbindliche Rechtsansprüche – zum einem in der Regel schnelle Termingeschäfte waren und zum anderen auf fremden Risikokapital beruhten. Es wurde in aller Regel nur kurzfristig geliehen und wer sich nun als Ingolstädter also 240 Pfennige für ein, zwei Wochen lieh (nicht selten mit einem Pfand als Sicherheit), gab dann fristgerecht eben 242 oder 244 zurück, usw. Der Leiher unternahm zwischenzeitlich auch Geschäfte und machte meist über den Ankauf und Verkauf von Waren ein Geschäft, dass er ohne das Risikokapital nicht tätigen konnte.

Der passende Vergleich wäre heute also ganz sicher nicht der Bankkredit, sondern (noch immer) die Pfandleihe.

Aktuelle Internetseiten deutscher Pfandhäuser geben datailliert Aufschluss über die anfallenden Gebühren. An Kosten für den Pfandkredit entstehen in der Regel 1 % der Summe pro Monat, sowie 2 % Unkostenvergütung pro Monat, macht zusammen also 3 % pro Monat auf die für das abgegebene Pfand ausgeliehene Summe . Wenn man dies aufs Jahr rechnet ergibt sich auch da 36 % Jahreszins. Da dies nur ein eher günstiges Beispiel ist und einige Anbieter weit höhere Gebühren (das Wort Zins wird – wie bei Banken – allgemein gerne vermieden) verlangen, gibt das Stadtamt Bremen beispielswiese eine Größenordnung von 25 – 100 % „auf das Jahr umgerechnet“ an. Nimmt man diese ganz aktuellen Pfandleihe-Beispiele aus Deutschland, stellt man fest, dass die mittelalterlichen jüdischen Pfandleiher, wie etwa jene aus Ingolstadt, auch heute noch eher am unterem Ende der Preisskala  liegen würden, obwohl die rechtliche Absicherung für den Geldleiher heute eine ungleich bessere wäre. Zusätzlich zum ursprünglichen Pfandgeschäft kann man heute bei Zahlungsschwierigkeiten aber auch noch Teilbeträge zurückzahlen und die Restsumme als neue Pfandleihe berechnen, wodurch die Kosten natürlich insgesamt steigen. Erfolgt in sechs Monaten keine Zahlung wird das Pfand versteigert. Das war – bei abweichenden Regelungen in den Stadtbüchern einzelner Städte – auch im Mittelalter wenig anders. Wer also die Idee verfechten will, dass die von jüdischen Pfand- und Geldleihern verlangten Zinsen zumindest nach heutigen Maßstäben tatsächlich “Wucher” wären, liegt falsch und sollte sich über die heute gängigen nichtjüdischen Gebühren zeitgenössischer Pfandleihen und über Wesen, Vor- und Nachteile des Pfandgeschäfts im allgemeinen informieren und dann weiterreden, falls es dann noch Bedarf gibt.

1348 kam es auch in Ingolstadt zu Angriffen auf die Juden, wozu Details sicher interessant wären, da vielerorts ja die Jahreszahl alleine zu genügen scheint, um „alles“ zu erklären. 1355 sind wieder Juden in Ingolstadt verzeichnet, doch bereits 1384 wurden sie aus der Stadt gewiesen. Eine im Stadtarchiv Ingolstadt erhaltene auf das Datum des 15. Juli 1397 datierte Pergament – Urkunde  (Urk A 238) berichtet über eine Schenkung Stefan Pfalzgraf und Herzog von Bayern (= Herzog Stefan III., 1337-1413, von 1392-1413 Herzog von Bayern-Ingolstadt, genannt „der Kneißl“, bzw. der „Prächtige“), Enkel Kaiser Ludwig des Bayern (1282-1347). Stefan schenkt dem Rat und den Bürgern von Ingolstadt die Judenschule, den Judenhof und „etliche andere Häuser“, die (1384 wohl) „freigeworden“ waren, und zwar zum Bau einer Kapelle. In dieser soll sodann eine von ihm finanzierte tägliche Messe (eine Art Bittgebet) abgehalten werden und der dafür vorgesehene Kaplan (eine Art Unter – Pfarrer) mit dem merkwürdigen Namen „Hans der Eseltreiber“ soll zusätzlich noch „steuerfrei“ das Haus gegeben werden, das zuvor der „Rigklinn“ gehört hatte.

 Im Wortlaut: „Wir Stephan von Gottes Gnaden Pfalzgraf bey Rein und Herzog in Bairn … bekennen offennlich mit dem Brieff für Unns und Unnser Erben und Nachkommen, das Wir angesehen haben die die vergengklichen Zeit aller irdischen Ding und die beleiblichen und himlischen, das pillich ain ieglich Christenmensch auffs ewigs bedennckt in Entweichung des unbeleibenden. Wann Wir nu newlichen drey ewig Mess gestift haben aus Unnser Statt Stewr ze Ingolstat, die man bisher gehabt hatt in der Pfarkirchen doselben, und nu auch die Juden von derselben Unnser Stat entwichen sind, so haben Wir Gott ze Lob und und seienr lieben Muter und allen Hailigen zu Eer und auch durch vleißig Gebet Unnser lieben getrewen des Rats und der Burger gemainlich zu Ingolstat, und derselben Unnser Stat ze Wird und Eere, die egenannten Juden Schul und Juden Hof gegeben zu rechten Aigen ain Capellen daraus und darauff ze stiften und ze bawen, die Unnser egenannt lieb getrew der Ratt und die Burger gemainlich zu Ingolstat stiften und bawen sollen in Unnser Frawen Eer. Und darein haben Wir der egenannten dreier Mess aine, nemlich die Hanns der Eßeltreiber Unnser eltister Capplan jetzo hatt zu einem Anfang geschickt und und geordent, das die ewiglich darinn gehabt soll werden teglichen auff die Zeit und in der Mass als dann nach Rat erfunden würt, und demselben Capplan haben Wir zu ewiglich vermacht das haws, das da der Rigklinn gewest ist, mit seiner Zugehörung und stewrfrey für ein rechts aigen, unverzigen des Zinnss, der von daraus gat. Und also mainen und wollen Wir, das solch Unnser gab und ordnung ewiglich also bestee und beleib one meniglichs Irrung und minderung trewlich und on geverde. Urkund dies Brieffs der geben und mit Unnsernanhangenden Insigel besigelt ist zu München an Suntag nach Sant Margarethen Tag nach Christi Geburt 1397

(zitiert nach „Geschichte des uralten königlichen Maierhofes Ingolstat, izt der königlich bayerischen Hauptstadt Ingolstadt von ihrem ersten Ursprunge …“, (Mederer / Huebner) Ingolstadt 1807, S. 92-93)

Ob „Rigklinn” (Ricklin ?), die frühere Besitzerin eines Hauses im jüdischen Viertel von Ingolstadt selbst Jüdin war, wird zwar offenbar überall vorausgesetzt, bleibt aber unklar. Die Urkunde wird auf das Jahr 1397 datiert, während die Juden, die dem Wortlaut gemäß „entschwunden“ waren, dem Vernehmen nach bereits 1384 die Stadt verließen. Dies würde bedeuten, dass das Haus zum einem seit 13 Jahren leerstand und zum anderen, dass eine Jüdin über diese Zeit dem Herzog besser im Gedächtnis geblieben wäre als der vor Ort tätige Kaplan, der etwas eigenartig als „Hans der Eseltreiber“ umschrieben wird. Unklar scheint auch, warum nun, 13 Jahre nach dem „Entschwinden“ der Juden Anlass für das Schreiben gegeben war. 1405 so weiß man, kehrten Juden in die Stadt zurück. Beanspruchten sie damals den früheren jüdischen Besitz, den sie zurücklassen mussten? War es deshalb empfohlen eine rechtliche Urkunde vorweisen zu können oder wurde sie wegen einem anderen Anlass in diese Zeit zurückdatiert?

Unter den Lokalhistorikern scheint es umstritten zu sein, ob an diesem Platz überhaupt eine frühere Synagoge bestanden hat. Einem Zeitungsbericht der Neuburger Nachrichten vom 18. Sept. 2007 zufolge ergaben archäologische Grabungen am heutigen Viktualienmarkt „nicht die Spur einer Synagoge“ , während der Heimatkundler Theodor Straub sich ganz sicher ist, dass die „Schuttermuttergotteskapelle“ anstelle der früheren Synagoge war.

Wurde die „Judenschule“ zur Kapelle umfunktioniert oder wurde sie abgerissen und durch einen Neubau ersetzt? Ist die Schule mit dem jüdischen Bethaus, der Synagoge identisch oder gab es wie an vielen anderen Orten auch getrennte Räumlichkeiten, insbesondere dann wenn Rabbiner am Ort ein eigenes talmudisches Lehrhaus unterhielten, wie das längere Zeit im mittelalterlichen Augsburg der Fall war. Weder ein Abriss noch eine Konversion sind unzweifelhaft. Ebenso möglich ist, dass 1405 ein Gebäude als Synagoge genutzt wurde, dass auch vorher schon diesen Zweck erfüllte, letztlich ist das heute kaum zu entscheiden und genau genommen auch ohne ernsten Belang, da eine ehemalige Synagoge in jüdischer Sicht keine Relevanz zukommt. Es handelt sich nicht um einen magischen Ort, sondern um einen Ort des Gebets, der durch die Präsenz der Thora geheiligt wird. Relevanter wäre die Frage ob die Bezeichnung “Judenhof” auf einen mittelalterlichen jüdischen Friedhof anspielen könnte.

Am verdächtigten Ort wird heute jedenfalls Ingolstädter Bier ausgeschenkt, was angesichts der zahlreichen bierlosen aber –ernsten „Gedenkstätten“ eine willkommene und gelungene Abwechslung ist.

There still is a somewhat controversial debate over the question if the “Schuttermutter” church (Schutter is a Danube tributary) of after 1384 was established instead of a former synagogue, whether the synagogue was demolished before or simply was converted or if there was a synagogue at all. A deed from Munich dating 1397 indicates that the property of the “vanished” Jews – a Jewish school (Juden Schul), Jewish court (Juden Hof) and “several houses” was granted by the Herzog to the council and Burger of Ingolstadt. But is remains unclear where exactly the synagogue was located. But more relevant would be the question if “Judenhof” (Jews court, not necessarly in a legally meaning – Judenkirchhof for instance was a widely used term for medieval Jewish cemeteries). At Viktualienmarkt however there now are a number of kiosks which over food and beer, what at summerly wheather is recommended to all visitors.


די ייִדיש סעמעטערי פון אַוגסבורג וועט זיין אַ מיסט פּלאַץ

October 2, 2009

עס איז קיין גוטע נייַעס. די אַלט ייִדיש סעמעטערי איז גענוצט ווי מיסט דאַמפּ און נאָבדוי קאַרעס וועגן דאָס. אַלע וויכטיק מענטשן און אַטאָראַטיז קוק אַוועק – זיי זענען צופרידן אָן געשיכטע, זיי זענען צופרידן אָן צוקונפֿט…
אַ מיסט פּלאַץ

אַ מיסט פּלאַץ

וי די נייַ יאָר הייבט עס איז קיין האָפענונג פֿאַר די יזאָוון פון קריעגשאַבער יידנטום.
Müllplatz jüdischer Friedhof

Müllplatz jüdischer Friedhof

    אוגסבורג - בית הקברות היהודי הופך מזבלה

אוגסבורג - בית הקברות היהודי הופך מזבלה

די בילדער זענען פֿון נעכטן.
The Jewish Cemetery of Pfersee / Kriegshaber agains turns into a garbage dump while the ***  responsible authorities look away