„Augsburger Synagoge in trüben Zustand“

August 22, 2013

Zeitungsbericht vom 25. August:

Augsburger Synagoge in trüben Zustand

Die Synagoge, über deren unerfreuliche Situation hier berichtet werden soll, ist nicht die moderne und prächtige Synagoge der Stadt Augsburg, in der Halderstrasse, sondern die viel ältere und kleinere Synagoge einer Vorstadt namens Kriegshaber. Da in Kriegshaber – das in der Vergangenheit einmal zahlreichen Juden Zuflucht bot, wann immer sie aus dem größeren Augsburg vertrieben wurden – jetzt keine Juden mehr leben (und auch die die Augsburger Gemeinde stark zusammengeschrumpft ist), kümmert sich eigentlich niemand mehr um die Kriegshaber-Synagoge, zumal diese nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von der IRSO (Jewish Restitution Successor Organization) an die Stadt verkauft worden war.. Die Stadt, reguläre Eigentümerin des Gebäudes, benutzt dieses als Abstellraum und Gerümpelkammer, wogegen rechtlich nichts, moralisch aber sehr viel einzuwenden ist. Die kleine jüdische Gemeinde Augsburg hat durch ihren Vorstand bereits untersuchen lassen, wie man den jetzigen unbefriedigenden Zustand ändern könnte. Auch die unter dem Vorsitz von Professor Werner Cahnmann (New York) stehende Rashi Association „zur Erhaltung jüdischer Kulturdenkmäler in Europa“ hat eingegriffen und sich an das Kulturdezernat der Stadt Augsburg mit der Bitte gewandt, die Kriegshaber Synagoge mitsamt den angebauten „Judenhäusern“ (die Verschachtelung der Bauwerke ist einer der Gründe für die schwierig zu klärenden Rechts- und Eigentumsverhältnisse) unter Denkmalschutz zu stellen – eine Bitte, der sich der „Aufbau“ gerne anschliesst. Die Synagoge hat historischen Wert, und es sollte naheliegen, sie in ein Museum oder eine Denkstätte ähnlicher Natur umzuwandeln. Viele Juden, die in Kriegshaber (der Name setzt sich zusammen aus „Gries“ = Sand und „Haber“ = Hafer) im Mittelalter Asyl fanden, nahmen später den Ortsnamen als Familiennamen an: Juden namens Grieshaber leben heute in aller Welt. Das Bayerische Landesamt für Denkmalschutz in München, das schon in vielen Fällen tätig geworden sät, sollte sich der Situation in der Vorstadt von Augsburg einmal annehmen. H. St.

Synagoge Kriegshaber FensterAlte Fenster der Kriegshaber Synagoge (Juni 2013)

Der obige Zeitungsbericht erschien bereits am 25. August 1978 im “AUFBAU” (S. 17), ist also bereits 35 Jahre alt. Obwohl es anders als damals ausreichend Juden in Augsburg geben würde, wird das Gebäude seit einiger Zeit tatsächlich zu einem Museum umgebaut. Freilich wird es sich noch zeigen müssen, ob es sich ausgeht mit der Absicht der Eröffnung im Herbst.